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Świętno

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Pfarrer E. Hegemann: "Der Freistaat Schwenten. Deutsche Not und Treue in der Grenzmark Posen"

Freistaat Schwenten (Januar bis August 1919 selbstständig)

Schwenten (polnisch: "Świętno") ist eine polnische Gemeinde, zwischen Grünberg (Schlesien; polnisch: "Zielona Gora") und Wollstein (Posen; polnisch: "Wolsztyn"); rund 80 km nordöstlich von Cottbus (Brandenburg) und etwa 110 km südwestlich von Posen (Posen; polnisch: "Poznań"). Heute ist sie Teil der Powiat Wolsztyński in der Woiwodschaft Großpolen.

Bis 1918 hatte Schwenten ca. 900 Einwohner und gehörte zur Provinz Posen des Königreiches Preußen, welches Teil des Deutschen Kaiserreiches war. Die Einwohner waren ausschließlich Deutschsprachig, umgeben von Dörfern und Städten mit Deutsch-Polnisch gemischter Bevölkerung.

Nach dem Zusammenbruch des Deutschen Kaiserreiches im Ersten Weltkrieg versank Deutschland in Chaos und Revolution. Die Polnische Erhebung zur Erlangung der Unabhängigkeit vom Deutschen Reich, von Österreich-Ungarn und von der Sowjetunion erfasst im November/Dezember 1918 auch Posen. Deutsche und Polnische Milizen lieferten sich teils heftige Auseinandersetzungen.

Im Angesicht dieser Gefahr beschloss der Gemeinderat im Gasthaus Wolff die Proklamation der Unabhängigkeit des "Freistaates Schwenten".

Die kurze Geschichte des Landes gleicht einer bayerischen Komödie: Pfarrer Hegemann wurde zum Präsidenten und Außenminister, Bürgermeister Drescher zum Innenminister ernannt. Unter der brillanten Führung des Försters Teske, welcher Kriegsminister war, wurde eine Armee aufgebaut. (Die Pläne zum Aufbau einer Kriegsmarine unter Führung des Dorffrisörs wurde aufgegeben, da der nahe See zugefroren war.) Eine Verfassung und Gesetze wurden erlassen; der Finanzminister verabschiedete unter schwierigen Umständen einen Haushalt, denn die Haupteinnahmequelle des Freistaates, die Herstellung und der Handel mit Bier, blieben unbesteuert. (Gastwirt Wolff hätte dem Schwentener Parlament, welches in seinem Gasthaus tagte, sonst kein Freibier mehr ausgeschenkt.)

Erstaunlicherweise erkannten sowohl die Deutschen als auch die Polnischen Milizen die Neutralität des Freistaates Schwenten an. (Zweifelsohne lag dies auch an der Furchtlosigkeit der Schwentener Armee.) Außerdem konnten 'Ausländer' den Freistaat nur mit einem Visa durchqueren, welches ein Stempel des örtlichen Kirchenamtes war.

Letztlich musste die Staatsregierung erkennen, dass die Unabhängigkeit nicht aufrecht zu erhalten war und beantragt die Aufnahme im Freistaat Preußen des Deutschen Reiches. Dem wurde im August 1919 entsprochen und die Grenze zwischen Deutschland und Polen wurde, wie im Vertrag von Versaille vereinbart, festgelegt.

Leider wird die kurzzeitige Existenz eines Freistaates Schwenten von den meisten Historikern ignoriert. Es existiert jedoch eine Zusammenfassung der Ereignisse von Pfarrer E. Hegemann: "Der Freistaat Schwenten. Deutsche Not und Treue in der Grenzmark Posen" und bei intensiver Suche können weitere Informationen gefunden werden. Im Geschichtsatlas Atlas zur Universalgeschichte von List/Oldenburg, Paul List Verlag, München 1979, ist der Freistaat Schwenten in der Karte Die deutschen Ostgrenzen nach dem 1. Weltkrieg eingezeichnet.

Datei:Schwenten2.jpg
Aus dem Atlas zur Universalgeschichte von List/Oldenburg, Paul List Verlag, München 1979