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Die riemannsche Zeta-Funktion in der komplexen Ebene.Die in obigem Bild verwendete Kolorierung der komplexen Funktionswerte: Positive reelle Werte sind rot gefärbt.
Erstmals untersucht wurde die Zeta-Funktion im 18. Jahrhundert von Leonhard Euler, der bedeutende Aussagen bezüglich ihrer fundamentalen Eigenschaften machen konnte. In der Zeit danach folgten viele weitere bahnbrechende Entdeckungen, die bedeutendsten unter ihnen von Riemann, der den tiefgründigen Zusammenhang zwischen der Zeta-Funktion und Primzahlen aufzeigte.
Die Dirichlet-Reihe ist nur auf der um 1 verschobenen rechten Halbebene definiert. Der für sie undefinierte Bereich, in welchem die Reihe divergiert, ist in grau dargestellt. Das untere Bild zeigt die analytisch fortgesetzte Zeta-Funktion.Im Vergleich: die analytische Fortsetzung. Ihre Werte stimmen innerhalb der um 1 verschobenen rechten Halbebene exakt mit denen der Dirichlet-Reihe überein. Jedoch besitzt sie generell Werte für alle mit .
Die Zeta-Funktion wird in der Literatur generell über ihre elementare Reihendarstellung definiert.
Für komplexe Zahlen, deren Realteil größer als 1 ist, ist die Zeta-Funktion definiert durch die Dirichlet-Reihe:
Die Beschränktheit der Definitionsmenge dieser Darstellung wird ersichtlich, wenn man zum Beispiel versuchte, die -Funktion an der Stelle über die Dirichlet-Reihe auszuwerten. Man hätte dann
was ganz offensichtlich keinen endlichen Grenzwert besitzt. Daher ist der Definitionsbereich der Dirichlet-Reihe auf die um 1 verschobene rechte Hälfte der komplexen Zahlenebene, also auf alle , beschränkt und somit kann die Dirichlet-Reihe auch nur in diesem Zahlenbereich für eine Berechnung der Zeta-Funktion herangezogen werden. Innerhalb ihres Definitionsbereiches ist die besagte Dirichlet-Reihe zudem absolut konvergent.
Trotz dieser Einschränkungen ist die Dirichlet-Reihe die Basis für alle anderen Darstellungen der Zeta-Funktion. Um die riemannsche Zeta-Funktion für alle Zahlen der komplexen Zahlenebene (mit Ausnahme der Zahl 1) berechnen zu können, bedient man sich des Konzepts der analytischen Fortsetzung. Eine analytische Fortsetzung stellt anschaulich einen alternativen Ausdruck für eine Funktion bereit, der den Definitionsbereich des ursprünglichen Ausdrucks verallgemeinert.
Eine wesentliche Eigenschaft der Zeta-Funktion ist ihre Verbindung zu den Primzahlen. Euler, der als erster diesen Zusammenhang entdeckte, betrachtete dafür das später nach ihm benannte Euler-Produkt:
Hierbei stellt jeder einzelne Faktor des Produktes eine geometrische Reihe gebildet über den Wert dar, während sich das gesamte Produkt über alle Primzahlen erstreckt. Das Euler-Produkt ist deshalb so erstaunlich, da Primzahlen normalerweise aufgrund ihrer chaotischen Verteilung sehr schwer in analytischen Ausdrücken unterzubringen sind. Jedoch stellt es eine überraschend einfache Identität zwischen den „chaotischen Primzahlen“ und einer wohl geordneten Reihe dar.
Im nächsten Schritt multiplizierte Euler das Produkt komplett aus, wobei sich unter Anwendung der Regel über das Produkt (zweier, dreier, ... unendlich vieler) unendlicher geometrischer Reihen
usw.
der folgende Ausdruck ergibt:
wenn die -te Primzahl ist. Nun griff Euler auf den Fundamentalsatz der Arithmetik zurück, der besagt, dass es für jede natürliche Zahl eine eindeutige Primfaktorzerlegung gibt, was wiederum heißt, dass für jede dieser Zahlen genau eine natürliche Folge existiert, sodass
gilt. Wendet man diese Tatsache auf Eulers ausmultiplizierten Summenausdruck an, erhält man folglich:
da die Summen jeweils unabhängig alle Folgeglieder über alle natürlichen Zahlen einschließlich 0 summieren, sodass jede erdenkliche Kombination der Primfaktorzerlegung genau einmal durchlaufen wird. Zusammen mit der Formel
für die geometrische Reihe ist es schließlich möglich, die im unendlichen Produkt befindlichen Summen zu einem geschlossenen Ausdruck zu bringen und man gelangt schließlich zu:
Diese auf den ersten Blick völlig harmlose Tatsache macht die Zeta-Funktion zu einem zentralen Gegenstand der modernen Zahlentheorie und war ausschlaggebend für Bernhard Riemanns bedeutende Arbeit Über die Anzahl der Primzahlen unter einer gegebenen Größe. In dieser gelang es Riemann, aus ebendieser geschlossenen Formel konkrete Informationen über die Primzahlverteilung zu gewinnen.
