Zum Inhalt springen

Zahnärztlicher Verein zu Frankfurt am Main von 1863

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 19. Februar 2013 um 17:35 Uhr durch Donnevert (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Der Zahnärztliche Verein zu Frankfurt am Main von 1863 e.V. ist ein Verein von in der Bundesrepublik Deutschland approbierten Zahnärzten. Zweck des Vereins ist die Förderung der zahnärztlichen Wissenschaft in Theorie und Praxis auf nationaler und internationaler Ebene. Dies soll durch wissenschaftliche Vorträge und regelmäßige Zusammenkünfte der Mitglieder erreicht werden. Der Verein strebt auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt der Mitglieder an.

Datei:LOGO ZVFFM.jpg
Wappen des Zahnärztlichen Vereins zu Frankfurt am Main von 1863 e.V.

Geschichte

Etwa seit der Mitte des 19. Jahrhunderts kann man in Deutschland von einem zahnärztlichen Stand sprechen. Von ausschlaggebender Bedeutung war, dass seit dem 1. Januar 1846 in Berlin, im Verlag von Albert Förstner, die erste deutsche zahnärztliche Zeitschrift erschien. Sie trug den Titel "Der Zahnarzt" mit dem Untertitel "Das Neueste und Wissenswürdigste des In- und Auslands über die Zahnheilkunde".

Zwischen 1859 und 1860 wurden die ersten zahnärztlichen Vereine gegründet.

In Berlin 1847 der "Verein der Zahnärzte in Berlin", in Hamburg1857 der "Verein der Zahnärzte" und in Dresden der "Verein sächsischer Zahnärzte". Diese Provinzialvereine schlossen sich 1859 im Central-Verein Deutscher Zahnärzte zusammen. Der Central-Verein hielt jährlich eine große Tagung ab, die 1859 in Berlin, 1860 in Hamburg, 1861 in Dresden und 1862 in Wien stattfand. Im Anschluss an die Tagung in Wien wurde als Tagungsort für die Jahrestagung 1863 Frankfurt am Main gewählt. Im Januar 1863 bideten sieben Frankfurter Zahnärzte ein Lokal-Komitee für die Tagung des Central-Vereins. Man traf sich damals einmal monatlich. Beim Gedankenaustausch über wissenschaftliche Themen wuchsen freundschaftliche Kontakte von Zahnärzten, die sich bis dahin fremd, sogar misstrauisch, gegenüber gestanden hatten, denn in den Anfängen der Medizin wie der Zahnmedizin gab es nur egoistische Einzelkämpfer. Die Weitergabe eigenen Wissens an einen Kollegen wurde als Verlust der eigenen Kompetenz angesehen, man half der Konkurrenz doch nicht zum Erfolg.

Die Gründer des Zahnärztlichen Vereins: Oben: Voss - Haas - Zeitmann - Degener - Wehner; unten: Frey - Hoffmann - Bertling - Gravelius

