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Johann Christoph Gottsched

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Johann Christoph Gottsched (* 2. Februar 1700 in Juditten (heute zu Königsberg); † 12. Dezember 1766 in Leipzig) war ein deutscher Schriftsteller, der sich sehr um eine Reform der deutschen Sprache und Literatur bemühte.

Leben

Johann Christoph Gottsched

Gottsched war der Sohn des Pastors von Juditten, Christoph Gottsched und dessen Ehefrau Johanna Biemann. Johann Heinrich Gottsched, der Redakteur des hessischen Hof- und Staatskalenders, war sein Bruder. Johann Daniel Gottsched war sein Neffe und zeitweise der Sekretär von Gabriel de Riqueti, comte de Mirabeau.

Nach dem ersten Unterricht, den er bei seinem Vater erhielt, immatrikulierte sich Gottsched 1714 mit 14 Jahren an der Albertina, der Universität Königsberg um Theologie zu studieren. Sein Interesse für die Philosophie brachte Gottsched die Beschäftigung mit den Werken von Christian Wolff und Gottfried Wilhelm Leibniz ein. Anschließend wechselte er zum Studienfach Philosophie und blieb sein Leben lang unbeirrbarer Wolffianer.

Im Januar 1724 flüchtete Gottsched, der inzwischen "Magister" geworden war, nach Leipzig. Gerüchte über die brutalen Methoden der preußischen Militär-Werber hatten den hochgewachsenen Dozenten vertrieben. An der Universität Leipzig befreundete er sich bald mit dem Polyhistor Johann Burckhard Mencke, der ihn als Haushofmeister für seinen ältesten Sohns engagierte. An der Acta eruditorum, welche Mencke herausgab, konnte Gottsched nicht mitarbeiten. Deshalb habilitierte er sich noch in demselben Jahr mit einer Arbeit ganz im Sinne Wolffs und erhielt eine Lehrerlaubnis.

Mencke führte Gottsched nicht nur in die Gesellschaft ein, sondern war ihm auch ein Fürsprecher bei der Aufnahme in die Deutschübende poetische Gesellschaft. Als er 1727 zu ihrem "Senior" gewählt wurde, wandelte er diese Vereinigung in die Deutsche Gesellschaft in Leipzig um. Diese Gesellschaft wurde für Gottsched das ideale Forum für seine Reformbemühungen der Sprache und Literatur.

1725 begann Gottsched seine Zeitschrift Die vernünftigen Tadlerinnen zu veröffentlichen. Im darauffolgendem Jahr stellte diese ihr Erscheinen wieder ein, aber 1727 bis 1729 folgte dann Der Biedermann. Bereits in diesen wöchentlichen Zeitschriften begann er das literarische Leben der Frühaufklärung zu gestalten.

Im Laufe des Jahres 1727 machte Gottsched die Bekanntschaft des Theaterprinzipals Johann Neuber und dessen Ehefrau Friederike Caroline Neuber. In einer fruchtbaren Zusammenarbeit sollte ein regelgerechtes nationales deutsches Theater entstehen. Das große Vorbild hier waren die antikisierenden, meist aus dem Französischen übersetzten, Dramen von Pierre und Thomas Corneille, Philippe Destouches, Moliere, Jean Racine, Voltaire u.a. Im Oktober 1737 wurde in einem extra dafür geschaffenen Stück die Figur des Harlekins (Hanswurst) von der Bühne verbannt.

1730 avancierte Gottsched zum a.o. Prof. für Poetik und vier Jahre später ernannte man ihn zum o. Prof. der Logik und Metaphysik. Während dieser Zeit wurde er mehrmals zum "Rector magnificus" gewählt.

Wegbereiter und Vordenker in Gottscheds Reformbestreben war sein ehemaliger Königsberger Prof. Johann Valentin Pietsch. Dieser bestärkte Gottsched immer wieder in dessen Abneigung gegen die Zweite Schlesische Schule und deren Manierismus. Gottscheds Streben nach einer nationalen deutschen Sprache und Literatur setzte sich in seinen literaturkritischen Periodika fort. In den Jahren 1732 bis 1744 erschienen die Beyträge zur critischen Historie der deutschen Sprache, Poesie und Beredsamkeit. Fortgesetzt wurden sie von 1745 bis 1750 mit dem Neuer Büchersaal der schönen Wissenschaften und freyen Künste und in den Jahren 1751 bis 1762 erschien Das Neueste aus der anmuthigen Gelehrsamkeit.