Anmerkung: Da das Euler-Produkt äquivalent zur Dirichlet-Reihen-Darstellung der Zeta-Funktion ist, konvergiert es ebenfalls nur auf der um 1 verschobenen rechten Halbebene, also für alle komplexen Zahlen mit .
Funktionalgleichung
Auf ganz gilt als Identität zwischen meromorphen Funktionen
Aus dieser geht durch einfache Umformung die alternative Darstellung
für alle hervor. Hierbei bezeichnet die Gammafunktion, welche die Fakultät auf komplexe Zahlen verallgemeinert.[2][3]
Die Funktionalgleichung schafft einen unzertrennlichen Zusammenhang zwischen bedeutenden mathematischen Funktionen und war ein wichtiger Anhaltspunkt für Riemanns Arbeiten über Primzahlen. So lassen sich beispielsweise wertvolle Erkenntnisse über die Lage der Nullstellen der Zeta-Funktion aus ihr gewinnen.
Alternativ zu der obigen Funktionalgleichung definierte Riemann in seiner Arbeit die Funktion:
Im Gegensatz zu den Primzahlen oder beispielsweise der euklidischen Geometrie ist die mathematische Entdeckungsgeschichte der riemannschen Zetafunktion sehr jung. So sind alle bis heute wesentlichen Entdeckungen bezüglich dieser Funktion in den letzten 350 Jahren gemacht worden. Dies liegt zu einem daran, dass in der Zeit davor die mathematischen Methoden, die für eine tiefgründige Untersuchung der Zeta-Funktion vonnöten sind, noch nicht ausgereift waren. Die Zeta-Funktion besaß zum Zeitpunkt ihrer Entdeckung noch keinerlei offensichtliche Anwendung in der Praxis. Ein Grund, weshalb sie trotzdem die Aufmerksamkeit vieler Mathematiker erhielt, war, dass sie trotz ihrer sehr simpel wirkenden Struktur keinesfalls annähernd triviale Eigenschaften besitzt wie beispielsweise die geometrische Reihe.
Leonhard Euler, 1735
Einer der ersten Mathematiker, der sich mit einem Vorläufer der heute definierten Zeta-Funktion intensiv und ausführlich auseinandersetzte, war Leonhard Euler. Seit Beginn des 18. Jahrhunderts versuchten Mathematiker den exakten Grenzwert der unendlichen Reihe
zu bestimmen. Leonhard Euler, der im Jahre 1735 dieses schwierige Basler Problem mit Hilfe eigener neuartiger Techniken löste[5], untersuchte anschließend den verallgemeinerten Ausdruck
(Euler verwendete das „reelle “, die Schreibweise mit komplexer Variablen wurde erst über Riemann populär) in der Hoffnung, weitere und außerdem weit bedeutendere Aussagen über diese Reihe treffen zu können. Da die Methoden der komplexen Analysis Euler zu seinen Lebzeiten weitestgehend noch nicht bekannt waren, war er auch noch nicht im Stande, das Problem der Primzahlen in der Weise zu attackieren, wie Riemann es später tun sollte. Jedoch gelang es ihm, einige bedeutende Aussagen über diese verallgemeinerte Reihe zu treffen.
Bernhard Riemann, 1863
So fand er zum Beispiel die Formel
(Euler selbst verwendete noch nicht das als Funktionssymbol) und berechnete neben per Hand[6] den Wert
Auch entdeckte Euler das nach ihm benannte Euler-Produkt
und konnte mit seiner Hilfe die Divergenz der Reihe der Kehrwerte aller Primzahlen
nachweisen.[7] Diese Tatsache war für ihn ein Indikator dafür, dass Primzahlen wesentlich dichter liegen müssten als Quadratzahlen, da er im Basler Problem ja gezeigt hatte, dass die unendliche Summe der Kehrwerte aller Quadratzahlen gegen einen endlichen Grenzwert strebt. Auch die von Riemann später bewiesene Funktionalgleichung soll Euler schon bekannt gewesen sein.
Die erste Seite von Bernhard Riemann's Artikel über Primzahlen.
Im Jahr 1859 setzte Bernhard Riemann in seiner Arbeit Über die Anzahl der Primzahlen unter einer gegebenen Größe die Zeta-Funktion in zentralen Zusammenhang zu den Primzahlen. Zwar hatte Euler schon ein Jahrhundert vorher die Gültigkeit des Euler-Produktes aufgezeigt, jedoch war es erst über Riemanns Herangehensweise möglich geworden, aus diesem konkrete Informationen über Primzahlen selbst zu gewinnen. Riemann, der selbst ein Schüler von Gauß war, schrieb in seiner achtseitigen Arbeit eine funktionentheoretische Interpretation bzw. Auswertung des Euler-Produktes, die einen tiefgründigen Zusammenhang zwischen Primzahlen und den nicht-trivialen Nullstellen der Zeta-Funktion schaffte. Damit war ihm ein völlig neuer Zugang zu dem Primzahl-Rätsel gelungen. In ihr führte er ebenfalls erstmals das griechische (Zeta) als Funktionssymbol ein. In seiner Arbeit formulierte er außerdem seine bis heute unbewiesene berühmte riemannsche Vermutung, die eine wichtige Aussage über die genaue Lage der Nullstellen der Zeta-Funktion macht. Daher beschäftigte sich Riemann ebenfalls mit der numerischen Berechnung seiner Zeta-Funktion und fand sogar die ziemlich genaue Lage einiger nicht-trivialer Nullstellen in der komplexen Ebene, ohne dafür eine Rechenmaschine zu benutzen. Die Formel, die er dafür verwendete, wurde später von dem deutschen Mathematiker Carl Ludwig Siegel bei der Auswertung seiner Dokumente wiederentdeckt und wird seit diesem Zeitpunkt Riemann-Siegel-Formel genannt.
