Zum Inhalt springen

Amalgamfüllung

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 9. Dezember 2005 um 12:07 Uhr durch Thomas Willerich (Diskussion | Beiträge) (linkfix (interwiki fa: ja: uk:)). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zahnfüllung aus Amalgam

Ein Amalgam (arabisch al-malgam = erweichende Salbe, griechisch malagma = das Erweichende, nach anderer Etymologie arabisch 'amal al-gima' = Akt der körperlichen Vereinigung) ist eine nicht (ohne weiteres) umkehrbare Vermischung von zwei Stoffen, meist die Legierung mehrerer Metalle. Üblicherweise versteht man darunter Legierungen des Quecksilbers. Da viele Metalle in Quecksilber löslich sind (eine Ausnahme ist zum Beispiel Eisen), gibt es sehr viele Amalgame. Amalgame mit sehr großem Quecksilberanteil sind oft – wie das Quecksilber selbst – flüssig, bei kleineren Quecksilbergehalten sind sie fest.

In der klassischen Alchemie wird die Amalgamierung des Quecksilbers mit anderen Metallen oft mit der körperlichen Vereinigung verglichen. Als alchemistisches Lexem ist mlat. amalgama seit dem 13. Jht. belegt.

In der Praxis ist die Verschmelzung von Quecksilber mit anderen Metallen jedoch keineswegs unumkehrbar: Im Mund treten Korrosion und Abrasion auf und die Bestandteile der Verbindung, bei Zahnfüllungen sind darunter auch Schwermetalle wie Kupfer und Zinn, gelangen in den Organismus. Quecksilber verdampft sogar zu Quecksilberdampf, dies wird auch vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte in seiner Broschüre [1] bestätigt.

Verwendung als Zahnfüllung

Eine häufige Anwendung der Amalgame ist die Verwendung als Füllung für Zähne, zum Beispiel in der Form von Silberamalgam. Silberamalgam enthält etwa 50% Quecksilber, ca. 35% Silber und geringere Anteile an Kupfer und Zinn: es wird nach Vermischen des flüssigen Quecksilbers mit einer Feilungsmischung der festen Metalle plastisch verarbeitet. Die seit ca. 20 Jahren in der Zahnheilkunde üblichen Non-Gamma-2-Phasen-Silberamalgame enthalten etwas mehr Kupfer und weniger Zinn als frühere Mischungen und sind dadurch korrosionsbeständiger.

Kupferamalgam enthält als zweiten Hauptbestandteil Kupfer anstatt Silber und wurde bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts ebenfalls als Material für Zahnfüllungen verwendet. Wegen seiner geringeren chemischen Beständigkeit und der umweltschädlichen Verarbeitung (es wurde vorgemischt geliefert und mußte zur Verarbeitung durch Erhitzen erweicht werden) wurde es später durch Silberamalgam ersetzt.

Der Vorteil von Amalgam als Füllungsmaterial liegt in der relativ einfachen, auch unter schwierigen Bedingungen im Mund weitgehend fehlerfrei möglichen Verarbeitung und in seiner Haltbarkeit, die bei vergleichbar korrekter Verarbeitung auch heute noch mit keinem anderen plastischen Material erreicht werden kann. Zudem ist Amalgam erheblich billiger als moderne Füllungskunststoffe, die ihre Vorteile hauptsächlich in der zahnähnlichen Farbe und in der Möglichkeit einer adhäsiven Befestigung an der Zahnsubstanz haben. Eine weitere Alternative sind keramische Stoffe wie Definite.

Gesundheitliche Bedenken

Trotz Verarbeitung von reinem Quecksilber konnte eine Gesundheitsgefährdung nicht nachgewiesen werden.

Bei der Aufnahme von Quecksilber kommt es zur vermehrten Ausscheidung von Quecksilber im Urin und zur Einlagerung von Quecksilber im Körper.

Das Bundesgesundheitsministerium empfiehlt bei Schwangeren, Kindern und Nierengeschädigten auf die Verwendung von Amalgam zu verzichten.

In jüngster Zeit werden vor allem Reaktionen bei Allergikern und systemische Schäden durch elektrochemische Effekte vermutet.

Amalgam gilt allerdings als das Füllungsmaterial mit dem niedrigsten Allergiepotential. Eine Allergie auf Amalgam ist sehr selten.

Amalgamreste werden in sogenannten Amalgamabscheidern gesammelt und müssen als Schwermetall entsorgt oder recycelt werden.

Im Jahre 1997 kam es zu einem Konsenspapier des Bundesgesundheitsministeriums, des Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte sowie diversen zahnärztlichen Gesellschaften und Institutionen. Ähnliche Empfehlungen kamen in den letzten Jahren von der EU. Im Dezember 2004 wurde eine Studie des "Life Sciences Research Office" der USA veröffentlicht. In einer auswertenden Studie aller Forschungsarbeiten seit 1996 wurde kein Nachweis der Gefährdung durch Amalgamfüllungen gefunden.

Hingegen kam eine aktuelle und umfassende Studie mit dem Titel Amalgam: Eine Risikobewertung unter Berücksichtigung der neuen Literatur bis 2005 vom Institut für Krankenhaushygiene, Universitätsklinik Freiburg zu dem Schluß: "Aufgrund der Berücksichtigung aller verfügbaren Daten kann Amalgam weder medizinisch, arbeitsmedizinisch noch ökologisch als sicheres Zahnfüllungsmaterial bezeichnet werden."

Amalgam-Füllung im Röntgenbild

Andere Einsatzgebiete

Ein technisch wichtiges und in großem Maßstab hergestelltes Amalgam ist auch das Natriumamalgam, das bei der Chlor-Alkali-Elektrolyse als Zwischenprodukt entsteht. Es wird mit Wasser zu Natronlauge und Quecksilber zersetzt, das im Kreislauf wieder zur Elektrolyse verwendet wird.

Da die Alkalimetalle Amalgame bilden, zum Beispiel bei der Elektrolyse von Lösungen der Alkalimetallionen mit Quecksilberelektroden, hat man auch versucht, ein Ammonium- beziehungsweise Ammoniakamalgam herzustellen (das Ammoniumion verhält sich oft den Alkalimetallionen ähnlich); Ammoniumamalgam zersetzt sich aber zu Quecksilber, Ammoniak und Wasserstoff.

Bei der Goldgewinnung wird teilweise noch Quecksilber eingesetzt. Dieses bildet mit dem Gold, das in kleinen Flittern mit Gestein vermengt vorliegt, ein zunächst flüssiges Amalgam. Um reines Gold zu erhalten, wird das Amalgam erhitzt. Dabei entstehen sehr giftige Quecksilberdämpfe.

Siehe auch