1731 wurde in Leipzig Gottscheds Tragödie Sterbender Cato uraufgeführt. Dieses überaus erfolgreiche Stück hatte er streng nach den Vorgaben Aristoteles verfasst. Dazu angeregt wurde Gottsched durch das gleichnamige Stück von Joseph Addison.

1735 heiratete Gottsched in Danzig die Dichterin Luise Adelgunde Victoria Kulmus. Seine Ehefrau unterstützte ihn nach allen Kräften und übersetzte die meisten Stücke, welche in den Jahren 1741 bis 1745 unter dem Titel die deutsche Schaubühne publiziert wurden. Aber auch der Bearbeitung verschiedener Stücke ist sie als Erste zu nennen. Allein schon diese sechs Bände der "Schaubühne" zeigen, dass die literarische Alleinherrschaft quasi diktatorisch war.

In seiner Critischen Dichtkunst verteidigte Gottsched vehement seine Ansichten von Regeln in der Poetik. Über die hierin ausführlich entfalteten poetologischen Positionsnahmen Gottscheds, insbesondere über verschiedene Ansichten über John Miltons Paradise Lost, kam es zum sogenannten "Zürcher Literaturstreit" mit den beiden Schweizer Johann Jakob Bodmer und Johann Jakob Breitinger. Doch auch in Deutschland geriet Gottsched unter Beschuss: Im Jahr 1743 eröffnete Jakob Immanuel Pyra einen Angriff auf Gottsched durch den "Erweis, daß die G*ttsch*dianische Sekte den Geschmack verderbe". Durch die Massivität und Allgemeinheit der Angriffe auf Gottsched gingen im Urteil seiner Zeitgenossen seine Gegner als Sieger des Streits hervor. Gottsched wurde für lange Zeit zum Gespött des gesamten Literaturbetriebes. Es dauerte sehr lange, bis Wissenschaftler wie Georg Gottfried Gervinus, Wilhelm Wackernagel, August Koberstein und vor allem aber Theodor Danzel seine Verdienste erkannten und ihn rehabilitierten.

Zwischen 1757 und 1765 begann Gottsched seinen Nötiger Vorrat zur Geschichte der deutschen dramatischen Dichtkunst zu veröffentlichen. Diese Kompilation sollte alle Dramen der Jahre 1450 bis 1760 verzeichnen, blieb aber unvollendet. Aber noch heute ist dieser Torso ein wichtiges Hilfsmittel für das Studium der Geschichte des deutschen Schauspiels.

Am 26. Juni 1762 starb seine Ehefrau nach kurzer Krankheit im Alter von 49 Jahren. Nach einer dreijährigen Trauerzeit heiratete Gottsched in Camburg, Saale seine zweite Ehefrau; die 19jährige Ernestine Susanne Katharina Neunes.

Im darauffolgendem Jahr starb Johann Christoph Gottsched im Alter von 66 Jahren am 12. Dezember 1766 in Leipzig.

Werke

Monographien

  • Ausführliche Redekunst, Hannover 1728
  • Erste Gründe der gesamten Weltweisheit, 1733
  • Grundlegung einer deutschen Sprachkunst, Leipzig 1748
  • Sterbender Cato 1732
  • Versuch einer critischen Dichtkunst vor die Deutschen, Leipzig 1730
  • Sterbender Cato 1732

Zeitschriften

  • Die Tadlerinnen. 1725-1726, Olms, Hildesheim, 1993 (Nachdruck der Ausgabe Frankfurt 1725/26)
  • Der Biedermann. 1727-1729, Metzler, Stuttgart 1997, ISBN 3-476-00317-5 (Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1727/29)
  • Beyträge zur critischen Historie der deutschen Sprache, Poesie und Beredsamkeit, Olms, Hildesheim, 1970 (Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1732/45)
  • Neuer Büchersaal der schönen Wissenschaften und freyen Künste. 1745-1750, Saur (MF-Ausgabe), München 1994 (Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1732/45)
  • Das Neueste aus der anmuthigen Gelehramkeit. 1751-1762, Saur (MF-Ausgabe), München 1994 (Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1732/45)

Literatur

  • Michael Bernays: J. W. Goethe, J. C. Gottsched. 2 Biographien, Duncker & Humblot, Leipzig 1880
  • Friedrich J. Braitmaier: Die poetische Theorie Gottscheds und die Schweizer, Programm des Gymnasiums, Tübingen 1879
  • Theodor W. Danzel: Gottsched und seine Zeit, Klotz, Eschborn 1997, ISBN 3-88074-700-8 (Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1848)

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