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Rudolf Vogel (Politiker, 1906)

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Rudolf Vogel (* 18. April 1906 in Beuthen O.S.; † 4. Juni 1991 in Starnberg) war ein deutscher Journalist und Politiker der CDU. In der Zeit des Nationalsozialismus verfasste er als Kriegsberichterstatter des Reichspropagandaministeriums ungezählte antisemitische und kriegsverherrlichende Artikel.[1] Älteren Recherchen zufolge soll er auch Fluchthelfer des SS-Hauptsturmführers Alois Brunner gewesen sein.[2]

Leben und Beruf

Vogel wurde als Sohn des katholischen Rektors Aloys Vogel geboren. Von 1916 bis 1925 besuchte er die Oberrealschule in Beuthen. Nach dem Abitur war er kaufmännischer Lehrling in der Verwaltung der Oberschlesischen Hüttenwerke, Werk Julienhütte in Bobrek. Von 1926 bis 1931 studierte er Wirtschaftsgeographie, Soziologie und Zeitungswissenschaft in Berlin und Leipzig. 1931 wurde er an der Universität Leipzig zum Dr. phil. promoviert. [3]

Anschließend war er politischer Redakteur der „Oberschlesischen Volksstimme“, zunächst am Herausgabeort Gleiwitz, ab 1932 in Berlin. Seit 1933 war Vogel Berliner Schriftleiter des „Verbandes Oberschwäbischer Zeitungsverleger nach System Walchner GmbH“ (Verbo) und berichtete für 22 kleine schwäbische Heimatblätter. Nach der Gleichschaltung der Redaktion 1935 verfasste er für die Verbo auch nationalsozialistische und antisemitische Propagandaartikel, worauf die Zeitschrift Der Spiegel bereits 1953 in einem Artikel aufmerksam machte. [4][5] Im Zweiten Weltkrieg war er stellvertretender Chef einer Propagandakompanie in der von der Wehrmacht besetzten griechischen Hafenstadt Saloniki.

Vogel kam 1945 als Heimatvertriebener nach Württemberg, wurde Arbeitseinsatzleiter beim Landesarbeitsamt Stuttgart und anschließend nacheinander Chef der Arbeitsämter in Aalen, Ulm und Ludwigsburg. 1948 und 1949 war er Mitglied des Wirtschaftsrates der Bizone. Er wurde zweiter Vorsitzender der CDU Nordwürttembergs und gehörte dem Deutschen Bundestag seit dessen erster Wahl 1949 bis zum 15. April 1964 an. Er vertrat den Wahlkreis Aalen im Parlament. Vogel war 1949 bis 1953 Vorsitzender des Bundestagsausschusses für Fragen der Presse, des Rundfunks und des Films. Von 1957 bis zu seiner Mandatsniederlegung war er stellvertretender Vorsitzender des Haushaltsausschusses des Parlaments.

Vom 15. April 1964 bis zum 30. Juni 1968 war Rudolf Vogel Botschafter der Bundesrepublik Deutschland bei der OECD in Paris. Vom 1. Juli 1968 bis zur Bildung der sozialliberalen Koalition nach der Bundestagswahl 1969 war er Staatssekretär im Bundesschatzministerium.

Vogel war langjährig Vorsitzender der Südosteuropa-Gesellschaft (SOG). Er war seit 1948 verheiratet mit Elisabeth Vogel (geb. Klaus), das Paar hatte zwei Kinder.

Rudolf-Vogel-Medaille

Der seit zwanzig Jahren von der Südosteuropa-Gesellschaft verliehene Journalistenpreis Rudolf-Vogel-Medaille wurde 2013 in Journalistenpreis der Südosteuropa-Gesellschaft umbenannt. Der schweizerische Journalist und Historiker Andreas Ernst hatte sich dagegen gewandt, mit einem Preis ausgezeichnet zu werden, der nach einem Nazipropagandisten benannt ist.[6]

Ehrungen

Literatur

  • Rudolf Vogel: Aufzeichnungen und Erinnerungen. In: Deutscher Bundestag (Hrsg.): Abgeordnete des Deutschen Bundestages. Aufzeichnungen und Erinnerungen. (Band 4) Boldt-Verlag, Boppard am Rhein 1988, ISBN 3-7646-1877-9, Seiten 231–304.
  • Munzinger Internationales Biographisches Archiv 33/1970 vom 3. August 1970.

Einzelnachweise

  1. Michael Martens: Rudolf-Vogel-Medaille - Kein Nazi-Preis mehr. In Frankfurter Allgemeine Zeitung (online) vom 9. Februar 2013
  2. Dorothea Hahn: Kurzer Prozess für SS-Führer. In: taz, 2. März 2001
  3. Thema der Dissertation: Deutsche Presse und Propaganda des Abstimmungskampfes in Oberschlesien.
  4. Karriere: Durch dick und dünn. In: Der Spiegel. Nr. 33, 1953 (online).Lenz-Ausschuss: Mit Freuden zugegriffen. In: Der Spiegel. Nr. 28, 1954 (online).
  5. Beamte: Die große Laufbahn. In: Der Spiegel. Nr. 45, 1957 (online).
  6. Michael Martens: Rudolf-Vogel-Medaille - Kein Nazi-Preis mehr. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 10. Februar 2013, Seite 1
VorgängerAmtNachfolger
Leiter der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik Deutschland bei der OECD
19641968
Hans Carl Graf von Hardenberg