Odilo Pedro Scherer


Odilo Pedro Kardinal Scherer, auch Dom Odilo, (* 21. September 1949 in São Francisco do Sul, Brasilien als Otto Scherer) ist Erzbischof von São Paulo.
Familie
Der Deutschbrasilianer Odilo Pedro Scherer wurde als eines von elf Kinder von Edwino Scherer und dessen Ehefrau Francisca geb. Steffens, die von deutschen Auswanderern aus dem saarländischen Theley abstammten, geboren.[1]
Scherer ist ein Neffe von Alfredo Vicente Kardinal Scherer.[1]
Leben
Aus- und Weiterbildung
Scherer studierte von 1963 bis 1969 Katholische Theologie und Philosophie am Priesterseminar Seminário São José in Curitiba. Am Seminário Maior Rainha dos Apóstolos in Curitiba vertiefte er seine philosophischen Studien und studierte von 1970 bis 1975 Bildungswissenschaften an der Universidade de Passo Fundo in Passo Fundo. Am 7. Dezember 1976 empfing er durch Erzbischof Armando Círio in Quatro Pontes das Sakrament der Priesterweihe. Nach Abschluss eines theologischen Aufbaustudiums an der Päpstlichen Katholische Universität von Paraná in Curitiba absolvierte er von 1994 bis 1996 ein philosophisches Masterstudium an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. Als Seminarist am Päpstlichen Brasilianischen Pius-Kolleg absolvierte er von 1988 bis 1991 ein Doktoratsstudium zum Doctor Theologiae an der römischen Gregoriana.
Er absolvierte verschiedene Weiterbildungen, wie zur didaktischen Methodenlehre an der Bundesuniversität von Rio Grande do Sul in Porto Alegre, der deutschen Sprache am Goethe-Institut Staufen im Breisgau, der französischen Sprache an der Universität Lyon und der englischen Sprache in London.
Zwischen 1983 bis 1985 war er zusammen mit Zeno Hastenteufel und Jacinto Bergmann als Studenten in Rom zeitweise als Urlaubsvertretung in der Pfarrgemeinde Verklärung Christi in Bad Vilbel tätig.[2]
Hochschullehrer
Odilo Scherer war Rektor und Professor am Priesterseminar Seminário Diocesano São José in Cascavel (1977–1978), am Diözesaneminar Seminário Diocesano Maria Mãe da Igreja in Toledo (1979–1982, 1993) sowie am Centro Interdiocesano de Teologia de Cascavel (Cintec) (1991–1993).
Bevor Scherer von 1985 bis 1988 als Seelsorger in Toledo arbeitete, lehrte er Philosophie am Faculdade de Ciências Humanas Arnaldo Busatto (1980–1985) und Katholische Theologie am Instituto de Filosofia e Teologia Paulo VI (IFITEPS) (1985). Danach unterrichtete er bis 1994 an der Universidade Federal do Paraná. Von 1994 bis 2001 war Odilo Pedro Scherer Offizial in der Kongregation für die Bischöfe.
Weihbischof in São Paulo (2002-2007)
Am 28. November 2001 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Weihbischof in São Paulo und zum Titularbischof von Novi. Die Bischofsweihe am 2. Februar 2002 spendete ihm der Erzbischof von São Paulo, Cláudio Kardinal Hummes; Mitkonsekratoren waren Armando Círio OSI, Alterzbischof von Cascavel, und Anuar Battisti, Bischof von Toledo. Sein bischöflicher Wahlspruch ist In meam commemorationem. Das Amt als Weihbischof trat Odilo Pedro Scherer am 9. März 2002 an.
Er war von 2003 bis 2007 Generalsekretär der Brasilianischen Bischofskonferenz und war 2007 stellvertretender Generalsekretär der V. Generalkonferenz des Episkopats von Lateinamerika und der Karibik.
Erzbischof von São Paulo (seit 2007) und Kardinal (seit 2007)
Am 21. März 2007 wurde Odilo Pedro Scherer von Papst Benedikt XVI. zum Erzbischof von São Paulo ernannt. Die Inthronisation erfolgte am 29. April 2007.
Am 24. November 2007 nahm ihn Benedikt XVI. als Kardinalpriester mit der Titelkirche Sant’Andrea al Quirinale in das Kardinalskollegium auf.
