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Jeder stirbt für sich allein (Roman)

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Jeder stirbt für sich allein ist ein Roman des deutschen Schriftstellers Hans Fallada (Rudolf Wilhelm Friedrich Ditzen) aus dem Jahre 1947. Der Roman basiert auf dem authentischen Fall des Ehepaars Otto und Elise Hampel, das 1940 bis 1942 in Berlin Postkarten-Flugblätter gegen Hitler ausgelegt hatte und denunziert worden war. Fallada schrieb den Roman 1946 in kaum vier Wochen. Er gilt als das erste Buch eines deutschen nicht-emigrierten Schriftstellers über den Widerstand gegen den Nationalsozialismus.

In den USA, Großbritannien, Israel und Frankreich war das Werk in den Jahren 2002 bis 2009 ein Bestseller. In Deutschland wurde der Roman daraufhin erstmals in einer ungekürzten Originalfassung neu veröffentlicht und erwies sich auch dort als Verkaufserfolg.

Inhalt

Der Roman schildert den Fall des Berliner Ehepaars Quangel, das nach dem Tod des einzigen Sohnes im Frankreich-Feldzug damit beginnt, Postkarten-Flugblätter gegen Hitler auszulegen. Sie werden erst nach jahrelanger Suche von der Gestapo gefasst und vor dem Volksgerichtshof von Roland Freisler zum Tode verurteilt. Otto Quangel stirbt am Ende unter dem Fallbeil, seine Frau Anna kommt bei einem Bombenangriff in der Todeszelle ums Leben.

Die Geschehnisse des Romans folgen in groben Zügen den von Fallada recherchierten Prozessakten des Ehepaars Hampel, die er von Johannes R. Becher zu diesem Zweck erhalten hatte. In weiteren Handlungssträngen werden die Schicksale einer Reihe von Personen geschildert, die im Umfeld der Quangels leben oder die durch die Postkartenaktion betroffen sind: Die alte Jüdin Rosenthal, der Gerichtsrat a.D. Fromm, Trudel Baumann, die ehemalige feste Freundin des gefallenen Sohnes der Quangels und deren Ehemann Karl Hergesell, die Familie Persicke - allesamt überzeugte Nazis -, die kleinen Ganoven Emil Barkhausen und Enno Kluge, die Postbotin Eva Kluge, der Gestapo-Kommissar Escherich und der Obergruppenführer Prall.

Bewertungen

Der Schriftsteller Primo Levi, ein Überlebender von Auschwitz, nannte Falladas Roman „das beste Buch, das je über den deutschen Widerstand geschrieben wurde."[1]

Ausgaben

Die Erstausgabe erschien 1947 im Aufbau-Verlag. Allerdings war diese und weitere Ausgaben aus politischen Gründen stark gekürzt worden. Im Jahre 2009 wurde das Werk erstmals ins Englische übersetzt und es kam zu einer Wiederentdeckung des Autors, die durch Artikel der New York Times befördert wurde.[2] Im Frühjahr 2011 wurde der Roman in Deutschland vom Aufbau-Verlag erstmals in einer ungekürzten Fassung neu herausgebracht.[3]

Adaptionen

Verfilmungen

Falladas Roman wurde bis zum Jahr 2011 dreimal verfilmt. Die erste Verfilmung Jeder stirbt für sich allein (1962) unter der Regie von Falk Harnack stammt aus dem Jahr 1962. 1970 gab die DEFA eine Mini-Serie Jeder stirbt für sich allein (1970) in Auftrag. Regie hierbei führte Hans-Joachim Kasprzik. Fünf Jahre später spielten Hildegard Knef und Carl Raddatz die Hauptrollen in der Verfilmung Jeder stirbt für sich allein (1975) von Alfred Vohrer.[4]

Für das tschechische Fernsehen entstand 2004 I ve smrti sami (Jeder stirbt für sich allein), ein Dreiteiler in der Regie von Dušan Klein.[5]

Theater

Luk Perceval und Christina Bellingen verarbeiteten den Roman zu einem Theaterstück, das im Oktober 2012 im Thalia Theater in Hamburg Premiere feierte.[6]

Übersetzungen

UdSSR

  • 1948, Иностранная литература, Каждый умирает в одиночку

Rumänien

  • 1951, Editura pentru literatură și artă, Fiecare moare singur, 1951

Tschechoslowakei

  • 1954, Československý spisovatel I ve smrti sami

Norwegen

Frankreich

USA und Großbritannien

Polen

  • 1989, Wydawnictwo Ministerstwa Obrony Narodowej, ISBN 83-11-07708-8 Każdy umiera w samotności

Italien

  • 1995, Einaudi Editore, Ognuno muore solo
  • 2010, Sellerio, Ognuno muore solo

Israel

  • 2010, Proza, "לבד בברלין"

Niederlande

  • 2010, Cossee, Alleen in Berlijn

Spanien

Einzelnachweise

  1. berlinerliteraturkritik.de
  2. hansfallada.com
  3. Jürgen Kaube: Der Mensch ist dem Menschen ein Verdacht, Artikel in der FAZ vom 18. März 2011, abgerufen am 17. Juli 2011.
  4. Jeder stirbt für sich allein bei filmportal.de, abgerufen am 17. Juli 2011.
  5. I ve smrti sami in der Česko-Slovenská filmová databáze.
  6. Werner Theurich: Premiere von "Jeder stirbt für sich allein". Dem Tod ins Gesicht lachen auf Spiegel Online am 14. Oktober 2012