Zum Inhalt springen

Kanon des Neuen Testaments

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 25. April 2003 um 18:19 Uhr durch 129.187.254.14 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Das Neue Testament besteht aus insgesamt 27 Büchern, die über einen Zeitraum von 50 (konservativ) - 100 (liberal) Jahren entstanden sind. Der Kanon des Neuen Testaments ist die Liste der Bücher des Neuen Testaments, die in der Christenheit als Heilige Schrift akzeptiert sind.

Dieser Kanon ist für die Orthodoxen, Katholischen und Protestantischen Kirchen der gleiche. Tatsächlich offiziell und autoritativ festgelegt wurde er erst 1546 am Konzil von Trient und nur von der katholischen Kirche, er ist jedoch seit ca. 400 in Gebrauch durch allgemeine Übereinstimmung, auch bei den orthodoxen und protestantischen Kirchen, für die das Konzil von Trient nicht massgebend ist.

Einzig die syrische und äthiopische Kirchen haben je einen eigenen neutestamentlichen Kanon. In der Syrischen Kirche gehören 2. Petrus, 2. und 3. Johannes, Judas, und Offenbarung nicht zum Neuen Testament, die äthiopische Kirche kennt 38 Bücher, neben den allgemein anerkannten auch z.B. die Clemensbriefe und den Hirten des Hermas.

Nicht-orthodoxe Gruppen (Häretiker) haben sehr individuelle Listen von akzeptierten Büchern zusammengestellt: Beispielsweise stellte Marcion um das Jahre 160 herum eine Auswahl der heute im Neuen Testament enthaltenen Bücher zusammen, lehnte aber eine Reihe anderer ab, da er sie als verfälscht ansah. Seine Liste enthielt nur ein (bearbeitetes) Evangelium (das des Lukas) und einige paulinische Briefe (Galater, 1. und 2. Korinther, 1. und 2. Thessalonicher, Kolosser, Philemon, Philipper, sowie ein unidentifizierter an die Laodiceer).


Welche Bücher gehören zum Kanon des Neuen Testaments

Für die Mehrzahl der Bücher des Neuen Testaments war die Zugehörigkeit zum Kanon nie bestritten. Dazu gehören:

  • die vier Evangelien
  • die Apostelgeschichte
  • die Paulusbriefe
  • der 1. Johannesbrief

Teilweise angezweifelt aber schliesslich anerkannt wurden diese Bücher:

  • Hebräerbrief (im Osten nie angezweifelt, aber im Westen)
  • Jakobusbrief
  • 1. und 2. Petrusbrief
  • 2. und 3. Johannesbrief
  • Judasbrief
  • Offenbarung des Johannes (im Westen nie angezweifelt, aber im Osten)

Teilweise anerkannt aber schliesslich nicht ins Neue Testament aufgenommen

  • 1. und 2. Clemensbrief
  • Didache
  • Barnabasbrief
  • Hirt des Hermas
  • Hebräerevangelium

Nie anerkannte Schriften

  • Ägypterevangelium
  • Basilidesevangelium
  • Matthiasevangelium
  • Thomasevangelium
  • Apokalypse des Petrus
  • Evangelium der Wahrheit


Entwicklung des Kanons des Neuen Testaments

Die hier aufgezeigte Entwicklung beruht auf erhaltenen Texten und Listen von Kirchenvätern.

Listen von kanonischen Büchern wurden seit dem zweiten Jahrhundert aus verschiedenen Gründen zusammengestellt. Das hauptsächliche Kriterium für die Aufnahme in den Kanon, das von den Kirchenvätern eingehend diskutiert wurde, war die apostolische Autorität (aus der Sicht des betreffenden Kirchenvaters): stammte das Buch von einem Apostel oder stand die Autorität eines Apostels dahinter (Paulus bei Lukas und Apostelgeschichte, Petrus bei Markus).

Zweites Jahrhundert

Die neutestamentlichen Schriften waren schon sehr früh in den Kirchen in Gebrauch, wurden abgeschrieben und weiterverbreitet: es gab um 70 bereits eine Sammlung von Paulusbriefen, um 150 eine Sammlung von Evangelien. Verse des Johannesevangeliums waren ca. 125 in Ägypten in Gebrauch. Auch die häufigen Zitate aus dem Neuen Testament der Kirchenväter des zweiten Jahrhunderts weisen auf diesen verbreiteten Gebrauch hin.

Solche Schriften wurden schon früh als Heilige Schrift bezeichnet. Im 2. Petrusbrief (2Petr. 3,15f) gilt das für die Paulusbriefe, Clemens weist im Jahr 95 auf den 1. Korinterbrief und Polykarp (vor 150) bezeichnet die Paulusbriefe als Heilige Schrift.

Die älteste erhaltene Liste der kanonischen Bücher ist im so genannten Muratorischen Fragment Englischer Text enthalten, datiert auf 170-200. Die nur als Fragment erhaltene Liste enthält die heute fast vergessene Petrus-Offenbarung, fünf der heute als kanonisch geltenden Briefe (1. und 2. Petrus, Hebräer, Jakobus und 3. Johannes) sind hingegen nicht erwähnt.

Irenäus von Lyon stellte am Ende des 2. Jahrhunderts seine kanonische Liste inspirierter Schriften zusammen, in der sechs der heute akzeptierten Briefe (Philemon, 2. Petrus, 2. und 3. Johannes, Hebräer and Judas) fehlen, aber zusätzlich der Hirten des Hermas aufgeführt ist.

3. Jahrhundert

Eine ausführliche Besprechung ist von Origenes überliefert, der ca. 230 in seinen Kommentaren alle heute enthaltenen Werke bespricht, allerdings neben vier heute nicht enthaltenen Werken (Brief des Barnabas, Hirt des Hermas, Didache, Hebräerevangelium) auch sechs kanonische Briefe (Hebräer, 2. Petrus, 2. und 3. Johannes, Jakobus, Judas) als umstritten bezeichnet.

Auch die aus dieser Zeit erhaltenen Handschriften (z.B. Codex Sinaiticus, Codes Alexandrinus) spiegeln diese Meinungsvielfalt in den in ihnen enthaltenen Werken wieder, indem erster den 'Hirten des Hermas' und den Brief des Barnabas, letzterer die beiden Clemensbriefe enthält.

Viertes Jahrhundert

Eusebius von Caesarea, ca. 260-340, hat in seiner Kirchengeschichte alle Pros und Contras für die einzelnen Bücher zusammengestellt Kanon des Eusebius (englisch).

Cyril von Jerusalem führt um die Mitte des 4. Jahrhunderts in Jerusalem in seinen katechetischen Vorträgen einen Kanon von Cyril (englisch) auf, der alle Bücher des Neuen Testaments enthält bis auf die Apokalypse.

Athanasius von Alexandria führt 367 im Athanasius 29. Osterfestbrief (englisch) alle Bücher des heutigen Neuen Testaments auf.

Gregor von Nazianz listet in einem Gedicht (englisch) alle Bücher des heutigen Neuen Testaments auf bis auf die Apokalypse.

Die 3. Synode von Karthago (eine lokale Synode) 397 hat diese Liste von Büchern, die als Heilige Schrift bezeichnet werden dürfen.


Vom 5. Jahrhundert an wurde dieser Kanon allgemein akzeptiert. Es waren jedoch auch in den folgenden Jahrhunderten noch Handschriften in Gebrauch, die etwa die Offenbarung des Johannes oder den Brief an die Hebräer ausließen, oder den Barnabasbrief einschlossen.

Siehe auch: Neues Testament