Johannes Rau
Dr. h.c. Johannes Rau (* 16. Januar 1931 in Wuppertal) ist ein deutscher Politiker (SPD) und seit dem 1. Juli 1999 Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland.
Werdegang
Rau ist Sohn eines Laienpredigers. Er brach 1948 den Besuch des Gymnasiums ab und begann 1949 eine Lehre als Verlagsbuchhändler in Wuppertal und Köln. Nebenher ist er ab 1949 freier Mitarbeiter der "Westfälischen Rundschau" in Wuppertal.
Nach beendeter Lehre arbeitete er zunächst ab 1952 als Verlagsbuchhändler in Wuppertal und wird dann 1953 Lektor bei einem kleineren Verlag in Witten. Ab 1954 ist er zunächst als Geschäftsführer beim Jugenddienst-Verlag tätig, 1962 wird er hier Mitglied des Vorstandes und 1965 Direktor dieses Verlages.
Familie
Johannes Rau ist seit 1982 mit Christina Delius (geb. 1956) verheiratet, einer Enkelin des früheren Bundespräsidenten Gustav Heinemann. Aus der Ehe gehen drei Kinder hervor: Anna Christina (geb. 1983), Philipp Immanuel (geb. 1985) und Laura Helene (geb. 1986).
Politische Stationen
1952 wird Rau Mitglied in der vom ehemaligen Bundesinnenminister Gustav Heinemann mitbegründeten Gesamtdeutschen Volkspartei (GVP) und sogleich deren Kreisvorsitzender in Wuppertal. Bereits fünf Jahre später, 1957, löst sich die GVP auf und Rau wird Mitglied der SPD. Von 1958 bis 1962 ist er Vorsitzender der Jungsozialisten in Wuppertal.
1958 wird er erstmalig in den Landtag von Nordrhein-Westfalen gewählt, dem er bis 1999 angehören sollte. 1962 wird er Mitglied im Vorstand der SPD-Fraktion und 1967 deren Vorsitzender. Von 1964 bis 1978 gehört er außerdem dem Stadtrat von Wuppertal an, wo er zwischen 1969 und 1970 auch Oberbürgermeister ist.
1968 wird Rau in den Bundesvorstand der SPD gewählt. Ab 1973 ist er Mitglied des Landesvorstandes in Nordrhein-Westfalen, von 1977 bis 1998 auch deren Vorsitzender. Ab 1978 ist er Mitglied des Präsidiums der SPD und ab 1982 Stellvertretender Bundesvorsitzender.
1970 beruft Ministerpräsident Heinz Kühn Rau ins Kabinett und überträgt ihm das Ressort Wissenschaft und Forschung. 1978 wird Rau Nachfolger von Heinz Kühn als Ministerpräsident. Unter seiner Führung kann die SPD bei den Landtagswahlen 1980, 1985 und 1990 die absolute Mehrheit der Mandate erreichen, bzw. verteidigen. Seit 1995 bildet die SPD eine Koalition mit Bündnis_90/Die_Grünen.
Vom 1.11.1982 bis zum 31.10.1983 ist Rau erstmals Bundesratspräsident, das gleiche Amt hat er ein zweites mal vom 1.11.1994 bis zum 31.10.1995 inne.
Bei der Bundestagswahl 1987 ist er Kanzlerkandidat der SPD, unterliegt aber dem amtierenden Bundeskanzler Helmut Kohl.
Nach dem Rücktritt Björn Engholms vom Parteivorsitz der SPD (3. Mai 1993), übernimmt er kommissarisch den SPD-Vorsitz bis zur Wahl Rudolf Scharpings im Juni 1993.
1998 tritt er von seinen Ämtern als Landesvorsitzender der SPD und als Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen zurück. Sein Nachfolger im Parteiamt wird Franz Müntefering. Zum Ministerpräsidenten wird der bisherige Wirtschaftsminister Wolfgang Clement gewählt.
1994 ist Rau erstmals Kandidat der SPD für das Amt des Bundespräsidenten. Er unterliegt aber im dritten Wahlgang dem Kandidaten der CDU, Roman Herzog. Am 23. Mai 1999 wird Rau im zweiten Wahlgang zum Bundespräsidenten gewählt. Seine Gegenkandidaten waren für die CDU die spätere Thüringische Wissenschaftsministerin Dagmar Schipanski und für die PDS die Tante seiner Ehefrau, Uta Ranke-Heinemann. Am 1. Juli 1999 wird Rau als Bundespräsident vereidigt.
Raus Amtszeit ist weder von Skandalen noch von herausragenden Appellen begleitet. Kritiker werfen ihm vielmehr unkonkrete Reden vor. Zwar verspotten Kritiker Raus die von ihm stets betonte Nähe zum Christentum mit der Bezeichnung Bruder Johannes, diese Bezeichnung wird aber von Vertrauten auch im positiven Sinn verwendet, um seine mitmenschliche Art zu betonen.
Respekt wird ihm von politischen Beobachtern jedweder Couleur für seine, in ihrer Schärfe ungewöhnlichen, Erklärung anlässlich des Parteienspektakels um das Zuwanderungsgesetz bekundet, in welcher er das von den Parteien veranstaltete Gezerre um die Bundesratsabstimmung zum genannten Gesetz als unwürdig bezeichnet.
Nach der Landtagswahl in Bayern gibt er im September 2003 bekannt, bei der nächsten Wahl am 23. Mai 2004 nicht mehr für das Amt des Bundespräsidenten zu kandidieren.
Am 23. März 2004 bricht Rau seine Afrika-Reise vor dem geplanten Truppenbesuch bei deutschen Soldaten in Dschibuti ab. Laut Geheimdienstberichten sollte ein Mordanschlag auf einen hochrangigen europäischen Repräsentanten, also möglicherweise auf Rau, verübt werden.
Ehrungen
Ehrendoktorwürde
- 1986 der jüdischen Universität Haifa, Israel (als erster Deutscher)
- 1997 der evangelisch-theologischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum (RUB)
- 2004 der Fakultät für Bauwesen der Universität Dortmund.
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