Braun (Elektrogeräte)
Braun GmbH
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Rechtsform | GmbH |
Gründung | 1921 |
Sitz | Kronberg im Taunus, Deutschland |
Leitung |
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Mitarbeiterzahl | 3.891 (2010/2011)[1] |
Umsatz | 494,5 Mio. Euro (2010/2011)[1] |
Branche | Elektrogeräte |
Website | www.braun.com |

Die Braun GmbH ist ein in Kronberg im Taunus ansässiger Hersteller von elektrischen Kleingeräten. Sie ist besonders durch ihre Produktgestaltung bekannt geworden, mit der sie einen bedeutenden Platz in der Geschichte des Industriedesigns einnimmt und international eine Pionierfunktion innehatte.[2] Die Braun GmbH wurde 1967 vom US-amerikanischen Unternehmen The Gillette Company übernommen, welches seit 2005 zum US-Konzern Procter & Gamble gehört. Im Bereich von Scherfolienrasierern, Epiliergeräten und Stabmixern ist Braun Weltmarktführer.[3]
Max Braun

Vorkriegszeit
Das Unternehmen wurde 1921 von dem aus Ostpreußen stammenden Ingenieur Max Braun in Frankfurt am Main als Apparatebauwerkstatt gegründet. Als erstes Produkt stellte diese einen patentierten, Trumpf genannten Treibriemenverbinder her, dem bereits zwei Jahre später Bauteile für die gerade aufstrebende Rundfunkgeräte-Industrie folgten. 1923 kam bereits der erste eigene Rundfunkempfänger hinzu, der Trumpf-Walzendetektor, so genannt nach seinem walzenförmigen Detektor. Moderne, auf der Funktion der Elektronenröhre basierende Radiogeräte produzierte Braun jedoch erst ab 1929, darunter eine richtungsweisende Radio-Plattenspieler-Kombination von 1932. Ein großer Erfolg waren die von 1936 bis 1939 produzierten Koffergeräte. Im Zweiten Weltkrieg wurden insbesondere Funkgeräte und Funksteuergeräte gefertigt.
Wiederaufbau

Die im Krieg vollkommen zerstörten Werksanlagen erlaubten erst 1947 eine bescheidene Produktion, die mit einer Taschenlampe und Radiogeräten begann – zunächst handelte es sich wöchentlich um 100 Empfänger. Den Grundstein für den weltweiten Erfolg des Unternehmens legte 1950 die Entwicklung und Produktion der elektrischen Trockenrasierer.
Als Max Braun 1951 starb, übernahmen die Söhne Artur und Erwin das Unternehmen.
Neben dem Wiederaufbau des „Werkes I“ in der Idsteiner Straße im Frankfurter Stadtteil Gallus wurde 1951, nur wenige hundert Meter entfernt, „Werk II“ bezogen, wo ausreichend Platz für Produktionsbänder, Entwicklungslabors, Werkstätten, Sozialräume und eine Lehrwerkstatt zur Verfügung stand. 1954 wurde in Walldürn ein Zweigwerk für die Produktion von Elektrorasierern eröffnet und kontinuierlich ausgebaut. 1960 kam das Haushaltsprodukte herstellende Werk Marktheidenfeld hinzu. Das heutige Werk in Kronberg wurde 1965 eröffnet.

Design Richard Fischer
Ein Welterfolg
Der Elektrotrockenrasierer S 50 arbeitete bereits mit einem schwingenden Messerkopf unter einer an Kunststofffederelementen aufgeknöpften galvanisch hergestellten Scherfolie; der Messerkopf wurde durch einen elektromagnetischen Schwinganker mit der Netzfrequenz bewegt. Bis zur Einführung der kombinierten Netz-Akku-Modelle gab es die sog. Netzrasierer immer mit diesem Schwinganker. Daneben wurden – ab Mitte/Ende der 1960er Jahre – Batteriemodelle mit Gleichstrommotoren produziert. Ab den 1980er Jahren werden für Netzbetrieb hauptsächlich Kombimodelle (Netz/Akku) mit solchen Motoren produziert. Das Prinzip – mit sowohl federnder Scherfolie als auch federnd gelagertem Messerblock – wird bis heute (außer bei Stabrasierern) beibehalten.
