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Straßenbahn Chemnitz

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Die Chemnitzer Stadtbahn ist das weiterentwickelte Straßenbahnnetz im Großraum Chemnitz, welches auf der Basis des Chemnitzer Modells neben dem Straßenbahn- auch Teile des Eisenbahnnetzes nutzt. Sie existiert seit dem 20. März 2004 in ihrer heutigen Form. Das Netz wird einerseits von der Chemnitzer Verkehrs-Aktiengesellschaft (CVAG) im innerstädtischen Bereich und andererseits im regionalen Bereich von der City-Bahn Chemnitz GmbH betrieben

Geschichte

Die Chemnitzer Pferdebahn

Am 15. Juli 1879 erhielt der englische Ingenieur W. Roebuck die Konzession zum Bau und Betrieb einer Pferdebahn in Chemnitz. Mit der Eröffnung der Pferdebahnstrecke zwischen Centralbahnhof (heute Hauptbahnhof) und Nicolaibrücke am 22. April 1880 wurde der Beginn eines schienengebundenen Nahverkehrsmittels in der Chemnitzer Innenstadt gesetzt. Die Strecke hatte eine Spurweite von 915 mm oder 3 feet. An der Zwickauer Straße im Stadtteil Kappel wurde im Oktober 1880 der erste Betriebshof, ausgestattet mit Wagenschuppen, Pferdestall, Futtermagazin und Dienstgebäude, eröffnet. Mit dem 15. Mai 1892 erreichte die Pferdebahn mit einer Streckenlänge von 7,15 km ihre größte Ausdehnung.

Die Chemnitzer Straßenbahn vor dem Zweiten Weltkrieg

Am 19. Dezember 1893 wurde der elektrische Straßenbahnbetrieb auf den Strecken zwischen Altendorf und Hauptbahnhof über den Markt und zwischen Holzmarkt und Rosenplatz begonnen. Die hochindustrialisierte Großstadt Chemnitz gehörte damit zu den ersten Städten mit einer elektrischen Straßenbahn. Mit dem 6. Februar 1894 wurden alle Elektrifizierungsarbeiten abgeschlossen. Bis 1898 fuhr die Pferdebahn lediglich noch in verkehrsschwachen Zeiten.

Im Jahr 1904 wurde die Kennzeichnung der Linien von Farbsymbolen auf Buchstaben umgestellt. Auf einer Gesamtstreckenlänge von 43,24 km verkehrten zehn verschiedene Linien. Ihre Strecken waren wie folgt:

Am 1. Januar 1908 ging die Straßenbahn in das städtische Eigentum über, der Fahrzeugbestand belief sich auf 129 Trieb- und 108 Beiwagen. Neugebaute Strecken wurden bereits mit einer neuen Spurweite von 925 mm errichtet. Somit sollte schrittweise eine Spurweite von 1000 mm erreicht werden. 1929 befanden sich sich bereits 226 Trieb- und 238 Beiwagen zur Personenbeförderung im Bestand der Chemnitzer Straßenbahn, dies wurde auf Grund eines Fahrzeugbeschaffungsprogramms erreicht, welches 1927 abgeschlossen wurde.

Zwischen dem 6. März und dem 23. März sowie zwischen dem 16. April und dem 17. Mai des Jahres 1945 musste auf Grund der ständigen Kriegshandlungen in der Stadt der Betrieb der Straßenbahn ruhen.

Die Chemnitzer Straßenbahn in der Zeit der DDR

Am 18. Mai 1945 wurde der Straßenbahnbetrieb wieder aufgenommen. Am 1. April 1949 wurde der Verkehrsbetrieb dem Kommunalen Wirtschaftsunternehmen (KWU) angegliedert; am 1. Mai 1951 übernahm der VEB Verkehrsbetriebe der Stadt Chemnitz den Straßenbahnbetrieb. Mit der Umbenennung der Stadt Chemnitz in Karl-Marx-Stadt ging eine weitere Namensänderung einher. 1960 schließlich wurde der Betrieb in VEB Nahverkehr Karl-Marx-Stadt umbenannt.

