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Heinrich Johann Friedrich Ostermann

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Heinrich Graf Ostermann (1687–1747)
Gedenktafel an der Ostermannstraße in Bochum

Heinrich Johann Friedrich Graf Ostermann (russisch Андрей Иванович Остерман/ Andrei Iwanowitsch Ostermann, wiss. Transliteration Andrej Ivanovič Osterman; * 9. Juni 1687 in Bochum; † 20. Maijul. / 31. Mai 1747greg. in Berjosow, Sibirien) war ein russischer Diplomat und Staatsmann deutscher Herkunft.

Er wurde als Sohn des Pastors Johann Conrad Ostermann in Bochum geboren. Die Ostermanns waren eine angesehene Familie, die Bürgermeister, Advokaten, Richter, Pfarrer hervorgebracht hat; als ihr Wohnhaus gilt das heutige Brauhaus Rietkötter. Er ging in den Gymnasien von Dortmund und Soest zur Schule.

Nachdem Ostermann als Student der Rechtswissenschaften in Jena wegen eines Duells, in welchem er in stark angetrunkenem Zustand einen adligen Gegner getötet hatte, nach Holland fliehen musste, trat er 1704 in russischen Seedienst. Dort gewann er bald das Vertrauen Peters I. und spielte danach eine herausragende Rolle im russischen Staatsdienst. Nach der Heirat mit Marfa Streschnew, einer Dame des russischen Hochadels, passte er sich weitgehend dem Lebensstil des Landes an, nahm einen russischen Namen an, blieb aber Protestant.

Ostermann wirkte wesentlich am Abschluss des Friedens vom Pruth vom 23. Juli 1711 mit und leitete die Friedensunterhandlungen zu Nystad am 10. September 1721, worauf er zum Freiherrn und Geheimrat und 1725 zum Reichsvizekanzler ernannt wurde.

Unter Ostermann erreichte Russland eine Bedeutung in der gesamt- und auch westeuropäischen Politik, die es bis dahin nie gehabt hatte. Während seiner politischen Tätigkeit strebte Ostermann meist ein russisch-österreichisches Bündnis an und bemühte sich vor allem, Polen am Aufstieg zu hindern und Russland einen Zugang zum Schwarzen Meer zu eröffnen. Die Neutralisierung Polens erreichte er 1734 mit der von ihm geförderten Thronbesteigung des schwachen Herrschers August III. dort, den Schwarzmeerzugang im Russisch-Österreichischen Türkenkrieg. Nach Letzterem entwickelten sich aber zunehmende Spannungen zwischen Russland und Österreich auf dem Balkan.

Kaiserin Katharina I. bestimmte Ostermann auf dem Sterbebett 1727 zum Oberhofmeister und zum Mitglied des Regentschaftsrats während der Minderjährigkeit ihres Nachfolgers Peter II. Im Jahre 1727 wurde er zum Generalpostdirektor bestimmt. 1730 wurde Ostermann in den erblichen Grafenstand erhoben und 1734 von der Kaiserin Anna I. mit dem Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten betraut. Als 1740 Iwan VI. zum Nachfolger Annas ernannt wurde, behauptete Ostermann seine einflussreiche Stellung als Großadmiral.

Die Thronbesteigung von Kaiserin Elisabeth im folgenden Jahr aber führte seinen Sturz herbei. Unter anderem auch aufgrund seiner österreichfreundlichen Politik ließ ihn die Kaiserin Elisabeth 1741 verhaften.

Unter der Anschuldigung, Elisabeths Ausschließung von der Thronfolge bei Anna I. bewirkt und das Testament Katharinas I. unterschlagen zu haben, wurde Ostermann zur Hinrichtung durch das Rad verurteilt. Am 27. Januar 1742 wurde das Urteil direkt vor der Hinrichtung in lebenslängliche Verbannung nach Sibirien umgewandelt, wo Ostermann fünf Jahre später 1747 starb.

Literatur

Commons: Heinrich Johann Friedrich Ostermann – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien