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Feng Shui

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Fēngshuǐ. Audio.

Fēngshuǐ (Kurzzeichen: 风水 Langzeichen: 風水 = Wind und Wasserlauf) ist eine Lehre, die Räume in Harmonie mit ihrer Umgebung zu bringen versucht. Ursprünglich handelte es sich beim Feng Shui um Geomantie. Nach der traditionellen Deutung soll man mit Feng Shui „die Geister der Luft und des Wassers geneigt machen“ können. Aussprachehinweis: wie „Fung Schwej“ (wie in „Soldat Schweijk“ oder „Ey, geh da weg!“). Richtige deutsche Schreibweisen nach Duden: Fengshui und Feng-Shui.

Die Umwelt ist der Fēngshuǐ-Lehre zufolge ein Netzwerk von Orten, das einen großen Komplex von körperlichen, emotionalen, intellektuellen und spirituellen Interaktionen unterstützt. Das Land ist lebendig und angefüllt mit Energie. Feng Shui ist eine alte taoistische Vision und Naturerfahrung; die Idee, dass das Land gefüllt ist mit Energie, Leben und Kraft. Alles, was wir wahrnehmen, ist ein Spektrum der Vitalität. Es geht dabei um die Erhaltung der empfindlichen Balance der Natur. Architektonische Formen und Farbgestaltung haben einen großen Einfluss auf die Befindlichkeit und das Sozialverhalten.

Feng Shui hat beispielsweise die chinesische Gartenkunst maßgeblich geprägt. Die Prinzipien des Feng Shui können auch bei Zimmereinrichtungen, Hausarchitektur und Landschaftsgestaltung berücksichtigt werden. Die Raumgestaltung erfolgt aufgrund verschiedener Regeln, welche sicherstellen sollen, dass so genannte verstockte Energien sich nicht in diesen Räumen festsetzen können und der Fluss des Qi (vergleichbar mit dem indischen Prana oder allgemein der universellen Lebensenergie) angeregt wird. So werden beispielsweise harte Kanten vermieden, und es wird generell auf symmetrische Anordnungen geachtet.

Der Grundgedanke hinter Feng Shui ist: Der Mensch hat Einfluss auf seine Umgebung, aber die Umgebung hat auch einen Einfluss auf den Menschen. Nach der Feng-Shui-Lehre ist zum Beispiel die günstigste Lage eines Wohnhauses auf halber Höhe eines Berges/Hügels, an einem Südhang, mit Aussicht auf Wasser. Wasser als Springbrunnen oder künstlicher Teich spielt im Feng Shui eine große Rolle, da Wasser als Aufnahmemedium und mithin als von negativer Energie reinigend aufgefasst wird.

Eine wichtige Rolle spielt im Feng Shui neben der Yin und Yang-Lehre und den nach den Himmelsrichtungen ausgerichteten Acht Trigrammen auch die Fünf-Elemente-Lehre. Feng Shui ist auch im modernen China noch sehr stark verbreitet, und praktisch jedes größere Bauvorhaben wird von einem Feng-Shui-Meister beraten. Seit einigen Jahren erfahren die Lehren des Feng Shui auch zunehmendes Interesse in der westlichen Architektur und Innenarchitektur.

Durch rationale wissenschaftliche Methoden ist die Idee eines Energieflusses (Qi), der durch die räumliche Anordnung von Möbeln oder die Hausarchitektur gelenkt werden kann und für Wohlstand, Glück, Gesundheit und Kreativität sorgt bzw. unerwünschte Dinge vermeidet, nicht nachvollziehbar; sie wird daher von vielen Menschen als Aberglaube abgelehnt. Feng Shui beinhaltet jedoch auch nachvollziehbare Aspekte der Harmonielehre und der Verhaltensbiologie: Menschen sitzen, wie auch soziobiologisch erklärt werden kann, etwa nicht gerne mit dem Rücken zur Tür, bevorzugen in Restaurants Tische am Rand (oder noch besser in der Ecke), empfinden bestimmte Farben, Formen oder Materialien als harmonisch und angenehm oder als unangenehm.