Da viele von Riemanns Aufzeichnungen nach seinem Ableben von seiner Haushälterin verbrannt wurden, kann bis heute nur spekuliert werden, wie tiefgründig seine tatsächlichen Untersuchungen hinsichtlich der Primzahlen waren. [8]
Im Jahre 1910 veröffentlichte der indische Mathematiker S. Ramanujan im Journal of the Indian Mathematical Society einen Artikel, in dem unter anderem die folgende Gleichung behauptet wurde.
Die meisten Mathematiker, die diese Gleichung zu Gesicht bekamen, hatten sie als offensichtlichen Schwachsinn gewertet. So kam es, dass Professor Hill vom University College in London schrieb:
„Mr. Ramanujan ist ein Opfer der Fallstricke des sehr schwierigen Gebietes der divergenten Reihen geworden.“
Als jedoch, nach zahlreichen ablehnenden Reaktionen, ein Brief Ramanujans bei dem britischen Mathematiker Godfrey Harold Hardy in Cambridge landete, änderte sich die Situation. Hardy, einer der bedeutendsten Zahlentheoretiker seiner Zeit, entdeckte in dieser Gleichung schließlich die korrekte Auswertung des Wertes durch den Inder wieder, auch wenn sie bezüglich ihrer mathematischen Formalität natürlich inkorrekt war. Hardy war sich sicher, dass Ramanujan, trotz seiner fremden Art Mathematik zu betreiben, ein Genie sein müsse.[9]
Eigenschaften
Konvergenzverhalten der Dirichlet-Reihe
Die elementare Darstellung der Zeta-Funktion über die Dirichlet-Reihe
ist nicht für alle beliebigen gültig. Das liegt daran, dass diese Reihe nur für bestimmte komplexe Zahlen konvergiert, das heißt in unendlicher Aufsummierung gegen einen endlichen Grenzwert strebt. Wählen wir ein mit (also mit positivem Realteil) können wir über die nun folgenden Betrachtungen auf das Konvergenzverhalten der Dirichlet-Reihe schließen.
Über das Majorantenkriterium
Nutzt man das sogenannte Majorantenkriterium, so sucht man eine Majorante (in diesem Falle eine zweite Reihe), deren Konvergenz erstens einfach zu zeigen ist und welche zweitens betragsmäßig größere Summanden und somit auch einen höheren Grenzwert besitzt als den der Dirichlet-Reihe. Anschaulich bedeutet dies, über einen Größenvergleich beider Reihen die Konvergenz (und somit Endlichkeit) der kleineren Dirichlet-Reihe zu beweisen, indem die Konvergenz der größeren Reihe bewiesen wird, denn etwas, was betragsmäßig kleiner als eine endliche Zahl ist, muss ebenfalls endlich sein.
Als Ansatz bietet es sich an, die Reihe in unendlich viele Teile aufzuspalten und all diesen Teilen jeweils eine einfache „Teilmajorante“ zuzuordnen. Es gilt
Die Folge dieser „Teilmajoranten“ ist eine geometrische Folge, denn es gilt . Zu jedem Folgeglied kann genau ein Segment der Dirichlet-Reihe zugewiesen werden (wie in der oberen Darstellung gut zu erkennen ist). Da jedes einzelne dieser Folgeglieder größer ist als das zu ihm gehörende Segement muss die aus der geometrischen Folge bestehende geometrische Reihe im Gesamten ebenfalls größer sein als die Zeta-Funktion. Man hat also
Der Ausdruck auf der linken Seite der Ungleichung ist für alle konvergent und endlich, daher muss das gleich auch für die Zeta-Funktion gelten. Bei divergiert die geometrische Reihe (Majorante) jedoch. Es ist daher zu vermuten, dass das gleiche für die Zeta-Funktion gilt, was bedeuten würde, dass die Reihe
keinen Grenzwert besitzt. Das ist auch tatsächlich der Fall, für eine Beweisidee siehe auch harmonische Reihe. Folglich ist die Dirichlet-Reihe für alle mit ebenfalls divergent und darf hier nicht mehr zur Berechnung der Zeta-Funktion verwendet werden. Dafür kann man analog zum Majorantenkriterium das Minorantenkriterium mit der harmonischen Reihe als Minorante verwenden, um die Divergenz aller Reihen mit zu beweisen.
Nicht zuletzt kann man als logische Konsequenz mit Hilfe von für alle reellen und über
Auch das Integralkriterium bietet eine einfache Chance auf den Konvergenzbereich der Dirichlet-Reihe zu schließen. Ist nämlich die Reihe
für ein konvergent, so muss das dazugehörige Integral
ebenfalls existieren. Dieses Integral ist aber im Vergleich zur Dirichlet-Reihe sehr einfach auszuwerten.