Artur und Erwin Braun
Erscheinungsbild und Produktgestaltung



Design Herbert Hirche

Design Dieter Rams
Preis 288 DM, entsprechend heute ca. 739 EUR.

Nachfolgemodell des T 1000
Nach dem plötzlichen Tod des 61-jährigen Max Braun am 5. November 1951 übernahmen dessen Söhne Artur und Erwin Braun die Firma, wobei vor allem letzterer ein neue, umfassende Unternehmenskultur initiierte, wie es ähnlich vorher bereits bei AEG oder Olivetti versucht worden war: Dazu gehörte neben einer "Balance" der Abteilungen, gesundem Kantinenessen und einem einheitlichen, rationalen Erscheinungsbild (Werbung, Kommunikation), für das der 1952 eingestellte Wolfgang Schmittel verantwortlich war, auch ein radikal verändertes Sortiment, dessen Ästhetik - heute Produktdesign - nun in einer eigenen Abteilung entwickelt wurde (Abteilung für Formgestaltung, später Abteilung für Produktgestaltung). Wobei dies ein jahrelanger Prozess war. Den entscheidenden Anteil daran hatte Fritz Eichler, ein Kriegskamerad von Erwin Braun. Ein weiterer wichtiger Mitarbeiter war der Manager Albrecht Schultz. Eichler, ein in der Industrie völlig unerfahrener Maler und Filmregisseur, übernahm die künstlerische Leitung und stellte auch den entscheidenden Kontakt zur Hochschule für Gestaltung Ulm her. Von dem Ulmer Dozenten Hans Gugelot, von dem auch die Phonotruhe Braun SK 4 und der schwarze Rasierer Braun Sixtant stammt, wurden wesentliche Prinzipien, wie System und Klarheit, auf die Braun-Produkte übertragen. Weitere externe Gestalter in dieser Frühzeit waren Herbert Hirche und Wilhelm Wagenfeld, die beide am Bauhaus waren.[4] Erwin Braun sah die Firma auch als kulturelles Projekt und knüpfte Freundschaften zu Gleichgesinnten wie etwa dem Unternehmer Philip Rosenthal. Der Auftritt von Braun auf der Düsseldorfer Funkausstellung im Jahr 1955 mit einem radikal überarbeiteten Sortiment auf einem vom HfG-Mitgründer Otl Aicher und dem HfG-Studenten Hans G. Conrad entworfenen Messestand gilt als der Wendepunkt. Im selben Jahr stieß der Innenarchitekt Dieter Rams zur Firma, der die Gestaltungsabteilung ab 1961 leitete und mit dem sie oft identifiziert wird. 1995 löste ihn Peter Schneider ab, dessen Nachfolger 2009 Oliver Grabes wurde. Entscheidend für den durchschlagenden Erfolg war das starke Team. Zahlreiche Designer, die in der Anfangszeit durchweg aus anderen Berufen kamen, lieferten wichtige Entwürfe, darunter Jürgen Greubel[5], Peter Hartwein, Hartwig Kahlcke, Ludwig Littmann, Dietrich Lubs, Gerd Alfred Müller, Robert Obernheim, Florian Seiffert, Roland Ullmann und Reinhold Weiss.