Feng-Shui

Feng Shui umfasst verschiedene Gebiete wie das Landschafts-Feng Shui und das Wohn-Feng Shui. Bei einer vollständigen Beratung sollten folgende, wichtige Aspekte berücksichtigt werden, um für den Menschen ein gesundes Umfeld zu schaffen:

Der Glauben an das Chi. Chi ist die wichtigste Grundlage des Feng Shui. Chi ist die unsichtbare Lebensenergie, die überall um uns, in jedem Wesen und jeder Zelle fließt. Sie ist die Energie, die alles belebt und auch gestaltet. In Japan wird sie Ki, in Indien Chi und bei uns wird sie Odem oder Lebensenergie genannt. Die Aufgabe eines Feng Shui Beraters ist es die Bewegung des Chi zu erkennen, zu harmonisieren und zu steigern. Eine hohe Ansammlung von Chi hat oft zu überraschenden Ergebnissen bei Gesundheit, Harmonie und Erfolg des Menschen geführt.

Die Lehre von Yin und Yang. Die aus dem Taoismus stammende Lehre fördert das Gleichgewicht zwischen allen Gegensätzlichkeiten wie zum Beispiel den Yangbereichen, also den aktiven Bereichen wie Arbeits- und Wohnzimmer und den Yinbereichen, den Ruhebereichen wie das Schlafzimmer und der Meditationsraum. Jeder Bereich wird auf seine Funktionalität abgestimmt und die Anordnung der Räume harmonisch gestaltet. Die Lehre der 5 Elemente. Die Energie wird nun nicht mehr auf zwei, sondern auf fünf Ebenen analysiert und ausgeglichen. Hier ist das Wissen um die Auswirkung von Farbe, Form, Maßen und Klang auf den Menschen sehr wichtig. Der Ausgleich des Ortes kann durch die Anordnung und das Anbringen von Objekten, Farben oder Abhilfen durchgeführt werden.

Die Kompasslehre. Die Sonne ist ein großer Energieträger und jede Himmelsrichtung hat seine eigene Energie. Der Norden ist zum Beispiel die ruhigste Himmelsrichtung und der Süden die Aktivste. Dementsprechend sollte die Anordnung der Räume nach Ihrer Funktionalität optimiert werden.

Die Lehre der Fliegenden Sterne oder auch Flying Stars genannt. Es ist die Lehre der Einflüsse unseres Sternensystems über den Bezug zu unserem Haus oder Wohnung auf den Menschen. Positive Einflüsse können verstärkt und negative geschwächt werden. Dieser Text stammt mit freundlicher Genehmigung aus der webseite: www.feng-shui-atelier.de

Klassisches Feng-Shui
Im klassischen Feng Shui werden die Himmelsrichtungen am Haus mit Kompass gepeilt und auf den Hausgrundriss übertragen. Das klassische Feng Shui geht davon aus, dass die magnetischen Erdkräfte immer und unabhängig vom Menschen wirken. Der Mensch kann diese erkennen und entsprechend nutzen.
Das klassische Feng Shui ist je nach Ursprung anders geprägt. Das Feng Shui aus Hongkong unterscheidet sich vom Feng Shui aus Malaysia oder Taiwan.
Das Neo-Feng-Shui richtet die Himmelsrichtungen nach dem Hauseingang oder Wohnungstüre aus. Daher stimmen die Richtungen und Bereiche nicht zwingend mit den magnetischen Erdfeld überein.

Neo-Feng-Shui ist die Weiterentwicklung des traditionellen Feng Shui - einer Jahrtausende alten Lehre, die ihre Wurzeln in der chinesischen Philosophie hat. Neo-Feng-Shui wie auch Feng Shui wird in der westlichen Welt nicht als Wissenschaft anerkannt und als Pseudowissenschaft eingestuft. In der Volksrepublik China, Taiwan und Hongkong hingegen werden Neu- und Hochbauten immer noch nach den Regeln dieser Jahrtausende alten Lehre errichtet. Mittlerweile vermischen sich im Westen, etwa bei Autoren wie Karen Kingston, Ideen des traditionellen Feng Shui mit Vorstellungen der westlichen Esoterik. Siehe auch: Geomantie

Kritik

Im alten China war Feng Shui ein Teil der taoistischen Lehre, die von der Existenz des „Qi“ ausgeht. „Qi“, der Atem des Drachen, sei eine nicht fassbare Energieform, die einen unsichtbaren Einfluss auf das Leben ausübe. In diesem Kontext war Feng Shui in ein komplexes System aus religiösen Überlieferungen, Ahnenkulten und Aberglauben eingebettet bzw. ein kleiner Teil dieses Komplexes. Feng-Shui-Meister waren angesehen, da sie eine jahrelange Ausbildung brauchten.

