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Gaffron (Adelsgeschlecht)

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Adelswappen
Datei:Friherrligt vapen; von Gaffron und Oberstradam.jpg
Freiherrliches Wappen

Gaffron ist der Name eines alten schlesischen Adelsgeschlechts.

Herkunft

Wie bei vielen schlesischen Adelsgeschlechtern ist auch bei der Familie Gaffron die Herkunft nicht abschließend geklärt. Johann Sinapius, der schlesische Adelsexperte des 17. Jahrhunderts, vermutete eine Verbindung zu den polnischen Adelsfamilien Gawroński (Gawrony).[1] Dieser Gedanke wird jedoch von entsprechenden polnischen Standardwerken nicht aufgegriffen.[2] Urkundlich ist eine polnische Abstammung nicht nachweisbar. Aus heraldischer Sicht ist diese zudem praktisch auszuschließen. Das Wappen der schlesischen Gaffron (zwei Büffelhörner auf rotem Schild) gehört nicht zu den Polnischen Stammwappen und die erwähnten polnischen Familien Gawroński führen davon völlig abweichende Wappen (Rawicz, Rola und Świnka). In den deutschen Standardwerken wurde daher eine Verbindung nach Polen verworfen.[3] Die Familie erscheint mit Ortsbezug in Schlesien erstmals 1358 im Kreis Groß Wartenberg in Niederschlesien: Przibko von Gaweron verkauft sein Gut Buschka im Wartenberger Distrikt an Thamo von Hayn (Urkunde Herzog Konrad I. von Öls und Cosel-Beuthen.[4]) Der früheste Nachweis stammt vom 13. Dezember 1329: Werner von Pannwitz schenkt Einkünfte seines Gutes Naselwitz, Kreis Nimptsch, an ein Nonnenkloster in Breslau, Zeuge war u. a. Janco von Gavron (Urkunde Herzog Boleslaus III. von Liegnitz.[5]) Aufgrund des frühen Erscheinens im Kreis Groß Wartenberg gilt das dort gelegene Gaffron als Stammgut der Familie. Am 15. Oktober 1840 wurde Hermann von Gaffron-Oberstradam auf Kuhnern in den preußischen Freiherrenstand erhoben.

Grundbesitz

Als wichtigster früher Grundbesitz der Familie im Fürstentum Oels ist anzugegeben: Mahjau im Kreis Trebnitz (um 1387 im Besitz, 1448 verkauft), Buschka (später wüstes Dorf im Bereich Groß Wartenberg, 1358 verkauft), Gaffron (vor 1358 im Besitz, vor 1481 verkauft),[6] Trembatschau (1440 im Besitz, kurz nach 1572 verkauft)[7] sowie Ober Stradam (vor 1557 im Besitz, zwei Anteile 1611 bzw. 1635 verkauft). Vereinzelte Mitglieder finden sich im 17. Jahrhundert noch in: Dalbersdorf (bis 1663), Tschermin (bis 1678) und Domtaschine (bis vor 1694). Die meisten stiegen dann jedoch in den besitzlosen Adel ab. Eine Ausnahme davon stellte die Münsterberger Linie der Familie dar: Sigmund von Gaffron-Oberstradam verließ den Großraum Oels und verzog 1628 auf das Gut Haltauf im Kreis Münsterberg, das er 1639 von den Eltern seiner Frau Anna von Saurma-Jeltsch erwarb. Sein Sohn Max (1632–1677) starb früh in österreichischen Kriegsdiensten, weshalb dessen Sohn Adam Abraham katholisch erzogen werden sollte. Um dies zu umgehen, trat er in die dänische Armee ein. Sein Sohn Palle Max (* 12. August 1714 in Schleswig) kam nach Schlesien zurück, erhielt von seiner Tante Juliane das Gut Haltauf, 1737 Kunern von seiner Ehefrau und erwarb 1740 Mittel Schreibendorf und ließ in die dortige Kirche eine Familiengruft sowie -loge einbauen. 1800 erwarben die Nachfahren noch Märzdorf. Kurzzeitig (bis 1787) besaß die Familie noch Türpitz und Warkotsch im Kreis Strehlen. Als der letzte Freiherr der Familie, Theodor von Gaffron, am 17. November 1882 Kunern, Haltlauf und Märzdorf an das Haus Sachsen-Weimar verkaufte, verloren seine Nachkommen den an das Gut Kunern gebundenen Freiherrenstand. Als endgültig letzten Gutsbesitz der Familie von Gaffron in Schlesien wurde 1899 Mittel Schreibendorf verkauft.

