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LZ 126

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Die USS Los Angeles ankert am umgerüsteten Tanker USS Patoka

LZ 126, später als ZR III „USS Los Angeles“ im Dienst der US-Marine, war ein Zeppelin-Luftschiff, das in den Jahren 1923 bis 1924 in Friedrichshafen gebaut wurde und als das erfolgreichste amerikanische Starrluftschiff gilt. In Deutschland erhielt es den Beinamen Amerikaluftschiff.

Bau und Überführung

Dr. Hugo Eckener, der Vositzende der Zeppelin-Gesellschaft, konnte den Auftrag der US-Regierung für den Bau von ZR III nach Friedrichshafen holen, nachdem zuvor eine Bestellung in Großbritannien mit dem Unglück von R38 (vorgesehen als ZR II) gescheitert war. Der Bau des Luftschiffs wurde zudem im Rahmen der Reparationsleistungen für den Ersten Weltkrieg von Deutschland selbst finanziert.

Offiziell erfolgte die Lieferung unter der Auflage, dass das Schiff nur zivil genutzt würde. Dementsprechend wurde LZ126 vom Ingenieur Ludwig Dürr für den kommerziellen Einsatz ausgelegt und konnte neben der 30-köpfigen Besatzung noch 30 Passagiere aufnehmen. Zur Zeit Ihrer Fertigstellung war sie das größte Luftschiff der Welt.

Hugo Eckener überführte das Schiff am 12. Oktober 1924 persönlich nach Lakehurst, nachdem ein Start am Vortag wegen schlechten Wetters abgebrochen werden musste. Die Transatlantikfahrt galt als so großes Risiko, dass Eckener keine Versicherung für das Unternehmen interessieren konnte und die Zeppelingesellschaft mit ihrem gesamten Vermögen für ihr Werk haften musste.

Nach der wohlbehaltenen Ankunft in Lakehurst am 15. Oktober nach einer Fahrzeit von 81 Stunden und zwei Minuten wurde das Luftschiff als ZR III „USS Los Angeles“ bei der US-Marine in Dienst gestellt. Die erfolgreichen Luftschiffer wurden von der amerikanischen Bevölkerung begeistert begrüßt und von Präsident Calvin Coolidge im Weißen Haus empfangen. Die Ablieferungsfahrt erhielt so nachträglich den Charakter einer Friedensmission im Sinne einer Wiederaussöhnung zwischen Deutschland und den USA nach dem Ersten Weltkrieg.

Das von den Zeppelin-Werken benutzte Wasserstoff-Traggas wurde gleich nach der Übernahme des Schiffes gegen Helium ausgetauscht. Das Edelgas war zu diesem Zeitpunkt noch so rar und kostbar, dass die ZR I „USS Shenandoah einen Großteil der damaligen Weltreserven enthielt. Daher musste das ältere amerikanische Starrluftschiff seine Füllung zunächst an die Los Angeles abgeben.

Die Heliumfüllung erhöhte zwar die Sicherheit des neuen Schiffes deutlich, reduzierte allerdings zugleich seine Nutzlast und Reichweite.

Betrieb

Das neue Luftschiff wurde von der Marine als fliegendes Laboratorium benutzt, um die kommerziellen und militärischen Möglichkeiten solcher Großluftschiffe auszuloten und neue Taktiken von Luft- und Seestreitkräften zu erarbeiten.

Schon in den ersten Monaten ihres Betriebs unternahm die USS Los Angeles mehrere Fahrten nach Puerto Rico und Bermuda. Ebenso gelang der Versuch an einen sich auf dem Schiff USS Patoka befindlichen Landemast anzulegen.

Im Juni 1925 fuhr das Schiff für Umbauarbeiten in den Hangar in Lakehurst ein und übergab ihr Traggas vorübergehend wieder an die Shenandoah. Die Wiederaufnahme ihrer Fahrten verzögerte sich bis zum März 1926, als ZR I "Shenandoah" am 3. September verunglückte und Helium dadurch knapp wurde.

In den folgenden Jahren gelang es ZR III unter anderem, ein Flugzeug im Fluge aufzunehmen und auf einem Flugzeugträger zu landen. Außerdem wurde das Luftschiff benutzt, um die damals neuen Radio-Kompassstationen an der Ostküste der USA zu kalibrieren.

Datei:ZR3 USS Los Angeles Kopfstand.jpg
Der unfreiwillige "Kopfstand" der ZR III

Am 25. August 1927 vollführte die Los Angeles am hohen Ankermast in Lakehurst unfreiwillig ein in der Geschichte der Großluftschiffe einzigartiges "Kunststück". Als ein aufkommender Wind das Heck des am Bug verankerten Schiffes etwas anhob, geriet es in eine kältere und dichtere Luftschicht und begann unaufhaltsam weiter aufzusteigen. Obwohl die Mannschaft sofort durch Gewichtsverlagerung kompensierte, konnte das Schiff erst wieder ausbalanciert werden, nachdem es, fast senkrecht in der Luft stehend, einen regelrechten "Kopfstand" vollführt hatte. Das Luftschiff wurde bemerkenswerterweise nur leicht beschädigt und konnte bereits am nächsten Tag wieder in Betrieb gehen. Dieser Vorfall führte zur Abkehr vom Konzept des Hochmastes für Luftschiffe zugunsten niedrigerer Konstruktionen.

Nachdem in diplomatischen Verhandlungen mit Deutschland eine Lockerung der Nutzungsbeschränkung vereinbart werden konnte, nahm die Los Angeles 1931 als erstes Luftschiff seit 1925 wieder an einem großen Manöver der Marine vor Panama teil. Später operierte sie eine Zeitlang zusammen mit dem neuen und größeren Starrluftschiff ZRS IV „USS Akron.

Das Ende

Die ZR III wurde am 30. Juni 1932 nach dem Unfall der USS Macon, dem Schwesterschiff der Akron, aus wirtschaftlichen Gründen außer Dienst gestellt und nur noch für Versuche am Boden verwendet. Im Oktober 1939 wurde schließlich mit der Verschrottung des Luftschiffes begonnen, die sich einige Monate hinzog.

Insgesamt legte sie bei etwa 250 Fahrten in 4398 Flugstunden 345.000 km zurück. Es war das erfolgreichste Luftschiff der USA und das einzige Starrluftschiff der Marine, dessen Einsatz nicht durch einen Unfall beendet wurde.

Technische Daten


Themenkreis: Zeppelin
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siehe auch: Luftschiff | Starrluftschiff | Halbstarres Luftschiff | Prallluftschiff

amerikanische Starrluftschiffe:
ZR I „USS Shenandoah“ | ZR II | ZR III „USS Los Angeles“ | ZRS IV „USS Akron“ | ZRS V „USS Macon“ |