Schlacht bei Worringen
Die Schlacht von Worringen war 1288 das kriegerische Finale im zuvor bereits sechs Jahre währenden Limburger Erbfolgestreit. Hauptkontrahenten des Konflikts waren der Erzbischof von Köln, Siegfried von Westerburg und Herzog Johann I. von Brabant. Der Ausgang der Schlacht sollte das Machtgefüge im gesamten Nordwesten Mitteleuropas verändern.
Hintergrund
Auslöser des Streits war die unklare Herrschaftsfolge für das Herzogtum Limburg im heutigen deutsch-belgisch-niederländischen Grenzraum. Verbunden mit der Gewalt über das Territorium Limburg war der Titel der Herzogs von Niederlothringen.
Nach dem Tod Walrams IV. von Limburg 1282 war das Herzogtum durch König Rudolf an Walrams Tochter Irmgard, die Ehefrau Reinalds von Geldern gegeben worden. Irmgard starb schon im folgenden Jahr kinderlos und neben Reinald von Geldern als ihrem Mann, erhob auch der Graf Adolf V. von Berg als naher Verwandter Walrams IV. von Limburg Anspruch auf das Territorium.
Doch verkaufte Adolf von Berg seine „Ansprüche“ noch 1283 an einen der damals mächtigsten Fürsten im Nordwesten des Römisch-Deutschen Kaiserreichs, an den Brabantischen Herzog Johann I. Die Ambitionen Johanns veranlassten den Erzbischof von Köln, als mächtigsten Kirchenfürsten des Reiches, auf der Seite des Grafen von Geldern Partei zu ergreifen, da Köln allzu großen Machtzuwachs Brabants fürchtete. Auch Geldern verkaufte seine „Erbanspüche“ 1288 an Köln.
Für beide Seiten bildeten sich umfangreiche Allianzen heraus, gestützt auf Lehenssystem, Rivalitäten, Machtinteressen und gelegentlich vielleicht auch Verwandtschaftsverhältnisse. Die Grafschaften Berg und Mark etwa wären durch ihren Lehenseid an den Erzbischof von Köln, in dessen Funktion als Herzog von Westfalen, gebunden gewesen. Doch schwelten seit Jahrzehnten Konflikte um die Machtstellung der Grafen. Und so stand der Graf von der Mark nicht nur als Verwandter des vermeintlich erbberechtigten Adolf von Berg an dessen Seite dem gemeinsamen Lehnsherren gegenüber.
Es folgte eine Zeit mehrjähriger Kampfhandlungen mit wechselseitigen Belagerungen und Verwüstungen von Ländereien. Im Juni 1288 schließlich standen sich die Heere der Koalitionen bei Worringen zur Schlacht gegenüber. Auch die Bürger von Köln nahmen die Gelegenheit wahr, sich gegen ihren Stadtherren, den Erzbischof aufzulehnen. Sie traten auf der Seite Brabants in die Schlacht ein.
Verlauf
In die Schlacht auf der Fühlinger Heide bei Worringen, nördlich von Köln zogen mehrere Heere, insgesamt 10.000-15.000 Mann stark. Die Kamphandlungen am 5. Juni 1288 zogen sich den ganzen Tag hin. Auf der Seite des Erzbischofs kämpfte das Heer von Heinrich VI., Graf von Luxemburg. Ein taktischer Fehler des Kölner Erzbischofs zu Beginn der Schlacht bestimmt deren Ausgang voraus. Brabant und seine Verbündeten obsiegten. Es gab mehr als 2.000 Tote; unter den Gefallenen befand sich auch Heinrich VI. von Luxemburg und drei seiner Brüder. Der Erzbischof von Köln, der Graf von Geldern und zahlreiche andere Adelige des Kölnischen Lagers wurden durch die Sieger gefangen genommen.
Die gegnerischen Lager
- Siegfried von Westerburg, Erzbischof von Köln
- Reinald I. von Geldern
- Heinrich VI. Graf von Luxemburg
- Herzog Heinrich von Luxemburg
- Grafen von Nassau
- Herren von Plettenberg
- Herr Walram von Valkenburg
- Graf Dietrich von Kleve/Moers
- Herzog Johann I. von Brabant
- Graf Adolf V. von Berg
- Bergische Bauern
- Graf Eberhard von der Mark
- Bürger der Stadt Köln
- Graf Walram von Jülich
- Graf Arnold von Loon
- Graf von Tecklenburg
- Graf von Waldeck
- Graf von Ziegenhain
- Graf Heinrich von Virneburg
- Graf Adolf V. von Berg
Folgen
Brabant konnte seine Machtstellung ausbauen. Sichtbares Zeichen der gewonnenen Territorialherrschaft über Limburg war die Einfügung von dessen Wappen in das Brabantische Banner.
Der Kölner Erzbischof verlor an Einfluss. Die Stellung der Grafen von Berg und von der Mark gewann an Gewicht. Mark erlangte, obwohl zwischen dem Kölnischen Territorium am Rhein und dem Kölnischen Herzogtum Westfalen gelegen, die Vormachtstellung in Süd-Westfalen.
Die Kölner Bürgergemeinde erreichte ihre Unabhängigkeit vom kirchlichen Stadtherren. Seither musste der Bischof von Köln am Stadttor bei den Bürgern der Stadt Köln um Einlass bitten. In der Konsequenz nahm Köln faktisch die Stellung einer Reichsstadt ein, formal sollte es bis zur Verleihung dieses Status allerdings noch dauern.
Der Ausgang der Schlacht hatte 1288 die Stadterhebung Düsseldorfs durch den Grafen von Berg zur Folge. Das „Konkurrenzunternehmen“ zu Köln nur wenige Kilometer unterhalb am Rhein wäre ohne die Schwächung der Position des Erzbischof kaum möglich gewesen. So wurde der Anstoß gegeben zum späteren Residenzort und zur heutigen Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens.
Worringen heute
Worringen ist heute der nördlichste Vorort von Köln (Köln-Chorweiler) und wurde 1922 eingemeindet. Die Schreibweise für Worringen hat sich im Laufe der Jahrhunderte häufiger gewandelt, es finden sich auch: Worunc, Worunch, Woronc, Woring, Woeringen und Wuring.
Literatur
- Wilhelm Janssen: Kleine Rheinische Geschichte, Patmos-Verlag, 1997. ISBN 3-491-34232-5