Barnstorf (Uehrde)
Barnstorf Gemeinde Uehrde
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| Koordinaten: | 52° 6′ N, 10° 49′ O | |
| Höhe: | 97 m | |
| Postleitzahl: | 38170 | |
| Vorwahl: | 05332 | |
Lage von Barnstorf in Niedersachsen
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Barnstorf ist ein Ortsteil der niedersächsischen Gemeinde Uehrde im Landkreis Wolfenbüttel.
Geographie
Der Ort ist überwiegend landwirtschaftlich geprägt. Am nördlichen Dorfrand erstreckt sich ein Gelände, das bis ins 18. Jahrhundert hinein ein ausgedehnter Teich war. Der Barnstorfer Salzteich lag über einem Salzdom, der lange Zeit die Förderung von Salz möglich machte. Heute existiert nur noch die Barnstorfer Salzwiese, auf der zahlreiche typische Salzpflanzen wie der Queller, das Andelgras und die Strandaster beheimatet sind. Die Strandaster bildet seit 1991 auch das Motiv des Dorfwappens.
Geschichte
Name
Erstmals schriftlich erwähnt wird Barnstorf 966 in einer Urkunde als "Bernherdestorpe", das bedeutet Bernhards Dorf. Die Urkunde bestätigt die Schenkung eines Gutes von Otto I. an den Grafen Mamaco. Zuvor war der Ort im Besitz der Moritzkirche zu Magdeburg. 1226 hieß der Ort Bernestorpe. Später findet man auch die Varianten "Barnsdorp" und "Barnstorff".
Ursprünge
Die Ursprünge des Dorfes liegen länger zurück als die erste Erwähnung. Vermutlich entstand Barnstorf im 8. Jahrhundert, zu Zeiten der fränkischen Eroberungszüge in Sachsen.[1] Die Franken erschlossen damals in ganz Sachsen zahlreiche neue Siedlungen, zum großen Teil mit den Endungen -dorf, -torf. Die Gegend um Barnstorf dürfte vor der Erschließung überwiegend bewaldet gewesen sein. Neben Barnstorf wurden auch das Nachbardorf Bistorf und das Gehöft (oder Dorf) Meerdorf erschlossen. Beide Siedlungen fielen aber später wüst und gehören heute zur Barnstorfer Feldmark. Dass Barnstorf die Periode der Wüstungen als Dorf überstanden hat, dürfte auch darin begründet sein, dass das Dorf an einem wichtigen Heer- und Handelsweg lag, dem sogenannten Deitweg, der vom Okerübergang bei Ohrum über Schöningen bis nach Magdeburg führte.
Salzteich und Salzgewinnung
Eine wichtige Bedeutung für Barnstorf hatte der Salzteich. Dieser Teich war früher 156 Morgen groß, verlandete aber mehr und mehr. Um 1835 war der Salzteich weitgehend zu Wiesen und Weiden geworden. Geblieben ist die Barnstorfer Salzwiese, die heute als Naturschutzgebiet ausgewiesen ist. Von den Solequellen hat auch der Bach Soltau seinen Namen, an dem das Dorf liegt (Solt = niederdeutsch für "Salz"). Die Solequelle war lange Zeit die Grundlage für die Salzgewinnung in Barnstorf. Die Saline, die auf einer von der Soltau umflossenen Insel lag und auf alten Karten als "Salzkote" verzeichnet ist, war unter anderem im Besitz der Wolfenbütteler Herzöge, bis die Solequelle mehr und mehr versiegte und die Saline 1743, nach mehr als 400 Jahren ihren Betrieb einstellte.
Fürstliches Vorwerk und Domäne
In Barnstorf stehen noch heute die Gebäude des fürstlichen Vorwerks. Das Wohnhaus entstand im 18. Jahrhundert als eingeschossiger Bau aus Rogenstein. Die große Scheune des Vorwerks gehört zu den größten und ältesten Gebäuden des Dorfes. An einer Seite befindet sich ein Gedenkstein des Herzogpaares Heinrich Julius und Elisabeth aus dem Jahre 1611. Er dokumentiert die jahrhundertelange Dominanz der Wolfenbütteler Herzöge als größte Grundbesitzer. Das Kammervorwerk besaß um 1800 neben 458 Morgen Acker und 77 Morgen Wiesen auch erhebliche Teichflächen.
1918 wurde das Vorwerk zur staatlichen Domäne, verwaltet durch einen Oberamtmann. 1937 wurde diese Domäne dann aber aufgesiedelt. Das Ackerland bekamen Bauern aus anderen Dörfern der Region, die wegen der Bauprojekte Mittellandkanal und Stahlwerke "Hermann-Göring-Werke" Salzgitter ihr Land abgeben mussten. Die Neusiedler mussten etwas außerhalb des Dorfes Höfe in Gestalt von "germanischen Langhäusern" errichten, die allerdings für die Region eher untypisch sind und noch heute eine Besonderheit darstellen.
Kirche
Ältestes Gebäude in Barnstorf ist die Kirche. Der älteste Teil stammt aus dem 12. bis 13. Jahrhundert. 1511 wurde die Kirche erweitert und bekam 1872 einen neuen Turm. Dieser Turm sollte der Anfang für einen kompletten Neubau sein, für den schon Pläne vorlagen. Dazu kam es aus aber aus Kostengründen nicht. Das alte Kirchenschiff blieb erhalten.
