Zeche Nachtigall (Witten)
Zeche Nachtigall | |||
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Allgemeine Informationen zum Bergwerk | |||
![]() Heute gehören die Gebäude zum „LWL Industriemuseum Zeche Nachtigall“. | |||
Andere Namen | Gewerkschaft Helene-Nachtigall | ||
Abbautechnik | Untertagebau | ||
Informationen zum Bergwerksunternehmen | |||
Betriebsbeginn | 1714 | ||
Betriebsende | 1892 | ||
Nachfolgenutzung | Industriemuseum Zeche Nachtigall | ||
Geförderte Rohstoffe | |||
Abbau von | Steinkohle | ||
Geographische Lage | |||
Koordinaten | 51° 25′ 44″ N, 7° 18′ 48″ O | ||
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Standort | Bommern | ||
Gemeinde | Witten | ||
Kreis (NUTS3) | Ennepe-Ruhr-Kreis | ||
Land | Land Nordrhein-Westfalen | ||
Staat | Deutschland | ||
Revier | Ruhrrevier |
Die Zeche Nachtigall ist ein ehemaliges Steinkohlebergwerk in Witten.[1] Das Bergwerk befindet sich am Eingang des Muttentals, in Witten-Bommern und ist Teil des Bergbauwanderwegs Muttental.[2] Die Zeche war eine der größten Tiefbauzechen der Region.[3]
Geschichte
Die Anfänge
Bereits im Jahr 1645 wurde die Zeche Nachtigall in den Unterlagen erwähnt.[4] Im Jahr 1714 wurde die Mutung unter dem Namen Kohlenbank im Hettberger Holz eingelegt. Bereits nach Einlegung der Mutung wurde mit der Gewinnung begonnen. Am 24. August des Jahres 1716 wurde ein Längenfeld an Berghaus, Frielinghaus & Consorten verliehen. Im Anschluss an die Verleihung wurde mit dem Abbau von „Kalkkohlen“ begonnen.[1] Der Abbau erfolgte im Stollenbau.[5] Das Stollenmundloch befand an der Einmündung der heutigen Straße Auf der Martha in die Muttentalstraße. Im Jahr 1739 war der Stollen zwar noch in Betrieb, es fand jedoch nur wenig Absatz der Kohlen statt.[1] Da das Bergwerk als Bergrechtliche Gewerkschaft gegründet worden war, bestand jederzeit die Möglichkeit das Anteile dieser Gewerkschaft von anderen Personen aufgekauft wurden.[5] Am 8. September des Jahres 1742 kaufte der Freiherr von Elverfeldt das Bergwerk. [1] Von Elbersfeld wurde somit Hauptgewerke des Bergwerks.[5] Am 8. Januar des Jahres 1743 erfolgte die erneute Verleihung des Längenfeldes unter dem Namen „Nachtigall am Hettberge“. In den 1750er Jahren war das Bergwerk in Betrieb. Im Jahr 1781 wurde am Hedtberg einen Stollen angesetzt. Im Anschluss daran war das Bergwerk mehrere Jahre außer Betrieb. Im Jahr 1787 wurde das Bergwerk in der Niemeyerschen Karte eingetragen. In den Jahren 1790 bis 1793 wurden fünf Längenfelder vermessen.[1]
Ausbau der Schachtanlage
Um das Jahr 1830 waren die Lagerstättenvorräte oberhalb des Stollensohle weitgehend erschöpft.[6] Auf Anregung aus dem Kreis der Bergbauunternehmer wurde vom Bergamt ein Plan für den Zusammenschluss der Hardensteiner Bergwerke ausgearbeitet. Der Berggeschworene Jakobs aus Bommern arbeitete im Jahr 1831 einen Konsolidationsplan aus, den er am 1. Juli desselben Jahres vorlegte. Dieser Plan sah den Zusammenschluss von 13 Stollenzechen vor. Außerdem sollte ein Tiefbauschacht mit einer Teufe von 28 Lachter in der Nähe der Ruhr abgeteuft werden.[7] Im Jahr 1832 vereinigte sich die Zeche Nachtigall mit weiteren Kleinzechen.[5] Zunächst wurde am 25. April desselben Jahres eine Vertragsgemeinschaft zwischen den Zechen Nachtigall, Eleonore, Theresia, Widerlage, Aufgottgewagt, Braunschweig Nordflügel und TurteltaubeNordflügel geschlossen, um gemeinsam zum Tiefbau überzugehen. Geplant wurde der Tiefbau unterhalb der St. Johannes Erbstollensohle.[1] Aufgrund des Vertrages verpflichteten sich die beteiligten Bergwerke ihre Baufelder auch weiterhin auf eigene Rechnung zu betreiben.[7] Die Wasserhaltung des gesamten Grubenfeldes und die Schachtförderung sollte für alle beteiligten Bergwerken gemeinsam erfolgen.[1] Die Kosten für das Abteufen des Schachtes, der Maschinen, der Pumpen und des Schachtgebäudes sollte von allen Bergwerken anteilmäßig getragen werden. Die Höhe der Förderanteile sollte entsprechend der im jeweilen Baufeld noch anstehenden Kohlenmenge ermittelt werden.[7] Von der Bergbehörde wurde als Auflage die Beibehaltung eines zehn Lachter mächtigen Sicherheitspfeiler gefordert. Dieser Pfeiler sollte unterhalb des Niveaus der Erbstollensohle des St. Johannes Erbstollens beibehalten werden.[1]
