RAF Wildenrath
RAF Wildenrath | ||
---|---|---|
| ||
Kenndaten | ||
ICAO-Code | EDUW (1990) | |
IATA-Code | WID (1990) | |
Koordinaten | ||
Verkehrsanbindung | ||
Entfernung vom Stadtzentrum | 2 km südöstlich von Wildenrath | |
Straße | an der B&nsbp;221, jeweils rund 10 Kilometer zur A 46 und A 52 | |
Bahn | Anbindung über Arsbeck, Rheindahlen, Rheydt an das Schienennetz der DB | |
Basisdaten | ||
Eröffnung | 15. Januar 1952 (Schließung 2. November 1992) | |
Betreiber | Royal Air Force | |
Start- und Landebahn | ||
09/27 (1990) | 2497 m × 45 m Asphalt |
Die britische Royal Air Force betrieb von 1952 bis 1992 einen Militärflugplatz bei Wildenrath im Kreis Heinsberg in Nordrhein-Westfalen rund 25 Kilometer westlich von Düsseldorf. Die RAF Station Wildenrath, kurz RAF Wildenrath, war neben Geilenkirchen, Brüggen und Laarbruch die erste von insgesamt vier sogenannter Clutch Stations, neu gebauter RAF-Stützpunkte in der Nähe der Grenze zu den Niederlanden und somit möglichst weit entfernt von der damaligen innerdeutschen Grenze.
Geschichte
Mit Beginn des Kalten Krieges war klar, dass die als Besatzungsmacht seit 1945 in Nordwestdeutschland stationierte British Air Force of Occupation längerfristig in der Bundesrepublik stationiert bleiben würde. Die RAF stützte sich in den ersten Jahren nach Kriegsende auf verschiedene meist ehemalige Fliegerhorste der früheren Luftwaffe, von denen sich einige nur wenige Flugminuten vom "Eisernen Vorhang" entfernt befanden.
Man beschloss die Flugzeuge möglichst weit von der innerdeutschen Grenze entfernt im britischen Sektor zu stationieren. So begannen die Bauarbeiten 1950 mit der Rodung von Waldparzellen. Es entstand eine Start- und Landebahn von 1830 Metern Länge, diese wurde später noch einmal um 610 Meter verlängert, um auch Lockheed C-130 Hercules oder Avro Vulcan stationieren zu können. Die Station sollte neben ihrer Funktion als Kampfflugzeugbasis auch als Umschlagstützpunkt für Truppen- und Frachttransporte verwendet werden.
Neben dem Flugplatz wurde eine Wohnsiedlung mit 180 Gebäuden gebaut, welche genau wie das restliche Flughafengelände im Wald versteckt war. Das gesamte Gelände war mit Stacheldraht umzäunt und wurde von motorisierten, berittenen und Hundeführer-Patrouillen streng bewacht. Der Zutritt für Zivilisten war nur auf Einladung von Militärangehörigen möglich. Ranghohe Offiziere sowie zivile Angestellte (zum Beispiel Meteorologen) konnten in einer von zwei Wohnsiedlungen innerhalb des Dorfes wohnen. Allerdings wurden auch hier starke Sicherheitsvorkehrungen getroffen, so patrouillierte beispielsweise die britische Militärpolizei im Halbstundentakt. Jeden Morgen wurden beide Siedlungen von einem Spezialteam nach Bomben abgesucht, mit Spiegeln an langen Stäben wurde in allen Mülltonnen und unter den Autos gesucht, besonders, nach einem Anschlag zweier IRA-Mitgliedern auf einen Corporal der RAF im benachbarten Wildenrath am 26. Oktober 1989.[1]
Im Frühjahr 1952 begann der Flugbetrieb und nach wenigen Wochen war die neue Station Heimat von drei bisher in RAF Gütersloh liegenden Staffeln Vampire FB.5. Im März 1953 trafen die ersten Sabre F4 in Wildenrath ein. Es waren die ersten Sabres überhaupt im Kommandobereich der 2. Tactical Air Force, die Station war daher zunächst Heimat des Umschulungsverbandes auf den neuen Flugzeugtyp, der Sabre Conversion Flight. Im Mai wurden dann die ersten beiden Einsatzstaffeln aufgestellt.