Als frühe wegweisende Produkte gelten etwa das kleine Tischradio Braun SK 1 sowie die Radio-Plattenspieler-Kombinationen PK-G. Die Reaktionen auf den spartanischen Stil, der nicht nur das Radio, sondern die gesamte Gestaltung der Industrieprodukte im Sinne der "Guten Form" revolutionieren sollte, waren teilweise extrem. Max Grundig, ein Konkurrent, befand, die Braun-Söhne würden das Erbe ihres Vaters verspielen. Bis 1960 hatte nahezu die gesamte Branche nachgezogen. Dabei brachten die Innovationen in der Unterhaltungselektronik, wie etwa die Stereoanlage und der Plattenspieler mit Plexiglashaube (erstmals bei der bereits erwähnten und inzwischen als "Klassiker" gehandelten Phonotruhe Braun SK 4) dem Unternehmen einen gewaltigen Imagegewinn, während Rasierer, Blitzgeräte und Diaprojektoren für den Gewinn sorgten.[6]
Ein Ideal war optische Zurückhaltung. Die Geräte sollten - ähnlich einem Butler - stets zu Diensten sein, aber ansonsten im Hintergrund bleiben,[6] auch sprachlich. Braun-Geräte trugen keine Phantasie-Namen wie „Allegretto“ oder „Jupiter“, sondern zumeist nur eine schlichte Kombination aus Buchstaben und Zahlen, eine - von Ulm vermittelte - Reminiszenz an das Bauhaus, die ebenfalls Schule machte. Bis Ende der 1960er Jahre gab es auch Fernsehapparate und Kofferradios, darunter der ebenfalls berühmte Weltempfänger T 1000, die sich dann aber nicht mehr kostendeckend produzieren ließen. So beschränkte man sich auf HiFi-Stereoanlagen (wie zum Beispiel die berühmte und hochwertige regie-Reihe). Die Kompaktanlagen folgten dabei mit einer Kunststoffwanne als Gehäuse dem Zeitgeist der frühen 1970er Jahre, als knallige "Schockfarben" und weiche Rundungen auch bei Braun üblich wurden.
Firmenlogo
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Die Urversion des Logos aus den 50er-Jahren zeigt exakte Viertelkreisbögen
1935 entstand bereits ein Firmenlogo mit dem hochgezogenen „A“, welches Wolfgang Schmittel 1952 in die weltbekannte Form mit exakten Viertelkreisbögen brachte. An dieser Form hielt man zunächst auch nach der Übernahme 1967 durch Gillette fest, ging aber in den 1990er Jahren zur heutigen überarbeiteten gerundeten Form über.
Haushaltsgeräte

In den 1950er-Jahren trugen zunehmend Haushaltsgeräte zum Gewinn des Unternehmens bei, so dass man schließlich die Unterhaltungsgeräte nur nebenbei laufen ließ. Auch sie wurden alle vom hauseigenen Design-Studio entworfen. Und unter ihnen spielten die Elektrorasierer die bedeutendste Rolle, das Modell Sixtant von 1962 geriet sogar zu gigantischem Erfolg. So exportierte man bereits in den 1960er Jahren weltweit.
Diaprojektoren

Eine wichtige kommerzielle Stütze des Unternehmens waren Kleinbild-Diaprojektoren. Besondere Erwähnung verdient die im funktionalistischen Stil gehaltene D-Serie (D20, D25, D35, D40, D46) mit Kabelfernbedienung und ausklappbarer Magazinhalterung (Design: Dieter Rams). Die Projektionsobjektive wurden nicht selbst hergestellt, sondern von Firmen wie Wilhelm Will (Maginon) oder Rodenstock (Splendar) bezogen.
Musikschränke
Der Bereich der Unterhaltungelektronik wurde ab 1955 von den Designern Herbert Hirche und Hans Gugelot geprägt. Die von Hirche entworfenen Braun Musikschränke gehörten zu den favorisierten Geräten im Villen- und Objektbereich. So z.B.zur Ausstattung der Musterwohnungen auf der Berliner Interbau 1957, als Empfehlung des Schweizerischen Werkbundes und des Verband Freierwerbender Schweizer Architekten usw. Die Musikschränke fanden aber auch unter Audiophilen zuspruch: Beispielweise als Anlage im Jazzkeller Frankfurt, auch der britische Komponist Benjamin Britten besaß einen Braun-Musikschrank.
