Zukunftsliteratur
Zukunftsliteratur ist keine homogene literarische Form oder Gattung, in ihr gibt es verschiedenste Strömungen ,Tendenzen und Richtungen, es ist eine denkbare, hypothetische (fiktive) Zukunft, die den Schwerpunkt eher auf mögliche und eventuelle machbare Wissenschaft und Technik setzt. Es wird eine Zukunft erdacht, wo die Angst oder die Hoffnung im Bereich Wissenschaft, Technik und Forschung liegen.
Einleitung
Zukunftsliteratur ist eine Literaturrichtung, die in der Zukunft - dies ist allgemein die Zeitspanne nach der Bezugszeit d.h. Gegenwart spielt und seit Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts - populär ist. Der eigentliche Grund der Popularität war das stark gestiegene Interesse der breiten Bevölkerungsmassen an Wissenschaft und Technik und die positive Einstellung dazu. In dieser Zeit wurden auf den genannten Gebieten sehr viele Fortschritte und Erkenntnisse erzielt. Davor gab es auch schon einzelne Romane und Geschichten, die wir heute der Zukunftsliteratur zuordnen, aber das Genre wurde erst seit etwa Anfang 1900 so groß, daß es eine eigene Literaturrichtung wurde. Stark beeinflusst wurde die Zukunftsliteratur am Anfang vom Abenteuerroman (außergewöhnliche Reisen, Flucht, Wetten, Verfolgung, Befreiung oder Gefangennahme), was man sehr deutlich an den Romanen von Jules Verne erkennen kann. Einige seiner Bücher, wie z.B. „ In 80 Tagen um die Welt “ kann man durchaus dem Abenteuerroman zuordnen, andere Bücher von ihm sind eindeutig als Zukunftsroman einzuordnen.
Genrerichtung, Name
Oft wurde die Zukunftsliteratur (vor allem in der Anfangszeit der Zukunftsliteratur) auch als utopische Literatur bezeichnet. Der Name Utopia kommt aus dem griechischen, was so viel heißt, wie guter Ort. Es ist ein Roman aus dem Jahre 1516, von Thomas Morus , und handelt von einer idealistischen Gesellschaftsordnung. Seit dieser Zeit bezeichnet man Literatur, Geschichten und Romane, die eine zukünftige, idealistische Gesellschaftsrichtung beschreiben, als utopische Literatur. Dies ist also nur ein Teil der Zukunftsliteratur und sollte deswegen nicht für das ganze Genre verwendet werden. Die Zukunftsliteratur, die man auch im englischsprachigen Raum als Science-Fiction bezeichnet, (der Begriff ist aus folgenden Wörtern gebildet worden: science = Wissenschaft und fiction = Erfindung, Erzählung) wurde 1929 in den USA durch Hugo Gernsback geprägt, ist nur einer von zwei Zweigen aus der großen Familie der Fantastikliteratur, der andere Zweig ist das Genre der Fantasieliteratur (englisch: Fantasy). Fantasieliteratur hat oft märchenhafte Züge, kaum Bezug zur ernsthaften Technik und Wissenschaft und wird durch Fantasiewelten- und Fantasiegeschöpfe bestimmt, die kaum noch Bereiche der Realität widerspiegeln, z.B. J.R.R. Tolkiens Romantrilogie "Herr der Ringe". Meist spielt eine oder mehrere Personen in anderen Welten die Hauptrolle, die einen Lebens- und Leidensweg durchlaufen und dadurch Erfahrungen sammeln und als eine Art Lichtgestalt dann dastehen. Häufig kommen auch Zauberer, Magie, Dämonen, Zwerge und andere Fantasiegeschöpfe darin vor. Fantasieliteratur (fast glasklare schwarz-weiß Malerei, z.Teil sehr triviale Darstellung) gewinnt in der heutigen Zeit immer mehr an Bedeutung und scheint das Genre Zukunftsliteratur wegzudrücken. Hat es etwas von der zum Teil technikfeindlichen Stimmung zu tun? Besonders auch durch die Dominanz der USA im Bereich Film und Bildergeschichten (Comic) beeinflusst, die heute sehr viel Bedeutung bei Jugendlichen und Erwachsenen hat. [z.B. Hype (starke Aufwertung, viel Werbung, viel Präsentation) um Harry Potter] Nicht immer lässt sich bei einem literarischem Werk eine genaue Zuordnung herstellen, bei einigen Werken sind die Grenzen fließend. (Mischformen) (siehe auch Futurologie, Phantastik, Fantasy, Neue deutsche Phantastik ) Aus den genannten Gründen ist es sehr schwer, eine kurze, prägnante Definition der Zukunftsliteratur, die literatur- und akademischen Gesichtspunkten gerecht wird, abzugeben. Leider hat die Zukunftsliteratur, besonders verstärkt nach dem zweiten Weltkrieg, den Geruch der Trivialität, dies besonders durch einige flache und plakative Werke der US-amerikanischen Szene, (Comics oder extremst einfach gestrickte Werke), den europäischen Bereich, der in vielen Bereichen höheren intellektuellen Ansprüchen genügt, geschadet.
