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Hans Helmut Kornhuber

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Hans Helmut Kornhuber (* 24. Februar 1928 in Königsberg; † 30. Oktober 2009) war ein deutscher Neurologe und Neurophysiologe.

Leben

Er studierte nach sowjetischer Kriegsgefangenschaft ab 1949 Medizin an den Universitäten München, Göttingen, Freiburg, Heidelberg und Basel. 1955 wurde er in Heidelberg promoviert.[1] Seine klinische Ausbildung erhielt er an der von Richard Jung geleiteten Neurologischen Universitätsklinik der Universität Freiburg, wo er sich 1963 habilitierte.[2] Er absolvierte zudem einen einjährigen Forschungsaufenthalt an der Johns Hopkins University in Baltimore. An der 1967 neugegründeten Universität Ulm wurde er auf den Lehrstuhl für Neurologie berufen und wandelte die Klinik Dietenbronn zur Neurologischen Universitätsklinik um. 1996 wurde er emeritiert.

Ein wissenschaftlicher Durchbruch gelang Kornhuber 1965 mit der Entdeckung eines – dann auch englisch so genannten – (motorischen) Bereitschaftspotentials,[3] das er zusammen mit Lüder Deecke bei der Untersuchung von willkürlich ausgelösten Bewegungen nachweisen konnte. 1967 erhielt Kornhuber den Hans-Berger-Preis der Deutschen Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie (DGKN)[4] und in der Folge zahlreiche weitere nationale und internationale Ehrungen und Auszeichnungen.

Schriften (Auswahl)

  • (1961) mit Richard Jung: Neurophysiologie und Psychophysik des visuellen Systems. Springer, Heidelberg
  • (1965) mit Lüder Deecke: Hirnpotentialänderungen bei Willkürbewegungen und passiven Bewegungen des Menschen: Bereitschaftspotential und reafferente Potentiale. Pflügers Arch Physiol 281: 1-17
  • (1978) Geist und Freiheit als biologische Probleme. In: Stamm, Roger Alfred und Hans Zeier (Hrsg.): Die Psychologie des 20. Jahrhunderts. – Band VI Lorenz und die Folgen. Kindler, Zürich S. 1122–1130
  • (1984) Attention, readiness for action and the stages of voluntary decision. Exp Brain Res Suppl 9: 420-429
  • (1984) Von der Freiheit. In: Lindauer, Manfred und Alfred Schöpf (Hrsg.): Wie erkennt der Mensch die Welt? Grundlagen des Erkennens, Fühlens und Handelns. Geistes- und Naturwissenschaftler im Dialog. Klett, Stuttgart
  • (1990) mit Lüder Deecke: Readiness for movement – The Bereitschaftspotential-Story. Current Contents Life Sciences 33, 4 Citation Classics January 22: 14
  • (1992) Gehirn, Wille, Freiheit. Rev Métaphys Mor 97: 203-223
  • (2006) On Free Will. Fortschr Neurol Psychiat 74: 427-430[5]
  • (2007) mit Lüder Deecke: Wille und Gehirn. Edition Sirius im Aisthesis-Verlag, Bielefeld und Locarno; 2. überarb. Aufl. 2009.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Über Auslösung zyklothymer Depressionen durch seelische Erschütterungen. Heidelberg 1955.
  2. Optisch-vestibuläre und somatisch vestibuläre Integration an Neuronen der Großhirnrinde : Ein Beitrag zur multimodalen Koordination der Sinnesafferenzen. Freiburg i. Br. 1963.
  3. siehe das zum 75. Geburtstag Kornhubers erschienene Werk von Marjan Jahanshahi und Mark Hallett (Eds.): The Bereitschaftspotential: movement-related cortical potentials. Kluwer, New York 2003
  4. Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie: Preise und Preisträger. Abgerufen am 23. Februar 2013.
  5. Eine Stellungnahme gegen Gerhard Roth und Wolf Singer