Hinrich Kruse
Hinrich Kruse (geb. 1916 in Toftlund, gest. 17. 7. 1994) war ein deutscher Schriftsteller, Hörspielautor, Herausgeber und Sammler niederdeutscher Volksgeschichten .
Leben
Kruse war als Lehrer tätig. Während des Zweiten Weltkriegs befand er sich als Soldat in Belgien, Rußland und Italien.
Werk
Herausgeber und Sammler
1941 erschien eine von ihm herausgegebene Sammlung ins Hochdeutsche übersetzter niederdeutscher Volksgeschichten. In Niederdeutsch erschien eine vergleichbare Sammlung unter dem Titel Dumm Hans, Volksgeschichten (1946) bei einem Flensburger Verlag und 1953 in Rendsburg mit Wat sick dat Volk vertellt, Nedderdütsche Volksgeschichten ein weiterer Band mit von Kruse gesammelten Plattdeutschen Anekdoten . 1955 erschien unter dem Titel Füürpüster eine von Kruse verfasste Studie über das Brandstifter-Thema im Volksmund.
Dichter
Ab 1955 veröffentlichte Kruse auch eigene Erzählungen und Lyrik, nicht ohne der niederdeutschen Literatur neue Impulse was sowohl Form als auch Inhalt betrifft, zu geben. So sah zum Beispiel Ludo Simons Kruses Erzählband Weg un Ümweg (1958) als den endgültigen Eintritt der short story in die niederdeutsche Literatur. "Sie haben alle Anekdotik abgestreift und werden zu geballten Momentaufnahmen des Zusammenstoßes von Mensch und Mensch oder von Mensch und Schicksal", bemerkte Simons 1965 bei einem Vortrag über Die plattdeutsche Literatur seit 1945 in Bevensen über Kruses "Geschichten ut uns' Tiet" in dem Band. Andere Literaturwissenschaftler sahen die Kurzgeschichten z.B. in der Tradition Ernest Hemingways.
Kruses lyrisches Werk wurde u.a. in dem Band Mitlopen veröffentlicht.
Hörspielautor
Als eines der wichtigsten Hörspiele Hinrich Kruses gilt De Bischoff von Meckelnborg (1964), das, von Kruse unter dem Eindruck des Mauerbaus verfasst, heute ein lebendiges Dokument über eine Zeit ist, in der der Zweite Weltkrieg für die Mehrheit der Deutschen noch eigene Lebenserfahrung war und in der die Gegensätze zwischen Osten und Westen schier unüberwindbar schienen. Das Hörspiel wurde im Jahr der Entstehung von Walter Arthur Kreye, der bei mehreren Kruse-Hörspielen Regie führte, für Radio Bremen inszeniert.
Weitere Hörspiele, die zunächst von Radio Bremen, später auch in Co-Produktion mit dem NDR, produziert und gesendet wurden, waren En Auto föhrt över den Jupiter (1955), Klaas sien Pferd (1956), Töven op watt (1958) und Op de Fähr (1972).
Von den späten 60er bis in die 80er Jahre produzierte zudem auch der WDR Originalhörspiele von Kruse ausschließlich unter der Regie von Wolfram Rosemann, u.a. Quitt (1967), Souvenir (1972) oder Slaopen Rüens (1985), desweiteren auch Neuaufnahmen bereits von Radio Bremen produzierter Hörspiele.
In gedruckter Form erschienen Kruses Hörspiele u.a. im Niederdeutschen Hörspielbuch des Verlags der Fehrs-Gilde, Hamburg.
Sprechplatte
Für die Schallplattenreihe Niederdeutsche Stimmen las Hinrich Kruse am 28. März 1967 aus Weg und Ümweg, nämlich To Gast, Tusculum, Dat Dörp ahn Klock und De Weg.
Literatur (Auswahl)
- Dumm Hans, Volksgeschichten (Hrsg.)
- Wat sik dat Volk vertellt, Nedderdütsche Volksgeschichten (Hrsg.)
- Weg un Ümweg, Geschichten ut uns Tiet
- Mitlopen, Gedichte