Schon bald wurde das Gefühl der Zusammengehörigkeit wach. Immer regelmäßiger wurden die Sitzungen des Komitees besucht. Außer der Vorbereitung der Tagung wurden noch „gar viele Fachgegenstände besprochen“, so dass sie schon längst wie ein Verein arbeiteten, bevor Statuten entstanden und Protokolle geführt wurden. Eingehende Debatten über die innere Struktur der Zähne, den Schmelz und das Dentin, die Zahnwurzelhaut, sowie über die seltenen Fälle von Neubildung verloren gegangenen Dentins, sowie Ursachen, Folgen und Behandlung kariöser Erkrankung der Zähne beschäftigten die Teilnehmer an vielen Abenden. Am 18. Juli 1863 erfolgte dann die Gründung des „Vereins Deutscher Zahnärzte zu Frankfurt a. M.“ Damaliges Ziel der Vereinstätigkeit war die "Hebung des Standes der Zahnärzte in wissenschaftlicher, sozialer und kollegialer Beziehung, sowie die Förderung der Forschungen auf dem Gebiet der zahnärztlichen Wissenschaft und Anwendung derselben in der Praxis". Um seine Offenheit auch für ausländische Kollegen zu demonstrieren, wurden korrespondierende Mitglieder des Vereins bestellt. So bereits 1868 der schwedische Hofzahnarzt C. Besow und später Professoren aus weiteren europäischen Ländern. Zentrale Fortbildungsveranstaltungen gibt es schon seit 1859 in Deutschland. Gastgeber der 5. Jahresfortbildungstagung war der heutige Zahnärztliche Verein zu Frankfurt am Main von 1863. In den folgenden Jahren wurden Stiftungsfeste gefeiert. Das waren damals nur gesellige Zusammenkünfte der Mitglieder, zusätzlich zu den regelmäßigen Sitzungen. Nach der anfänglichen Begeisterung und den Aktivitäten trat nach 15 Jahren eine erste Krise ein. Durch Austritt mehrerer Zahnärzte ging die Zahl der ordentlichen Mitglieder 1878 auf fünf zurück. Deshalb wurden ab dem nächsten Jahr die monatlichen Sitzungen umgestaltet. Themen wurden vorgegeben, durch Referate dargestellt und anschließend vom Plenum diskutiert. Erstmalig richtete der Verein auch eine eigene wissenschaftliche Tagung aus, aus der sich die ersten zahnärztlichen Kongresse entwickelten. Füllungen aus Zinkphosphat-Zement, Gebisse aus Zelluloid und Abdrücke aus Gips waren damals die Themen. Der Erfolg war so groß, dass sich 1882 der Central - Verein (die heutige DGZMK) über die Konkurrenz des Frankfurter Vereins beklagte. Auf der Festsitzung 1878 führte der spätere Vorsitzende Degener das Anlegen von Cofferdam vor. Diese Veranstaltung fand in einem besonders würdigen Rahmen statt, im Goethe-Haus am Großen Hirschgraben. Wir können mit Stolz die damaligen Aktivitäten unseres Vereins als den Beginn der organisierten zahnärztlichen Fortbildung ansehen. Im folgenden Jahr, 1879, hat sich der Name des Vereins geändert. Aus dem "Verein Deutscher Zahnärzte zu Frankfurt am Main" wurde der "Zahnärztliche Verein zu Frankfurt am Main". Nun sollten auch ausländische Kollegen als ordentliche Mitglieder dem Verein beitreten können. Im Satz 5 der Statuten war festgelegt, dass "jeder im In- oder Ausland geprüfte Zahnarzt von wissenschaftlichem Streben und unzweifelhafter Ehrenhaltigkeit erwählt werden kann". 1896 erregte ein Vortrag des amtierenden Präsidenten Albrecht über die Anwendung der Röntgenstrahlen in der Zahnheilkunde erhebliches Aufsehen. Es ist dies die erste Mitteilung über zahnärztliche Röntgenaufnahmen überhaupt.Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums - 1888 - widmete ein damals junger Kollege namens Otto Walkhoff sein gerade erschinenes Werk "konservierende Behandlung der Zahnpulpa" dem Verein.Der Verein erreichte in diesem Jahre die höchste Mitgliederzahl seit seiner Gründung. Er zählte 17 ordentliche Mitglieder, 4 Ehren- und 15 korrespondierende Mitglieder.

Beschäftigte sich der Vorstand anfangs meist mit internen Problemen, z.B. dem Führen von Prozessen wegen falscher Titelführung, so wurden nun die Kontakte nach außen stärker. Ein wichtiges Thema der Debatten dieser Jahre war die Einführung der freien Zahnarztwahl. 1891 schloss man mit der jungen Ortskrankenkasse Frankfurt einen Vertrag über die Behandlung der Kassenpatienten bei freier Arztwahl. Es waren vorher nur 2 Zahnärzte für die Kasse tätig. Nur Vereinsmitglieder wurden zur Kassenbehandlung zugelassen bzw. waren verpflichtet, Kassenmitglieder zahnmedizinisch zu versorgen. Dieses Abkommen war nur kurze Zeit gültig, da die Krankenkasse nach einem Jahr die Zulassung von Zahntechnikern verlangte und durchsetzte. 1894 erließ der Verein für seine Mitglieder eine Standesordnung, die die Pflichten gegenüber den Patienten und dem Gemeinwesen festlegte, sowie das Verhalten untereinander regelte. Hier einige Auszüge aus den Paragraphen:

