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Freie Akademie der Künste zu Leipzig

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Die Freie Akademie der Künste zu Leipzig ist eine Societät von Künstlern und Geisteswissenschaftlern, die „streitbar und tolerant über die Existenz der Künste in unserer Zeit" nachdenken (Satzung). Über ihre Aufgaben heißt es: „Gemeinsam mit Partnern aus Wirtschaft und Kunst aus West- und Ostdeutschland bilden sich Netzwerke, die neue Wege von Kunstförderung eröffnen" (Erläuterung zum Italo-Svevo-Preis).


Geschichte

Als Ergebnis des demokratischen Umbruchs in Ostdeutschland, der maßgebliche Impulse aus Leipzig erhielt, gründeten Künstler, Kunsttheoretiker und Philosophen am 17. Juni 1992 die Freie Akademie der Künste zu Leipzig. Intention der Gründer war es, den „Neuansatz gesellschaftlicher Entwicklung" mit der Suche nach neuen künstlerischen Ausdrucks- und Arbeitsweisen zu verbinden und mit der Akademie zugleich ein neues Modell für das Selbstverständnis kultureller Institutionen zu schaffen. Die Akademie stellt sich in einen historischen Kontext von Aufbruch und Widerspruch, auf den auch das Gründungsdatum symbolisch verweist (17. Juni). In ihrer Satzung heißt es darum: Von den Erfahrungen der Geschichte betroffen, erinnern die Mitglieder „an die menschlichen und künstlerischen Werte, die im Konflikt mit Machtstrukturen entstanden sind und fordern dazu auf, diese für Gegenwart und Zukunft wirksam werden zu lassen. Der Idee eines Europa ohne Grenzen verpflichtet, wollen die Mitglieder der Akademie dazu beitragen, die Vereinzelung der Künste und Künstler aufzuheben."

Als Vorbild kann die von Hans Henny Jahnn gegründete Freie Akademie der Künste in Hamburg gelten. Im Gegensatz zur Sächsischen Akademie der Künste ist die Freie Akademie der Künste zu Leipzig keine Landeseinrichtung. Wie die Freie Akademie in Hamburg ist auch die Freie Akademie in Leipzig ein Verein bürgerlichen Rechts. Gründungsmitglieder waren u.a. Thomas Böhme, Heinz Czechowski, Hartwig Ebersbach, Burkhard Glaetzner, Werner Heiduczek, Wulf Kirsten, Peter Konwitschny, Wolfgang Krause-Zwieback, Michael Morgner, Klaus Ramm, Arila Siegert, Steffen Schleiermacher, Frank Schneider, Uwe Scholz (verstorben), Jürgen Teller (verstorben), Guntram Vesper und Udo Zimmermann. Erster Präsident war Prof. Udo Zimmermann, bis 2001 Intendant der Oper Leipzig.

Die Arbeit der Akademie gestaltet sich nicht in Klassen oder Sektionen, sondern projektbezogen und gattungsübergreifend. Bedeutende Vorhaben der Akademie waren die Redenreihen „Kulturort Mitte Europa" und „Reden über Deutschland" (beide initiiert von Ingrid Sonntag, bis 2003 Geschäftsführerin der Akademie), eine Ausstellung mit Werken des Malers, Bühnenbildners und Regisseurs Achim Freyer in Leipzig und Dresden (1998) und die Sicherung des Werks der Fotografin Evelyn Richter, aus der 2005 eine Personalausstellung im Museum der Bildenden Künste Leipzig hervorging. Mit 226 Veranstaltungen und rund 21.000 Besuchern seit ihrer Gründung (Leipziger Volkszeitung vom 24. Juni 2002) entwickelte sich die Akademie zu einem bedeutenden und innovativen Motor des kulturellen Lebens; weit über die Stadt Leipzig hinaus. Finanziert durch das Kulturamt der Stadt Leipzig, durch Projektmittel der Kulturstiftung Sachsen und durch Spenden, geriet die Akademie nach dem Rückzug der Stadt Leipzig 2003 in eine Krise, die zur Schließung der Geschäftsstelle und zur vorübergehenden Einstellung der Arbeit führte. Seit 2004 hat die Akademie ihren Sitz im Haus des Buches Leipzig, Gerichtsweg 28, 04103 Leipzig.

Präsidium und Präsidenten

Das Präsidium der Akademie besteht aus dem Präsidenten und zwei Vizepräsidenten, die von der Mitgliederversammlung in geheimer Wahl gewählt werden.

Präsidenten

1992-1997 Prof. Udo Zimmermann

1997-1998 Peter Konwitschny

1998-1999 Hartwig Ebersbach

1999-2004 Prof. Helmut Brade

seit 2004 Dr. Michael Lentz

Vizepräsidenten sind der Komponist Wolfgang Heisig und der Musiker Erwin Stache.

