Gasometer (Wien)

Die Gasometer in Wien-Simmering sind vier ehemalige Gasbehälter aus dem Jahre 1896, die in einem umfangreichen Umbau von 1999 bis 2001 revitalisiert wurden und nun durch ein Entertainmentcenter, Wohnungen, einem Studentenheim und einer Veranstaltungshalle zu neuem Leben erweckt wurden. Ursprünglich waren es vier Teleskopgasbehälter.
Geschichte
Der Bau der Gasometer in Wien - Simmering fand von 1896 bis 1899 im Rahmen der Errichtung des Gaswerk Simmerings statt. Jenes Gaswerk war für die kommunale Gasversorgung in Wien bestimmt. Vor dieser Zeit erfolgte die Versorgung durch die Inter Continental Gas Association (ICGA) mit Sitz in England. Nachdem die Verträge zwischen der ICGA und der Stadt Wien ausliefen, entschloss sich die Stadt für die Errichtung einer eigenen kommunalen Gasversorgung. Das Gaswerk war zur Zeit der Errichtung das größte seiner Art in ganz Europa.
Nach der Umstellung von Stadt- bzw. Kohlengas auf Erdgas und der Modernisierung im Gasbehälterbau wurden die Gasometer 1984 stillgelegt. Gase können mit unterirdischen Gaslagern oder modernen Hochdruck-Kugelgasbehälter unter viel höheren Drücken bei kleinerem Volumen gelagert werden, als in den großen voluminösen Teleskopgasbehältern. Seit 1978 stehen sie unter Denkmalschutz.
Die Gemeinde Wien engagierte sich für eine Umnutzung und Revitalisierung der denkmalgeschützten Gebäude. In einer Zeit der Ideenfindung fanden unter anderem Ausstellungen, Gazometer-Raves und Filmaufnahmen zu James Bond-Filmen (Der Hauch des Todes) statt. Aus dieser Zeit kommt auch die Bezeichnung Gazometer, die für die Raves innerhalb der Gasometer stand. Durch die runde zylindrische Form war die Musik innerhalb der Gasometer mit einem besonderen Echoeffekt wahrzunehmen, was in der Raverszene für einen weiten Bekanntheitsgrad sorgte.
1995 fanden Wettbewerbe zur Ideenfindung für die Umnutzung statt. Man entschloss sich für die Realisierung einer gemischten Nutzung mit Wohnen, Arbeiten und Entertainment bestehend aus den Wohnungen, einem Studentenwohnheim, Büros, der Shoppingmall und dem Kino. Abseits dieser realisierten Idee gab es ausgearbeitete Konzepte zur Nutzung als Hotel- und Messegelände (Architekt Manfred Wehdorn) für die geplante Weltausstellung in Wien und Budapest.
Die vier Architekten Jean Nouvel, Coop Himmelb(l)au (Wolf D. Prix), Manfred Wehdorn, Wilhelm Holzbauer erarbeiteten jeweils für einen der Gasometer die Umgestaltung, die von 1999 bis 2001 realisiert wurde.
Am 30. Oktober 2001 fand die feierliche Eröffnung mit dem anwesenden Bürgermeister statt. Die Bewohner zogen bereits beginnend ab Mai 2001 ein.
Technik
Die Gasometer waren vier zylindrische Teleskopgasbehälter mit je 90.000 Kubikmeter Gasvolumen, die in einem Wasserbassin standen, umgeben von der Ziegelfassade. Ein Gasometer ist von Straßenniveau bis zur Spitze rund 70 Meter hoch und misst ungefähr 60 Meter im Durchmesser. Die Innereien des Gasometers wurden während der Revitalisierung entfernt - lediglich die Ziegelaußenmauer und Teile des Dachs blieben bestehen. In den Gasometern wurde das Kohlengas, welches aus der Trockendestillation von Steinkohle gewonnen wurde gespeichert, bevor es zum Verbrauch in das Gasnetz abgegeben wurde. Das Wasserstoffgas - auch Stadtgas genannt - wurde primär für die Straßenbeleuchtung mittels Gas auf den öffentlichen Straßen benutzt. Erst um 1910 etablierte sich auch die Nutzung zum Kochen und Heizen in Privathäusern.
Die Gasometer heute
Die Gasometer sind durch einen besonderen Dorfcharakter geprägt. Sie stehen als eigenständige Stadt in der Stadt. Durch die hohe Identifizierung der Bewohner der Gasometer mit dessen Wohnraum erfolgte die Bildung einer großen Wohngemeinschaft, die sowohl virtuell in der Internet-Community Gasometer Community als auch real als Verein und gelebte gemeinschaftliche Nachbarschaft existiert. Zahlreiche Diplomarbeiten und Dissertationen im Bereich der Psychologie, Raumplanung und Architektur sowie Publizistik widmeten sich diesem Phänomen.
Die Gebäude zählten schon seit jeher als Wahrzeichen vom 11. Wiener Gemeindebezirk Simmering, da sie aufgrund ihrer Größe bereits von Weiten zu sehen waren. Seit der Revitalisierung zählen auch Touristen aus allen Teilen der Welt und Architekturexperten zu den Besuchern der Gasometer.