In Europa wird die Anwendung von Feng Shui aus dem Kontext gerissen und mit vielen esoterisch orientierten Pseudowissenschaften und Aberglaubensinhalten amalgamisiert sowie durch naive Rezeption stark vereinfacht. Es wurden, da das Konzept des „Qi“ nicht ohne religiösen Hintergrund verständlich ist, westlich-esoterische Volksglaubensinhalte wie Wünschelrutengehen oder Erdstrahlen mit Feng Shui vermengt, um Feng Shui aus dem Kontext zu reißen und es auch für Westesoteriker attraktiv zu machen. Dabei wurden wesentliche Anteile des echten Feng Shui, wie die Ahnenkulte und Geistesbeschwörungen, unterschlagen. Feng Shui widerspricht mit seiner Maxime, der Meister sage einem, wie man seine Wohnung einzurichten habe, dem in westlicher Tradition üblichen Dialog zwischen Architekten und Bauherrn. Zudem ist es mittlerweile üblich, dass sich Feng-Shui-Berater gegen Kritik immunisieren, indem sie behaupten, die kosmischen Begebenheiten zu kennen.

Die Basiskriterien des Feng Shui sind wissenschaftlich nicht haltbar. Angebliche positive Effekte auf Gesundheit oder Wirtschaft sind nicht nachgewiesen. Feng Shui hat sicherlich Anregungen zur ästhetischen Gestaltung von Wohnräumen gegeben, aber die außerhalb Chinas als Feng Shui bezeichnete Praxis wird von Kritikern als seltsames Potpourri aus chinesischem Aberglauben, europäischem Vulgärokkultismus und überkommener kritikloser Esoterik verstanden. Dazu tragen die vielen, sich regelmäßig widersprechenden Laienpraktiker und die unkritisch berichtende Zeitschriftenlandschaft mit bei.

„Feng Shui ist keine Wissenschaft, sondern füllt nur die Geldbörsen einiger Quacksalber.“ Das sagte Chen Zhihua, Professor an der chinesischen Tsinghua-Universität. Anlass seiner Kritik war die Forderung chinesischer Akademiker, einen Feng Shui-Kurs an der Universität Nanjing abzubrechen, weil er Aberglaube transportiere.

Literatur

  • Rohan Candappa: Das kleine Buch vom Feng Pfui. Durch Herumschieben von Dingen das Leben drastisch verbessern. Bauer, Freiburg 2001, ISBN 3762608059
  • Günther Sator: Feng Shui. Leben und Wohnen in Harmonie. Gräfe & Unzer, 1997, ISBN 3774214603
  • Günther Sator: Feng Shui Die Kraft der Wohnung entdecken und nutzen Gräfe & Unzer, 2005, ISBN 3774266719
  • Karen Kingston: Feng Shui gegen das Gerümpel des Alltags. Rowohlt, 2003, ISBN 3499613999
  • Karen Kingston: Heilige Orte erschaffen mit Feng Shui. 2001, ISBN 3778780255
  • Jes T. Y. Lim: Feng Shui für Büro und Business - Uraltes Erfolgswissen für die Berufswelt des 21. Jahrhunderts. Ludwig, München 2000, ISBN 3778790668
  • Guex-Joris, Tasnady, Basin, Sandoz: Die Schildkröte erreichte das Abendland. OLV-Verlag, Xanten 1999, ISBN: 3922201288
  • Feuchtwang, Stephen: An Anthropological Analysis of Chinese Geomancy. 1st print: 1974, Reprint: White Lotus Press, Bangkok, 2002, ISBN: 9789744800190