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Johan Baptista van Helmont

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Jan Baptist van Helmont.

Johan Baptista van Helmont (* 12. Januar 1579 in Brüssel; † 30. Dezember 1644 in Vilvoorde bei Brüssel) war, wie in dieser Zeit üblich, ein flämischer Universalwissenschafter, er beschäftigte sich als Arzt, Naturforscher und Chemiker.

Leben

Helmont wurde in eine begüterte flämische Landadelsfamilie geboren. Sein Erbe und das Einkommen aus den Lehen seiner Frau machte ihn zeitlebens finanziell unabhängig. Er studierte Philosophie, Theologie und Medizin in einem Jesuitenseminar in Löwen und wurde 1599 zum Dr. med. promoviert. Bereits im Alter von 17 Jahren trat er als Lehrer auf. Nach Reisen in die Schweiz, nach Italien, Frankreich und England kehrte er 1605 zunächst nach Amsterdam zurück und wirkte als Arzt während einer Pestepidemie. 1606 ließ er sich als Arzt und Naturforscher auf seinem Gut Vilvorde bei Brüssel nieder. Statt das Angebot der Jesuiten, in kirchliche Dienste zu treten, anzunehmen, heiratete er 1609 Margarite van Ranst. Dort führte er auch chemische und physiologische Experimente durch. Er war ein Anhänger von Paracelsus und Gegner der galenischen Medizin. Er war von der Krätze befallen worden und die "Galenisten" hatten ihn, im Gegensatz zu einem italienischen Alchemisten, der Quecksilber und Schwefel verwandte, nicht heilen können. Helmont wurde zum Begründer der Iatrochemie mit christlich-mythischen Zügen, die er der Iatromechanik entgegensetzte. Er stellte alle Lebensvorgänge als chemische Prozesse dar, die er als "Gärung" bezeichnete und auf "gasförmige Fermente" zurückführte.

Sein Manuskript über magnetische Wundheilungen wurde seinen Angaben nach gegen seinen Willen von dem belgischen Jesuiten Jean Roberti publiziert, der über diesem Thema schon eine Kontroverse mit dem Marburger Professor Rudolf Goclenius d. J. führte. Seine Vorstellungen brachten ihn in Konflikt mit der Römisch-Katholischen Kirche. Er vertrat z.B. die Ansicht, auch die Heilwirkung von Reliquien auf magnetische Kräfte zurückzuführen. 1625 verurteilte die Spanische Inquisition (zuständig für die Spanischen Niederlanden) 27 Aussagen als Häresie, vermessene Arroganz, Nähe zu lutherischer und calvinistischer Lehre. Die Katholische Universität Löwen verwarf seine Lehren, da sie von Paracelsus inspiriert waren. Von 1633 bis 1636 stand er unter Hausarrest. Die Verfolgungen durch die Kirche endeten erst 1642, als er das Imprimatur für eine Abhandlung über Fieber erhielt. Deshalb konnte er im Zeitraum 1624 bis 1642 kurz vor seinem Tod nicht veröffentlichen. Die volle Rehabilitation erfolgte erst 1646 nach seinem Tod.

Sein Sohn, der berühmte theosophische Arzt Franciscus Mercurius van Helmont (1614-1699), publizierte seine hinterlassenen Werke. (Es wird angenommen, dass er seinem Sohn den Namen Mercurius (griechisch Hermes) gab, um damit seine Nähe zu der Hermetischen Lehre anzudeuten.).

Alchemist

Als Kind seiner Zeit war Van Helmont ein Anhänger der Hermetischen Lehre. Durch seine Arbeiten wurde er ein Wegbereiter der Experimentalchemie und ein sehr früher Pionier der Biochemie. Ihm verdanken wir den Begriff Gas und die Erkenntnis der "luftartigen Substanzen". Sein "gaz sylvestre", das beim Verbrennen von Holz entstand, ist Kohlendioxid. Aus gärendem Wein isolierte er Kohlenmonoxid und Kohlendioxid. Er fand Schwefel- und Salzsäure und erkannte als erster die Bedeutung von Salzsäure für die Verdauung im Magen. Auch war er einer der ersten, die Waagen verwandten. Der Übergang von den eher qualitativen Aussagen der Alchemisten zur quantitativen Analyse (s. folgenden Abschnitt) führte zur modernen Chemie.

Naturforscher

Sein berühmtestes Experiment war die Verpflanzung eines 5 Pfund schweren Weidenschössling. Der griechische Philosoph Aristoteles behauptete, alle Materie bestehe aus den 4 Elementen Erde, Wasser, Feuer und Luft. Mit dem Weidenschössling wollte Van Helmont beweisen, dass nur Luft und Wasser elementare Materien seien. Fünf Jahre nachdem er die Weide gepflanzt hatte, riss er sie aus der Erde und wog beides. Von der Erde waren in dieser Zeit bloß 2 Unzen verloren gegangen, der Baum hingegen war 169 Pfund und 3 Unzen schwer. Daraus zog Van Helmont den einzigen nach damaligem Wissensstand vernünftigen Schluss: "164 Pfund Holz, Rinde und Wurzeln entstanden aus Wasser allein". Erst später wurde durch Forschung anderer Gelehrter festgestellt, dass Pflanzen auch Luft, Licht und geringe Stoffe aus dem Boden zum Wachstum benötigen.

Werke

  • 1621 - De magnetica vulnerum curatione. Disputatio, contra opinionem d. Ioan. Roberti (...) in brevi sua anatome sub censurae specie exaratam, Paris
  • 1642 - Febrium doctrina inaudita, Antverpiae
  • 1644 - Opuscula medica inaudit
  • 1648 - Ortus medicinae, id est Initia physicae inaudita

Siehe auch

  • Gas im Wiktionary