Personen

  • Siegismund von Gaffron und Oberstradam d. Ältere, († 1652), Landeshauptmann der Standesherrschaft Groß Wartenberg 19. März 1620–10. Juni 1625.
  • Abraham Adam von Gaffronund Oberstradam, (* 1665; † 11. Mai 1738), königlich-dänischer Generalleutnant.
  • Ernst Christian Gottlieb von Gaffron u. Oberstradam, (* 12. Mai 1741; † 26. Dezember 1803), auf Kunern, Kreis Münsterberg, Landrat des Kreises Münsterberg (1780–1803) und Direktor der Fürstentumslandschaft Münsterberg und Grafschaft Glatz.
  • Hermann Freiherr von Gaffron-Kunern, Mitglied des preußischen Herrenhauses.
  • Maximilian Friedrich von Gaffron u. Oberstradam, (* 15. o. 22. Dezember 1727; † 26. April 1800), auf Zobel (seit 1764), Kreis Liegnitz, Landrat des Kreises Liegnitz (1781–1794).
  • Theodor Freiherr von Gaffron-Kunern, Mitglied des preußischen Herrenhauses.

Anmerkung: Die von Prittwitz-Gaffron gehören nicht zu dieser Familie.

Wappen

In Rot zwei schwarze Büffelhörner. Auf dem Helm mit rot silbernen Decken drei (1.2.) von Pfaufedern gewundene Kränze. Das freiherrliche Wappen ist entsprechend: Die Büffelhörner sind silber-schwarz, über der Freiherrnkrone der Helm des adligen Wappens, vermehrt um einen zweiten mit den schwarz-silbernen Büffelhörnen. Wahlspruch der Familie: "Si perdidisti honorem omnia perdidisti" (= Ehre verloren, Alles verloren; seit der Schlacht 13. November 1677 bei St. Margareth in Ungarn). Die älteste bekannte Wappendarstellung findet sich im Scharffenberg'schen Wappenbuch (heute Österreiche Nationalbibliothek, Signatur 49.P.24) von etwa 1578. Im Kreis Münsterberg sind einige Epitaphien mit dem Gaffron'schen Wappen erhalten geblieben, beispielsweise an der Kirche von Schreibendorf, Kreis Strehlen. Darin hatte Palle Max von Gaffron nach 1740 auch eine Familienloge und Gruftanlage einbauen lassen.

Literatur

  • Friedrich Andreae: Denkwürdigkeiten des Freiherrn Hermann von Gaffron-Kunern. Breslau 1913.
  • Joseph Franzkowski: Geschichte der freien Standesherrschaft, der Stadt und des landrätlichen Kreises Gross Wartenberg. Groß Wartenberg 1912.
  • Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexicon (Band 3). Leipzig 1861, S. 425–426.
  • Johann Sinapius: Schlesischer Curiositäten Erste Vorstellung, Darinnen die ansehnlichen Geschlechter Des Schlesischen Adels...(Band 1). Leipzig 1720, S. 376–378.
  • Johann Sinapius: Des Schlesischen Adels Anderer Theil, Oder Fortsetzung Schlesischer Curiostäten ... (Band 2). Leipzig 1728, S. 633–635.
  • Leopold Freiherr v. Zedlitz-Neukirch: Neues Preussisches Adels-Lexicon (Band 2). Leipzig 1836, S. 489–490.

Einzelnachweise

  1. Vgl. Sinapius, Bd. 2, S. 633 und 635
  2. Beispielsweise: Niesiecki, K., Herbarz polski Kaspra Niesieckiego, Bd. 1–10, Leipzig, 1839–1846, oder Uruski, S., Rodzina. Herbarz szlachty polskiej, Bd. 1–15, Warschau 1904–1931. Lediglich Zernicki (Zernicki-Szeliga, Emilian, Der polnische Adel und die demselben hinzugetretenen andersländischen Adelsfamilien, Bd. 1, Hamburg 1900, S. 261) erwähnt hier erneut die Familien Gawroński, bezieht sich dabei allerdings nur wieder auf Sinapius.
  3. Beispielsweise: Kneschke, Bd. 3, S. 425, und Zedlitz-Neukirch, Bd. 2, S. 489
  4. Sommersberg, Friedrich Wilhelm von, Silesiorum rei historicae et genealogicae accessiones ..., Leipzig 1732, S. 134
  5. Grünhagen, Colmar, und Konrad Wutke, Codex Diplomaticus Silesiae, Band 22: Regesten zur schlesischen Geschichte 1327–1333, Breslau 1903, S. 83, Urkundenummer 4898. Die im Genealogischen Handbuch des Adels, Bd. 67, noch 1978 zu findende Angabe: 'S. 327-33, Urkundennummer 4848' ist zu korrigieren!
  6. Franzkowski, S. 314
  7. Franzkowski, S. 354