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Lee Harvey Oswald

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Lee Harvey Oswald (* 18. Oktober 1939 in New Orleans; † 24. November 1963 in Dallas) wurde beschuldigt, der Mörder von US-Präsident John F. Kennedy zu sein, aber zwei Tage nach dem Attentat in Polizeigewahrsam von Jack Ruby erschossen, noch bevor Anklage durch den Staatsanwalt von Dallas Henry Wade erhoben werden konnte.

Foto der Polizei von Dallas von der Verhaftung Oswalds, wurde im Rahmen des Warren Reports veröffentlicht

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Militärische Karriere

Bereits als 17-jähriger versuchte Lee Harvey Oswald im Jahre 1955 sich zum Dienst bei den Marines zu melden, zwei Tage nach seinem Geburtstag am 20.10.1956 begann Oswald seine Ausbildung bei der US-Elite-Einheit Marines und sollte später in der Luftüberwachung tätig werden. Es bleibt anzumerken, dass in der Literatur ebenfalls erwähnt wurde, dass Oswald seine Ausbildung bereits im Juli 1955 begonnen haben soll.

Während seiner militärischen Ausbildung soll er sich als Scharfschütze ausgezeichnet haben (Dezember 1956), erhielt jedoch die verdiente Medaille nicht. Seine Schießkünste waren ein angebliches Indiz für die Beschuldigung zum Mord an John F. Kennedy. Für diese Auszeichnungen gibt es jedoch keine Beweise. Vieleher bezeichneten die Kameraden des Marine-Corps Oswald als eher mittelmäßigen Schützen. So soll Oswald in der Grundausbildung gerade durch seine schlechten Schießkünste aufgefallen sein. Dies wurde auch von Soldaten der Marinebasis El Toro bestätigt. Auch steht dies im Widerspruch zu den Feststellungen des KGB, die über die mageren Jagderfolge des ehemaligen Elite-Soldaten Lee Harvey Oswald verwundert gewesen sein sollen.

Oswald war schon bei seiner Marine-Corp-Zeit dadurch aufgefallen, dass er sich als bekennender Marxist-Leninist ausgab, trotzdem wurde er von seinen Vorgesetzen niemals auf diese Vorgänge angesprochen. Dazu kommt, daß Oswald während dieser Zeit Russisch lernte. Dies wird jedoch von anderen Soldaten abgestritten. Colonel Allison G. Folsom jr. sollte später vor der Warren Kommission aussagen, dass Oswald seine Prüfung in russisch abgelegt hatten, und bei dieser schlecht abgeschnitten habe.

Trotzdem wurde Oswald 1957 auf dem geheimen Luftwaffenstützpunkt Atsugi in Japan stationiert, von von aus die U-2 - damals eines der geheimsten Projekte der USA - zu Spionageflüge in Richtung Sowjetunion und China aufbrach. Hier kam Oswald das erste Mal mit vertraulichen Informationen in Berührung, die der Geheimhaltungsstufe "Top-Secret" unterlagen, also streng geheim waren.

Ab November 1958 bis September 1959 war Lee H. Oswald auf der Marinebasis El Toro in Kalifornien stationiert. Kurze Zeit nach der Stationierung in El Toro, vermutlich im Sommer 1959, bat Oswald um seine vorzeitige Entlassung aus dem Marine-Corps. Der Gründe die er dafür angab, war die Gesundheit seiner Mutter. Daraufhin bekam er im September 1959, vier Wochen vor dem regulären Ablauf seiner Dienstzeit, seinen ehrenhaften Abschied beim Marine-Corp. Nachdem er zwei Tage bei seiner Mutter verbracht hatte, fuhr Oswald nachweislich nach New Orleans, von wo aus er in Richtung Sowjetunion aufbrach.

Oswald in der Sowjetunion

Zwei Tage nach seinem Ausscheiden aus dem Wehrdienst (im Jahre 1959) reist Oswald, der gerade etwa 200 Dollar auf dem Konto hat in die Sowjetunion aus. Hier verliert sich für 2 Tage die Spur des L.H. Oswald. Angeblich soll er mit dem Flugzeug direkt nach Moskau gereist, der Preis für ein Flugticket hätte zum damaligen Zeitpunkt etwa 1.500 US-Dollar betragen, andere Quellen besagen, dass Oswald über Europa - hier werden Southampton und Helsinki genannt - gereist ist.