Mitglieder

Die Akademie hat ordentliche Mitglieder, Ehrenmitglieder und fördernde Mitglieder. Sie verfügt über 77 ordentliche und zwei fördernde Mitglieder (Stand 2005)

Jedes Mitglied ist berechtigt, neue Mitglieder zur Wahl vorzuschlagen, was von zwei Mitgliedern zu befürworten ist. Neue Mitglieder werden von der Mitgliederversammlung mit einfacher Mehrheit in geheimer Abstimmung gewählt. Selbstbewerbungen sind ausgeschlossen.

Ehrenmitglieder werden vom Präsidenten ernannt, nachdem sie von der Mitgliederversammlung als ordentliche Mitglieder gewählt wurden.

Fördermitglieder werden vom Präsidium der Akademie der Mitgliederversammlung zur Bestätigung vorgeschlagen.


Preise

Die Freie Akademie der Künste zu Leipzig verlieh von 2001 bis 2004, in Zusammenarbeit mit der Blue Capital GmbH Hamburg, den Italo-Svevo-Preis. Der mit 15.000 Euro dotierte Preis wurde jährlich zur Leipziger Buchmesse vergeben. „Geehrt und gefördert wird das Werk einer deutschsprachigen Autorin / eines deutschsprachigen Autors, das sich durch mindestens drei eigenständige Buchveröffentlichungen auf dem Gebiet der Prosa in all ihren Spielarte auszeichnet." (Einladung Italo-Svevo-Preis).

Die Geschäftsführung der Blue Capital GmbH bestellt aus eigener Verantwortung einen Sprecher, der das Kuratorium des Italo Svevo Preises beruft, dem fünf Vertreter des literarischen und gesellschaftlichen Lebens angehören. Sprecher des Kuratoriums, das für zunächst fünf Jahre eingesetzt wurde, ist der Schriftsteller Wolfgang Hegewald. Das Kuratorium wählt den Preisträger. Die Freie Akademie begleitet organisatorisch die Preisverleihung und zeichnet für das Rahmenprogramm verantwortlich. Preisreden und Material zu Italo-Svevo werden, in Zusammenarbeit mit der „edition die horen" in der Reihe „Cràzzola" herausgegeben.

Peisträger waren:

Kathrin Röggla 2001

Alois Hotschnig 2002

Hartmut Lange 2003

Eckhard Henscheid 2004

Literatur

Presse

  • Gegengründung. Freie Akademie der Künste in Leipzig. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung 25. März 1992.
  • Krieg der Akademien? Sachsen: Im Freistaat wurden gleich zwei Akademien der Künste gegründet. In: Junge Welt 20.6.1992.
  • Es ist geschafft. Freie Akademie der Künste in Leipzig gegründet. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung 20. Juni 1992.
  • Streitbar und tolerantes Nachdenken über Kunst. Die Gründung einer neuen Akademie in Leipzig. In: Frankfurter Rundschau 23. Juni 1992.
  • Fragen nach Sinn und Kompetenz. Der Maler Hartwig Ebersbach zum drohenden Ende der Freien Akademie der Künste zu Leipzig. In: Leipziger Volkszeitung 5. September 1999.
  • Auf dem Weg zu einer neuen Ära. Die Freie Akademie der Künste zu Leipzig feiert 10. Geburtstag. Im Gespräch mit Präsident Helmut Brade. In: Leipziger Volkszeitung 15./16. Juni 2002
  • Zehn Jahre Akademie. Nachdenkliche Unterbrechungen des Alltags. Es waren Jahre für Macher. In: Leipziger Volkszeitung 17. Juni 2002

Publikationen

  • Freie Akademie der Künste zu Leipzig. Redaktion: Ingrid Czechowski mit Thomas Böhme und Harwig Ebersbach. Leipzig 1993. ISBN 3-929294-08-7.
  • Denk ich an Deutschland. Denk ich an Europa. Reflexionen über die Zukunft. Herausgegeben von Ingrid Sonntag. Leipzig 1995.
  • Das Vergängliche Überlisten. Selbstbefragung deutscher Autoren. Herausgegeben von Ingrid Sonntag. Leipzig 1996
  • Drei Meilen vor dem Anfang. Reden über die Zukunft. Herausgegeben von Ingrid Sonntag. Leipzig 1998.
  • Achim Freyer: Individuen. Bilder u. Plastiken. Leipzig 1998.
  • CRAZZOLA 1,2,3,4. Preisreden u. Fundstücke (Schriftenreihe zum Italo Svevo Preis 2001, 2002, 2003, 2004) 4 Bd.. Herausgegeben von Ingrid Sonntag.


http://www.akademieleipzig.de (Offizielle Homepage)


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