Zum Inhalt springen

Ulrich von Mordeisen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 7. Dezember 2005 um 00:36 Uhr durch Otto Normalverbraucher (Diskussion | Beiträge) (+kats). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Ulrich von Mordeisen, auch Ulricus Mordisius (* 13. Juli 1519 in Leipzig; † 5. Juni 1572 in Dresden) war ein sächsischer Politiker und Diplomat.

Leben

Mordeisen entstammte einer Kaufmannsfamilie aus dem fränkischen Hof, die sich in der Handelsmetropole Leipzig niedergelassen hatte. Im Jahre 1535 nahm er ein Studium der Rechte an der Universität Wittenberg auf, das er an der [Universität Padua]] fortsetzte.

Nach Beendigung seiner Studien ging er in die Dienste des ernestinischen Hofes in Wittenberg und vertrat das Kurfürstentum Sachsen am Reichskammergericht zu Speyer. 1545 promovierte er in Wittenberg und wurde im gleichen Jahr Rektor der Universität.

1546 folgte Dr.jur. Mordeisen dem Ruf des Herzogs Moritz an den albertinischen Hof in Dresden. Als Kanzler des Herzogtums Sachsen suchte er seit November 1546 Verhandlungen zwischen Karl V. und Johann Friedrich I. herbeizuführen. Gemeinsam mit Joachim II. erarbeitete er einen Plan für eine kampflose Übergabe Kursachsens an die Albertiner zur Beendigung des Schmalkaldischen Krieges, der jedoch scheiterte. Nach der Entscheidungsschlacht bei Mühlberg, an der er an der Seite Moritzens teilnahm, wirkte Mordeisen an der Herstellung eines Religionsfriedens im Heiligen Römischen Reich.

Im Auftrag des Kurfürsten Moritz vertrat er die Interessen Sachsens bei der Ausarbeitung des Passauer Vertrages von 1552, den er auch als Bevollmächtigter unterzeichnete. Zusammen mit Georg von Komerstadt entwickelte Mordeisen die Vorstellung Vom ewigen Frieden zwischen den Konfessionen. Neben Philipp Melanchthon beriet Mordeisen seinen Landesherrn in Bildungs- und Religionsangelegenheiten. Nach dem Tode Moritz in der Schlacht bei Sievershausen wirkte Mordeisen auf seinem Rittergut Kleinwaltersdorf an den Vorarbeiten zur Errichtung eines Monuments für den Verstorbenen im Freiberger Dom. In gemeinsamer Arbeit mit Georg Fabricius und Joachim Camerarius d. Ä. entwickelte Mordeisen von Inschriften des Grabmals. In dieser Zeit erarbeitete Mordeisen mit dem Berghauptmann des Erzgebirges, Heinrich von Gersdorff, eine Zusammenstellung aller Bergämter aus, die neben den Reviergrenzen vor allem die Aufgaben der Bergmeister präzisierte.

1554 übernahm er als Ordinarius den Lehrstuhl der Rechte an der Universität Leipzig. Kurfürst August ernannte Mordeisen zum Geheimen Kammerrat und überließ ihm für seine Verdienste die Dörfer Berbersdorf, Bräunsdorf, Goßberg, Großschirma, Großvoigtsberg, Kaltofen, Kleinschirma, Kleinvoigtsberg, Kleinwaltersdorf, Langhennersdorf, Loßnitz, Mobendorf, Seifersdorf, Pappendorf und Reichenbach. Unter August wurde Mordeisen zum bedeutendsten Diplomaten des Kurfürstentums und nahm als Vertreter Sachsens am Religionsgespräch zu Worms und dem Reichstag zu Augsburg teil.

Am 11. Mai 1565 fiel Mordeisen beim Kurfürsten in Ungnade. Nach Ausbruch des Dreikronenkrieges zwischen Schweden und Dänemark versuchte Kurfürst August zusammen mit seinem kriegsführenden Schwager Friedrich II. von Dänemark beim Kaiser Maximilian II. ein Embargo schwedischer Waren, insbesondere Waffen im Heiligen Römischen Reich zu erreichen und beauftragte Mordeisen mit dieser Mission. In Mordeisens schon längere Zeit bestehenden Unstimmigkeiten mit Kurfürstin Anna, auf deren Betreiben diese Maßnahme gegen Schweden erwirkt werden sollte, liegt vermutlich die Ursache, dass Mordeisen in Wien ein Doppelspiel einging. Während er offiziell am Wiener Hof den kurfürstlichen Antrag vortrug, suchte er dort gleichzeitig über einflußreiche Freunde dieses Ansinnen scheitern zu lassen. Mordeisens Geheimaktivitäten wurden jedoch der Kurfürstin zugetragen.

Mordeisen wurde aller seiner Ämter enthoben und in Dresden unter strengen Hausarrest gestellt. 1566 wurde die Strafe gelockert und er durfte sein Haus zum Besuch von Gottesdiensten verlassen. Später erhielt Mordeisen noch die Erlaubnis, auch das Rittergut Kleinwaltersdorf zu bewohnen.

Nach seinem Tode wurde der Leichnam dem letzten Wunsch gemäß nach Kleinwaltersdorf überführt. Seine noch heute erhaltene letzte Ruhestätte, die vom einem Epitaph geschmückt wird, erhielt er im Innern der Kirche vor dem Altar.

Das Rittergut Kleinwaltersdorf einschließlich der 15 Dörfer erwarb noch in Mordeisen Todesjahr 1572 Kurfürst August für seinen Sohn, Prinz Christian, von den Erben.