Pharisäer (Kaffee)
Ein Pharisäer ist ähnlich wie der Irish Coffee oder der Holzländer Rumkaffee ein warmes alkoholisches Getränk (siehe auch Heißgetränk).
Es wird zubereitet aus heißem Kaffee mit Rum und Schlagobers.
Hierzu nimmt man starken Kaffee, süßt ihn mit Würfelzucker, gibt 4 cl braunen Rum hinzu (Jamaika oder Jamaika-Verschnitt 54 %) und danach Schlagsahne drüber. Der Pharisäer wird nicht gerührt, sondern durch die Sahne getrunken.
Serviert wird in einem besonderen Pharisäer-Gedeck, einer hohen becherartigen Tasse mit Untertasse. Der Brauch will es, dass derjenige das Gedeck behalten kann, der acht Portionen schafft. Der Gastwirt kann dem natürlich durch rechtzeitige Erhöhung der Rumdosierung vorbeugen.
1981 gab es ein Gerichtsurteil, nach dem 2 cl Rum nicht ausreichend seien für einen “Pharisäer”.
Entstanden ist der Pharisäer der Überlieferung nach auf der nordfriesischen Insel Nordstrand, und zwar im 19. Jahrhundert. Zu jener Zeit lebte der besonders asketische Pastor Georg Bleyer auf Nordstrand. Bei den Friesen war es Brauch, in Gegenwart des Pastors nur Kaffee zu trinken. Bei der Taufe des sechsten oder siebten Kindes des Bauern Peter Johannson (historisch nicht mehr nachweisbar, die meisten Quellen sprechen vom siebten Kind, Helene Patria, diese Taufe wäre am 12. Oktober 1872, Taufe des sechsten Kindes Johanna Theodora Katharina am 2. April 1872).
Nun bedienten sie sich einer List und bereiteten das oben genannte Mischgetränk zu. Die Sahnehaube verhinderte dabei, dass der Rum im heißen Kaffee verdunstete und es nach Alkohol roch. Selbstverständlich bekam der Pastor stets einen "normalen" Kaffee mit Sahne.
Ob er aufgrund der immer heiterer werdenden Stimmung misstrauisch wurde oder aber versehentlich zum Pharisäer griff ist nicht bekannt.
Berühmt aber ist sein Ausspruch: "Oh, ihr Pharisäer!" Und damit hatte das Nationalgetränk der Nordfriesen nicht nur seine Geschichte, sondern auch seinen Namen.
Siehe auch: Tote Tante, Dokkumer Kofje
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