Lauch (Begriffsklärung)
Lauch (Allium) ist eine Gattung aus der Familie der Liliengewächse (Liliaceen) und wird umgangssprachlich häufig gleich gesetzt mit Porree (Allium porrum L.).
Lauch ist ein zweijähriges oder perennierendes Zwiebelgewächs mit grundständigen, oft scheinbar stängelständigen, flachen oder rinnigen, halbwalzenförmigen oder pfriemig-zylindrischen und dann bisweilen hohlen Blättern, aufrechtem Blütenschaft, endständigen, vor dem Ausblühen von einer oder zwei Scheiden umschlossenen Blütenköpfchen oder Scheindolden, bisweilen neben den Blüten mit mehr oder weniger zahlreichen Brutzwiebelchen, häutiger, drei-, selten einfächeriger Kapsel, ein- bis zwei-, selten mehrsamigen Fächern und eckigen, meist schwarzen Samen.
Arten
Es werden etwa 260 Arten von Lauch in den gemäßigten Klimaten der nördlichen Halbkugel unterschieden. Die größte Zahl der Arten findet sich in Südeuropa, im Orient und von Turkistan bis Tibet. Alle Arten enthalten ein flüchtiges, scharfes Öl und besitzen den charakteristischen Zwiebelgeruch.
Porree
Der Porree (Borree, Winterporree, Welschzwiebel, gemeiner Lauch, spanischer Lauch, Aschlauch, Fleischlauch, Allium Porrum L.), mit einfacher, weißer, rundlicher Zwiebel, welche nach außen kleine Zwiebeln ansetzt, flachen, gekielten, länglich-lanzettlichen Blättern, vielblätteriger, langgeschnäbelter Hülle, welche länger ist als der große, kugelige, vielblütige Blütenstand, hellpurpurnen Blüten und eirunden Kapseln. Man sät ihn im Frühjahr, verpflanzt ihn um Johannis 24 cm weit voneinander und schlägt ihn im Winter im Garten recht tief ein, damit die Blätter bleichen, oder läßt ihn im Land stehen und bedeckt ihn mit Stroh. Die Samenzucht geschieht wie bei der Hauszwiebel. Man benutzt ihn als Gemüse und Küchengewürz.
Der Porree ist vielleicht nur eine Kulturform von Allium ampeloprasum L., welche Art als Sommerporree kultiviert wird. Sie gleicht dem Porree sehr, trägt rote Blüten, hat rot angelaufene Stängel und entwickelt weit stumpfere Kapseln. Sie schmeckt pikanter und ist besonders im Orient geschätzt. Man sollte die Zwiebeln im Herbst aus dem Land nehmen.
Siehe auch: Porree
Weitere Arten
Eine Variante des Knoblauchs ist der feinere spanische Lauch, mit dickern, stumpfen Zehen, und der Schlangenlauch (Var. Ophioscorodon Don.), mit rundlich-eiförmigen, bis fast kugeligen Nebenzwiebeln und unter dem Blütenstand meist ringförmig umgebogenem Stängel. Diese Varietät liefert die Perlzwiebeln oder Bockenbollen (Rocambole), welche immer nur durch Zwiebelbrut fortgepflanzt werden können; man steckt sie im September und erhält im Frühjahr Blätter und um Johannis die kleinen, weißen, glatten Zwiebeln.
Allium scorodoprasum L., mit einfacher, braunschaliger Zwiebel, welche bei der Entwickelung zum Stängel seitlich eine neue Zwiebel erzeugt, weit kürzeren, flachen, am Rand scharfen Blättern, plötzlich kurz zugespitzter, selten stumpfer Hülle, die kürzer ist als der kugelige Blütenstand, in welchem zwischen rotbraunen Zwiebelchen einige tief purpurrote, unfruchtbare Blüten stehen. Er findet sich bei uns überall und wird wie Knoblauch kultiviert und benutzt. Die Zwiebelgewächse enthalten
Der netzwurzelige Lauch (Allium victorialis L.), mit schief aufsteigendem, fast zylindrischem Wurzelstock, netzigfaserig aufgelösten äußern, fleischigen, knoblauchartig riechenden und schmeckenden innern Zwiebelschalen, lanzettlichen oder elliptischen, kurzgestielten Blättern und gelblichweißen Blüten, findet sich auf den Gebirgen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz.
Kulturgeschichte
Die Zwiebel (Siegwurz, langer Allermannsharnisch, wilder Alraun) wurde als Schutzmittel gegen Verwundung, Unglücksfälle, Zauberei für Menschen und Tiere benutzt und von Marktschreiern oft in menschenähnliche Gestalt gebracht, bekleidet und um hohes Geld verkauft.
Die Laucharten sind wohl meist im inneren Asien heimisch, aber als derbe Würzen schon in grauer Vorzeit verbreitet worden.
In Ägypten finden wir Zwiebeln und Knoblauch von jeher als Bestandteil der allgemeinen Volksnahrung, und die Juden sehnten sich in der Wüste danach zurück. Sogar als heilig und geweiht galten die Laucharten den Ägyptern und wurden daher von Priestern und Frommen nicht berührt.
Die Zwiebel von Askalon beschreibt schon Theophrast; Knoblauch und Zwiebeln spielten am persischen Hof eine große Rolle, und auch Homer kennt die Zwiebel und erwähnt sie als Beiessen zum Mischtrank des Nestor. Auch später blieben in Griechenland und Italien die Zwiebelgewächse beliebteste Volksnahrung; aber mit der steigenden Bildung schlug bei den höhern Ständen die Vorliebe in Widerwillen um, und Zwiebel- und Knoblauchgeruch verriet den Mann aus dem niedrigsten Volk. Jemand "Zwiebel anwünschen" bedeutete jetzt nichts Gutes, und Horaz wird nervös, wenn er des Knoblauchs gedenkt.
Dem scharfen Geruch und Geschmack verdankten die Laucharten anderseits abergläubische Anwendung gegen Gift und Zauberei, und eine bestimmte Art (Allium nigrum L.) galt für die bei Homer "Moly" genannte Pflanze, durch welche Odysseus der Kirke widerstand.
Vorlage:Meyers
ist obsolet; heißt jetzt Vorlage:Hinweis Meyers 1888–1890