Tatsächlich erschien Oswald nach seiner Ankunft in der Sowjetunion in der Amerikanischen Botschaft offenbar um seine US-Staatsbürgerschaft aufzugeben. Die Beamten vor Ort verwiesen jedoch auf Dokumente - und es sei ja auch Samstag - und so verschwand Oswald wieder.

Soweit bekannt wurde, wußten die Sowjets zu diesem Zeitpunkt nicht, ob sie Lee H. Oswald vertrauen konnten, oder ob er ein Doppelagent der USA war. Mit dem Auftritt in der US-Botschaft wollte Oswald offensichtlich seinen Vertrauenswürdigkeit unterstreichen. So empfahl der KGB ihm eine auf ein Jahr befristete Aufenthaltsgenehmigung zu erteilen und Oswald auf "Herz und Nieren" zu prüfen. Sein erstes Jahr wurde Oswald also rund um die Uhr von Agenten des russischen Geheimdienstes abgehört, und jedes Wort des Lee Harvey Oswald wurde nachweislich akribisch protokolliert.

Im Jahre 1960 wurde Oswalds ehrenhafte Entlassung bei den Marines in eine unehrenhafte umgewandelt. Angeblich da man befürchtete, dass Oswald "militärische Geheimnisse" verraten haben soll. Die unehrenhafte Entlassung, kam genau im richtigen Moment, Oswald seine Aufenthaltsgenehmigung, die nur auf ein Jahr beschränkt war, sollte in Kürze durch die Sowjets überprüft werden. Dennoch schienen die Sowjets Oswald zu mißtrauen.

In der Zeit von 1959 bis 1962 lebte Oswald in der Sowjetunion (in Minsk). Nach seiner Ankunft und dem kurzem Besuch in der US-Botschaft verliert sich die Spur des Lee H. Oswald wieder für etwa 6 Wochen. Vermutlich war er beim KGB um gefälschte - oder echte - Radargeheimnisse zu offenbaren. Er taucht in einer Radiofabrik in Minsk auf, bekommt 700 Rubel die Woche, hat Affären und lebt in Saus und Braus. Später sollte Oswald Marina Nitschilajewa seine Frau kennenlernen, die ihn erst für einen Balten hielt, so gut spricht Oswald die Sprache.

Sollte er im Auftrag der CIA Informationen in der Sowjetunion sammeln, ist diese Mission gescheitert, mußte Oswald damals im Februar 1961 feststellen. Die Heirat mit Marina Nitschilajewa im April 1961, Tochter eines angesehenen Oberstleutnants des russischen Geheimdienstes, war vermutlich die letzten Möglichkeit Oswalds seine Vertrauenswürdigkeit unter Beweis zu stellen.

Rückkehr in die USA

1962 kehrte Oswald zusammen mit seiner Frau Marina Oswald in die USA zurück. Das auswärtige Amt schoss Oswald sofort die Reisekosten vor und stellte ihm zwei Tage später einen Pass aus. Zu keiner Zeit wurde Oswald verhaftet oder wegen Verrat vor ein Kriegsgericht gestellt, auch wurde Lee Harvey Oswald zu keiner Zeit über die Vorgänge in der Sowjetunion befragt. (Immerhin hätte Oswald den Sowjets Radargeheimnisse und Informationen über das Marine-Corp liefern können!). Im Hinblick auf oben erwähnte unehrenhafte Ausscheiden aus dem Marine-Corp erscheint dieses Verhalten der amerikanischen Behörden mehr als merkwürdig.

Unmittelbar nach der Ankunft der Oswalds in New York zog die Familie nach Fort Worth in Texas und blieb dort bis zum 07.10.1962, am 08.10.1963 siedelten die Oswalds erneut um, diesmal nach Dallas. Hier arbeitete Oswald bei Jagger-Stovall-Chiles, bei einer Firma, die für das Pentagon und die amerikanischen Behörden militärischen Landkarten herstellt hatte. Ende April 1963 verließ Oswald Dallas wieder und siedelte mit seiner Frau Marina und seiner Tochter nach New Orleans um.