Übergang zum Tiefbau
Noch im Jahr 1832 wurde mit den Teufarbeiten für den Schacht Neptun begonnen. Der Schacht wurde in dem Bereich angesetzt, wo der Muttenbach in das Ruhrtal mündet.[4] Der Schacht Neptun wurde als tonnlägiger Schacht ausgeführt.[8] Der Ausbau des Schachtes erfolgte in Holz. Das Holz wurde von Niederste-Frielinghaus geliefert und vom Schreinermeister Friedrich zurecht gezimmert.[7] Im August desselben Jahres mussten die Teufarbeiten unterbrochen werden.[1] Grund für die Unterbrechung der Arbeiten waren die vermehrten Wasserzuflüsse, die sich Handpumpen nicht mehr bewältigen ließen.[7] Um die Wasser abzupumpen wurde im Dezember eine dampfgetriebene Wasserhaltungsmaschine installiert.[1] Die Dampfmaschine, der Dampfkessel, die Rohrleitungen und die Druckpumpe wurden von Friedrich Harkort aus Wetter gebaut.[7] Harkort lieferte somit die komplette Maschinenanlage.[4] Ab Januar des darauffolgenden Jahres wurden die Teufarbeiten wieder aufgenommen.[1] Bereits im am 24. August desselben Jahres erfolgte der Durchschlag mit der 1. Sohle.[7] Diese Sohle war bereits im Vorfeld durch Abhauen aufgefahren worden und befand sich in einer Teufe von 33 Metern (+ 49 m NN). Im selben Jahr wurde die Muttentalbahn verlängert. Sie reichte nun bis zum Ruhrmagazin und bis zum Schacht. Ab August mussten die Teufarbeiten wegen erneuter Wasserzuflüsse wieder eingestellt werden.[1] Da für die Tagesanlagen ausreichend Platz zu erhalten wurde ab dem Jahr 1834 begonnen einen Teil des südlich der Tagesanlage befindlichen Berghanges zu entfernen.[7] Im Jahr 1834 wurde eine stärkere Dampfmaschine zur Wasserhaltung installiert, die bereits installierte Dampfmaschine wurde für den Antrieb der Fördermaschine verwendet.[1] Um die Grubenwässer zur Ruhr abzuleiten wurde ein unterirdisches Gefluter erstellt.[7] Noch im selben Jahr wurde mit der Förderung im Schacht Neptun begonnen.[1]
Betrieb als Tiefbauzeche
Aus dieser Zusammenarbeit entwickelte sich im Jahre 1838 der Zusammenschluss zur Zeche Vereinigte Nachtigall, an dem sich Widerlage und Aufgottgewagt zunächst nicht beteiligten. Bereits 1839 entstand eine weitere Vereinigung zur Gewerkschaft Vereinigte Nachtigall & Aufgottgewagt und es wurde der neue Tiefbauschacht Herkules abgeteuft.[9]
1883 schloss sich Nachtigall mit der Zeche Helene in Heven, nördlich der Ruhr, zusammen, die auf die gleichen Flöze baute. Die neue Gewerkschaft Helene-Nachtigall verband beide Zechen untertägig unter der Ruhr und hatte erneut mit starken Wasserzuflüssen zu kämpfen. Außerdem waren die Kohlen hier nicht abbauwürdig. Abgebaut wurde nur noch in bereits aufgeschlossenen Bereichen. Letztlich musste die Gesellschaft 1887 Konkurs anmelden. Die Zeche General übernahm das Bergwerk und konnte Belegschaft und Förderung nochmals steigern.
Die letzten Jahre bis zur Stilllegung
Die Störungen der alten Anlagen häuften sich und so musste die Zeche Nachtigall 1892 geschlossen werden. Die Verbindung zur Zeche Helene wurde abgedämmt. Dort konnte noch bis 1896 gefördert werden.
Nach dem Bergbau
In den späteren Jahren siedelten sich verschiedene Betriebe auf dem Gelände an, so die Ziegelei Dünkelberg, die aber auch schon 1963 ihre Pforten schloss. Es folgten weitere Kleinbetriebe wie Schrotthändler, die das Gelände nutzten; im Laufe der Zeit verfielen das Gelände und die alten Gebäude jedoch mehr und mehr.[6]
Industriemuseum Zeche Nachtigall
Ihre Tagesanlagen sind heute ein Standort des dezentral angelegten Westfälischen Industriemuseums und einer der Ankerpunkte der Route der Industriekultur im Ruhrgebiet.[10]
Nach der Übernahme des Geländes durch den Landschaftsverband Westfalen-Lippe wurden neue Nutzungskonzepte erstellt und 2003 wurde nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten das Museum eröffnet.