Das Integral existiert also, sofern der Realteil von weder 1 noch kleiner als 1 ist.
Das beweist die Konvergenz der Dirichlet-Reihe in der um 1 verschobenen rechten Halbebene .
Verhalten in der komplexen Ebene
Die -Funktion ist eine in ganz holomorphe Funktion, das bedeutet, dass sie an allen Stellen außer ableitbar ist. Darüber hinaus ist sie in ganz meromorph.
An der Stelle besitzt sie, aufgrund der Divergenz der harmonischen Reihe, einen Pol erster Ordnung mit Residuum 1, das heißt es gilt:
Des Weiteren gilt:
Strebt also der Realteil des Arguments gegen unendlich, so tendiert der Funktionswert der Zeta-Funktion stets gegen 1, egal welchen Imaginärteil das Argument besitzt.
Eine einfache Erklärung hierfür ist das Verhalten der Dirichlet-Reihe. Wird nämlich der Realteil des Arguments stark vergrößert, so liefern die Reihenglieder nach 1 nur noch verschwindend kleine Beiträge.
Vergleiche hierzu auch den komplexen Graph der Zeta-Funktion zu Beginn des Artikels, der in Richtung der positiven reellen Achse zunehmend konstant rot gefärbt ist.
Spiegelung konjugierter Argumente
Zu einer komplexen Zahl definiert man ihre Konjugation über . Es gilt nun für alle :
Das bedeutet: Wenn für ein reelles Zahlenpaar mit
mit gilt, so gilt gleichzeitig
Mit anderen Worten: Verändert man das Vorzeichen des Imaginärteils des Arguments so verändert sich auch das Vorzeichen des Imaginärteils des Funktionswertes.
Eine Beweismöglichkeit dieser Tatsache ergibt sich über die Dirichlet-Reihe:
Obwohl die Dirichlet-Reihe nicht global konvergiert, wird diese Eigenschaft in ganz beibehalten. Auch die Tatsache, dass die Zeta-Funktion auf der reellen Achse nur reelle Werte annimmt und in ganz holomorph ist, kann für obiges als Begründung herangezogen werden.
Jede auf dem kritischen Streifen definierte und in einem Gebiet nullstellenfreie holomorphe Funktion wird beliebig genau approximiert.
Universalitätssatz von Woronin
Nach dem Universalitätssatz von Woronin ist die riemannsche -Funktion im Stande, jede beliebige (holomorphe) Funktion in einer nullstellenfreien Kreisscheibe mit Radius 1/4 beliebig genau zu approximieren.
Als anschaulichen Vergleich stelle man sich dafür vor, dass es für jede (holomorphe) Funktion eine Art „Landkarte“ gibt, die Höhen und Tiefen sowie Himmelsrichtung der Funktionswerte in der komplexen Ebene darstellt. Der Universalitätssatz besagt nun, dass man, wenn man die Landkarte der Zeta-Funktion in einem bestimmten unendlichen Bereich scannen würde, früher oder später auf Gebiete stieße, die Ausschnitten der Landkarten anderer Funktionen, also mit samt aller darin eingetragenen „Berge“ und „Täler“, sehr ähneln - ja, sogar beliebig genau ähneln. Als einzige Voraussetzung gelte hierbei jedoch, dass auf dem Kartenausschnitt der fremden Funktion nie der Wert 0 eingetragen sei.
Sei nun eine in ganz holomorphe Funktion, die außerdem für kein verschwinde. Es existiert dann für jedes ein , sodass
für alle .
Der Universalitätssatz ist insofern bemerkenswert, da sich seiner Aussage nach die -Funktion im kritischen Streifen äußerst chaotisch verhalten muss, was zunächst widersprüchlich zu der (vermutlich) perfekt symmetrischen Lage ihrer Nullstellen zu sein scheint. Viele Mathematiker vermuten daher, dass sich hinter diesen abstrakten Eigenschaften eine fundamentale Theorie verbirgt.
Die Aussage, dass sich die -Funktion selbst über den Universalitätssatz approximieren lässt, ist äquivalent zur riemannschen Vermutung.[10]
Spezielle Funktionswerte
Funktionswerte für gerade natürliche Zahlen
Die Funktionswerte der riemannschen Zeta-Funktion für positive, gerade Zahlen haben eine enge Beziehung zur Kreiszahl. Für eine positive ganze Zahl ist
wobei die -te Bernoulli-Zahl bezeichnet. Somit lässt sich jeder Funktionswert in der Form
schreiben, wobei und ganze Zahlen sind. Daraus folgt auch sofort, dass jeder Wert für natürliche Zahlen irrational ist.
Beispielsweise ist
Diese Formeln wurden von Euler entdeckt und 1735 in seiner Arbeit De Summis Serierum Reciprocarum erstmals veröffentlicht. Das Auffinden des Werts von ist auch als das Basler Problem bekannt.