Am 10. Juni 1958 begann ein Umspurungsprogramm. Schon am 8. Mai 1960 wurde der erste Streckenabschnitt in Regelspur zwischen Altchemnitz/Harthau und Uhlestraße eingeweiht. Als letzte Schmalspurlinie blieb seit 1981 die Linie zwischen Zentralhaltestelle und Rottluff übrig. Zum 6. November 1988 wurde sie auf Omnibusbetrieb umgestellt.

Auf Grund der großen Brachflächen in der Innenstadt nach dem Zweiten Weltkrieg existierte viel Baufläche für eine neue, sehr weitläufige Zentralhaltestelle, die schließlich am 13. Dezember 1967 fertig gestellt wurde.

Tatra T3D

Ab dem 25. Februar 1969 wurden T3D-Triebwagen der Firma Tatra aus Prag eingesetzt. Anlässlich des hundertjährigen Jubiläums der Straßenbahn wurde am 19. April 1980 der Traditionsfahrbetrieb mit dem historischen Triebwagen 69 aufgenommen.

Am 26. Juni 1990 wurde der Nahverkehrsbetrieb in eine Aktiengesellschaft, die Chemnitzer Verkehrs-Aktiengesellschaft, kurz CVAG, überführt.

Modernisierung des Fahrzeugparks

Zwischen September 1992 und Dezember 1993 wurde ein Teil der Tatra-T3D-Triebwagen und -B3D-Beiwagen von DWA Bautzen technisch neu ausgestattet und in den Farben der Stadt Chemnitz, blau und gelb, neu lackiert, während der Rest der Fahrzeuge bis zur Abstellung in rot und elfenbein fuhr. Im Dezember 1993 wurde der Prototyp der Variobahn geliefert. Seit dem 17. Mai 1994 verkehrt diese Einrichtungs-Niederflurbahn in Chemnitz. Erst 1999 wurden die ersten Serienfahrzeuge in Betrieb genommen, darunter 10 Zweirichtungsfahrzeuge und 13 Einrichtungsfahrzeuge. Desweiteren beschaffte die City-Bahn Chemnitz 6 Zweirichtungsfahrzeuge mit spezieller Ausstattung für die Regionalstadtbahn Chemnitz--Stollberg. Am 8. Oktober 1995 wurde der Straßenbahn-Betriebshof in Chemnitz-Adelsberg eröffnet.

Umbau der Zentralhaltestelle

Die ambitionierten Pläne zum sozialistische Städtebau in Karl-Marx-Stadt wurden nur unvollständig umgesetzt, sodass Chemnitz die größte Innenstadtbrachfläche Europas besaß. Mitte der 1990er-Jahre hatte Chemnitz noch immer kein klassisches Stadtzentrum. Es existierte eine überdimensionierte Zentralhaltestelle, die im Rahmen des Innenstadtumbaus von Chemnitz drastisch große Flächen für eine Innenstadtbebauung abgeben musste. So kam es ab 1998 zur Modernisierung der Zentralhaltestelle mit 25 Abfahrtsständen für Bus und Straßenbahn, die nach mehreren Schritten im Jahr 2001 fertig gestellt worden ist. 1999 wurde direkt anschließend ein Mobilitätszentrum, eine zentrale Informationsstelle für den ÖPNV in Chemnitz, eingerichtet. Seit 2003 informieren LED-Anzeigen die Fahrgäste über die Abfahrtszeiten der nächsten Busse und Bahnen. Heute gehört die Zentralhaltestelle mit rund 100.000 Personen täglich zu den meistfrequentierten Orten der Stadt.

Pilotstrecke für das Chemnitzer Modell

Bereits 1990 wurden die ersten Überlegungen und Planungen zur Expansion der Straßenbahn in den Großraum Chemnitz begonnen, die unter dem Namen "Chemnitzer Modell" bekannt wurden. Im März 1997 gründeten die CVAG und die Autobus GmbH Sachsen das Tochterunternehmen City-Bahn Chemnitz GmbH, das seinen Sitz am Betriebshof der CVAG in Adelsberg erhielt.

Am 15. Dezember 2002 wurde die Pilotstrecke des Chemnitzer Modells zwischen Chemnitz Hauptbahnhof und Stollberg eingeweiht. Bis zur Station Altchemnitz werden die Gleise der Linie 6 benutzt. In Altchemnitz stellt ein ungefähr 100 Meter langes Übergangsgleis die Verbindung zwischen der zweigleisigen Straßenbahn und der eingleisigen Nebenbahn nach Stollberg her. Dabei wurde zuvor die unelektrifizierte Eisenbahnstrecke mit der beim Straßenbahnnetz üblichen Spannung von 750 Volt Gleichstrom elektrifiziert. Diese Kombination von Straßen- und Eisenbahn wird als Stadtbahn bezeichnet.