"Es ist gegen die Würde des zahnärztlichen Standes, die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich zu lenken durch:

   Reklame
   öffentliche Anzeigen
   übergroße Namensschilder an den Häusern
   Hinweis auf besondere Fähigkelten durch Verteilen z. B. von Karten
   Namhaftmachung der Lehrherren und Lehrinstitute
   Veröffentlichung von Zeugnissen
   öffentlich oder privatim anzupreisen, dass zahnärztliche Hilfe unentgeltlich sei,
   Veröffentlichung von Krankengeschichten und Operationen in nicht wissenschaftlichen Zeitschriften"

Selbstverständlich war es dagegen jedem Mitglied gestattet, bei Niederlassung oder Wohnungswechsel dem "Publikum" in ortsüblicher Weise Mitteilung zu machen. Einige der damaligen Vorschriften sind aktuell geblieben, wenn auch heute keiner mehr ein Kalb mit fünf Füßen und zwei Schwänzen als Reklameobjekt zur Schau stellt, wie 1751 geschehen. Anlässlich des 35. Stiftungsfestes des Zahnärztlichen Vereins eröffnete am 30. 4. 1898 der Vorsitzende Dr. Geist - Jacobi im Senkenbergianum die Versammlung mit einer engagierten Rede, die auch andere Aufgabenstellungen verdeutlicht. "35 Jahre lang hat dieser Verein die wahre Collegialität auf sein Panier geschrieben und hochgehalten durch alle Kämpfe im Innern und nach außen. In diesem Zeitraum hat die Zahnheilkunde die Phasen durchlaufen, die sie von der Barbierstube bis zur anerkannten Wissenschaft führte". Weiter: "Wir könnten hier in Frankfurt schon sehr frühe eine zahnärztliche Verbindung nachweisen, da schon 1780 die vier zur Wundärzte - Zunft gehörigen Zahnärzte gemeinschaftlich beim Rathe petitionierten, wenn ein neuer Zahnarzt sich hier niederlassen wollte, oder man sich gegen Kurpfuscher wehrte. Aber wie verschieden war diese Vereinigung gegen unsere Vereine. Der materielle Standpunkt allein brachte jene zusammen. Gemeinsames Streben kannte man nicht und wissenschaftliche Ziele blieben unbekannt. Heute ist es anders geworden. Wohl müssen wir auch die materiellen Interessen unserer Mitglieder und Collegen verfechten, aber der Hauptzweck der meisten Vereine liegt darin, die zahnärztliche Wissenschaft zu heben. Dieses Ziel hat unser Verein seit 35 Jahren stets im Auge gehabt und zur Förderung desselben sind wir heute hier versammelt". Der Wunsch nach Fortbildung wuchs. 1904 bildete sich ein Komitee zur Vorbereitung von ersten Fortbildungskursen. Außerdem wurden "Volksvorlesungen" gehalten, die interessierte Zuhörer populärwissenschaftlich informierten. Auch dem aus Laien und Fachleuten konstituierten "Komitee für Zahnpflege in den Schulen" schloss sich der Verein an. 1910 wurde zusammen mit dem Zahnärzteverband eine Protestversammlung gegen die entstandene Reichsversicherungsordnung und für freie Zahnarztwahl organisiert. In den Fortbildungsveranstaltungen wurden zwischen 1902 - 1912 folgende Themen bearbeitet:

Prothetik: 45 Vorträge, davon 24 über festsitzenden Zahnersatz, 21 über herausnehmbaren ZE Kieferorthopädie: 30 Vorträge Konservierende Zahnheilkunde: 34 Vorträge, davon 17 über Füllungstherapie, 17 über Endodontie.

Unter den Referenten findet man Namen von Zahnärzten, die berühmt und richtungweisend für unseren Beruf wurden, wie z. B, Miller, Sachs, Walkhoff, Parreidt, Witzel u. a. Um diese Zeit kamen auch die ersten Kontakte zur Rothschildschen Stiftung Carolinum zustande, die dem Verein ihre Räume für dessen Versammlungen zur Verfügung stellte und dessen Bibliothek aufnahm.

Vereinsaktivitäten

Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses

Literatur