Corps Bavaria Karlsruhe
Wappen | Zirkel |
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Basisdaten | |
Bundesland: | Baden-Württemberg |
Universität: | Karlsruher Institut für Technologie |
Gründung: | 14. November 1847 in Karlsruhe |
Verband: | ehemals WSC, seit 1965 verbandsfrei |
Aufnahme in den WSC: | 7. April 1863 (Gründungsmitglied) |
Wahlspruch: | Amico pectus hosti frontem! |
Waffenspruch: | Gladius ultor noster |
Farben: | ![]() |
Mitglieder: | 145 (SS 2013) |
Adresse: | Waldhornstraße 20 76131 Karlsruhe |
Website: | http://www.corps-bavaria.de |
Das Corps Bavaria ist eine farbentragende, verbandsfreie und seit 1968 nichtschlagende Studentenverbindung mit Sitz in Karlsruhe. Es vereint, seit seiner Stiftung 1847, Studenten und Alumni des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) in einem lebenslangen Freundschaftsbund. Das Corps war Mitbegründer des Weinheimer Senioren-Convents (WSC) und ist Karlsruhes drittälteste Studentenverbindung. Die Corpsmitglieder werden Karlsruher Bayern genannt.
Das Corps Bavaria trägt die Farben "blau-gold-rot" mit goldener Perkussion. Die Burschenmütze ist Blau, mit goldenem und rotem Farbstreifen. Die Farben des Fuxenbandes sind "gold-rot".
Geschichte
Das Corps Bavaria zu Karlsruhe wurde am 14. November 1847 gegründet. Stiftungssenior war Tobias Wolff, zuvor inaktiver Corpsbursche des Corps Nassovia. Mit neun ehemaligen Mitgliedern des Corps Franconia und M. Pauls, einem Fux der Nassovia, gründete er das Corps Bavaria. Unter dem Wahlspruch "Amico pectus hosti frontem" – "Dem Freund die Brust, dem Feind die Stirn" und mit den Farben blau-gold-rot, trat das Corps Bavaria mit 11 Aktiven dem Karlsruher Senioren-Convent (KSC) bei. Die erste Mensur wurde im Dezember 1847 mit dem Corps Nassovia geschlagen.
Das Zeitgeschehen hatte damals großen Einfluss auf das studentische Leben und das Corps Bavaria. Aktive Mitglieder wurden mehrfach zum Militärdienst eingezogen, was dazu führte, dass die Mitgliederzahl von Semester zu Semester teils erheblich schwankte.
1933 wurde in Karlsruhe der erste freie Mensurtag gefeiert. Die Mensur war bis dato verboten und galt als illegaler Zweikampf mit tödlichen Waffen. Die erste "legale" Mensur wurde zwischen den Corps Bavaria und Frisia geschlagen.
Im Oktober 1935 wurde die Auflösung des Corps beschlossen, nachdem die Nationalsozialisten die Corps in nationalistische Studentenbünde umwandeln wollten. Im Januar 1939 wurde der Altherrenverband durch die Staatspolizeileitstelle in Karlsruhe aufgelöst. Nach dem 2. Weltkrieg gründete sich das Corps neu und trat 1953 dem ebenfalls wieder gegründeten Weinheimer Senioren-Convent bei, aus dem es 1965 austrat.
In der Folgezeit orientierte sich das Corps verstärkt wissenschaftlich und sorgt sich besonders um die Vermittlung humanistischer und corpsstudentischer Werte, wie Toleranz und Freundschaft. 2008 gründete sich die "Stiftung Bavaria", welche den Corpsstudenten, aber auch anderen Studierenden durch Vorträge und Workshops das außeruniversitäre Erlernen von Fähigkeiten und die persönliche Weiterbildung ermöglicht.
Das Corps Bavaria und der WSC
Das Corps Bavaria war Mitbegründer des Weinheimer Senioren-Convents am 7. April 1863 und mit dem Karlsruher-Senioren-Convent maßgeblich an der Ausarbeitung des ersten WSC-Comments beteiligt.