Das Chemnitzer Modell basiert auf dem Karlsruher Modell. Im Unterschied zu Karlsruhe und allen anderen deutschen Stadtbahnsystemen fahren jedoch in Chemnitz Niederflurfahrzeuge. Deshalb genügen auch an der Eisenbahnstrecke Bahnsteige mit einer Höhe von 20 cm über Schienenoberkante für ein bequemes Ein- und Aussteigen.

Verlängerung der Linie 4

Nach rund 25 Jahren Planungszeit und 10 Jahren Bauzeit wurde die kürzeste Verbindung zwischen dem südlich der Stadtmitte gelegenen Wohngebiet "Fritz Heckert" und dem Zentrum am 20. März 2004 durchgehend eröffnet. Zuvor war diese Linie 4 ab dem 2. November 1998 bis zur Station "Am Flughafen", zwei Jahre später bis "Goetheplatz" freigegeben worden.

Das Chemnitzer Modell bewährt sich

Die erste Strecke des Chemnitzer Modells war indessen sehr erfolgreich: Waren noch auf den früheren Busverbindungen nach Stollberg rund 1000 Fahrgäste täglich zu verzeichnen, so hatte die dafür gebaute Stadtbahnverbindung 6000 Passagiere pro Tag, die vorherigen Erwartungen lagen bei rund 2500 Nutzern täglich.

Die erfolgreiche Referenz für das Projekt gab somit auch einen weiteren Anschub für die Indienststellung weiterer Strecken. Zunächst wurden dafür Vorlaufstrecken zwischen Chemnitz Hauptbahnhof und Burgstädt bzw. am 15. Dezember 2004 nach Hainichen erstellt, die mit Dieseltriebwagen des Typs Regio-Shuttle RS1 betrieben werden. Mit dem 11. Dezember 2005 wird eine Schnellbuslinie nach Limbach-Oberfrohna mit Bussen der City-Bahn Chemnitz in Betrieb genommen, die als vorläufiger Ersatz für die Kursbuchstrecke 526 gilt.

Zwischen dem 29. August und 25. November 2005 wurde die innerstädtische Trasse zwischen Zentralhaltestelle und Hauptbahnhof erneuert, damit ab 2007 die Möglichkeit besteht, die Stadtbahnlinien durch den Hauptbahnhof zu führen und somit eine gemeinsame Verknüpfung zwischen Stadt-, Regional- und Fernverkehr herzustellen. Ab 2009 sollen die ersten beiden Vorlaufstrecken nach Burgstädt und Hainichen mit der Stadtbahn verbunden werden und so eine Stadt-Umland-Verbindung anbieten, in einer zweiten Stufe sollen auch Strecken nach Limbach-Oberfrohna, Flöha und Mittweida eingeweiht werden.

Das Liniennetz

Linien

Seit dem 15. Dezember 2002 hat die Stadtbahn Chemnitz sechs Linien, darunter die fünf innerstädtischen Trassen der Linien 1, 2, 4, 5 und 6 und die regionale Linie 522, genannt nach der Kursbuchnummer der entsprechenden Eisenbahnstrecke.

Linie Strecke Stationen
1 Schönau ↔ Hauptbahnhof 13
2 Bernsdorf ↔ Hauptbahnhof 12
4 Hutholz ↔ Hauptbahnhof 20
5 Gablenz ↔ Hutholz 27
6 Altchemnitz ↔ Hauptbahnhof 16
522 Stollberg ↔ Hauptbahnhof 26

Stationen

Alle Linien haben eine gemeinsame Station, die Zentralhaltestelle, die daher die zentrale Umsteigestelle des Netzes und zu den städtischen Bussen der CVAG ist.

Die Linien 1, 2, 4, 6 und 522 bedienen die Haltestellen „Schillerplatz“ und „Hauptbahnhof“ nur in einer Fahrtrichtung, da die Strecke zur Umrundung des Hauptgebäudes der Technischen Universität nur eingleisig als Wendeschleife errichtet wurden.

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