In den 1960er-Jahren wurde der Wandel vom Designmöbel zum designorientierten HiFi-Gerät vollzogen, somit verließ Braun den Möbelbereich. Die in Ahorn und Nussbaum furnierten Gehäuse wurden durch Aluminium- und Kunststoffgehäuse ersetzt, Schrankelemente wurden weggelassen.
HiFi-Geräte
Neben den seit den Anfängen bis in die 1970er Jahre angebotenen integrierten Kombinationsgeräten und Kompaktanlagen wurde bereits 1959 das aus den Einzelkomponenten CV 11, CE 11 und CS 11 bestehende „Studio 2“ auf den Markt gebracht. 1961/62 erschien die „Studio 60“-Linie, bestehend aus den Verstärkern CSV 13, CSV 60, den Plattenspielern PCS 5 sowie PCS 52 und dem Tonbandgerät TG 60. 1962 kam der Plattenspieler PCS 45 und der Stereoverstärker CSV 10.
Mitte der 1960er Jahre erfolgte der Übergang zur Transistortechnik; es wurden nun angeboten: Studio 250 (später 300) mit den entsprechenden CSV-Verstärkern und CE-Tunern. Diese Geräte waren 26 cm breit, 11 cm hoch und passten mit ihrer Tiefe von 32 cm genau in die von D. Rams designten Regalsysteme. Die gleichen Abmessungen hatte der Tuner CE 501 (später CE 501K). Der Verstärker CSV 500 (später 510) hatte eine Breite von 40 cm, ebenso wie Spitzengeräte CSV 1000 und CE 1000 („Studio 1000“). Das Design all dieser Geräte galt in der damaligen deutschen Architektenszene als stilbildend und sollte sich so bis in die zweite Hälfte der 1970er Jahre fortsetzen. Die Verstärker hatten kanalgetrennte Klangregler und eine raffinierte stufenlos verstellbare gehörrichtige „Loudness“-Funktion. Die komplette Braun 1000er Anlage galt sogar 1965 als weltweit allerbeste Anlage überhaupt "aus einem Haus".
Der Plattenspieler PS 1000 war eine sehr aufwendige Subchassis-Konstruktion, wie bei professionellen Tonstudio-Geräten wurde der schwere riemengetriebene Plattenteller bei Abschaltung gebremst. Die Abschaltung erfolgte fotoelektrisch, ohne mechanische Krafteinwirkung. Der 10-Zoll-Tonarm erinnerte an die Produkte des führenden englischen Anbieters SME und wurde 1969 mit einer Anti-Skating-Einrichtung versehen. Etwa gleichzeitig erschien der PS 500 (mit 9-Zoll-Tonarm), der gewisse Raffinessen seines großen Bruders nicht mehr hatte, aber wesentlich günstiger angeboten werden konnte, obwohl die Federung des Subchassis nun eine hochwirksame hydraulische Dämpfung erhielt, so dass die Aufstellung völlig unkritisch wurde.
Legendären Ruhm genoss das Tonbandgerät TG 1000 (später TG 1020), das in Zweispur und in Vierspur-Version erhältlich war: 3-Motoren-Laufwerk, Tipptasten-Bedienung über Relais, fotoelektrische Bandzugregelung, Schmetterlings-Tonköpfe. Auch in den Messwerten (Gleichlauf, Dynamik) übertraf es die konkurrierende A77 von Revox z. T. deutlich. Die verantwortlichen Ingenieure gründeten später das Unternehmen ASC.
Außer dem avancierten elektrostatischen Flächenstrahler LE 1 (ein Lizenznachbau der englischen Firma Quad im Rams-Design) wurde eine ganze Palette konventioneller Lautsprecherboxen mit elektrodynamischen Lautsprecherchassis entwickelt, Spitzenmodell war die große vertikal schwenkbare L 1000. Mit jedem neuen Lautsprecher gelang es, mehr Bass aus kleineren Boxen zu erhalten. Ein großer Fortschritt war die Einführung des Kalottenhochtöners. Diese Lautsprecher galten als überragend klangtreu (zum Beispiel schon 1969 die L 710 mit zwei parallelgeschalteten Tieftönern, einem Kalottenmitteltöner und einem Kalottenhochtöner); später, als die verantwortlichen Entwickler dieses Klangideal bei Firmen wie Heco, Canton und Acron fortsetzten, entstand das Schlagwort vom „Taunussound“ mit kräftigen Bässen und Höhen.