Daneben gibt es auch die bemerkenswerte Rekursionsformel
für natürliche Zahlen , die Euler noch nicht bekannt war.[11]
Funktionswerte für ungerade natürliche Zahlen
Über den Wert der Zeta-Funktion für ungerade natürliche Zahlen ist nur sehr wenig bekannt. Beispielsweise weiß man, dass die Apéry-Konstante irrational ist, was 1979 von dem französischen Mathematiker Roger Apéry bewiesen wurde.[12]
Um 1900 fand Matyáš Lerch[13] einen besonders eleganten Ausdruck für :
Durch Arbeiten von Lerch und S. Ramanujan inspiriert,[14] entwickelte der Kanadier Simon Plouffe ab 1995 weitere Ausdrücke dieser Art:
Eine allgemeine Formel für alle ungeraden, positiven ganzen Zahlen der Form mit ist:[15]
wobei die -te Bernoulli-Zahl ist. Dies vereinfacht sich zu einer alternativen Darstellung, die Zeta-Werte gerader Argumente mit einschließt:
Im Gegensatz zu den Zeta-Werten positiver ganzer Argumente, über die im Falle der ungeraden Werte bis heute nahezu nichts bekannt ist, sind die Funktionswerte für nichtpositive ganze Zahlen sämtlich bekannt. Insbesondere sind sie alle rational. Sie hängen, wie die Zeta-Wert gerader positiver Zahlen, sehr eng mit den Bernoulli-Zahlen zusammen.
Aus der Funktionalgleichung und Eulers Formel für gerade Zeta-Werte gelangt man für eine natürliche Zahl zu:
Aus für ungerade n geht schließlich die für alle natürlichen Zahlen gültige Darstellung
hervor, mit deren Hilfe man insbesondere
ableiten kann. Weitere Werte sind:
Bezüglich des Wertes schrieb der indische Mathematiker S. Ramanujan in einem seiner Artikel die (formal natürlich inkorrekte) Gleichung:
Dieser Wert wird u. a. in der Physik bei der Berechnung der kritischen Temperatur für die Ausbildung eines sogenannten Bose-Einstein-Kondensats und in der Spinwellen-Theorie bei magnetischen Systemen benötigt.
Nullstellen
Die ersten "trivialen" Nullstellen der -Funktion.In Blau ist der Realteil und in Rot der Imaginärteil der Funktion dargestellt, sodass man klar die ersten nichttrivialen Nullstellen erkennen kann.
Triviale Nullstellen
Aus der Darstellung als Euler-Produkt kann man leicht folgern, dass für gilt. Zusammen mit der Funktionalgleichung ergibt sich, dass die einzigen Nullstellen außerhalb des kritischen Streifens
Die Lage der Nullstellen im kritischen Streifen hängt eng mit Aussagen über die Verteilung der Primzahlen zusammen. Beispielsweise ist die Aussage, dass auf dem Rand des kritischen Streifens keine Nullstellen liegen, ein möglicher Zwischenschritt beim Beweis des Primzahlsatzes. Weitere Vergrößerungen des „nullstellenfreien Bereiches“ implizieren Restgliedabschätzungen im Primzahlsatz. Riemann vermutete im Jahr 1859, dass alle Nullstellen auf der parallel zur imaginären Achse verlaufenden Geraden liegen. Diese so genannte riemannsche Vermutung konnte bislang weder bewiesen noch widerlegt werden.
Der Verlauf der Zeta-Funktion in der komplexen Ebene, besonders entlang von parallel zur imaginären Achse verlaufenden Streifen, wird wegen des Zusammenhangs mit der Primzahlverteilung und des davon unmittelbar betroffenen sogenannten Faktorisierungsproblems seit kurzem auch gezielt mit physikalischen Methoden untersucht, und zwar mit Interferenz-Methoden analog zur Holographie. Man teilt dazu die definierende Summe in zwei Teile mit positiver bzw. negativer Phase auf, ψ bzw. ψ*, die man anschließend zur Interferenz bringt.[17]
Die Imaginärteile der „ersten“ Nullstellen sind beispielsweise
Die riemannsche Zeta-Funktion tritt nicht nur im Zusammenhang zwischen Primzahlen und ihren Nullstellen auf. Sie findet darüber hinaus in vielen verschiedenen Teilgebieten der Mathematik Anwendung. Das kann einmal dadurch begründet werden, dass ihre Dirichlet-Reihe durch ihre einfache Struktur immer wieder in elementaren Zusammenhängen auftritt. Darüber hinaus sind es auch ihre besonderen Eigenschaften als spezielle Funktion, die ein zahlreiches Auftauchen begünstigen.