Ideen, Ideale
Die Menschheit lebt in der Erinnerung (Erfahrungen und Ereignisse) an die Vergangenheit. Daraus resultiert die Gegenwart, in die Zukunft hinein und möchte nur zu gern wissen, was die Zukunft bringt, daher ist auch das Interesse an der Zukunftsliteratur zu verstehen (Veränderungen, Ängste, Erwartungen, Furcht, Sorge und Hoffnungen). Wird die Zukunft gut, schlecht, was ändert sich? Das Zukunftsbild ist immer verbunden mit dem gerade existierenden Welt- und Menschenbild, daher gibt es auch verschiedene Richtungen der Zukunftsliteratur in den jeweiligen Systemen und Zeiten. Die Zukunftsliteratur ist damit für viele Menschen (es gibt aber auch einige Bereiche der Zukunftsliteratur, wie Katastrophen, techn. Versagen, Untergang, Diktaturen, Manipulationen, Invasionen, u. s. w., wo die Zukunft alles andere als schön für die Menschheit dargestellt wird. Dies soll den Menschen, die die Werke lesen, vor Problemen und Entwicklungen warnen und ihnen die Möglichkeit geben, eventuell auf solche Vorkommnisse in der Gegenwart reagieren zu können, aber dies ist nicht der größte Teil, als Beispiel hierfür dürfte der Roman von George Orwell „1984“ gelten. Ein deutscher Schriftsteller aus diesem Bereich ist Herbert W. Franke) die Sehnsucht nach besserer und schönerer Zukunft, besseren Leben, Forschritt (auch Fiktion nach anderen Welten und Wesen) raus aus der für manche engstirnigen, verkrusteten Gegenwart (in der DDR wurde sehr gern Zukunftsliteratur gelesen, Jules Verne gab es fast nur unter dem Ladentisch), aus den Problemen des Jetzt, ab in eine Zukunft die anders ist, aber nicht die Probleme von heute hat. Wie, durch was, womit? (Weltraumfahrten, Zukunftskriege, Technik, Wissenschaft, Erfindungen, fremde Wesen, Biologie, Chemie, Soziologie und Philosophie ...)
Entwicklung
In Europa entwickelte sich, besonders vorangetrieben durch die Werke von Jules Verne , das Genre. Es hat auch im alten Kontinent die größte Vielfalt und Verbreitung gefunden. Durch Auswanderer aus Europa wurde die Literaturrichtung in die neue Welt gebracht und besonders in den USA entwickelte sich ab den zwanziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts eine rege Schriftsteller- und Lesegemeinschaft. In der heutigen Zeit entwickelt sich das Genre (stark von der USA und England dominiert) hin zu einem gewissen Umfang sehr unrealen Zukunftsliteratur, die auch zum Teil stark von Fantasie-Elementen durchsetzt ist. In einigen Bereichen lässt sich daher Fantasieliteratur von Zukunftsliteratur kaum noch unterscheiden. Eine nennenswerte Gemeinde der Zukunftsliteratur, außerhalb von Europa und den USA, gibt es noch in Japan. Der Grund dürfte in der enormen Technikverliebtheit der Japaner zu finden sein.
Literaturrichtungen
Es gibt im wesentlichen 3 verschiedene Richtungen dieses Literaturgenre.
