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Heinrich Rombach

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Heinrich Rombach (* 10. Juni 1923 in Freiburg im Breisgau; † 5. Februar 2004 in Würzburg), war Ordinarius für Philosophie am Lehrstuhl I für Philosophie der Universität Würzburg.

Leben und Werkgestalt im Aufriss

Prof. Dr. Heinrich Rombach: Verfasser der "Strukturontologie" (1971) und der "Phänomenologie des gegenwärtigen Bewusstseins" (1980). Er entwickelte eine Tiefenphänomenologie, die inzwischen auch in Ostasien (Japan, Korea) rezipiert und insbesondere fruchtbar auf kultur- und geistesgeschichtliche Fragestellungen der gegenwärtigen philosophischen Grundlagenforschung im Umbruch in einen neuen weltgeschichtlichen Aion zur Anwendung gebracht wird.

Rombach hat drei grundverschiedene Ansätze gegenwärtiger philosophischer Forschung entwickelt und vorgetragen, welche seither insbesondere in die Humanwissenschaften hinein sich auswirken und dort bereits paradigmatische Folgen zeitigen: Strukturontologie, Bildphilosophie bzw. Historische Phänomenologie und die Hermetik bzw. Weltenlehre.

1. Strukturontologie: Hier handelt es sich um eine durch und durch genetische Ontologie, die eine Lehre des schöpferischen Ursprungs von 'Sein' und 'Werden' im Sinne eines reinen Selbstwerdens (Autogenese und Rekonstitutionsphilosophie) ist. Strukturdynamik und Strukturgenese sind darum die zentralen Grundkategorien (Strukturale) dieser weither kommenden, eben darum zugleich zukunftsöffnenden Weltsicht. Diese lässt dem Zeitalter des naturwissenschaftlich dominierten (funktionalistischen) Systemdenkens einen Aion des Strukturdenkens und strukturalen Handelns im ontologischen Grundstile von Selbstfindung und schöpferischer Selbststeigerung nachfolgen.

2. Bildphilosophie bzw. Historische Phänomenologie: Mittels eines neuen, philosophisch-ontologisch radikalisierten Bild-Begriffs als eines universellen Geist-Mediums werden insbesondere epochale Tiefengehalte des welthistorischen Prozesses konkreter Geist-Genesen historisch-phänomenologisch erhellt und als Modelle künftigen humanen Gelingens in neuer Weise vergegenwärtigt. Hierzu dienen exemplarische Strukturanalysen mit Beispielen aus Dichtung/Literatur, Bildender Kunst, Symbolik und (post-)moderner Selbsterfahrung des gegenwärtigen Menschen.

3. Hermetik oder Weltenlehre: Der strukturphänomenogische Denk- und Forschungsansatz gipfelt schließlich in einem dritten Schritt in der philosophischen Hermetik als einer neuen Gesamtsicht des Wirklichen: Alle Prozesse des (natürlichen) Seins und (humanen) Daseins sind zuletzt Prozesse eines 'von selbst', d.h. hermetische Phänomene oder konfigurative und konkreative Geschehensmodalitäten, welche jeweils einem ontologischen Un-Grund entspringen, der hier der Ursprung genannt wird. Dabei kommt eine ontologische Grundbewegung zum Tragen, über die weder der Mensch noch die Natur allein verfügen, die vielmehr im Kairos des glückvollen Augenblicks selbst über diese beiden verfügt. Im Zenit der hermetischen Grunderfahrung tauchen dann Phänomene wie Erwachen oder Erleuchtung (japanisch 'Satori') auf, welche als Effulguration des seiner selbst gewissen, weil sich selbst anschauenden lebendigen Geistes bis auf die Höhe konkreter Erfahrung von Abhebung ('Elevation') führen. Ein im Ganzen auf anspruchsvollstem gedanklichen Niveau situierter Grundansatz einer veritablen 'Anti-Hermeneutik' (H.Rombach), welche von ontologischer Brisanz und Riskanz gleichermaßen ist - und eben darum eine Pro-Vokation sui generis, nämlich zu neuen Aufgaben-Dimensionen und überhaupt zu einem Dimensionensprung des gegenwärtigen Denkens und wissenschaftlichen Bewusstseins genannt werden muss.

Der strukturphänomenologische Forschungsansatz wird, außer beispielsweise in den Arbeiten von Ryosuke Ohashi (Osaka, Japan), in Deutschland neben anderen Autoren vor allem von Georg Stenger (Universität Würzburg) aufgegriffen und weitergeführt, wo es um die interkulturelle Fragestellung einer ontologisch strengen, nämlich strukturalen "Erfahrung der Welten" (G.Stenger) geht, welche nicht nur ein epochales, weltpolitisch längst zugespitztes - und bislang ungelöstes - Problem aufwirft, sondern im Ganzen eine neuartige Provokation aionaler Natur darstellt: Es geht um die kristalline phänomenologisch-kritische Erfassung von Welten-Differenzen, aber eben auch um die Gemeinsamkeit kulturspezifischer Grundphilosophien oder Tiefenstrukturen (H.Rombach), ohne deren systematische Erhellung und historisch-phänomenologische Klärung auch auf der Sinnebene ontischer Praxis und Weltpolitik kein fundamentaler künftiger Menschheitsfriede denkbar sein wird.

Literatur - Monographien

  • Heinrich Rombach: Strukturontologie. Eine Phänomenologie der Freiheit, Freiburg/München 1971, 2. unveränderte Auflage 1988
  • ders.: Substanz, System, Struktur. Die Ontologie des Funktionalismus und der philosophische Hintergrund der modernen Wissenschaft, 2 Bde., Freiburg/München 1965/1966; 2., unveränd. Aufl. 1981
  • ders.: Die Gegenwart der Philosophie. Die Grundprobleme der abendländischen Philosophie und der gegenwärtige Stand des philosophischen Fragens, 3., grundlegend neu bearbeitete Aufl. Freiburg/München 1988
  • ders.: Leben des Geistes. Ein Buch der Bilder zur Fundamentalgeschichte der Menschheit, Freiburg/Basel/Wien 1977
  • ders.: Phänomenologie des gegenwärtigen Bewußtseins, Freiburg/München 1980
  • ders.: Sein und Nichts. Grundbilder westlichen und östlichen Denkens. Mit K. Tsujimura und R. Ohashi, Freiburg/Basel/Wien 1981
  • ders.: Welt und Gegenwelt. Umdenken über die Wirklichkeit: Die philosophische Hermetik, Basel 1983
  • ders.: Der kommende Gott. Hermetik - eine neue Weltsicht, Freiburg i. Br. 1991
  • ders.: Strukturanthropologie. "Der menschliche Mensch", Freiburg/ München 1987; 2., durchgesehene Aufl. 1993
  • ders.: Phänomenologie des sozialen Lebens. Grundzüge einer Phänomenologischen Soziologie, Freiburg i.Br./München 1994
  • ders.: Der Ursprung. Philosophie der Konkreativität von Mensch und Natur, Freiburg i. Br. 1994
  • ders.: Drachenkampf. Der philosophische Hintergrund der blutigen Bürgerkriege und die brennenden Zeitfragen, Freiburg i.Br. 1996
  • ders.: Die Welt als lebendige Struktur. Probleme und Lösungen der Strukturontologie, Freiburg i.Br. 2003