In Verbindung mit zahlentheoretischen Funktionen
Es existieren Zusammenhänge zwischen einigen zahlentheoretischen Funktionen und der -Funktion. Diese Verbindungen drücken sich in Dirichlet-Reihen aus, die über die betreffenden zahlentheoretischen Funktionen gebildet werden. Hierbei macht man sich zu Nutze, dass das Produkt zweier (oder generell mehrerer) konvergenter Dirichlet-Reihen eine wiederum konvergente Dirichlet-Reihe ergibt. Man spricht auch von der sogenannten Dirichlet-Faltung zweier (oder mehrerer) Dirichlet-Reihen. In diesem Zusammenhang kann man sich zum Beispiel die Dirichlet-Reihen von , oder auch ansehen:
Man findet beispielsweise die Relation:
wobei die Teileranzahlfunktion darstellt, welche zählt, wie viele natürliche Teiler eine Zahl besitzt. Zu diesem Ergebnis gelangt man durch systematisches Ausmultiplizieren des Quadrates der Dirichlet-Reihe der Zeta-Funktion. Da es sich dabei um das Produkt zweier (konvergenter) Dirichlet-Reihen handelt, kann es, wie oben beschrieben, wiederum über eine Dirichlet-Reihe dargestellt werden.
Die aus dieser Faltung erzeugte Dirichlet-Reihe hat nun eine neue zahlentheoretische Funktion, die als bezeichnet wird. Der Summenindex wird als gewählt, um Verwechslungen zu vermeiden. Der vorletzte Schritt der Auswertung zeigt nun, dass man den Wert von über die Anzahl aller natürlichen Zahlenpaare gewinnen kann, für die gilt. Somit reduziert sich die Frage nach dem Wert von darauf, wie viele Teiler die betroffene Zahl besitzt.
Mit der Möbiusfunktion erhält man eine Dirichlet-Reihe, die den Kehrwert der -Funktion erzeugt. Es gilt dann:
Zur Erklärung dieses Zusammenhangs betrachtet man
also einfach den Kehrwert des Euler-Produkts, und bildet durch konsequentes Ausmultiplizieren die dazugehörige Dirichlet-Reihe, die sich dann definitionsgemäß über jene Möbiusfunktion erstreckt.
Summiert man außerdem in einer Potenzreihe, welche die Zetafunktionswerte als Koeffizienten hat, nur über die geradzahligen Exponenten bzw. Folgeglieder, so ergibt sich:
Des Weiteren gibt es eine reichhaltige Fülle an unendlichen Reihen mit besonderen Grenzwerten, die die Zeta-Funktion beinhalten. Zwei Beispiele für Reihen mit rationalen Grenzwerten sind:
Auch einige Wahrscheinlichkeitsgesetze aus der Zahlentheorie stehen in engem Zusammenhang zu der Zeta-Funktion. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine zufällig gewählte Zahl quadratfrei ist, und ebenso die Wahrscheinlichkeit, dass zwei zufällig gewählte Zahlen teilerfremd sind, ist gleich
Allgemeiner ist die Wahrscheinlichkeit, dass n positive ganze Zahlen keine k-te Potenz größer 1 als gemeinsamen Teiler haben.[25]
Als Funktionswert spezieller Funktionen
Die riemannsche Zeta-Funktion taucht ebenfalls bei der Auswertung bestimmter Funktionswerte anderer spezieller Funktionen auf, was nicht zuletzt durch ihre Verbindung zur Gamma-Funktion (beispielsweise in der Funktionalgleichung) begründet werden kann. Zum Beispiel ergibt sich mit der Polygamma-Funktion:
Neben ihrer elementaren Reihendarstellung besitzt die Zeta-Funktion eine reiche Fülle an weiteren Ausdrücken, von denen einige im Folgenden aufgeführt werden. Hierbei sei jedoch zu bemerken, dass sich die allermeisten dieser Formeln nicht wirklich für eine effiziente numerische Berechnung eignen. Viele dieser Ausdrücke spielen jedoch in der reinen Mathematik eine wichtige Rolle, da mit ihrer Hilfe theoretische Resultate bewiesen werden können, die neben dem allgemeinen Erkenntnisgewinn auch für die spätere Anwendung entscheidende Auswirkung haben können. Des Weiteren stellen einige dieser Formeln analytische Fortsetzungen dar, welche die Zeta-Funktion auch außerhalb der um 1 verschobenen rechten Halbebene gültig darstellen.
Beziehung zur η-Funktion
Eine Möglichkeit, den Definitionsbereich der -Funktion auf die gesamte rechte Halbebene auszudehnen, ergibt sich über einen Bezug zur Dirichlet-Reihendarstellung der dirichletschen η-Funktion.
Man erhält über die nun folgende Umformung einen neuen Reihenausdruck für die Zeta-Funktion, der für alle bzw. allgemeiner konvergiert. Hierbei summiert man die Reihe der Eta-Funktion mit der (mit dem Vorfaktor versehenen) Reihe der Zeta-Funktion zusammen.
Stellt man diese Gleichung um, so ergibt sich der Ausdruck für :
die Primzetafunktion bezeichnet. Dieser Ausdruck kann durch Logarithmieren des Euler-Produktes und anschließendes Umformen gewonnen werden.[28]
Integraldarstellungen
Die riemannsche Zeta-Funktion besitzt insbesondere zahlreiche Integraldarstellungen. Die nun folgenden Beispiele haben jedoch für die praktische Berechnung der Zeta-Funktion wenig Bedeutung, da sie erstens in ihrer Definitionsmenge beschränkt sind und zweitens nur langsam bis mittelmäßig schnell konvergieren. Jedoch sind sie für die theoretische Analyse der Zeta-Funktion und die Herleitung anderer Ausdrücke, die unter Umständen schneller konvergieren, von großer Bedeutung.