Sicherlich auch einer der Höhepunkt in der Hi-Fi-Geschichte des Unternehmens war Mitte der 1970er Jahre die „Studio-1020“-Linie mit dem Tuner-Vorverstärker CES 1020, dem Spitzentuner CE 1020, dem vierkanaligen Quadro-Vorverstärker CSQ 1020 und dem CD-4-Demodulator. Dazu gehörten die aktiven Lautsprecherboxen LV 720 und die größere LV 1020. Die Zeitschrift HiFi-Stereophonie (Nr. 2/1975) schrieb in einem Test: „Die Klangqualität der beschriebenen Braun Quadrospitzenanlage ist in jeder Hinsicht hervorragend. Mit Hilfe der Regelmöglichkeiten am Vorverstärker und an den Lautsprecher-Verstärkereinheiten können Klangkorrekturen zur Anpassung an die Erfordernisse der Akustik des Hörraums gemacht werden. Dynamik, Volumen und Sauberkeit des den Raum ausfüllenden Klangs werden höchsten Ansprüchen auch in großen Wohnräumen gerecht.“ Spätere HiFi-Produkte von Braun wiesen nicht mehr in jedem Fall die gleiche technische Qualität auf, zum Beispiel war die Tonarmgeometrie des Plattenspielers PDS 550 von 1977/78 nicht optimal.
Braun Nizo

Braun stellte – wie auch andere Rundfunkgeräte-Hersteller – elektronische Fotoblitzgeräte her, wobei man damit bereits im Jahr 1952 mit dem Typ Hobby begonnen hatte. So lag es nahe, den Bereich Fotogeräte mit dem Kauf der Münchner Firma Niezoldi + Krämer (gegründet 1927) im Jahre 1963 auszudehnen. Dieser Hersteller von hochwertigen Schmalfilm-Kameras stand nämlich kurz vor dem Konkurs und so hatte das Design-Team um Dieter Rams Gelegenheit, den Kameras ein unverwechselbares Äußeres zu geben und so das Braun-Design weiter populär zu machen. Zusammen mit der 1965 von Kodak eingeführten, enorm erfolgreichen Super 8-Filmkassette führte dies wieder zu gewinnbringenden Absatzzahlen. Braun Nizo hat zwar nur geringe Stückzahlen produziert, im Segment der Super-8-Oberklasse aber einen nennenswerten Marktanteil gehalten – das kleinste Modell S 8 M kostete 897 DM. Mit dem Untergang des Super-8-Films ist der Bereich Fotogeräte einschließlich Blitzgeräte im Spätherbst 1980 an die Robert Bosch GmbH verkauft worden. Im selben Jahr erschienen die letzten Nizo-Super-8-Kameras. Sie gehörten zur Integral-Serie, die sich durch eine vollelektronische Steuerung auszeichneten. 1982 wurde die Produktion dann eingestellt, das Werk in München geschlossen und rund 500 Mitarbeiter entlassen.
Braun Lectron

Braun übernahm das Elektronik-Experimentiersystem der Firma Egger aus München und bot es in neuer Aufmachung ab 1967 unter dem Namen Braun Lectron an. Mit dieser recht ungewöhnlichen Design-Aktivität wollten Erwin Braun und der damalige Vertriebsdirektor Georg Hohm bereits Kinder und Jugendliche an die Marke „Braun“ heranführen.
