Diabolo-Projekt

Das Diabelo-Projekt ist ein in Form einer Public Private Partnership durchgeführtes Verkehrsprojekt zur Verbesserung der Erreichbarkeit des Flughafens Brüssel-Zaventem auf der Schiene aus nördlicher Richtung und wurde am 10. Juni 2012 vollständig in Betrieb genommen. Außerdem wird die Bahnstrecke Brüssel – Antwerpen durch eine weitere parallel führende Strecke entlastet.
Vorgeschichte

1955 erhielt der Brüsseler Flughafen erstmals eine Bahnanbindung durch eine kurze Stichstrecke von der Bahnstrecke Brüssel – Löwen – Lüttich aus.[1] Vierzig Jahre später wurde der heutige unterirdische Bahnhof mit drei Gleisen in Betrieb genommen.[2] Seit 2005 ist es auch möglich, vom Bahnhof Leuven (Löwen) umsteigefrei zum Flughafen zu reisen, hierfür wurde eine Verbindungskurve bei Nossegem angelegt.[3] Antwerpen, die einwohnerreichste Stadt Belgiens, war weiterhin nur über einen Umweg über den Brüsseler Nordbahnhof zu erreichen, die Fahrt dauerte gut eine Stunde,[4] und unter anderem diese Situation wurde dafür ausgemacht, dass Einwohner aus Antwerpen nur zu 10 % am Marktanteil des Flughafens beitrugen.[3]
Realisierung

Finanzierung
Im September 2007 ist der Public-Private-Partnership-Vertrag zwischen dem Projektpartner Northern Diabolo, bestehend aus HSH Nordbank und Babcock & Brown, und Infrabel, dem belgischen Schienennetzbetreiber, unterzeichnet worden. Das Konsortium THV DIALINK aus CEI-De Meyer (BAM), MBG, Wayss & Freytag, VINCI Construction Grands Projets und Smet Tunnelling führte den Bau aus.[5] Northern Diabolo finanzierte die nördliche Anbindung und den Tunnelbau an sich, Infrabel die neu gebaute Bahnstrecke 25N, die zwischen Mechelen und Machelen auf dem Mittelstreifen der Autobahn 1/E19 verläuft. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 540 Millionen Euro, von denen 250 Millionen Infrabel selbst zu tragen hatte.[6] Northern Diabolo wird seine Kosten über eine Laufzeit von 35 Jahren aus einem Zuschlag decken, den jeder Bahnreisende zum und vom Flughafen pro Fahrt zu entrichten hat, der sog. Diabolo-Zuschlag von 4,33 € (Juli 2012) pro Fahrt.[7] Außerdem erhält das Unternehmen von Infrabel eine jährliche, der Inflation angepasste, Zahlung in Höhe von 9 Millionen Euro (Stand 2007). Als dritte Finanzierungskomponente werden 0,5 % der inländischen Fahrkarteneinnahmen von den Bahnunternehmen überwiesen.[5]
Projektübersicht


Der bisherige Kopfbahnhof unter dem Terminal ist durch zwei gebohrte Tunnelröhren von jeweils 1,1 Kilometer Länge[1] in einen Durchgangsbahnhof umgewandelt worden. Außerdem ließ der Bauherr die bestehenden Bahnsteige um 100 Meter auf 425 Meter verlängern.[1] Ein weiterer Tunnel unterführt den Frachtbereich Brucargo des Flughafens[5], wonach die Strecke im Bereich der Autobahn-Anschlussstelle Vilvoorde auf die ebenfalls neu gebaute Strecke 25N trifft.[8]

Zweiter Bestandteil des Projektes ist die von Infrabel selbst finanzierte Neubaustrecke (Linie 25N) vom Bahnhof Mechelen bis zum Bahnhof Schaerbeek/Schaarbeek, die größtenteils auf dem Mittelstreifen der A1/E19 verläuft. Dieser stellte bis dahin eine ungenutzte Investitionsruine dar. Die Strecke 25N zweigt südlich vom Bahnhof Mechelen von der bestehenden Strecke Brüssel – Antwerpen ab und folgt der A1/E19 bis zu ihrem Ende am äußeren Autobahnring Brüssels. Kurz vorher befinden sich die Abzweigstellen Machelen-Noord und Machelen-Zuid, die sowohl Fahrten vom Flughafen nach Mechelen als auch nach Schaarbeek (und jeweils umgekehrt) ermöglichen. Im Gleisvorfeld des Bahnhofs Schaarbeek wird schließlich wieder die Bestandsstrecke erreicht.[8] Die Neubaustrecke ermöglicht Geschwindigkeiten von bis zu 220 km/h und ist ausgestattet mit TBL1+ und ETCS Level 1.[3]
Mit der Eröffnung der Strecken am 10. Juni 2012 hat sich die Reisezeit von Mechelen zum Flughafen von 40 auf acht Minuten verkürzt[6], von Antwerpen aus etwa halbiert.[4]
Betrieb
Folgende Züge nutzen seit dem 10. Juni 2012 die neugebaute Bahnstrecke 25N auf dem südlichen, nördlichen oder dem Gesamtabschnitt:[9]
täglich:
Thalys | Paris – Brüssel – Antwerpen – Rotterdam – Amsterdam | 10 x täglich, Gesamtabschnitt |
IR j | Quévy − Brüssel − Brüssel Flughafen | stündlich, südlicher Teil |
wochentags:
IC Q | Antwerpen – Mechelen – Brüssel Flughafen – Löwen – Landen | stündlich, nördlicher Teil |
IR i | De Panne – Gent – Brüssel – Brüssel Flughafen – Mechelen | stündlich, nördlicher Teil |
am Wochenende:
IR o | Brüssel – Brüssel Flughafen – Mechelen | stündlich, nördlicher Teil |
L | Antwerpen – Mechelen – Brüssel Flughafen | stündlich, nördlicher Teil |
Ausblick
Ziel ist es, bis 2015 den Anteil des Anreiseverkehres per Eisenbahn zum Flughafen auf 40 % zu steigern.[3] Ein weiterer Baustein hierzu ist der Bau des Schuman-Josaphat Tunnels, durch den der Flughafen vom Brüsseler Europaviertel in weniger als einer Viertelstunde zu erreichen sein wird.[10]
Siehe auch
Gewestelijk ExpresNet/Réseau Express Régional (Brüssel)
Weblinks
Offizielle Seite zum Diabolo-Projekt von Infrabel
Einzelnachweise
- ↑ a b c Belgian Diabolo Project Opens On Schedule auf ENR.com
- ↑ Station Brussel-Nationaal-Luchthaven auf der niederländischen Wikipedia
- ↑ a b c d Diabolo Project, Brussels, Belgium auf railway-technologies.com
- ↑ a b Fahrplanabfrage mit der Software DB Fahrplaninformation für April 2012
- ↑ a b c Infrabel rondt financiële closing en ondertekening Diabolo af (PPS) Infrabel-Pressemitteilung vom 28. September 2007
- ↑ a b Eerste rechtstreekse trein van Mechelen naar luchthaven op 10 juni 2012 auf Nieuwsblad.be
- ↑ Diabolo-Zuschlag auf der Seite der belgischen Bahn
- ↑ a b detaillierte Projektkarten von cei-de meyer/MBG (PDF; 6,9 MB)
- ↑ Foreneintrag auf opeenshadikhet.nl und Fahrpläne der belgischen Bahn
- ↑ Das Réseau Express Régional – Europäisches Viertel schnell erreichbar, Informationsseite von Infrabel, abgerufen am 13. September 2012