Nachdem der WSC sich 1952 nach dem 2. Weltkrieg neu gegründet hatte, vertrat das Corps Bavaria eine moderne Sichtweise, was die Ausübung alter Traditionen betraf und orientierte sich vermehrt an zeitgemäßeren Methoden der Persönlichkeitsbildung. Es wurde eine Klage gegen das Corps angestrebt, bei der die Ausübung der Pflichtmensuren kritisiert wurde. Die Corpsmitglieder hatten nur mindestens 2 Partien zu schlagen, was von der klagenden Partei als nicht genügend angesehen wurde. Der Streit wurde in 3 Instanzen ausgefochten, wobei es zu jeweils 3 verschiedenen Urteilen kam. Letztlich wurde das Corps mit einem protokollierten Rüffel bestraft. Die Art und Weise der Rechtsprechung im WSC und dessen Comment bot nach Meinung des Corps Bavaria zu viel Auslegungspielraum. Wegen dieser Streitigkeiten und den anhaltenden Rechtsunsicherheiten im WSC-Comment, sah das Corps Bavaria die Eigenständigkeit der Mitglieder-Corps in Gefahr und entschloss sich 1965 dazu, den WSC zu verlassen.
Einstellung des Fechtbetriebes
Nach dem Austritt 1965 versuchte das Corps weiterhin die Paukverhältnisse zu den ehemals befreundeten Verbindungen in Karlsruhe und dem KSC aufrecht zu erhalten und Ihre Form von nur einer Pflichtmensur weiter zu führen. Jedoch kündeten einige Verbindungen, die WSC-Corps, der SC zu Freiburg und der SC zu Heidelberg die Pauk- und Freundschaftsverhältnisse mit Bavaria, so dass der Fechtbetrieb nur spärlich mit wenigen Karlsruher Verbindungen, mittels Paukverträgen stattfand. So nahm das Corps Bavaria eine Aussenseiterrolle unter den Karlsruher Verbindungen ein und stellte aufgrund der fehlenden Pauk- und Mensurpartner 1967 anlässlich des 121. Stiftungsfestes den Fechtbetrieb vollständig ein.
Statt der Pflichtmensur zur Reception und zur Inaktivierung, sollte nun ein wissenschaftlicher Vortrag zur Charakter- und Persönlichkeitsbildung der Corpsmitglieder beitragen.
Corpshaus


Das Corpshaus der Bavaria zu Karlsruhe ist ein altes und geschichtsträchtiges Haus, dessen Erbauung auf das Jahr 1815 zurück reicht.
Das Haus in der Waldhornstraße 20 wurde vom berühmten Karlsruher Baumeister Friedrich Weinbrenner (1766-1826) nach dessen Stil gestaltet und erbaut. Besonders war, dass das Haus zurückgesetzt gebaut wurde, sodass ein großer Vorgarten Platz fand, was für das Karlsruher Stadtbild untypisch war. Die im Vorgarten stehende, mindestens 110 Jahre alte Platane, steht heute unter Naturschutz.
Wie die meisten Verbindungen in Ihrer Anfangszeit, hatte auch das Corps Bavaria zunächst kein eigenes Haus. Das Haus wurde 1886 von Bavaria erworben und ist seitdem in Corpsbesitz. Das Corpshaus wurde 1939 beschlagnahmt und sollte nationalsozialistischen Zwecken zugeführt werden. Jedoch gelang es der Bavaria das Haus in Besitz zu halten.
Während eines englischen Großangriffs am 27. September 1944 richteten 30 Brandbomben erhebliche Schäden im Hinterhaus an. Durch eine Luftmine der Amerikaner, wurden bei einem Angriff am 29. September 1944 Obergeschoss und Dach des Vorhauses zerstört. Einzig die Frontwand und der Keller blieben erhalten. So wurde das Haus nach dem 2. Weltkrieg mit der Hilfe aller verbliebenen Corpsbrüdern und Alter Herren nach und nach wieder aufgebaut.