Lectron war ursprünglich von dem Ingenieur Georg Greger entwickelt und auf der Nürnberger Spielwarenmesse 1966 erstmals vorgestellt worden. Auf der Ausstellung „Electronica“ 1966 in München wurde Greger für das Lectron-System mit dem 1. Preis der Messe ausgezeichnet. Im Gegensatz zu einigen anderen Experimentierkästen sind die einzelnen Bauteile geschützt in quadratische Kunststoffkästchen eingebaut, die mit integrierten Magneten aneinandergereiht und zu Schaltungen aufgebaut werden können. Die Würfel sind seitlich transparent, um das „Innenleben“ sichtbar zu machen, auf einer der Gehäuseoberflächen ist das entsprechende Schaltsymbol aufgedruckt. So können die Schaltungen rasch aufgebaut werden, dabei entsteht das entsprechende Schaltbild – ein didaktischer Vorteil gegenüber anderen Systemen.
Der aufwendigen Verarbeitung der Bauteile entsprach ein relativ hoher Preis des Systems, so dass es in privaten Haushalten kaum Verbreitung fand. Für Schulen war die einfache Handhabung, wie das Schaltbild direkt an den aneinandergesetzten Bausteinen ablesen zu können, jedoch von großem Vorteil. Während der Zeit unter Braun wurde das “Buchlabor” Was ist Elektronik (Schönstes deutsches Jugendbuch 1969) sowie die Computer-Erweiterung auf den Markt gebracht. Das “Lectron Buchlabor” ist ein mit Illustrationen des Zeichners Jules Stauber zum optischen Nachvollziehen der Experimente versehenes Anleitungsbuch sowie der zugehörige Baukasten.
Seit 2001 wird das System von der Reha Werkstatt Oberrad in Frankfurt am Main hergestellt. Das Baukasten-Sortiment wurde um viele moderne Bausteine erweitert. Zum Einsatz kommen zum Beispiel Operationsverstärker, Bausteine der Digitaltechnik und ein Integrierter Schaltkreis (IC) für den Radio-Empfang.
Gillette
Übernahme
Durch den großen Erfolg der Braun-Elektrorasierer wurde man bei Gillette auf das Unternehmen aufmerksam. Das amerikanische Unternehmen betätigte sich auf dem Gebiet der Nassrasur und sah in Braun eine ideale Ergänzung, um in den Markt der Trockenrasur einsteigen zu können. So kam es am 19. Dezember 1967 zur Übernahme der Braun GmbH. Diese Transaktion garantierte zwar einerseits den Fortbestand des Unternehmens, leitete aber auch den Untergang des ursprünglichen Geschäftszweiges ein: an Unterhaltungselektronik hatte Gillette kein Interesse.
Auch Lectron gab der Konzern wieder ab, so dass es ab 1974 von einer kleinen Firma angeboten und weiterentwickelt wurde. 2001 wurde es aus Altersgründen der Frankfurter Behindertenwerkstätte Reha Werkstatt Oberrad geschenkt, wo Lectron immer noch weiterentwickelt und gefertigt wird.[7]
Die 1961 in der Schweiz gegründete Maxon Motor AG blieb im Familienbesitz. Diese fertigte galvanisch hergestellte Scherfolien für die Braun-Rasierer und später vor allem Elektromotoren. Der Firmenname Maxon spielt als Kurzform von Max-Sohn auf den Firmengründer an.
Produktpalette
Zu den Produkten der Braun GmbH gehören heute Rasierapparate, Bartschneider, Haarschneider, Epiliergeräte, elektrische Zahnbürsten (Braun/Oral-B), Haartrockner, Haar-Styling-Geräte, Blutdruck-Messgeräte, Bügeleisen, Küchenmaschinen, Mixer, Wasserkocher, Toaster und Kaffeemaschinen.
