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Karlheinz Böhm

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Karlheinz Böhm (* 16. März 1928 in Darmstadt) ist ein österreichischer Schauspieler und Gründer der Hilfsorganisation „Menschen für Menschen“ (MfM), die notleidenden Menschen in Äthiopien hilft.

Böhm wurde als Schauspieler zunächst v. A. durch seine Rolle als Kaiser Franz Joseph in den Sissi-Filmen an der Seite von Romy Schneider bekannt.

Vita

Karlheinz Böhm wurde am 16. März 1928 in Darmstadt als einziges Kind der Sopranistin Thea Linhard und des großen Dirigenten Karl Böhm geboren. Er ist österreichischer Staatsbürger, fühlte sich aber wohl eher als Weltbürger, sein Vater war geborener Grazer, und seine Mutter war Münchnerin, seine Wohnsitze hat er in Äthiopien und Österreich. Er verbrachte seine Jugend in Darmstadt, Hamburg und Dresden. In Hamburg besuchte er die Volksschule und das Gymnasium. Ein gefälschtes ärztliches Attest verhalf ihm 1939 zur Ausreise in die Schweiz, wo er ein Internat besuchte. 1946 zog er mit seinen Eltern nach Graz, dort machte er im selben Jahr die Matura. Er wollte ursprünglich Pianist werden, studierte aber auf Drängen seines Vaters Anglistik und Germanistik, anschließend in Rom ein Semester Kunstgeschichte. Böhm bricht hier sein Studium ab, um Schauspielunterricht zu nehmen. Von 1948 bis 1976 war er als erfolgreicher Schauspieler tätig und spielte in ca. 45 Kinofilmen und auch im Theater. In drei Filmen spielte er neben Romy Schneider in den „Sissi“-Filmen den jungen Kaiser Franz Josef, wodurch er als Schauspieler auf ein Genre festgelegt wurde, dem er zu entfliehen suchte.

Seine internationale Karriere als Schauspieler wurde 1960 mit seiner hervorragenden Darstellung eines Serienmörders in Michael PowellsPeeping Tom“ unterbrochen wenn nicht ruiniert, da der Film, der Alfred HitchcocksPsycho“ nur in der technischen Qualität nachsteht, von Kritik und Publikum ob seines beklemmenden Inhalts abgelehnt wurde. Einflussreich war die Zusammenarbeit mit dem Regisseur Rainer Werner Fassbinder in den 1970er Jahren. Hier glänzte er in dem Psycho-Thriller "Martha", der sich kritisch mit der Institution Ehe auseinandersetzte. Beeinflusst von dem gesellschaftskritischem Impetus des Regisseurs begann Karl Heinz Böhm sich immer stärker für globale Probleme zu interessieren.

Nach seiner ersten Ehe mit Elisabeth Zonewa, der eine Tochter entstammt, war er mit Gundula Blau verheiratet. Drei Kinder stammen aus dieser Beziehung.Katharina Böhm als ebenfalls bekannte Schauspielerin zu erwähnen, ist eine Tochter aus der dritten Ehe mit Barbara Lass.

Karlheinz Böhm ist seit 1991 in nun vierter Ehe mit der Äthiopierin Almaz Böhm verheiratet, die seit 1999 auch stellvertretende Vorsitzende von MfM ist. Mit ihr hat Böhm zwei Kinder, Nikolas (* 1990) und Aida (* 1993).

Hilfe für Afrika

1976 wurde Böhm zum erstenmal mit der Armut in Afrika konfrontiert. Um einen Bronchialkatarrh auszukurieren, empfahlen ihm die Ärzte einen Aufenthalt in Kenia. Dort ließ er sich von einem einheimischen Hotel-Angestellten die Kehrseite der Luxusfassade zeigen. Als Karlheinz Böhm die Hütte des Hotel-Angestellten sah und erfuhr, dass diese Menschen sich nicht einmal einen ganzen Fisch leisten konnten, sondern nur den Kopf eines Fisches, war Böhm erschüttert und konnte diese Armut nicht nachvollziehen. So beschloss er, diesen Menschen zu helfen. Als er wieder nach Deutschland zurückkehrte, wurde er in die Sendung „Wetten dass..?“ eingeladen. Dort wettete er am 16. Mai 1981, dass nicht einmal jeder dritte Zuschauer eine Mark bzw. sieben Schillinge spenden würde, um notleidenden Menschen in der Sahelzone zu helfen. Er versprach, dass er selbst nach Afrika gehen würde um zu helfen, wenn er diese Wette verlieren würde. Er verlor diese Wette, denn in wenigen Tagen kamen rund 1,2 Millionen DM (über 610.000 Euro) zusammen. Nach dieser Sendung im Oktober 1981 flog er mit dem Geld erstmals nach Äthiopien und gründete am 13. November 1981 die Hilfsorganisation Menschen für Menschen.

