Bildungssystem in der Schweiz
Das Schweizer Schulsystem ist ein komplexes Gebilde. Die Obhut des Schulwesens liegt nicht ausschliesslich beim Bund, sondern ist auf Grund des Föderalismus vorwiegend Sache der Kantone.
Schulungsverantwortung
Der Bund und die Kantone teilen sich die Verantwortung für das Bildungswesen, wobei die Kantone weitgehend grosse Autonomie haben. Im Bezug auf die obligatorische Schule (Primarstufe und Sekundarstufe I) ist auf nationaler Ebene seit Ende der 1980er-Jahre der Schulbeginn auf Mitte August harmonisiert worden. Die Bundesverfassung garantiert zudem einen freien Grundschulunterricht. Es ist damit durchaus üblich, dass Gymnasiasten die Kosten für ihre Lehrmittel selber tragen müssen. Auch erheben manche Kantone eine Gebühr für den Besuch eines Gymnasiums in Form eines Schulgelds, welches aber bei weitem nicht die wahren Kosten der Ausbildung deckt. Diese trägt das Gemeinwesen. Ausserdem stellt der Bund sicher, dass die Schulen den Qualitätsanforderungen genügen.
Sonst haben die Kantone die alleinige Kompetenz in der Vorschule (Kindergarten) wie auch die obligatorische Schule.
In den weiterführenden Schulen (Sekundarstufe II) hat der Bund etwas grössere Kompetenzen. Die Kantone sind jedoch weiterhin für die Ausführung zuständig und ihnen obliegt die Verantwortung. So werden die Abschlussprüfungen kantonal geregelt, die Ausweise (Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis nach einer Lehre, Berufsmatura, Matura) jedoch vom Bund gestellt oder anerkannt.
In der Tertiärstufe sind die Kompetenzen ebenfalls verteilt. Dem Bund obliegt die Regelungskompetenz für den Bereich der höheren Berufsbildung, das heisst, er ist für die höhere Berufsbildung wie auch für die Fachhochschulen (FH) und den beiden Eidgenössischen Technischen Hochschulen (ETH) verantwortlich. Bei den Universitäten liegt die Obhut wiederum bei den Kantonen. Sie werden vom Bund finanziell unterstützt.
Auf Grund dieser Tatsachen gibt es in der Schweiz nicht ein, sondern 26 verschiedene Schulsysteme, da die Schweiz 26 Kantone hat.
Obligatorische Schule
Die bestimmungen zur Schulpflicht bzw. Bildungspflicht, die Dauer der Primarschule, der Sekundarstufe I sowie die Anzahl der Ebenen (Leistungsniveau) in der Sekundarstufe I variiert von Kanton zu Kanton.
Ungefähr 200 Familien in der Schweiz machen vom Recht des Homeschooling bzw. Unschooling Gebrauch.
In den Kantonen mit Schulpflicht gibt es zudem grosse Differenzen im Schulstoff. Die Lehrmittel, Schulbücher werden von den Kantonen meistens in eigener Regie erstellt und vertrieben. Es ging sogar so weit, dass der Kanton Graubünden bis vor kurzem in jedem der fünf rätoromanischen Sprachen Lehrmittel druckte.
Während einige Kantone Frühenglisch ab der ersten Klasse anbieten, lernt man in anderen Kantonen erst in der Sekundarstufe I die erste Fremdsprache. Auch die Wahl der ersten Fremdsprache variiert. Die meisten Deutschschweizer Kantone beginnen zuerst mit Französisch, anschliessend Englisch. Der Trend geht jedoch momentan in die umgekehrte Richtung. Der Kanton Uri wiederum bietet zuerst Italienisch an. In den französisch-, italienisch- und rätoromanischsprachigen Gebieten wird zuerst meistens Deutsch, dann Englisch gelehrt. Weitere Sprachen (eine dritte Landessprache, Latein und teilweise Altgriechisch) werden meistens als Freifach angeboten. Auch in anderen Fachbereichen wird unterschiedlich vorgegangen. Nach dem Ende des Obligatoriums sind alle jedoch auf einem ähnlichen Niveau.
Fächer
Übliche Fächer in der obligatorischen Schule sind: Sprache, Geschichte, Mathematik und Geometrie, naturwissenschaftliche Fächer (Biologie, Chemie, Physik), eine bis zwei Fremdsprachen, Handwerk, Turnen und Sport. Daneben gibt es noch viele Nebenfächer.
Zusammenfassung
Aus all den obengenannten Gründen können die Tabellen unten bloss als Ansatz interpretiert werden.
Alter | Schule |
---|---|
6 | Vorschulstufe |
6-12 | Primarstufe |
11-15 | Sekundarstufe I1 |
15-19 | Sekundarstufe II |
ab 19 | Tertiärstufe |
1Nach Abschluss der Sekundarstufe I: Ende des Schulobligatoriums
Vorschulstufe: in den meisten Kantonen freiwillig; teils kantonal, teils kommunal organisiert
Volksschule: obligatorische staatliche Schule, Dauer 9 Jahre, teilt sich in Primar- und Sekundarschule
Primarstufe: (Primarschule) je nach Kanton 4, meist 5 oder 6 Jahre; oft geteilt in Unter- und Mittelstufe, teils auch in drei Stufen
einige Kantone führen zwischen Primar- und Sekundarschule ein- oder zweijährige Orientierungsschulen.
Sekundarstufe I: je nach Kanton zwei- oder dreiteilig, nach Leistungsniveau; Dauer zwei bis fünf Jahre (je nach Länge der Primarschule). In einigen Kantonen hat die höchste Stufe prägymnasialen Charakter. Die Namen variieren stark und die gleichen Namen haben in verschiedenen Kantonen verschiedene Bedeutungen.
Sekundarstufe II: schliesst an die Primar- und der Sekundarstufe I an, gehört nicht zur Volksschule.
Volksschule und Weiterführende Schulen
Alter | Tiefes Niveau | Durchschnittliches Niveau | Höheres Niveau (Begabte) | |||
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5-7 Vorschulstufe |
Kindergarten Dauer: 1-3 Jahre | |||||
7-12 (bzw. 7-13) Primarstufe |
Primarschule Dauer: 5-6 Jahre | |||||
12-16 (bzw. 13-16) Sekundarstufe I3 |
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15-19 Sekundarstufe II |
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1 In Kantonen mit drei Oberstufenschule-Angeboten, hier als Beispiel der Schulen im Kanton Aargau
2 In Kantonen mit zwei Oberstufen-Angeboten, hier als Beispiel der Schulen im Kanton St. Gallen
3 Die Bezeichnungen der Oberstufenschulen hier sind stellvertretend vom Kanton Aargau bzw. St. Gallen (s.a. 1 und 2 sowie Artikel Oberstufenschule)
4 Je nach Kanton auch Mittelschule oder Gymnasium genannt.
Weiterführende Schulen und Studium
Lehre | Lehre mit BMS | Kantonsschule |
---|---|---|
Lehre 3-4 Jahre |
Lehre mit BMS 3-4 Jahre |
Kantonsschule 4 Jahre |
Höhere Fachschule (HF)1 2-3 Jahre |
Fachhochschule (FH)1 3-4 Jahre |
Universität/Seminare2 ca. 4 Jahre |
1 Berufsbegleitend möglich
2 Seminare z.B. für werdende Pädagogen
Weblinks
- Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren
- Bildungssystem der Schweiz
- Das schweizerische Bildungssystem
Siehe auch: Schulsystem