Die Produktion der wegen ihres klassisch-schlichten Designs sehr beliebten Armbanduhren, Wecker und Taschenrechner schien zwischenzeitlich eingestellt worden zu sein. Ab Ende 2011 bietet die Firma Zeon Ltd. eine neue Kollektion das bewährte Design aufgreifender Wecker und Armbanduhren an.[8]
In jüngerer Zeit werden Stimmen laut, die von einem Ende des Braun-Designs sprechen. Beispielsweise sieht Oliver Herwig den Wandel der Braun-Produkte hin zum Gewöhnlichen und empfindet die aktuelle Formgebung als „weichgespültes Design“.[9]
Im April 2012 erwarb De’Longhi von Procter & Gamble die Nutzungsrechte der Marke Braun für Haushaltsgeräte.[10] Bei Procter & Gamble verbleibt die Fertigung von Rasierern, Epiliergeräten und Haarpflegeprodukten[11]
Niedergang des Bereichs Unterhaltungselektronik



Den Bereich Unterhaltungselektronik stieß Gillette 1981 ab. Daraufhin übernahm der Physiker Godehard Günther mit seiner Firma a/d/s/ (Analog and Digitalsystems) dieses Segment. Die übriggebliebene HiFi-Baustein-Reihe atelier gab es nun in neuer Form. Alle Geräte trugen aber unverändert das Braun-Logo, auch sorgte Dieter Rams mit seinem Team nach wie vor für das Aussehen; verantwortlich für den Bereich war der Designer Peter Hartwein. So kam es sogar noch zu einem Fernsehgerät und dann zu einem Videorecorder für die atelier-Reihe.
Der wirtschaftliche Erfolg blieb allerdings aus. Zum einen war nur ein bestimmter Kundenkreis bereit, für Design und Konzept den geforderten Preis zu bezahlen, zum anderen waren die Atelier-Geräte kaum prädestiniert, mit anderen Produkten kombiniert zu werden. Braun verkaufte etwa 95 % seiner Geräte in Deutschland, konnte aber nicht auf ausländischen Märkten Fuß fassen. Die Braun-Verkaufszahlen sanken; 1991 wurde das Produktionsende mit ganzseitigen Anzeigen in Fachzeitschriften angekündigt.[12] Braun investierte 2,5 Millionen DMark in eine Werbekampagne für eine "Last Edition" unter dem Namen Braun Atelier.[13] Dabei handelte es sich um bis zu 15.000 DM teure HiFi-Anlagen, für die der Kunde ein 'Zertifikat' erhielt.
Die auch im Museum of Modern Art in New York stehenden Geräte sind bis heute gefragt. Sie werden auf dem Markt für Gebrauchtwaren gehandelt, wo es teils unbenutzte Neugeräte gibt.
Auszeichnungen
- 1957: Preis Gran Premio für das Gesamtprogramm, 11. Triennale, Mailand; Preis auf der Interbau in Berlin
- 1958: Das New Yorker Museum of Modern Art nimmt Braun-Geräte in seine ständige Sammlung auf und es werden 16 Apparate auf der Weltausstellung in Brüssel als hervorragende Beispiele deutscher Produktion zur Schau gestellt
- 1960: Preis Gran Premio für das Gesamtprogramm, 12. Triennale, Mailand
- 1962: Auszeichnung Compasso d’Oro in Mailand
- 1963: eine Ausstellung im Pariser Louvre
- 1964: eine Ausstellung auf der documenta 3, Kassel und die Goldmedaille für audio 1 (Stereo-Kompaktanlage) auf der 13. Triennale, Mailand
- 1965: eine Wanderausstellung des Gesamtprogramms in Tokio
- 1967: Ausstellung auf der Weltausstellung, Montreal
- 1968: Ausstellung auf der Interbytmash, Moskau
- 1969: Das Musée des Arts décoratifs (Paris) zeigt Braun-Design
- 1974: Auszeichnungen für audio 400 (Stereo-Kompaktanlage), regie 308 (Receiver), L 308 (Lautsprecher) auf der Wiener Hifi-Messe; Zwei Designpreise für audio 400, Hifi-Messe Mailand
- 1976: Form – nicht konform. eine Ausstellung im Institut für Neue Technische Form, Darmstadt
BraunPreis
1967 wurde der BraunPreis als Deutschlands erster internationaler Designförderpreis ins Leben gerufen. Er soll die Arbeit junger Designer fördern und dabei insbesondere das Industriedesign sowie innovative Produktideen weltweit berücksichtigen. Der Preis wird alle zwei Jahre verliehen.
