Ödön von Horváth
Ödön (eigentlich Edmund Josef) von Horváth (* 9. Dezember 1901 in Fiume (heute Rijeka); † 1. Juni 1938 in Paris) war einer der bedeutendsten ungarischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts.
Horváth wurde als nichteheliches Kind des österreichisch-ungarischen Diplomaten Dr. Edmund Horváth und Maria Hermine Prehnal geboren. Er wurde nach seinem Vater benannt, doch immer nur Ödön gerufen.
Ab 1908 besuchte er in Budapest zunächst die Volksschule und später das "Rákóczianum", wo er auf ungarisch unterrichtet wurde. 1909 wurde sein Vater in den Adelsstand erhoben und nach München versetzt, wohin er Ödön jedoch nicht mitnahm.
Später ging Ödön dann in Wien zur Schule. Er besuchte in München germanistische und philosophische Vorlesungen und veröffentlichte 1920 erste Werke. Ab 1923 lebte er vor allem in Berlin, Salzburg und Murnau in Oberbayern.
Horváth band sich an keine Partei, sympathisierte aber mit der Linken; so sagte er als Zeuge in einem NS-Prozess aus.
Er verließ Deutschland 1933, nachdem die SA seine Wohnung in Murnau durchsucht hatte und zog nach Wien. 1938, im Jahr des Anschlusses, emigrierte er über Umwege nach Paris.
Am 1. Juni 1938 wurde Horváth während eines Gewitters auf der Champs-Élysées durch einen herabstürzenden Ast getötet. Zuvor hatte er das Angebot der Frau eines Regisseurs, der Horváths Der jüngste Tag verfilmen wollte, ihn in ihrem Auto mitzunehmen abgeschlagen, da dieser große Angst vor Straßen hatte.
Sein Werk zeichnet sich durch eine Betätigung mit sozialpolitischen Themen aus, später beschäftigt er sich auch mit religiösen Themen sowie dem Irrationalen. Sein Werk blieb lange unbeachtet und erfährt erst seit den 1950er und 1960er Jahren eine Renaissance in der Rezeption, wurde allerdings erst zwischen 1967 und 1972 als "Klassiker der Moderne" anerkannt.
Werke
Bühnenstücke
- Das Buch der Tänze 1920
- Mord in der Mohrengasse 1923
- Zur schönen Aussicht 1926
- Die Bergbahn 1926, ursprünglich Revolte auf Côte 3018
- Sladek der schwarze Reichswehrmann 1929, ursprünglich Sladek oder Die schwarze Armee
- Rund um den Kongreß 1929
- Italienische Nacht 1930
- Geschichten aus dem Wiener Wald 1931, wurde im selben Jahr mit dem Kleist-Preis ausgezeichnet
- Glaube, Liebe, Hoffnung 1932
- Kasimir und Karoline 1932
- Die Unbekannte aus der Seine 1933
- Hin und her 1934
- Don Juan kommt aus dem Krieg 1936
- Figaro läßt sich scheiden 1936
- Pompeji. Komödie eines Erdbebens 1937
- Ein Dorf ohne Männer 1937
- Himmelwärts 1937
- Der jüngste Tag 1937
Romane
- Der ewige Spießer 1930, Suhrkamp, 2001 ISBN 351839844X
- Jugend ohne Gott 1937, Suhrkamp, 2001 ISBN 3518398458
- Ein Kind unserer Zeit 1938, Suhrkamp, 1994 ISBN 3518388754
Sonstige Prosa
Hörbücher
- 36 Stunden. Die Geschichte vom Fräulein Pollinger. Gelesen von Ulrich Tukur, Tacheles 17282 2002 (2 Audio CD)
- Mord in der Mohrengasse. Gelesen von Helmut Qualtinger und Vera Borek, ISBN: 3-902123-04-4
Zitate
- "Nichts gibt so sehr das Gefühl der Unendlichkeit als wie die Dummheit." (Motto der Geschichten aus dem Wiener Wald)
- "Eigentlich bin ich ganz anders, nur komme ich so selten dazu ..."
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Horváth, Ödön von |
ALTERNATIVNAMEN | Edmund Josef von Horváth [Wirkl. Name], Ödön (Spitzname) |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 9. Dezember 1901 |
GEBURTSORT | Fiume (heute Rijeka) |
STERBEDATUM | 1. Juni 1938 |
STERBEORT | Paris, Frankreich |