Diese Integraldarstellung kann auch für die Gewinnung weiterer Ausdrücke benutzt werden (siehe im nächsten Abschnitt Summenformeln).
Eine weitere Integraldarstellung, welche sogar für gilt, ist gegeben durch
Der Ausdruck
mit dem Ganzzahlwert
ist ebenfalls für gültig.[30]
Diese Formel ergibt sich aus der letzten Summenformel im weiter unten stehenden Abschnitt bezüglich für .
Insbesondere gibt es noch eine Multiintegraldarstellung für natürliche Argumente. Für alle erhält man:
So bekommt man unter anderem:
Dies beweist man leicht durch die Auffassung des Integranden als Grenzwert der geometrischen Reihe und Vertauschung von Integration und Summation.
Für eine praktische Berechnung der Zeta-Funktion sind die folgenden Integralausdrücke hingegen sehr gut geeignet. Für alle erhält man die Integralrelation
die zur numerischen Berechnung der Zeta-Funktion herangezogen werden kann, da sie sehr schnell konvergiert.[31] Ein ähnlicher Ausdruck ergibt sich über die Integraldarstellung der lerchschen Zeta-Funktion:
Die Bedeutung dieser Summenformel, wenn auch nicht allzu offensichtlich, liegt vor allen Dingen darin, dass man durch sie auf einfache Weise die Formel herleiten kann.
Einen anderen Weg, um zu einem Summenausdruck zu gelangen, stellt die Anwendung der Euler-MacLaurin-Summenformel,
dar, wobei f als Mindestvoraussetzung eine auf dem Intervall q-mal
differenzierbare Funktion ist,
die Bernoulli-Polynome sind und den ganzzahligen Anteil von x darstellt.[33]
Indem man mit der Summenformel umwandelt, erhält man den Ausdruck
Diese Formel gilt nicht nur für die Ebene , sondern sogar für
(wobei natürlich wieder sei). Durch die freie Wahl von kann man den Definitionsbereich beliebig ausdehnen und hat damit einen Ausdruck für ganz .[33]
Reihenentwicklungen
Die Zeta-Funktion ist holomorph in ganz und hat an der Stelle einen Pol erster Ordnung. Daher kann sie um in einer Laurentreihe entwickelt werden. Diese Laurentreihe hat die Form
Neben dem Euler-Produkt gibt es eine weitere Produktdarstellung der Zeta-Funktion, die erstmals ihre Nullstellen in eine mögliche Definition direkt mit einschließt. Diese ist deshalb so bedeutend, weil sie ein wichtiger Schlüssel für den Zusammenhang zwischen Primzahlen und Nullstellen ist. Der entscheidende Schritt in Bernhard Riemanns Arbeit war nämlich der „Vergleich“ dieser beiden Produkte, was schließlich ein enges Verhältnis zwischen den Produktelementen (in diesem Falle Primzahlen und Nullstellen) impliziert.
Aufgrund ihrer langsamen Konvergenzgeschwindigkeit ist die Produktdarstellung jedoch ebenfalls nicht für eine numerische Berechnung geeignet.
Über den Produktsatz von Weierstraß für holomorphe Funktionen ist es möglich, die Zeta-Funktion anhand ihrer Nullstellen über ein Produkt der Form
explizit zu rekonstruieren, wobei eine auf das Produkt multiplizierte und meist elementare Funktion darstellt. Im Falle der Zeta-Funktion ergibt sich für die Funktion und somit unter Verwendung der trivialen sowie nicht-trivialen Nullstellen:
Unter Zuhilfenahme der Produktentwicklung der Gamma-Funktion erhält man das Hadamard-Produkt[34], benannt nach seinem Entdecker Jacques Hadamard, das global in konvergiert:
Eine etwas einfachere Form des Hadamard-Produktes ist:
Besonders diese letzte Darstellung verdeutlicht, dass sich die -Funktion im Prinzip komplett aus ihren Nullstellen und ihrer Singularität bei konstruieren lässt. Jedoch ist dieses Produkt auch nur bedingt konvergent. Um absolute Konvergenz zu erreichen, müssen die Nullstellen „paarweise“ ( und sind ein solches Paar) in das Produkt eingesetzt werden. Alternativ kann man daher
schreiben, um Konvergenz eindeutig herbeizuführen.
Beziehung zur Thetafunktion
Eine weitere Möglichkeit, die riemannsche -Funktion in analytischer Fortsetzung zu betrachten, ist die folgende Funktionalgleichung:
Diese kann über eine Umtransformation des Integrals
mittels der jacobischen Theta-Reihe hergeleitet werden.
Riemann griff in seiner Arbeit dafür auf Ergebnisse des deutschen Mathematikers Carl Gustav Jacob Jacobi zurück, welcher für den speziellen Theta-Nullwert
seiner Theta-Reihe die nützliche Transformationsformel
aufgezeigt hatte. Eine alternative und vereinfachende Schreibweise
führt hierbei zu
Mit der Substitution in das obere zu transformierende Integral erhält man vorerst
was sich unter unendlicher Aufsummierung nach (Mellin-Transformation) und Multiplizierung mit zu
ergibt. Dieses Integral lässt sich nun über die Intervalle und aufspalten.