Braun-Sammlung
In Kronberg werden Produkte aus der Firmengeschichte seit 1921 in der Braun-Sammlung der Öffentlichkeit vorgestellt.
Literatur
- Zeitschrift Der Braunsammler. später Design+Design (Hrsg. Jo Klatt und Günter Staeffler), Hamburg.
- Wolfgang Schmittel: Design, concept, realisation: Braun, Citroen, Miller, Olivetti, Sony, Swissair. Zürich 1975.
- Mehr oder weniger. Braun – Design im Vergleich. Ausstellungskatalog. Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg 1990.
- Regine Scourtelis: Manche mögen’s pur. In: ZEITmagazin. 42, 1990, S. 80–88.
- Jo Klatt, Günter Staeffler: Braun+Design Collection. 40 Jahre Braun Design von 1955 bis 1995. Hamburg 1995, ISBN 3-9803485-3-9.
- Hans Wichmann: Mut zum Aufbruch. Erwin Braun 1921 bis 1992. München 1998, ISBN 3-7913-2023-8.
- Bernd Polster: Braun. 50 Jahre Produktinnovationen. Dumont, Köln 2005, ISBN 3-8321-7364-1. (englische Ausgabe 2009)
- Less and More. The Design Ethos of Dieter Rams. Ausstellungskatalog.Design Museum, London 2009 (deutsche Ausgabe 2010).
- Bernd Polster: Kronberg Meets Cupertino. Was Braun und Apple wirklich gemeinsam haben.. In: Apple Design. Ausstellungskatalog. Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg 2011, S. 64–75.
Weblinks
- Website der Braun GmbH
- Private Braun-Design-Galerie
- Braun SK 61, Braun RT 20 – Dokumentation
- BraunPreis
- Die „Braun-Sammlung“ in Kronberg
- Braun SK 25 (Design: Artur Braun, Fritz Eichler 1955)
- Radio Braun Forum (Forum eingestellt), virtuelles Museum, Serviceadressen.
- Forum für Braun-Produkte (Schwerpunkt HiFi)
- Private Sammlung von technischen Unterlagen für Audio/Video/TV
- Geschichte der Firma Braun
- Reha-Werkstatt Oberrad, Hersteller des Elektronischen Lern- und Experimentiersystems Lectron
- sammlung-design.de Übersicht über das Braun-Design 1950–2008
- Braun-Produkte als Computergrafik visualisiert (u.a. HiFi-Komponenten, Uhren, Nizo-Filmkameras, Taschenrechner)
- Lectron - Elektronisches Lern- und Experimentiersystem
Einzelnachweise
- ↑ a b [Veröffentlichung im elektronischen Bundesanzeiger].
- ↑ Bernd Polster: Braun. 50 Jahre Produktinnovationen, Köln 2005, ISBN 3-8321-7364-1.
- ↑ Florian Langenscheidt, Bernd Venohr (Hrsg.): Lexikon der deutschen Weltmarktführer. Die Königsklasse deutscher Unternehmen in Wort und Bild. Deutsche Standards Editionen, Köln 2010, ISBN 978-3-86936-221-2.
- ↑ = "Bernd Polster: Wohndesign Deutschland. Die Klassiker" Köln 2008, S. 461 u. 555.
- ↑ Jürgen Greubel - Vom Produkt zum Möbeldesign. VS-Möbel, abgerufen am 8. Februar 2013.
- ↑ a b Interview mit Dieter Rams, Stern Nr. 19, 30. April 2008.
- ↑ Lectron heute
- ↑ Braun Clocks
- ↑ Oliver Herwig, Süddeutsche Zeitung, 22. August 2005.
- ↑ Pressemitteilung vom 16. April 2012
- ↑ Artikel auf echo-online.de
- ↑ http://www.hifimuseum.de
- ↑ spiegel.,de 18. Juni 1991: Stilvoller Abgang
Koordinaten: 50° 10′ 15″ N, 8° 31′ 45″ O