Erhalten sind mehrere historische Bruchsteingebäude, eine der ältesten Dampffördermaschinen des Bergbaues an der Ruhr, ein Segelschiff der Ruhrschifffahrt, die Kohlenniederlage, der Nachtigall-Stollen, der mit Helm und Grubenlampe besichtigt werden kann, sowie die Ziegelei Dünkelberg.
Das Museum ist von der Wittener Innenstadt aus zu Fuß über die Nachtigallbrücke zu erreichen. Seit dem Sommer 2004 besteht die Möglichkeit, die Zeche über die eine Anlegestelle des Fahrgastschiffes Schwalbe anzufahren. An Wochenenden verkehrt die Feldbahn des benachbarten Museums der Zeche Theresia vom Wanderparkplatz Muttental über das Gelände der ehemaligen Zeche Theresia zur Zeche Nachtigall.
In den Sommermonaten fahren freitags und sonntags die historischen Züge der Ruhrtalbahn vom Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen nach Hagen Hauptbahnhof und halten seit Juni 2006 auch an der Zeche Nachtigall.
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Dampffördermaschine der Zeche
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Der freigelegte Schacht Herkules
Literatur
- Gerhard Koetter: Bergbau im Muttental. Geologie und Geschichte des Wittener Bergbauwanderwegs. G. Koetter, Witten 2001, ISBN 3-00-008659-5.
- Ingrid Telsemeyer (Hrsg.): Zeche Nachtigall. Museumsführer. LWL-Industriemuseum. Landschaftsverband Westfalen-Lippe. Klartext-Verlag, Essen 2005, ISBN 3-89861-179-5, (Westfälisches Industriemuseum: Kleine Reihe 26).
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n Joachim Huske: Die Steinkohlenzechen im Ruhrrevier. Daten und Fakten von den Anfängen bis 2005. (= Veröffentlichungen aus dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum 144) 3. überarbeitete und erweiterte Auflage. Selbstverlag des Deutschen Bergbau-Museums, Bochum 2006, ISBN 3-937203-24-9.
- ↑ Baedeker (Hrsg): Allianz Reiseführer Ruhrgebiet. 1. Auflage, Verlag Karl Baedeker GmbH, Ostfildern 2010, ISBN 978-3-829-71182-1.
- ↑ Susanne Christ: HB Bildatlas Ruhrgebiet. HB Verlag, Ostfildern 2007, ISBN 978-3-616-06367-6.
- ↑ a b c Wilhelm Hermann, Gertrude Hermann: Die alten Zechen an der Ruhr. 4. Auflage. Verlag Karl Robert Langewiesche, Nachfolger Hans Köster, Königstein i. Taunus 1994, ISBN 3-7845-6992-7.
- ↑ a b c d Zeche Nachtigall. In: Verkehrsverein Witten. (Hrsg.): Bergbaurundweg Muttental, 7. Auflage, Witten 1988
- ↑ a b Olaf Schmidt-Rutsch: Wiege des Ruhrbergbaus: Die Zeche Nachtigall in Witten- Die digitale Rekonstruktion der Zeche Nachtigall. In: Tagungsband (Alt) Bergbau- und -Forschung in NRW 2012
- ↑ a b c d e f g h i Gustav Adolf Wüstenfeld: Frühe Stätten des Ruhrbergbaues. Monographie zur Geschichte des Ruhrgebietes, Gustav Adolf Wüstenfeld-Verlag, Wetter-Wengern 1975, ISBN 3-922014-01-1
- ↑ Zeche Nachtigall. In: Stadt Witten. (Hrsg.): Tag des offenen Denkmals, Witten 2011
- ↑ Thomas Parent: Das Ruhrgebiet; Vom goldenen Mittelalter zur Industriekultur. 5. Auflage. DuMont Reiseverlag, Ostfildern 2011, ISBN 978-3-7701-3159-4.
- ↑ Olaf Schmidt-Rutsch: Der Weg in die Tiefe. Eine neue Dauerausstellung im LWL-Industriemuseum Zeche Nachtigall. In: Museum Aktuell, Juli 2007
Weblinks
- Seiten des LWL über die Zeche Nachtigall
- Beschreibung dieses Ankerpunkts als Teil der Route der Industriekultur
- Metropoleruhr zur Industrienatur auf der Zeche Nachtigall
- Bildergalerie der Zeche Nachtigall und zu Themenschwerpunkten der Route Industriekultur
- Zeche Nachtigall
- Bilder aus der Zeche im Bildarchiv des LWL-Medienzentrums für Westfalen