Der Sommer vor dem Attentat

Im Sommer 1963 war Oswald Sekretär der Organisation Fair Play for Cuba Committee in New Orleans Campstr. 554. Die Adresse hatte Oswald mit einem Stempel auf die Flugblätter angebracht. Er verteilte Flugzettel gegen eine mögliche Invasion der USA auf Kuba und wurde daraufhin von Anti-Castro-Kräften drangsaliert. Die Polizei nahm Oswald wegen Störung der öffentlichen Ordnung fest. Diese Vorgänge erregten die Aufmerksamkeit einer örtlichen Radio-Station, die Oswald zwei Termine zur Darlegung seiner Position einräumte, welche er am 17. und 21. August wahrnimmt und in denen er sich pro Castro und als Marxist-Leninist bekennt. Oswald verlangt in der U-Haft mit dem FBI-Mann John Quickley zu sprechen, der später auch erscheint, dann wird Oswald von der Polizei in New Orleans wieder entlassen.

In eben jenem Gebäude Campstreet. 554, Seiteneingang Laffayette-Street 531 hatte auch der pensionierte FBI-Chef von New Orleans Guy Bannister sein Büro. Guy Bannister, ein rechtsgerichteter früherer CIA-Mitarbeiter und pensionierter FBI-Chef von Chicago leitete zusammen mit David Ferrie eine Aktion von Anti-Castro-Rebellen sowie die Anti-Castro-Liga, die nur darauf warteten, Fidel Castro aus Kuba zu vertreiben. Oswald bekennender Marxist-Leninist soll dennoch mit eben jenem Bannister und David Ferrie, den er bereits von seiner Zeit bei den Marines kannte, gesehen worden sein.

Im März 1963 erwarb Oswald unter dem falschen Namen Alek Hidell ein Gewehr eine Mannlicher-Carcano, die später mit dem Mord an Kennedy in Verbindung gebracht wurde, und eine Faustfeuerwaffe mit der Oswald den Polizisten Tippit erschossen haben soll. Die Waffe wurde unter dem Pseudonym Alek Hidell auf ein Postfach in New Orleans bestellt. Bei der Verhaftung nach dem JFK-Attentat hatt Oswald bekanntlichermaßen zwei Ausweise dabei: Lee H. Oswald und Alek Hidell! Auf die Frage eines vernehmenden Beamten: "Wer sind sie nun Lee Harvey Oswald oder Alek Hidell?" - "Antwortete dieser, sie sind doch Polizist, finden sie es heraus!". Andere Quellen berichten hingegen, dass Oswald keine Ausweispapiere bei sich trug, so auch Michael Hesemann in seinem Buch "Tatort-Dallas".

Die Warren Kommission

Die von Kennedys Nachfolger Lyndon B. Johnson eingesetzte Warren-Kommission kam zu dem Ergebnis, dass Oswald als Alleintäter die tödlichen Schüsse aus dem 6. Stockwerk des Texas-Schulbuchlagers abgab (12.30 Uhr), als die Autokolonne des Präsidenten am 22.November 1963 die Dealey Plaza in Dallas passierte. Der Gouverneur von Texas, John Connolly, wurde verwundet, Präsident Kennedy tödlich am Kopf getroffen.

Er war Angestellter des Texas School Book Depository TSBD, aus dessen Gebäude die tödlichen Schüsse abgefeuert worden sein sollen und in dem seine Waffe sichergestellt worden ist. Oswald war soll u.a. dadurch aufgefallen, dass er bereits nach drei Minuten den Tatort verlassen hatte. Obwohl zu diesem Zeitpunkt viele Angestellte des Lagerhaus verließen, wie eben Oswald auch, wurde das TSBD erst 10 Minuten nach dem Attentat von der Polizei umstellt.

Nach Aussagen der Warren-Kommission bedarf es eines Meisterschützen, um innerhalb weniger Sekunden aus einem veralteten italienischen Gewehr drei Schüsse abzugeben, die die analysierten Schusskanäle verfolgt haben können. Oswald jedoch soll ein nur mittelmäßiger Schütze gewesen sein. Der Nitrattest ergab zudem, dass Oswald an diesen Tag kein Gewehr abgefeuert hatte.

Nach seiner Flucht vom Tatort soll Oswald um 13.15 Uhr dann den Polizisten J. D. Tippit auf offener Straße erschossen haben.

Die Verhaftung Oswalds

Nur kurz nach dem Mord an Tippit sah Johnny Brewer, der Leiter des naheliegenden Schuhgeschäfts, wie Oswald in das Texas-Theatre geht, ohne zu bezahlen und informierte die Kassiererin. Daraufhin ruft der Kinobesitzer gegen 13.50 Uhr die Polizei. Obwohl Oswald zu diesem Zeitpunkt knapp 14 Dollar bei sich trug und eine Kinokarte etwa einen halben Dollar gekostet hätte, schleicht sich Oswald wie schön erwähnt ins Kino. So erscheinen nach kurzer Zeit plötzlich mehere Polizeiwagen mit ca. 15 Beamten um einen Mann festzunehmen, der verdächtigt wird, in ein Kino gegangen zu sein, ohne zu bezahlen. Bei seiner Verhaftung soll Oswald immer wieder laut gerufen haben: "Ich widersetze mich nicht der Verhaftung."

