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Münchshöfener Kultur

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Die Münchshöfener Kultur

Ein sogenanntes Münchshöfener Schultergefäß gefunden in Murr im Landkreis Freising
Ein sogenanntes Münchshöfener Schultergefäß gefunden in Murr im Landkreis Freising

Diese neolithische Kulturstufe beginnt in Süddeutschland etwa um 4500 v.Chr und endet um 3500 v.Chr. mit Beginn des ausgehenden Neolithikums und langsamem Übergang zum Endneolithikum oder Kupferzeit. Benannt ist diese Epoche nach dem Erstfundort im Landkreis Straubing. Betrachtet man die Münchshöfener Kultur im Vergleich zu den Vorgängerkulturen, der Stichbandkeramik und der Oberlauterbacher Gruppe, so sind gravierende Unterschiede in der Siedlungstätigkeit zu erkennen. Die bisher vorherrschenden Langhaustypen werden durch diffuse Pfostensetzungen ausgetauscht, aus welchen man nur Hausgrundrisse erahnen kann. Anders als in der Bandkeramik konnten bisher keine Gebäude rekonstruiert werden. Es besteht die Vermutung, das die Gebäude in Dreiecksbauweise erstellt wurden, da einige Pfostensetzungen daruf hinweisen.


Münchshöfener Keramik

Der berühmte "Hochzeitsbecher von Murr" mit Darstellung von Mann und Frau.
Der berühmte "Hochzeitsbecher von Murr" mit Darstellung von Mann und Frau.

Die Keramik in der Münchshöfener Kultur fällt durch eine enorme Formen -und Verzierungsvielfalt auf. Es gibt becherförmige Gefäße, Pokalgefäße (auch Hohlfußschalen genannt), Transportgefäße, Schultergefäße (bennant nach einer verzeirten "Schulter" im oberen Gefäßbereich), riesenhafte Vorratsgefäße, Miniaturgefäße, besondere (kultische?) Einzelexemplare, Spinwirteln, weiteren Tonobjekten oft unbekannter verwendung und sogar erste Tonlöffel. Die Verzierungen reichen von feinstgeritzen Furchenlinien über Rautensymbolen bis hin zu Menschendarstellungen. Die Keramik selbst ist häufig graphitgemagert, welcher über weite Strecken transportiert werden musste. Die Qualität der Keramik nimmt zum Ausgang der Zeitstellung ab und ändert sich mit der nachfolgenden Altheimer Kultur vollkommen.

Siedlungsareal

Doppelbestattung von Murr mit 2 weiblichen Individuen.
Doppelbestattung von Murr mit 2 weiblichen Individuen.

Zu einer typischen Hofstelle dieser Zeit gehört ein Haus, eine oft riesenhafte amorphe Lehmentnahmegrube, einige kleinere Gruben und mindestens eine Vorratsgrube, welche birnenförmig oder zilindrig gebaut ist und oft über 2 m tief sein kann. Einige Siedlungen bestehen aus mehreren Hofstellen sowie oft einem Grabenwerk, dessen Verwendungszweck noch im Dunkeln liegt. Vermutet werden kann ein Rituelles Bauwerk. Verteidigungsanlagen werden nahezu ausgeschlossen, da diese Gräben die Siedlungen nicht umschliessen wie bei späteren Burgställen. In sehr vielen Siedlungen wurden eine oder mehrere Sonderbestattungen gefunden. Diese werden als kultisch gewertet da sie für Regelbesattungen innerhalb der Siedlung doch zu selten vorkommen. Denkbar sind Opferungen (Bauopfer) oder sonstige rituelle Tötungen, schon allein weil nicht selten nur einzelne Körperteile bestattet wurde. Sehr häufig sind dies Einzelgliedmassen, Schädel(teile) oder auch völlig unnatürlich in der Bestattungsgrube aufgefundene Knochen, was auf eine Zerteilung vor der Bestattung schliesseln lässt.

Werkzeuge

In der Münchshöfener Kultur sind Steinwerkzeuge eher selten anzutreffen. Wenn dann findet man Silexklingen oder Steinbeile aus Amphibolit. Weiterhin kommen oft kunstvoll verarbeitete Knochenaalen, Schaufeln aus Schulterblättern und weitere Knochenwerkzeuge vor.