Mit Hilfe einer erneuten Substitution in das erste Integral mit Integrationsgrenzen 0 und 1 und der Theta-Transformationsformel erhält man:
Zusammengefasst ergibt dies:
Dieser Ausdruck ist in ganz holomorph und unter der Abbildung invariant (ändert man also zu , ändert sich nichts), das heißt
Mit einigen Umformungen und Transformationen bezüglich der Gammafunktion kann man daraus die schon oben erwähnte Funktionalgleichung der -Funktion gewinnen.[35]
Damit gehören die Nullstellen der ζ-Funktion zu den Lösungen ρ der Gleichung
Numerische Berechnung
Es gibt sehr effiziente Methoden, die Zeta-Funktion ohne großen Rechenaufwand numerisch anzunähern. Diese wurden in der Zeit bevor es Rechenmaschinen (geschweige denn Computer) gab, dazu verwendet, bestimmte Funktionswerte der Zeta-Funktion auf viele Dezimalstellen genau zu bestimmen. Beispielsweise ermittelte Leonhard Euler 1735 den Wert von auf ca. 20 Stellen genau, bevor er das Basler Problem, das sich mit dem analytisch „exakten“ Wert von befasste, löste. Diese numerische Auswertung war für ihn die praktische Bestätigung für die Richtigkeit seines exakt ermittelten Wertes.[37]
Des Weiteren fand der dänische Mathematiker Jørgen Pedersen Gram im Jahr 1903 numerische Werte der ersten 15 nicht-trivialen Nullstellen, wobei er die ersten zehn Nullstellen auf sechs und die weiteren fünf auf jeweils eine Stelle nach dem Komma ermittelte.[38]
Als effektive Methode erweist sich die „abgebrochene“ Summenformel, die mit Hilfe der Euler-MacLaurin-Summenformel hergeleitet wird (siehe auch im Abschnitt Summenformeln). Hierfür wird zunächst eine beliebige natürliche Zahl festgelegt, für die außerdem gelten sollte. Es gilt dann:
wobei das Restglied durch
gegeben ist. Bei der (freien) Wahl von ist zu beachten, dass das Restglied nur auf der Halbebene konvergiert. Daher muss stets gelten. Für größer werdende Werte von verkleinert sich der Fehler unabhängig von rapide.[39]
Beispiele
Als ein Beispiel bietet sich die numerische Annäherung des Zahlenwertes von
an. Für eine sehr gute Approximation reichen die Werte und vollkommen aus. Einsetzen ergibt:
Die folgende Tabelle zeigt die numerische Auswertung dieser Rechnung.
Term
Numerischer Wert
Diese mit wenig Aufwand gewonnene Approximation stimmt mit dem tatsächlichen Wert
bereits in sechs Dezimalstellen (gerundet) nach dem Komma überein.[40]
Analog kann der Dezimalwert von angenähert werden. Hier reicht die Wahl von und .
Term
Numerischer Wert
Auch dieser Wert stimmt auf sechs Dezimalstellen genau.[41]
Ableitung
Ausdruck über Dirichlet-Reihen
Alle Ableitungsfunktionen der riemannschen Zeta-Funktion (also die erste, zweite und höhere Ableitungen) lassen sich, wie die Zeta-Funktion selbst, für komplexe Zahlen mit als Dirichlet-Reihen ausdrücken.
Zur Gewinnung eines Ausdrucks der ersten Ableitung bietet sich gliedweise Differenzierung der Dirichlet-Reihe der -Funktion an. Man erhält:
Dies folgert man leicht über den folgenden Rechenweg unter Ausnutzung der Ableitungseigenschaften der Exponentialfunktion.
Die Eigenschaft der Holomorphie in ganz wird von der Zeta-Funktion auch auf ihre Ableitungen übertragen. Das bedeutet, dass sich für jede (auch höhere) Ableitungsfunktion der Zeta-Funktion ebenfalls eine analytische Fortsetzung finden lässt, die über den Definitionsbereich der Dirichlet-Reihen hinaus geht.
Weitere Ausdrücke
Eine weitere Formel für die Ableitung der -Funktion lässt sich mittels logarithmischer Ableitung, also über die Identität:
gewinnen. Setzt man hier für die -te Primzahl (Euler-Produkt), ergibt sich:
Für eine numerische Berechnung in ganz eignet sich:
Spezielle Werte
Für alle negativen ganzen Zahlen erhält man insbesondere:
P. Cerone: Bounds for Zeta and Related Functions. Journal of Inequalities in Pure and Applied Mathematics, Band 6, Nr. 5, 2005 (enthält Abschätzungen der Zetafunktion für ungerade ; PDF-Datei; 248 kB)
↑siehe z. B. W. Merkel et al.: Factorization of Numbers with Physical Systems. In: W.P. Schleich und H. Walther (Hrsg.): Elements of Quantum Information. Wiley-VCH-Verlag, Weinheim 2007, Seite 339 bis 353
↑Julian Havil: Gamma. Springer-Verlag Berlin et al. 2007, ISBN 978-3-540-48495-0, Seite 226.