Odilo Kardinal Scherer wurde zusammen mit dem Erzbischof von Bombay, Oswald Kardinal Gracias, und dem Präfekten der Kongregation für die Glaubenslehre, William Joseph Kardinal Levada durch Papst Benedikt XVI. als delegierter Präsident der 12. Bischofssynode (5. bis 26. Oktober 2008) ernannt.[3]
Nach der Rücktrittsankündigung von Papst Benedikt XVI. wird er auch als papabile gehandelt.[4]
Wirken
Odilo Scherer engagiert sich für die Sozialpastoral und vertritt zunehmend öffentlich Positionen für gesellschaftliche und religiöse Fragen. Er prangerte die Menschenrechtsverletzungen[5] unter Lula-Rousseff an wie auch die Staats-und Regierungskorruption und Sklavenarbeit.[6][7]
Scherer bemängelt die sich weltweit bildende Kultur ohne solide, konsistente Werte, voller Subjektivismus und totalem Werte-Relativismus, insbesondere in Bezug auf ethische, anthropologische und religiöse Werte. Er spricht von einer „Kultur des totalen Subjektivismus“.[6][8][9]
Er tritt ein für eine „Wirtschaft in Gemeinschaft“, die auf der Katholischen Soziallehre basiert.[10]
Zu den Kommunalwahlen 2012 in São Paulo gab Scherer als Erzbischof von São Paulo zusammen mit seinen Weihbischöfen eine 10-Punkte-Leitlinie zur Wahl ("Leitlinie für die bewusste Stimme"/"nota orientando para voto consciente") heraus.[11]
Scherer spricht neben Portugiesisch fliessend italienisch und Deutsch.
Mitgliedschaften
Odilo Pedro Kardinal Scherer ist Mitglied folgender Institutionen der römischen Kurie:
- Kongregation für den Klerus (seit 2008)
- Päpstlicher Rat für die Familie (seit 2009)[12]
- Rat der Kardinäle für organisatorische und ökonomische Probleme des Heiligen Stuhls (seit 2009)
- Päpstliche Kommission für Lateinamerika (seit 2009)[13]
- Päpstlicher Rat zur Förderung der Neuevangelisierung (seit 2011)[14]
- Kardinalskommission des Istituto per le Opere di Religione (seit 2008/2013[15])
Schriften
- Justo sofredor: uma interpretação do caminho de Jesus e do discípulo - Ed. Loyola, 1995
Einzelnachweise
- ↑ a b Dom Odilo Pedro Scherer wird Kardinal, Saarbrücker Zeitung, 27. Oktober 2007
- ↑ Hannes G. Mathias: „Odilo Kardinal Scherer wirkte in Vilbeler Gemeinde Verklärung Christi“, Frankfurter Neue Presse, 14. Februar 2013
- ↑ „Vatikan: Präsidenten für Bischofssynode“, Radio Vatikan,24. Juni 2008
- ↑ Focus Online, abgerufen am 12. Februar 2013.
- ↑ „CNBB: DOM ODILO SCHERER CONDENA VIOLÊNCIA EM SP“, Radio Vatikan, 13. Mai 2010 (portugiesisch)
- ↑ a b „Heutige Kultur des absoluten Subjektivismus“, Hart-Brasilienbriefe, abgerufen am 21. Februar 2013
- ↑ „Dom Odilo Scherer, visita o II Congresso Direito e Fraternidade “, 27. Januar 2013 (portugiesisch)
- ↑ „"Papable" brasileño: No importa tanto la nacionalidad del sucesor de Benedicto XVI“, El Nacional, 13. Februar 2013 (portugiesisch)
- ↑ Juan Arias: “El nuevo Papa deberá enfrentarse al relativismo de los valores”, El Pais, 14. Februar 2013 (portugiesisch)
- ↑ „Kardinal Scherer: redet laut von der Wirtschaft in Gemeinschaft!“, Fokolarbewegung, 27. Mai 2011
- ↑ „Dom Odilo Scherer emite nota orientando para voto consciente“, Portal Ecclesia, 21. August 2012 (portugiesisch)
- ↑ Nomine nel Pontificio Consiglio per la Famiglia, in: Presseamt des Heiligen Stuhls: Tägliches Bulletin vom 30. September 2009.
- ↑ Nomine nella Pontificia Commissione per l’America Latina, in: Presseamt des Heiligen Stuhls: Tägliches Bulletin vom 8. Oktober 2009.
- ↑ Nomina di Membri del Pontificio Consiglio per la Promozione della Nuova Evangelizzazione, in: Presseamt des Heiligen Stuhls: Tägliches Bulletin vom 5. Januar 2011.
- ↑ „Kardinalskommission für IOR erneuert“, Radio Vatikan, 16. Februar 2013
Weblinks
- Eintrag zu Odilo Pedro Scherer auf catholic-hierarchy.org; abgerufen am 13. Februar 2013.
- DOM ODILO PEDRO SCHERER - Cardeal Arcebispo metropolitano de São Paulo (portugiesisch)
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Cláudio Kardinal Hummes OFM | Erzbischof von São Paulo seit 2007 | — |
Personendaten | |
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NAME | Scherer, Odilo Pedro |
ALTERNATIVNAMEN | Scherer, Otto; Scherer, Odilo Pedro Kardinal (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | brasilianischer Geistlicher, römisch-katholischer Erzbischof von São Paulo, Kardinal der römisch-katholischen Kirche |
GEBURTSDATUM | 21. September 1949 |
GEBURTSORT | São Francisco do Sul |