Boris Georgijewitsch Baschanow
Boris Georgijewitsch Baschanow (* 1900 in Mogilew-Podolsk, heute Ukraine) ist einer der wichtigsten Zeugen über die frühe Sowjetunion und insbesondere den blutigen Machtkampf zwischen und im Umfeld von Lenin, Trotzki und Stalin.
Baschanow wurde als Abiturient in den Wirren von Revolution und Gegenrevolution verwundet; studierte Physik und wurde zum Funktionionär und Sekretär der Bolschewisten gewählt; sein Organisationstalent ließ ihn innerhalb kurzer Zeit 23jährig zum zweiten Mann im Staat als „Organisationssekretär des Politbüros der KPdSU“, also Stalins Organisationsleiter, aufsteigen. Dort hat er 5 Jahre lang bis 1928 das innersten Zentrum der Macht miterlebt und wesentlich gestaltet.
Zwar hätte Baschanows Machtfülle (denn Stalin verzichtete weitgehend auf das Regieren und befaßte sich vor allem mit Personalpolitik in Kreml und Partei) ihn vorausbestimmt, Stalins Nachfolger zu werden, jedoch machte sein Mangel an Erpreßbarkeit ihn dafür ungeeignet. Noch bevor die flächendeckenden „Säuberungen“ (Tschistka, Ermordung von möglichen Konkurrenten, Höhepunkt 1937/38) begannen, gelang ihm die überaus schwierige Flucht über die Grenze nach Persien und über Indien nach England. Asyl in Paris.
Baute im russisch-finnischen Winterkrieg mit 450 Freiwilligen der 500 kriegsgefangenen Sowjets eine Streitmacht auf; weil der Krieg aber bald endete, kehrte Baschanow nach Paris zurück.
Als Mitte Juni 1941 der Krieg mit Sowjetrußland bevorstand, ließen Hitlers Minister Rosenberg und dessen Stellvertreter Leibbrandt Baschanow nach Berlin holen, um ihn zu fragen, ob er als russischer Staatsführer zur Verfügung stehe. Baschanow stellte den Nazis die Gegenfrage nach ihrem Kriegsplan; ob sie den Krieg gegen den Kommunismus (Stalinismus) oder gegen das russische Volk führen wollten; ersterenfalls würden sie den Krieg gewinnen, letzterenfalls verlieren. Rosenberg verwies darauf, daß solche Fragen von Hitler selbst entschieden würden, man würde ihn fragen; und der entschied, wie Baschanow zwei Monate später erfuhr: Rußland würde eine deutsche Kolonie und von Deutschen verwaltet werden.(1) – Baschanow lebte die folgenden Jahrzehnte in Paris.
Literatur
- Boris Baschanow, Ich war Stalins Sekretär, bei Ullstein, Frankfurt/M 1997, (1) S. 247.
Personendaten | |
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NAME | Baschanow, Boris Georgijewitsch |
KURZBESCHREIBUNG | ist einer der wichtigsten Zeugen über die frühe Sowjetunion und insbesondere den blutigen Machtkampf zwischen und im Umfeld von Lenin, Trotzki und Stalin |
GEBURTSDATUM | 1900 |
GEBURTSORT | Mogilew-Podolsk, heute Ukraine |