Heute besitzt das Corpshaus der Bavaria zwei Obergeschosse, Dachgeschoss und den im Original gehaltenen Weinbrenner-Gewölbekeller, welcher für Kneipen und Festlichkeiten genutzt wird. Nebst mehrerer Garagen und einem großen Innenhof, bietet das Haus Wohnraum für 13 Bewohner.
Bekannte Mitglieder
rec. = recipiert, Aufnahme als Corpsbursche
- Druckmaschinenfabrikant Friedrich von Koenig (rec.: 14.11.1847)
- Sigmund Freiherr Göler von Ravensburg, Major und Flügeladjutant d. Bad. Großhzg. Friedrich I. von Baden (rec.: 4.10.1849)
- der Unternehmer und Zuckerfabrikant Philipp Karcher (rec.: 1856)
- der Architekt und Hochschullehrer Josef Durm (rec.: 16.01.1856)
- der Heidelberger Professor für Geologie und Metallurgie Dr. Adolf Franz Schmidt (rec.: 27.5.1856)
- Professor und Geh.Oberbaurat, Adolf Weinbrenner (rec.: 11.1.1857)
- Industrieller und Mitgl. d. Reichstags, Eugène de Dietrich (rec.: 14.7.1864)
- Fabrikant, Kommerzienrat und Mitgl. d. Reichstages, Rudolf Henneberg (Ingenieur) (rec.: 21.7.1865)
- Offizier und Sohn des 10. amerik. Präsidenten John Tyler, John Alex Tyler (rec.: 17.5.1869)
- der Kieler Werftengründer und Unternehmer Bernhard Howaldt (rec.: 1872)
- US-Schriftsteller Francis Marion Crawford (rec.: 10.06.1875)
- Grundherr und bad. Kammerjunker, Friedrich Freiherr von Neveu (rec.: 16.10.1875)
- der Ingenieur und Dr.-Ing.h.c. Dr. rer. nat. E.h, Karl Grosse (Ingenieur) (rec.: 10.11.1892)
- Rittergutsbesitzer Hans Frh. Von Freyberg-Eisenberg-Allmendingen (rec.: 22.5.1895)
- Reichsbauoberrat Friedrich Weinbrenner (rec.: 11.11.1896)
- der Ehrensenator und Firmengründer von Schlemmermeyer Dipl.Ing. Peter Krüger (rec.: 1949)
- Inh. d. Verdienstmedaille des Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland und der Ehrenmedaille der Staatlichen Universität Wladimir, Dipl.-Ing. Günther Koitsch (rec.: 15.6.1951)
- Professor am Institut für Technische Mechanik des KIT, Prof. Dr.-Ing. Walter Wedig (rec.: 6.1.1959)
- Professor der TU Berlin, Prof. Dr.-Ing. Bernd Hillemeier (rec.: 12.11.1963)
Siehe Auch
- Begründer des Corps: Tobias Wolff
- Das Corps Bavaria im SC zu Karlsruhe
- Das nach dem Bombenangriff zerstörte Corpshaus
- Gründung des Corps - 40jährige Corps Chronik
- Liste Weinheimer Corps
Literatur
- 40-jährige Corps Chronik des Corps Bavaria zu Karlsruhe, Kgl. Universitätsdruckerei Würzburg 1887
- Hans Schüler: Weinheimer S.C.-Chronik, Darmstadt 1927, S. 178-275
- Michael Doeberl u. a. (Hrsg.): Das akademische Deutschland, Band 2: Die deutschen Hochschulen und ihre akademischen Bürger, Berlin 1931, S. 881
- Paulgerhard Gladen: Die Kösener und Weinheimer Corps: Ihre Darstellung in Einzelchroniken. 1. Auflage. WJK-Verlag, Hilden 2007, ISBN 978-3-933892-24-9, S. 202.