- Eine Richtung der Zukunftsliteratur legt sehr großen Wert auf den erzählerischen Part mit einer tiefen und zum Teil verzweigten Handlung, der Bereich Zukunft spielt keine vordergründige Rolle und ist eher Beiwerk als Hauptbereich. (Mader, Friedrich Wilhelm, „Wunderwelten“, 1911) (Friedrich Wilhelm Mader, 1866 in Nizza geboren, 1947 verstorben, schrieb zwischen 1900 und 1941 eine Fülle spannender Bücher, unter anderem auch im Bereich Zukunftsliteratur. Er war von Beruf Pfarrer und aus Leidenschaft Schriftsteller) (oder Kurd Lasswitz, der Philosoph und Schriftsteller, Pseudonym L. Velatus (1848-1910) „Auf zwei Planeten“ , wo die Koexistenz von zwei verschiedenen Gesellschaftstypen erzählt wird)
- Die zweite Richtung ist sehr technisch und wissenschaftlich angelegt. (z.B. Hans Dominik) Aber nicht unbedingt nur im Weltraum angesiedelt, sondern es werden verschiedene technische Entwicklungen und Erfindungen, der eventuellen Zukunft, zum Teil sehr genau und bis ins Detail beschrieben. Die zum Teil in der späteren Zeit, so oder so ähnlich realisiert werden. Diese Richtung der Zukunftsliteratur ist sehr visionär und nahm in einigen Bereichen Erfindungen und Entdeckungen vorweg. (Elektrotechnik, Film, Hubschrauber, U-Boote....) Dieser Bereich ist von Technikgläubigkeit und Euphorie für die Wissenschaft geprägt.
- Die dritte Richtung, ist sehr oft im Weltraum angesiedelt (hier ist die beliebte deutsche Heftserie „Perry Rhodan“ zu nennen oder der US-Amerikaner Robert A. Heinlein ) oder spielt z.B. mit Gedankenmanipulation, Zeitreise, Roboter, Androide, Klone oder außerirdischer Intelligenz, d.h., diese Richtung der Zukunftsliteratur ist sehr weit in der Zukunft angesiedelt und für viele sehr unreal. In diese Richtung wird bei einigen Schriftstellern auch Fantasieelemente mit einbezogen. Ein ganz besondere Richtung, bildete sich kurz, in den damaligen Staaten des Ostblocks heraus. Es war eine Richtung in der die Zukunft meist sehr positiv dargestellt wurde und Technik und Wissenschaft nur zum Wohle des Menschen eingesetzt wurden. (kommunistische Zukunft) (besonders in den Ländern Sowjetunion, Polen, Tschechoslowakei und DDR) (Beispiel: Stanislaw Lem, Die Astronauten, 1951, weniger kommunistisch geprägt, Polen) (anderes Beispiel: A.A. Bogdanow „Der rote Planet“ 1908, stärker kommunistisch geprägt, Russland – später Sowjetunion)
Vorläufer
Vorläufer wird es viele geben, wer hat noch nicht geträumt fliegen zu können, unsichtbar zu sein, ganz klein oder ganz groß zu sein? Viele machen sich Gedanken, gibt es noch irgendwo in den Weiten des Alls Leben? Aber für das Genre Zukunftsliteratur sind nur schriftliche Aufzeichnungen von Geschichten oder Romanen, von Relevanz. Und da gibt es eine ganze Menge. Bereits in der Antike haben die Menschen Überlegungen angestellt, wie man fliegen könnte. Ein Beispiel dürfte dafür, die griechischen Sagen um Dädalus und Ikarus sein. Oder aber der griechische Schriftsteller Lukian von Samosata (hat etwa gelebt zwischen 120 bis 180 unserer Zeitrechnung) mit seinen „Lügengeschichten“ Da gibt es im Projekt Gutenberg, gute Übersetzungen einiger seiner Werke. ( http://gutenberg.spiegel.de/autoren/lukian.htm ) Sein relevantes Werk ist aber, im Bezug auf die Zukunftsliteratur, „Wahre Geschichten“ (geschrieben etwa 160 unserer Zeitrechnung), die unter anderem eine Fahrt zum Mond und den Sternen beschreibt. Interessant auch der Begriff “Lügengeschichten“ der gerade im frühen und späten Mittelalter für phantastische Literatur häufig verwendet wurde. Im späteren Mittelalter wurde besonders das Thema Mond gern verwendet, Cyrano de Bergerac ist ein französischer Schriftsteller (hat gelebt von 1619-1655) der dieses Thema aufgreift. (die beiden Romane „Die Reise zum Mond“ und „Die Reise in die Sonne“ , letzter Roman leider unvollendet) Oder die Werke des Engländers Francis Godwin (17. Jahrhundert, anonym veröffentlicht, da er Bischof war, „Der fliegende Wandersmann nach dem Mond“, „Dichter reisen zum Mond“, „Ein Spanier im Mond“) Ein wichtiger Vertreter des Genres ist Thomas Mores mit seinem Roman Utopia, genauer im Kapitel, Genrerichtung & Name, beschrieben. Ein besonders bekannter Vorläufer, den auch heute noch viele Kinder und Jugendliche gern lesen, ist der Engländer Jonathan Swift mit seinem Roman Gullivers Reisen ,1726 erschienen. Ein wissenschaftliche gute Biographie findet man unter Klassiker der Weltliteratur, im Netz unter: http://www.klassiker-der-weltliteratur.de/swift.htm . Der Roman hat gesellschaftskritischen Charakter und handelt im Reich von Riesen und Zwergen. Eine Zusammenfassung des Romans kann man nachlesen unter: http://www.klassiker-der-weltliteratur.de/gullivers_reisen.htm . Im neunzehnten Jahrhundert wurden Romane mit Gruselflair modern. Einer der bekanntesten dürfte Frankenstein (erschienen 1818), von der englischen Schriftstellerin Mary Wollstonecraft Shelly sein (guter Beitrag der Technischen Universität Hamburg-Harburg im Netz unter: http://www.tu-harburg.de/rzt/rzt/it/shelley.html ). In ihm spielt die wissenschaftliche Biologie eine zentrale Rolle, mit der Erschaffung künstlichem Lebens.
Berühmte Vertreter
Eine der berühmtesten Vertreter aus der Frühzeit des Genres (er gilt als der Vater der Zukunftsliteratur) ist Jules Verne. Mit seinen technisch-wissenschaftlichen Werken wird Hans Dominik als der deutsche Jules Verne bezeichnet. Viel gelesen wurde auch Mitte des vorigen Jahrhunderts Paul Eugen Sieg mit seinen technischen Zukunftsromanen oder Otto Willi Gail („Der Schuss ins All“ oder „Der Stein vom Mond“), Thea von Harbou (Metropolis siehe auch die Verfilmung Metropolis (Film) oder Die Frau im Mond) und Otfrid von Hanstein (1869-1959) ("Elektropolis" oder "Mond-Rak I"). Im englischsprachigem Raum ist Herbert George Wells zu nennen, seine beiden berühmten Werke sind, " Der Krieg der Welten " und " Die Zeitmaschine " .
Andere Medien: Film, Spiel, Bildergeschichten, Hörspiel
Der Bereich der hier beschrieben wird, liegt im literarischen Sektor (Romane, Geschichten), aber neben diesen Gebiet, gibt es noch andere Medien, in denen das Zukunftsgenre umgesetzt wird. Diese haben in den letzten Jahrzehnten stark an Bedeutung gewonnen. Da wäre einmal der Bereich des Filmes zu nennen, es gibt unzählige Filme und Serien auf diesem Gebiet, zum Teil sind es Buchumsetzungen, aber teilweise auch eigens für das Gebiet Film, neu herausgebrachte Werke. Der nächste Bereich wäre das Spiel, Brettspiele weniger (vereinzelte Ausnahmen). Größere Bedeutung haben die Computer- und Videospiele. Da wären vor allem das Abenteuerspiel (Adventure) und das Actionspiel zu nennen. Eine gewisse Bedeutung hat das Hörspiel, aber in diesem Medium sind zu einem großen Teil Romanumsetzungen verwendet worden. Als letztes wären die Bildergeschichten (Comics) zu erwähnen, aus den USA nach dem zweiten Weltkrieg nach Europa geschwappt, sprechen sie vor allem Jugendliche an oder Fans dieses Mediums.
Weblinks
- http://www.chpr.at/sfstory.html - Bibliographie deutschsprachiger Science Fiction-Stories und Bücher
- http://www.deutsche-sf.de - Bibliographien und Publikationen zur Science Fiction (Schwerpunkt DDR)
- http://home.t-online.de/home/ivo.gloss/bibliogr.htm - Seite mit einigen SF-Bibliographien, z.B. über nicht existierende SF-Bücher und eine chronologische Liste