Borie
Die Borie ist eine in in der Provence in Süd-Frankreich anzutreffende, in Trockenbauweise errichtete Steinhütte, die einer sardischen Pinedda sehr ähnlich sehen kann. Die Bezeichnung "Borie" für diese Bauwerke wurde Ende des 20ten Jahrhunderts im Tourismus gebräuchlich, hat sich aber seitdem verselbständigt. Trockenstein-Konstruktionen mit Decken aus Kraggewölbe sind seit der Vorzeit in Gebrauch und im südöstlichen Frankreich u. a. in der Region Alpes Maritimes auf den Hügeln anzutreffen. Sie stammen offenbar aus Ligurien und sind etwa seit 600 v. Chr. in den Seealpen belegt. Alte Bories finden sich oft nah bei oder sogar in ligurische Oppida integriert wo sie vermutlich ähnlich wie die anderen europäischen Kuppelbauten eine kultische Funktion hatten. Die Bauweise wurde in christlicher Zeit profan und findet sich nun in alten Schäfereien wo sie ihre Dienste bis in die jüngste Zeit tun.
Bories finden sich nahe bei Apt, Bonnieux, auf dem Caussols Plateau, bei Forcalquier, Gordes, Lacoste, Luberon, Ménerbes, Murs, Seillans, Viens, Villes-sur-Auzon sowie vereinzelt in der Montagne de Lure. Das Luberon-Gebiet ist berühmt für seine interessanten Bories, die aus dem 13. Jahrhundert stammen. Im 18. und 19. Jahrhundert bauten Bauern und Schäfer wiederum viele der kleinen Steinhütten um die kleinen Bauernhöfe zu vervollständigen. Obwohl sie nützlich sind, war ein Grund sie zu bauen der, die Steine von den Feldern zu entfernen. M. P. Martel baute 1964 eine kleine Borie und hat dabei etwa 300.000 Steine oder ungefähr 180 t benutzt. Im Land der Bories werden daher auch Steinmauern gefunden, die offensichtlich keinen Zweck hatten. Es gibt Gebiete wo die Mauern nur einige Meter auseinander liegen. Die Länge beträgt manchmal 5 m, die Breite bis zu 4 m und sie sind 10 bis 20 m lang. Die Tatsache, dass viele Bories Jahrhunderte überdauert haben, während der Zement der modernere Gebäude zerfällt, zeigt den Nutzen einfacher Ideen und guter Arbeit. Der Name Bories stammt aus dem späten 19. Jahrhundert. Der Deutsche G. Rohlfs war einer der ersten, der in seinem 1957 erschienen Buch: Primitive Kuppelbauten in Europa auch die Borie beschrieb.
Nahe Gordes, auf dem Wege zum Zisterzienserkloster Sénanque, liegt das Village noir - ein Museumsdorf aus Bories.
Literatur
- Ein Buch (in franz. und nur beim Parc Natural Régional du Luberon erhältlich) über die Bories der Provence, mit Fotos, Karten und Zeichnungen: Bories ISBN 2-85744-720-5
- Pierre sèche en Provence, Les Alpes de Lumière, 1989/1990, ISBN 2-906162-00-0