Oswald wurde in Dallas 12 Stunden verhört. Tonbandprotokolle oder schriftliche Aufzeichnungen zur Vernehmung Lee Harvey Oswalds existieren nicht. In der Untersuchungshaft bestritt Oswald die Schüsse mit den Worten: "Ich habe niemanden erschossen!" und "Man hat mich verhaftet weil ich in der Sowiet-Union gelebt habe!" Bei der ersten öffentlichen Vorstellung Oswalds war auch Jack Ruby anwesend, der den Bezirksstaatsanwalt Henry Wade sogar korrigierte: "Es heißt Freunde für eine freies Kuba Henry!" Eben jener Ruby, sollte Oswald später erschießen. Als Oswald erfährt, das er des Mordes an Kennedy angeklagt werden wird, führen sofort mehrere Polizisten Oswald aus dem Raum, er kann gerade noch rufen: "Dann bin ich der Sündenbock."

Am 24.November 1963, zwei Tage nach seiner Verhaftung wurde Oswald vom Nachtclub-Besitzer Jack Ruby bei einer Überführung in das Staatsgefängnis von Dallas vor laufenden Fernsehkameras erschossen. Der Mord ereignete sich vor laufenden Kameras gegen 11.30 Uhr am 24.November 1963, zu diesem Zeitpunkt hatte der Bezirksstaatsanwalt von Dallas Henry Wade noch keine offzielle Anklage gegen Oswald erhoben.

Die folgenden Untersuchungen

Spätere offizielle Untersuchungen des US-Kongresses kamen zu dem Schluss, dass die Geheimdienste der Warren-Kommission gezielt Informationen vorenthalten hatten.

Die seitdem geführte Diskussion geht in zwei Richtungen:

(1) Oswald habe allein oder im Auftrag Unbekannter gehandelt.

(2) Oswald sei nur ein Spielball von Kräften im Hintergrund gewesen, die ihn als Täter aufgebaut hätten, um ihre Pläne und Maßnahmen zu verdunkeln:

  • z.B. die CIA (Kennedy wechselte ranghohe Beamte aus bzw. beschränkte deren Macht)
  • die amerikanische Waffenindustrie (Kennedy war gegen den Vietnamkrieg)- diesem Verdacht steht allerdings entgegen, dass Kennedy wie kein Präsident vor ihm in Friedenszeiten in die militärische Rüstung investiert hat. Gleichzeitig ist Kennedy ein ausgewiesener Gegner des Kommunismus gewesen, und es gibt keinen Hinweis darauf, dass er den Krieg in Vietnam mit anderen Mitteln als einem militärischen Sieg beenden wollte.
  • kubanische Emigranten (Kennedy war gegen eine Kuba-Invasion - allerdings befürwortete er einen "Volksaufstand" gegen Fidel Castro und unterstützte div. Pläne der CIA zur Ermordung Castros)
  • die Mafia (Kennedy wollte das organisierte Verbrechen stärker bekämpfen)


Literatur und Filme

  • "Wer erschoß John F. Kennedy? Auf der Spur der Mörder von Dallas." - Buch von Jim Garrison -

Jim Garrison war Staatsanwalt in New Orleans und schildert in diesem Buch die Ermittlungen, die er nach dem Mord an Kennedy aufgenommen hat. Auf diesem Buch beruht im wesentlichen der Film von Oliver Stone. Anm.: Jim Garrison hat in dem Film von Oliver Stone selbst eine kleine Nebenrolle.

  • "Tatort Dallas - Warum der amerikanische Präsident sterben mußte." - Buch von Michael Hesemann, dass sich mit den letzten Entwicklungen in Sachen JFK, ARRB, Lee Harvey Oswald und Jack Ruby befasst.
  • "JFK - Tatort Dallas" - Film von Oliver Stone - Stone vertritt in diesem Dokumentar-Spielfilm die These von einer Verschwörung gegen Kennedy, in der Oswald ein Bauernopfer gewesen sei.

Weblinks: