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Ole Nydahl

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Lama Ole Nydahl (* 19. März 1941, nahe Kopenhagen, Dänemark) gründete gemeinsam mit seiner Frau Hannah, seit den frühen 1970er Jahren bis Anfang 2005 etwa 470 buddhistische Meditationsgruppen und -zentren in Mittel- und Osteuropa, Amerika und Australien. Zum Aufbau buddhistischer Zentren im Westen wurde er inspiriert durch den 16. Karmapa, dem Oberhaupt der Karma Kagyü-Schule.


Persönliches

Lama Ole Nydahl wuchs auf in Dänemark, er studierte Englisch, Deutsch und Philosophie in Kopenhagen, für einige Semester auch in Tübingen und München. Nach seiner Heirat führte die Hochzeitsreise seine Frau Hannah und ihn 1968 zum ersten mal nach Nepal und begegnete dort Lopön Tsechu Rinpoche und kurze Zeit später dem 16.Karmapa - seinem Hauptlehrer. Sie gehörten mit zu den ersten westlichen Schülern des Karmapa und blieben für drei Jahre bei ihm. In dieser Zeit begegneten sie weiteren Kagyü-Lehrern wie Kalu, Sharmapa, Jamgon Kongtrul, Situ Rinpoche und anderen.

Diamantweg-Zentren

Die Zentren Lama Ole Nydahls tragen den Namen Diamantweg-Zentren. Diamantweg ist die deutsche Übersetzung des Sanskrit-Begriffes Vajrayana. Vajra bedeutet Diamant, Yana bedeutet Fahrzeug. Die Diamanweg-Zentren haben sich in der übergerodneten Organisation Buddhistischer Dachverband Diamantweg e.V. (BDD) zusammengschlossen, dieser ist größtes Mitglied der Deutschen Buddhistischen Union (DBU).

Im Herbst 1972 kehrten Hannah und Ole Nydahl von einer ihrer Reisen zurück, begeleitet von der Empfehlung des 16. Karmapa, Zentren der Karma Kagyü-Linie im Westen aufzubauen. Dem Wunsch ihres Lehrers folgend, unternahmen sie ausgedehnte Vortragsreisen. Rasch entstand in Kopenhagen das erste Meditationszentrum, welches einige Zeit später auch vom XIV. Dalai Lama Tenzin Gyatso beehrt wurde.

Lehrtätigkeit

Eine der Hauptaktivitäten Ole Nydahls ist, seinen Schülern die Meditation des Bewussten Sterbens, tibetisch Phowa, zu lehren; den ersten Kurs gab er erstmals 1987. 1972 hatte er diese Meditation bei dem Drikung-Kagyü-Lama Ayang Rinpoche erlernt. Diese von Nydahl gelehrte Phowa-Variante entstammt der Longchen-Nyingthig-Tradition.


Kritisches

Ole Nydahl ist umstritten, sowohl unter Buddhisten als auch unter Christen. Dafür gibt es verschiedene Gründe:

  1. Es ist umstritten, ob Ole Nydahl den Titel Lama tragen darf oder nicht. Der Begriff Lama bedeutet wörtlich Höchstes Prinzip, vom Wortsinn her wird er im Tibetischen als Synonym für Buddhistischer Lehrer benutzt. Von seinen Anhängern wird vertreten, Ole Nydahl sei zum Tragen des Titels Lama ausdrücklich ermächtigt worden. Kritiker halten dem entgegen, daß in der Karma-Kagyü-Schule traditionell eine notwendige dreijährige Meditationsklausur (Retreat) üblich sei, um als Lama auftreten und lehren zu dürfen. Eine solche Klausur habe Ole Nydahl nur in Teilen absolviert, die Entbindung von der Klausur-Pflicht geschah angeblich auf Wunsch seines Lehrers, des längst verstorbenen 16.Karmapas. Es ist bekannt, dass tibetische Lehrer ihre Schüler humorvoll und aus Liebenswürdigkeit manchmal Lama oder Rinpoche nennen, was bei manchen, vor allem westlichen, Schülern zu Missverständnissen führen kann.
  2. Ole Nydahls freizügiger Umgang mit Frauen, sowie seine Äußerungen zu Islam, Afrikanern, Homosexuellen, Mönchen und anderen buddhistischen Traditionen, sowie gegen anerkannte buddhistischen Autoritäten, lösten immer wieder Befremden in weiten Kreisen der buddhistischen Gemeinschaft aus und waren Gegenstand einer Kontroverse innerhalb der Deutschen Buddhistischen Union (DBU). In letzter Zeit waren Nydahls Äußerungen in diesen Zusammenhängen eher von Zurückhaltung gekennzeichnet.
  3. Von Christen, sowie anderen buddhistischen Gruppen skeptisch beobachtet, wird der Umgang mit Informationen und der Internetpräsenz der Gruppierung, wie zum Beispiel die geschickte Vereinnahmung von top-level Domains wie Buddhismus oder Karmapa und der Auftritt der Diamantweg-Zentren als eigentliche Karma Kagyü-Tradition. Der Diamantweg Nydahlscher Prägung ist nicht alleiniger Repräsentant der Karma-Kagyü-Schultradition, denn letztlich folgen sie lediglich in Teilen der Lehre und Praxis der Karma Kagyü. Die tibetische Kagyü-Schule gliedert sich in vier große und acht kleine Schulen. Karma-Kagyü ist eine der vier großen Schulen und seit Anfang der neunziger Jahre gespalten.
  4. Nydahl betont nachdrücklich, dass es im Buddhismus, so auch in der Karma-Kagyü Tradition, nicht den ethischen Grundsätzen entspricht, zu missionieren und auf diese Weise neue Mitglieder zu binden. Den Boom an Neugründungen von Diamantwegszentren und den grossen Eifer in der Verbreitung der von seinem persönlichen Stil geprägten Lehre beargwöhnt eine breite Öffentlichkeit jedoch als gewissen Widerspruch zum Gebot des Nichtmissionierens.
  5. Gelehrte des Buddhismus monieren am Lehrstil Ole Nydahls mangelnde fachliche Präzision. Bei genauerer Betrachtung liessen sich zudem Widersprüche feststellen.