In Österreich wurde Menschen für Menschen 1983 gegründet und seit 1989 gibt es diese Stiftung auch in der Schweiz. Bis heute hat der 76-Jährige ehemalige, erfolgreiche und berühmte Schauspieler, der äthiopischer Ehrenbürger ist, mit seiner Stiftung rund 230 Millionen Euro Spendengelder in das Land investiert. In dieser Stiftung sind 606 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter nur 7 Europäer, für rund 2,6 Millionen Menschen im Einsatz. Manche fragen sich vielleicht, warum Menschen für Menschen nur Äthiopien hilft, denn es gibt 49 weitere ärmste Länder. Er hatte seine Hilfe ebenfalls dem Tschad und dem Sudan angeboten, doch Äthiopiens Botschafter in Bonn reagierte als erster. Das ist ein Grund, warum er Äthiopien hilft. Zweitens hilft diese Organisation nur einem Land, weil diese Stiftung will, dass Äthiopien als Beispiel genommen wird.

Den armen Menschen zu helfen ist nun seine Lebensaufgabe geworden.

Verteilung der Spendengelder

Böhm hat das Erertal entdeckt, wo vier Dörfer für 2400 Menschen aufgebaut wurden. Seine Organisation hat Lehmhäuser, Wasserstellen und Brunnen mit Handpumpen gebaut. Nachdem alle Flüchtlinge aus den Hungerlagern seine Dörfer umgesiedelt waren, hat Böhm Lebensmittel, Kleider, Decken und Notnahrungsmittel gekauft. Außerdem wurden Ochsen gekauft und mit den Flüchtlingen alte und nur halb funktionierende Traktoren repariert. Außerdem wurde eine Farm aufgebaut, die an die Bauern übergeben wurde.

Heute sind diese Menschen selbständig und können sich selbst versorgen.


Aufgaben der Organisation "Menschen für Menschen"

Die Organisation arbeitet inzwischen in vier verschiedenen Projektregionen Äthiopiens, wo sie mit der Basisentwicklung angefangen hat, nämlich einer moderneren Landwirtschaft, die mit den Bauern zusammen erarbeitet wird. Bodenerosionen werden bekämpft, es werden gemeinsam mit den Bauern noch mehr Bewässerungen gebaut und sie haben die soziale Infrastruktur in den Regionen, in denen sie arbeiten, wesentlich verbessert. Die Organisation hat bisher 21 Krankenstationen, 2 Polikliniken, fast 1000 Wasserstellen, 194 Getreidemühlen und 100 Schulen gebaut. Sie haben ebenfalls 39 Millionen Baumsetzlinge gepflanzt. Es werden jetzt auch noch 2 riesige Bezirkskrankenhäuser mit 200 Betten gebaut. Eine der Ursachen für die Armut in Äthiopien sieht Karlheinz Böhm in der sozialen Benachteiligung der Frauen. Er sagt, dass wir endlich begreifen müssen, dass Frauen dieselben Rechte haben wie Männer. Darum kämpft er für die Besserstellung der Frauen in der Gesellschaft. Die Arbeit von MfM und vor allem von Karlheinz Böhm in Äthiopien ist zum Inbegriff für wirksame Hilfe geworden. Mittlerweile verbringt Karlheinz Böhm mehrere Monate im Jahr in Äthiopien, besucht die einzelnen Projekte, hält Kontakt zu den Mitarbeitern vor Ort, bespricht mit ihnen die Verteilung der Gelder und kontrolliert den Ausbau der verschiedenen Maßnahmen. Die restliche Zeit ist er in Europa unterwegs auf Vortragsreisen.

Ziele

Sein größter Wunsch ist, dass eines Tages ein Vertreter der äthiopischen Regierung zu ihm kommt und sagt: „Karl, jetzt warst du schon solange hier. Vielen Dank. Wir brauchen dich nicht mehr und wir kommen mit unseren Problemen selber zurecht.“ Der jungen Generation im Land wünscht er auch, dass sie mehr existenzielle Sicherheit erlebt, als die Generationen davor.

Auszeichnungen

Wichtige Filme