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Lutherbibel

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Eine Lutherbibel von 1667

Die Lutherbibel ist eine Übersetzung des Alten- und Neuen Testaments der Bibel aus der althebräischen bzw. der altgriechischen Sprache in die deutsche Sprache durch Martin Luther. Die Bibel wurde hauptsächlich von ihm allein übersetzt, er erhielt jedoch Hilfe von Caspar Aquila.

Er selbst revidierte bis zu seinem Tod immer wieder den Text. Nach seinem Tod wagte die evangelische Kirche lange Zeit nicht, den Text zu verändern. Erst Ende des 19. Jahrhunderts erfuhr der Text eine notwendige Revision. Gewagtere Veränderungen, wie in der Revision von 1975 versucht, finden in der Kirche jedoch keinen Rückhalt.

Chronologie der Lutherübersetzung

Im September 1522 wurde das in elf Wochen übersetzte Neue Testament in hoher Auflage gedruckt, jedoch wurden bereits im Dezember 1522 der Text verbessert und Bilder korrigiert. In den darauffolgenden Jahren wurde die Bibel Stück um Stück erweitert bzw. weiter bearbeitet: Im Oktober 1524 wurden Pentateuch, historische und poetische Bücher fertiggestellt, wahrscheinlich im März 1526 das Buch Jona, im Juni 1526 das Buch Habakuk, im Januar 1528 das Buch Sacharja und im Oktober 1528 das Buch Jesaja.

1529 wurde das NT gründlich revidiert und 1530 endgültig ediert. Die Arbeiten an den Büchern gingen weiter, inzwischen auch mit Kommentierungen: Im Juni 1529 wurde die Weisheit Salomonis fertiggestellt, im April 1530 das Buch Daniel mit breiter, kommentierender Vorrede und im Juni gab es kommentierte 38. und 39. Kapitel von Hesekiel (Gog). 1531 wurde der Psalter ganz neu und endgültig gestaltet.

Im März 1532 druckte Hans Lufft die Bücher der Propheten. Im Januar des darauffolgenden Jahres wurde Jesus Sirach fertig gestellt und kurz danach der 1. Makkabäer, in seiner zweiten Auflage ergänzt durch die Geschichte von Susanna und Daniel sowie von Bel und dem Drachen zu Babel.

1533 gab es direkte Vorbereitungen für die Gesamtausgabe, zu denen unter anderem Revisionen von Pentateuch, historischer und poetischer Bücher des Alten Testaments, vor allem 1. Mose gehörten. Vom 4. bis zum 11. Oktober 1534 fand die Michaelismesse statt, zu der die vollständige Fassung ungebunden in 900 Folioblättern, in sechs Teilen mit je eigenem Titelblatt und eigener Blattzählung vorlag: Pentateuch, historische und poetische Bücher, Propheten, Apokryphen, Neues Testament.

1545 gab es die letzten Korrekturen von Luther persönlich. Jahrhundertelang wurde die Bibel danach mehr oder weniger unverändert gelassen, bis sich 1857 Bibelgesellschaften darauf einigten, in Zukunft einen einheitlichen, revidierten Text zu verbreiten. In den Jahren 1861 und 1863 wurden daher Grundsätze für die Feststellung eines einheitlichen Bibeltextes vereinbart und 10 Theologen mit der Revision des Neuen Testaments beauftragt. 1867 wurde probeweise ein Neues Testament herausgegeben, das Neue Testament war 1870 endgültig fertiggestellt. Jedoch gab es erst 1883 eine „Probebibel“ der Gesamtausgabe. 1892 wurde die 1. „kirchenamtliche“ Revision (Durchsicht) für abgeschlossen erklärt, im Jahre 1912 die zweite. 1956 wurde die Revision des NT abgeschlossen, 1964 die des Alten Testaments. 1970 wurden die Apokryphen abgeschlossen und fünf Jahre später einige Änderungen im Alten Testament abgesegnet, wobei zwei Gliedkirchen und Österreich die Einführung ablehnten.

1977 wiederum beschloss der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland eine Rückrevision (ca. 120 Textstellen betroffen), die 1984 als 3. Revision des Neuen Testaments akzeptiert wurde - unter anderem wurde die Namensschreibung über die ganze Bibel neu geregelt.

1998 gab es eine inoffizielle Revision („Luther 98“) aus Pfingstler-Kreisen, die das AT beim Text von 1912 beließ und das NT an notwendigen Stellen anhand des 'Textus Receptus' revidiert.

1999 wurden bei der Umstellung auf die neue Rechtschreibung einige wenige Stellen in der Revision von 1984 korrigiert und neueste Erkenntnisse der Bibelforschung eingearbeitet.

Einfluss auf die deutsche Sprache

Die Bibelübersetzung Martin Luthers war nicht die erste Übersetzung der Bibel ins Deutsche. Es gab bereits mehr als 10 Übersetzungen. Martin Luther war jedoch ein begnadeter Prediger, der eine Kirchengemeinde stets in seinen Bann zog. Dieses Talent als Prediger setzte Luther auch bei der Bibelübersetzung um. So wurde, trotz Widerstands der höheren katholischen Geistlichen, die Lutherbibel schnell zur Standardbibel sowohl der Evangelischen wie der Katholiken. Mit seiner Übersetzung gelang es Luther zu zeigen, dass mit der deutschen Sprache alle Gedanken und Empfindungen ausgedrückt werden konnten und man keine Anleihen bei anderen Sprachen, wie dem Lateinischen machen musste. Seit dieser Übersetzung wurde Deutschland mit deutschsprachigen Büchern regelrecht überschwemmt. Luther hatte auf diese Weise einen gewissen Einfluss auf die Entwicklung der Frühneuhochdeutschen Sprache, der jedoch lange Zeit überschätzt wurde. Jakob Grimm urteilte: „Man darf das Neuhochdeutsche in der Tat als den protestantischen Dialekt bezeichnen.“ Das gilt insofern, als Luther mit seiner Übersetzung, die Hunderttausende von Lesern und Hörern erreichte, das Neuhochdeutsche auch im niederdeutschen Sprachraum zum Allgemeingut machte.

Literatur

  • Siegfried Meurer im Auftrag der Dt. Bibelgesellschaft (Hrsg.): Die Bibel in der Welt. Band 21: „Die neue Lutherbibel. Beiträge zum revidierten Text 1984“. Stuttgart. 1985

Siehe auch