Seit der Reformation ist die Kirchengemeinde Barnstorf Filiale von Watenstedt. Barnstorf ist im Pfarrverband Watenstedt das einzige Dorf, das zum Landkreis Wolfenbüttel gehört. Alle anderen liegen im Landkreis Helmstedt.
Sonstiges
Zwischen Barnstorf und Warle befindet sich eine kleine, sumpfige Fläche. Der Volksmund nennt sie „die Grundlose". Vor der Jahrhundertwende hatte man hier einen Brunnen für die Zuckerfabrik Watenstedt angelegt. Viele Sagen ranken sich um dieses Gebiet.
Seit der Gemeindereform von 1974 ist Barnstorf keine eigenständige Gemeinde mehr. Zusammen mit den Dörfern Uehrde, Watzum und Warle bildet es innerhalb der Samtgemeinde Schöppenstedt die Gemeinde Uehrde.
Betriebe
Neben den ansässigen Landwirtschaftsbetrieben gibt es in Barnstorf noch einige Handwerksbetriebe:
- Die Bäckerei Fischer befindet sich im ehemaligen Gemeinde-Backhaus aus dem 19. Jahrhundert. Die Bäckerei versorgt werktäglich auch viele Nachbardörfer mit Backwaren.
- Das Catering-Unternehmen "Bella's Imbissbetriebe" des Ehepaars Papenbrock hat in Barnstorf seinen Sitz. Größte Bekanntheit hat es durch die sogenante "VW-Currywurst", die "Bella's" regelmäßig vor dem Wolfsburger Volkswagenwerk verkauft.[2] Außerdem betreibt "Bella's" Glühweinstände auf Weihnachtsmärkten.
- Die Tischlerei Dube, seit 1865 ein Familienbetrieb, ist eine Möbeltischlerei und betreibt außerdem ein Bestattungsinstitut[3] mit Sitz in Schöppenstedt.
- Die "Holzmanufaktur Hoffmann" ist eine Restaurierungswerkstatt, deren Inhaber nicht nur alte Möbelstücke wiederaufarbeitet, sondern auch Einzelstücke entwirft und in Handarbeit herstellt.[4]
Traditionen
Volksfest
In Barnstorf feiern die Einwohner jeden Sommer ein "Volksfest", das von den örtlichen Vereinen ausgerichtet wird. Hauptbestandteil ist ein Umzug durch das Dorf und der Auftritt von Chören aus den Nachbardörfern, weshalb das Volksfest bei vielen älteren Barnstorfern auch noch "Sängerfest" heißt. Bis in die 1980er Jahre dauerte das Volksfest drei, inzwischen nur noch zwei Tage. Lange Zeit feierten die Barnstorfer ihr Volksfest im Saal der Gaststätte "Zur Linde". Als die Gaststätte geschlossen und der Saal in ein Wohnhaus umgebaut wurde, mieteten die Vereine zunächst ein Festzelt an, das auf dem ehemaligen Gänseanger aufgebaut wurde. Seit einigen Jahren dient inzwischen aber die alte Vorwerks-Scheune, die sich in privatem Besitz befindet, als stimmungsvoller Festsaal. Die Chöre für das Volksfest werden vom Männergesangverein Barnstorf eingeladen, der seit 1884 besteht. Als Sportverein hat sich 1947 der TSV Barnstorf gegründet. Seine Fußballer spielen im FC Süd-Elm. Als weitere Vereine im Dorf gibt es die Freiwillige Feuerwehr und die evangelische Frauenhilfe.
Neujahrssingen
Zu den Traditionen gehört außerdem das Neujahrssingen der Kinder. Immer am Silvestermorgen gehen die Barnstorfer Kinder von Haustür zu Haustür, klingeln und beginnen noch bei geschlossener Tür den Vers zu singen:
- Ich bin ein kleiner König. Gebt mir nicht so wenig.
- Lasst mich nicht so lange stehn, ich muss noch'n Häuschen weitergehn.
- Prost Neujahr!
Anschließend bekommen sie Süßigkeiten oder Geld in die Hand gedrückt.
Osterfeuer
Das jährliche Osterfeuer entzünden die Barnstorfer immer am Ostersonntag nach 20 Uhr auf dem Großenberg, etwa einen Kilometer südöstlich vom Dorf in Richtung Watenstedt. Von dort aus hat man einen sehr guten Blick auf das Dorf und die gesamte Umgebung.
Wappen
1991 hat Barnstorf ein Wappen bekommen: es zeigt die Strandaster, die auf der Salzwiese zuhause ist. Die Zweiteilung des Wappens erinnert an das Dorf Bistorf, das vom 13. Jahrhundert bis 1313 urkundlich erwähnt wurde, bevor es wüstfiel. Wie in anderen Fällen auch, erinnern die braunschweigischen Landesfarben Blau und Gelb an die jahrhundertelange Zugehörigkeit zum Lande Braunschweig.
Weblinks
- Salzwiesen
- Dörfer im Braunschweiger Land
- Dorfbeschreibung bei der Samtgemeinde Schöppenstedt (zu finden unter "Die Samtgemeinde" und "Gemeinde Uehrde")
- FC Süd-Elm: gemeinsamer Fußballverein der Dörfer Uehrde/Barnstorf/Watzum
Einzelnachweise
- ↑ Wolfgang Meibeyer: Die Anfänge der Siedlungen. In: Die Braunschweigische Landesgeschichte, Braunschweig 2000. (S. 267–300) S. 283 f.
- ↑ Spiegel-Online Bericht über "Bella's" VW-Currywurst
- ↑ Homepage der Firma Dube
- ↑ Homepage der Firma Hoffmann
