Dachbinder (Holzbau)

Ein Dachbinder ist das tragende Bauteil eines Dachstuhles.
Der einfachste Fall eines Dachstuhls mit Dachbindern ist das Sparrendach. Dachbinder sind feste Konstruktionen, sie werden oft in einer Abbundhalle montiert und dann zur Baustelle transportiert.
Konstruktionsformen

Je nach Anwendung werden die Binder auch nach der Form unterschieden:
- Parallelbinder
- Satteldachbinder
- Pultdachbinder
- Trapezbinder
- Doppeltrapezbinder
Dachbinderarten
Sparrenbinder
Der einfache Dachbinder, der beim Sparrendach Verwendung findet. Er besteht aus zwei Sparren und einem Deckenbalken.


Kehlbalkenbinder
Überschreiten die Sparren des Binders eine gewisse Länge, ist es wirtschaftlich in den Binder zusätzliche, meist horizontal angeordnete Hölzer einzufügen, um eine übermäßige Durchbiegung der Sparren zu verhindern. Diese Hölzer bilden bei ausgebauten Dachräumen dann häufig die Dachgeschoss-Decke, auch als Kehlbalkendecke bezeichnet.
Nagelbinder
Hierbei handelt es sich um Fachwerkbinder. Das Tragwerk besteht aus Druck- und Zugstäben, die an den Knotenpunkten mittels Laschen und Nägeln (Nagelbinder) nach einem genauen Nagelbild kraftschlüssig verbunden werden. In der Regel sind Nagelbinder aus mehreren Lagen Brettern hergestellt.
Nagelplattenbinder
Der klassische Nagelbinder wurde seit den 1970er Jahren zusehends von dem weit wirtschaftlicheren „Nagelplattenbinder“ (NPB) ersetzt. Das statische System ist das gleiche, die Knotenpunkte werden jedoch mit industriell gefertigten „Nagelplatten“ verbunden. Das sind Stahlblechplatten, aus denen in regelmäßigen Abständen Nägel 3-seitig herausgestanzt und abgewinkelt wurden. Die in Deutschland verwendeten Nagelplatten bedürfen einer allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung des Deutschen Instituts für Bautechnik (DIBt). Diese Nagelplatten werden über den Holzstößen mit Spezialpressen beidseitig in das Holz gedrückt. Das Holz und die Verbindungen mit den Nagelplatten sind dabei, ebenso wie bei herkömmlichen Konstruktionen statisch bemessen. Auf Grundlage der Bemessungsnormen DIN 1052 und DIN EN 1995 (EC5) sind Nagelplattenbinder im Bereich der Nutzungsklassen 1 und 2 anwendbar. Wenn an das Tragwerk Anforderungen an die Feuerwiderstandsdauer gestellt werden, sind in der Regel besondere Maßnahmen erforderlich. Diese werden meist mittels bauwerksbezogener Brandschutzkonzepte ausgearbeitet.
Für Bauwerke sind diese Tragwerke mit Nagelplattenverbindungen als Bauprodukt nach DIN 1052 geregelt und in der Bauregelliste A Teil 1, Ausgabe 2012/2 Nr. 3.3.1.2.2 gelistet. In der Bauregelliste ist als Anforderung an die Herstellbetriebe eine Überwachung und Zertifizierung nach den Landesbauordnungen vorgeschrieben. Alle Nagelplattenbinder müssen ein Ü-Zeichen tragen. Im Ü-Zeichen müssen neben Hersteller und Herstellwerk als technische Regel die DIN 1052 sowie die Kurzbezeichnung der Zertifizierungsstelle angegeben sein.

Nagelplattenbinder werden in Deutschland häufig bei eingeschossigen Gebäuden verwendet, die größere Flächen stützenfrei überspannen sollen, wie es etwa bei großflächigen Einzelhandelsbetrieben wie Supermärkten der Fall ist. Diese Nagelplattenbinder sind Tragwerke des Ingenieurholzbaus, die nach ingenieurmäßigen Methoden bemessen und hergestellt werden.
Neben weitgespannten Dachkonstruktionen finden Nagelplattenbinder auch immer breitere Anwendung bei der Ausführung von Dachkonstruktionen Wohnhäuser. Vor allem wenn flach geneigte Sattel- oder Walmdachkonstruktionen gewünscht sind, bietet sich die Verwendung von Nagelplattenbindern an. Durch die Fachwerkkonstruktion können die Gebäude auch hier wirtschaftlich stützenfrei überspannt werden. Es entstehen Innenräume die flexibel aufgeteilt und mit nichttragenden Innenwänden gegliedert werden können. Einen weiteren Anwendungsbereich im Wohnungsbau bieten sogenannte Studiobinder. Bei dieser Ausbildung der Nagelplattenbinder entstehen zur Wohnnutzung ausbaubare Dachgeschosse.
Hersteller von Nagelplatten und verarbeitende Holzbauunternehmen sind im Interessenverband Nagelplatten e.V. (GIN) zusammengeschlossen. Fast alle der annähernd 50 Mitgliedsunternehmen gehören der Gütegemeinschaft Nagelplattenprodukte e.V. an; sie sind berechtigt, das „RAL-Gütezeichen Nagelplattenprodukte“ zu führen. Es bürgt für sichere, maßgenaue Verbindungen von Holzelementen mit einer Spannweite von bis zu 35 m sowie für gebäudespezifische Tragsysteme von dauerhafter Qualität. Der Interessenverband Nagelplatten e.V. ist Ansprechpartner und Auskunftsquelle für Architekten, Hausbauunternehmen, Bauämter, Zimmerei-, Dachdecker- sowie weitere Handwerksbetriebe, die Nagelplatten und Nagelplattenprodukte bei der Verwirklichung unterschiedlichster Bauvorhaben konstruktiv verwenden. 1972 gegründet, gehört der GIN der Verbändegemeinschaft FORUM HOLZBAU an und hat seinen Sitz in Ostfildern bei Stuttgart. Weitere wissenswerte Informationen über Nagelplatten und -produkte sowie über den GIN als Interessenverband finden sich im Internet auf www.nagelplatten.de .
Leimbinder
In der Fachsprache Brettschichtholzbinder oder kurz BSH-Binder genannt. Aus ca. 40 mm starken Holzlamellen wird durch Verleimung ein beliebig großer Holzquerschnitt erzeugt. Es werden Bretter schichtweise miteinander verleimt, daher der Name. Brettschichtholzbinder dürfen nur in dafür zugelassenen Betrieben mit strengen Fertigungsrichtlinien hergestellt werden.
Sonstige Techniken
Im modernen Dachbau werden Holzverbindungen zur Verbindung von Hölzern immer seltener benutzt. Stattdessen werden Winkel, Balkenschuhe oder Nagelbleche verwendet. Trotzdem ist die Schiftung weiterhin noch nötig, diese Arbeit kann aber meist mit dem Alphawinkel ausgeführt werden, ein Aufschnüren auf dem Reißboden ist nicht mehr nötig.
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Nagelbinder
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Nagelplattenbinder
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Nagelplatten Detail
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Balkenschuhe
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Holzbinderkonstruktion mit Dübeln
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gekreuzte Parallelbinder
Weblinks
- Nagelplattenbinder nach DIN 1052:2008-12 (PDF; 5,6 MB)
- Nagelplattenbinder, DIN EN 14250, Feuerwiderstand, Brandverhalten, Festigkeit usw. Bei Bauprofessor.de