In den ersten anderthalb Jahrzehnten nach ihrer Eröffnung beherbergte die Station aber hauptsächlich nuklear bestückbare Canberra PR7/B(I)8, anfangs eine, später zwei Staffeln. Im Jahr 1970 wurden drei Staffeln Senkrechtstarter Harrier hier stationiert, die 1976 auf den näher an den innerdeutschen Grenze liegenden Stützpunkt RAF Gütersloh verlegt wurden. Im Gegenzug kamen im gleichen Jahr die beiden bisher in Gütersloh liegenden Abfangjägerstaffeln nach Wildenrath, wo sie jedoch die Phantom einsetzten. Diese stellten bis zur deutschen Wiedervereinigung die Quick-Reaction-Alert-Bereitschaft für Nordwestdeutschland. Der letzte Flugtag mit der britischen Kunstflugstaffel Red Arrows fand am 22. August 1988 statt.
Angeblich wurden zeitweise auf dem Flughafen Wildenrath sowohl taktische als auch strategische Nuklearwaffen gelagert, die offiziell dem benachbarten RAF Brüggen zugeordnet wurden.
Im Jahr der deutschen Wiedervereinigung, 1990, veröffentlichte die Regierung des Vereinigten Königreiches ein erstes Truppenreduzierungsprogramm nach dem Fall des "Eisernen Vorhangs". Die RAF Germany wurde in Folge halbiert, wobei RAF Wildenrath als erste Station 1992 geschlossen wurde, nachdem die Phantoms die Station bereits 1991 verlassen hatten.
Auch die Rheinarmee nutzte die Basis: Als letzte fliegende Einheit lag hier die 12 Flight des Army Air Corps (AAC), deren Ursprünge auf die 1912. Light Liaison Flight der RAF zurückgeht, die seit Dezember 1954 in Wildenrath stationiert war. Mit ihren vier Gazelle AH.1 Hubschraubern verlegte sie im Juni 1992 nach RAF Brüggen.
Zivile Nachnutzung
In den ersten Jahren nach Rückgabe der Liegenschaft durch die RAF Germany wurde das riesige Areal des ehemaligen Flugplatzes als Musikfestivalgelände genutzt. 1993 fand darauf das dreitägige Rockkonzert Rock over Germany statt. In den folgenden zwei Jahren wurde hier Summerjam, ein Reggae-Festival, veranstaltet. Einer der großen Wartungshangars Hangar 5 wurde noch bis 2001 für größere überregionale Veranstaltungen, unter anderem Partys des WDR-Jugendsenders 1 Live, genutzt.
Heute befindet sich auf Teilen des Geländes, nach erfolgreicher Konversion, der Gewerbe- und Industriepark Wegberg-Wildenrath, unter anderem mit dem Siemens-Prüfcenter Wegberg-Wildenrath für Schienenfahrzeuge. Einige alte Shelter und Hangars sowie etwa ein Drittel der ursprünglichen Start- beziehungsweise Landebahn bestehen heute noch und werden von Fußgängern und der Natur zurückerobert.
Literatur
- Marcus Herbote, Wilfried Zetsche: British Harriers - Teil 1, AirDOC Verlag, Erlangen 2008; ISBN 978-3-935687-14-0
- Marcus Herbote, Wilfried Zetsche: British Phantoms, AirDOC Verlag, Erlangen 2003; ISBN 978-3-935687-05-8
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Peter Taylor: Brits: The War Against the IRA. Bloomsbury Publishing Plc, London 2001, ISBN 978-0-7475-5806-4, S. 303 (englisch, Wildenrath in der Google-Buchsuche).