In der Analysis verwendet man Taylorreihen, um Funktionen in der Umgebung bestimmter Punkte durch Potenzreihen darzustellen. Die Taylorreihe (oder Taylor-Reihe) einer Funktion
in einem Punkt ist die Potenzreihenentwicklung der Funktion an diesem Punkt. Sie ist benannt nach dem Mathematiker Brook Taylor.
Eng verwandt mit der Taylorreihe sind die Taylor-Polynome, die im Artikel Taylor-Formel beschrieben sind.
Definition
Ist
ein reelles Intervall und
eine beliebig oft differenzierbare Funktion, dann heißt für
aus
die unendliche Reihe


die Taylor-Reihe von
mit Entwicklungspunkt
.
Im Spezialfall
wird die Taylor-Reihe manchmal auch Maclaurin-Reihe genannt.
Hierbei bezeichnet
die
-te Ableitung von
an der Stelle
(mit
) und
die Fakultät von
.
Den Ausdruck
(also die Summe der ersten beiden Terme der Taylorreihe) nennt man auch "Linearisierung von
an der Stelle
". Allgemeiner nennt man die Partialsumme

die für festes
ein Polynom in der Variablen
darstellt, das
-te Taylorpolynom, und die Taylor-Formel macht eine Aussage über ihre Abweichung (das Restglied) von der Funktion
. Aufgrund der Einfachheit der Polynomdarstellung sowie der guten Anwendbarkeit der Restgliedformel sind Taylorpolynome unverzichtbares Hilfsmittel der Analysis und der Ingenieurwissenschaften geworden.
Eigenschaften
Die Taylorreihe ist eine Potenzreihe in
. Allgemein muss sie weder einen positiven Konvergenzradius haben, noch muss sie in ihrem Konvergenzbereich mit
übereinstimmen: Die Gleichung

gilt nicht unbedingt für alle
aus
, sondern nur dort, wo die Potenzreihe konvergiert und denselben Wert wie f(x) hat. Den Namen "Taylorreihe" trägt sie aber unabhängig von ihrer Konvergenz.
Die Taylorreihe konvergiert genau für diejenigen
aus
gegen
, für die das Restglied
gegen 0 konvergiert.
Ist
selbst eine Potenzreihe mit Entwicklungspunkt
, dann stimmt die Taylorreihe mit dieser Potenzreihe überein.
Die Taylorpolynome sind Partialsummen der Taylorreihe, und wenn die Taylorreihe gegen
konvergiert, dann sind höhere Taylorpolynome automatisch bessere Näherungen, da ihre Restglieder kleiner sind. Für analytische Funktionen gibt es um jeden Wert von
stets eine Umgebung, in der diese Bedingung erfüllt ist.
Beispiele
Eine Funktion, die sehr schlecht durch die Taylorreihe approximiert wird
Die Taylorreihe einer Funktion konvergiert nicht immer gegen die Funktion. Im folgenden Beispiel stimmt die Taylorreihe auf keiner Umgebung um den Entwicklungspunkt mit der Ausgangsfunktion überein:

Als reelle Funktion ist
unendlich oft stetig differenzierbar, wobei die Ableitungen in jedem Punkt
(insbesondere für
) ausnahmslos 0 sind. Die Taylorreihe um den Nullpunkt ist also die Nullfunktion, und stimmt in keiner Umgebung der 0 mit
überein. Daher ist
nicht analytisch. Die Taylorreihe um einen Punkt
konvergiert zwischen 0 und
gegen
. Auch mit einer Laurentreihe lässt sich diese Funktion nicht approximieren, weil die Laurentreihe, die die Funktion für
korrekt wiedergibt, für
nicht konstant 0 ergibt.
Taylorreihen mit Konvergenzradius größer Null
Viele bekannte Funktionen lassen sich durch Potenzreihen darstellen, die dann gleichzeitig Taylorreihen der Funktion sind. Zum Beispiel gilt für alle reellen Zahlen
:
für alle reellen (oder komplexen) 
für 
Diese Formel ist jedoch für praktische Rechnungen ungeeignet. Schneller konvergiert diese Reihe:
für 
- Wählt man
für ein
, dann erhält man damit
.
Für den Entwicklungspunkt
gilt (Maclaurin-Reihe):


, dabei ist
die
-te Bernoulli-Zahl.
, dabei ist
die
-te Eulersche Zahl.
Verallgemeinerte Taylorreihe
Sei
ein Gebiet und
eine Funktion, die unendlich oft stetig differenzierbar ist. Dann heißt die Reihe
die Taylorreihe von
im Punkt
.
Anmerkungen
Bei
handelt es sich um das Differential
-ter Ordnung einer mindestens
-fach stetig differenzierbaren Funktion
im Punkt
. Also eine symmetrische, k-fach lineare Abbildung:
, die durch
für alle
definiert ist. Da
-fach stetig differenzierbar ist, folgt die Symmetrie des Differentials
-ter Ordnung direkt aus dem Satz von Schwarz.
Da es sich bei dem Differential um eine Funktion mit
Argumenten handelt, ist folgende Abkürzung angenehm:
Außerdem gilt die folgende Beziehung:
für alle
Daraus ergibt sich für das Differential: