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Dorfkirche Bülow (bei Crivitz)

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Die Dorfkirche in Bülow ist eine mittelalterliche Feldsteinkirche in der mecklenburgischen Gemeinde Bülow im Landkreis Ludwigslust-Parchim in Mecklenburg-Vorpommern.

                                     FOTO 246 (257 wohl besser) Dorfkirche Bülow

Geschichte

Bülow wurde erstmals 1262 urkundlich als Bulowe erwähnt[1] und als Kraut- und Pflanzenort gedeutet. Im gleichen Jahr verkaufte Heinrich von Rolstede aus Bülow zwei Hufen seines Besitzes an das Kloster Dobbertin. Der Schweriner Bischof Ludolf von Bülow bestätigte 1337 dem Pfarrer Röbelmann der Parchimer St-Marienkirche einige Hebungen aus Bülow. Bis ins frühe Mittelalter wurde Bülow nicht mehr erwähnt. Seit 1573 waren die von Barner, einst auch Berner und Bärner genannt, in Bülow ansässig und blieben dort bis zur Enteignung 1945.

Von 1682-1690 gab es durch Magnus Friedrich von Barner auf Bülow diverse Rechtsstreitigkeiten um das Wessiner Kirchenpatronat, wie Prozessakten des Reichskammergerichts belegen. Dabei behaupteten die von Barner, einer ihrer Vorfahren hätte die Erlaubnis zum Bülower Kirchenbau vom ´Papst in Rom erhalten. Ende des 18. Jahrhunderts hatten die von Barner aus Bülow auch das Kirchenpatronat von Wessin.

Baugeschichte

Schon im 13. Jahrhundert soll mit dem Kirchenau begonnen worden sein. Die heutige kleine Feldsteinkirche stammt aus dem frühen 15. Jahrhundert und wurde nach einem weiteren Umbau Mitte des 18. Jahrhunderts verändert. In den Jahren 1998-2002 wurde die umfangreich restauriert.

Das Äußere

                          FOTO 252 Dorfkirche Bülow (Südostseite mit Turm)

Der rechteckige Feldsteinbau mit seinen sehr starken Strebepfeilern hat ein Satteldach und ist mit Biberschwanzdachziegeln eingedeckt. Am Westende des Satteldaches wurde als Dachreiter ein mit Brettern verschalter Fachwerkturm mit einem niedrigen mit Holzschindeln bedeckter Spitzhelm aufgesetzt. Die Turmspitze hat noch ein Knopf mit Wetterhahn und Kreuz.

Auf der flachen feldsteinsichtigen Westseite des Chors befinden sich im verputzten Giebeldreieck vier kleine Rundbogenfenster. Im unteren Teil ist ein Rundbogenfenster mit Rautenglas eingefügt worden. Die Fenster und der Eingang auf der Südseite sind Veränderungen aus dem 18. Jahrhundert. An der Westseite wurde der alte spitzbogige Zugang zu einem Fenster umgebaut.

Das Innere

Das Kircheninnere des Sakralbaus mit seiner Flachdecke und Kehlen ist im Stil des Barock gestaltet. Mit dem Umbau Mitte des 18. Jahrhunderts wurde auch die innere Ausgestaltung stark verändert.

Kanzelaltar

Die Kanzel und der Altar bilden eine Einheit. Der mit Rokokoornamenten 1572 architektonisch am Ostgiebel aufgebaute Kanzelaltar trägt auch die Inschrift seines Stifters M (Magnus) F (Friedrich) v. BARNER von ANNO 1572. Zwischen den vier verkuppelten Säulen und dem verkröpften Gebälk steht der Kanzelkorb mit Rocailleornamenten. Auf dem Schalldeckel sind Gesetzestafeln und das Auge Gottes im Strahlenkranz angebracht.

         FOTO 225 Kanzelaltar

Vor dem Altar liegt die Grabplatte des Stifters M. F. v. Barner mit einem ovalen Kruzifixrelief aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Beidseitig des Altars befinden sich an der Ostwand zwei Reliefmedaillons aus Gips mit den Köpfen der Evangelisten Matthaeus und Marcus aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Orgel

Die Orgel (I/-/4) zwischen den wuchtigen Pfeilern auf der Westempore wurde 1871 von Friedrich Friese III ohne Pedal gebaut. Die flache Prospektfront besteht aus drei Pfeifenfeldern. Eine Widmung über dem Spieltisch bezieht den Orgelbau auf das Friedensjahr 1871. Die Restaurierung der noch vollständig erhaltenen Orgel erfogte 2002-2003 durch den Plauer Orgelbauer Andreas Arnold vom Mecklenburger Orgelbau. Die Wiedereinweihung fand am 27. April 2003 statt.

         FOTO 217 Orgel mit Allianzwappen an der Brüstung

An der Brüstung der Orgelempore ist das reich vergoldete Allianzwappen des Stifters Magnus Friedrich von Barner 1572 mit seiner Ehefrau Sovia Hinrigetta von Maltzan und Hinretta Sovia von Stralendorff angebracht.

Glocken

Im Turm hingen einst drei Glocken, von denen zwei noch vorhanden sind. Die größte mit dem Wappen von Barners wurde 1750 durch den Glockengießer Otto gerhard Meyer in Rostock gegeossen. Die Inschrift lautet: Frau Anna Petronella Wittwee von Barnern gebohrne von Barnern vom Hause Bulau hat zur Ehre Gottes diese Glocke der Bülauer Kirchen geschenket Anno 1750. Oben steht: Soli Deo Gloria . Me Fecit Otto Gerhard Meyer in Rostock. Eine Glocke wurde am 13. Februar 1943 durch die Reichsstelle für Metalle abgenommen und für Kriegszwecke in Hamburg eingeschmolzen.

        Foto 236 mit Inschrift

Kirchhof

Westlich der Kirche steht die massive, aus Granitsteinen errichtete Grabkapelle der Familie von Barner. Unter den sechs Särgen derer von Barner, die 1991 aufgebrochen wurden, befindet sich auch der Sarg der Anna Petronella von Barner, die 1750 eine Bülower Kirchenglocke stiftete.

           FOTO 263 Gruft in der Grabkapelle

Gemeinde

Gottesdienste finden monatlich statt.

Siehe auch

Literatur

  • Friedrich Schlie: Die Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Großherzogthums Mecklenburg-Schwerin. III. Band: Die Amtsgerichtsbezirke Hagenow, Wittenburg, Boizenburg, Lübtheen, Dömitz, Grabow, Ludwigslust, Neustadt, Crivitz, Brüel, Warin, Neubuckow, Kröpelin und Doberan. Schwerin 1899, Neudruck 1993 Schwerin, S. 363-366.
  • Horst Ende: Bülow, Schloß. In: Die Denkmale des Kreises Schwerin, Schwerin 1985, S. 16.
  • Monika Gerlach: Aus der Geschichte der Gemeinde Bülow. Parchim 1999.
Commons: Dorfkirche Bülow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur über Dorfkirche Bülow in der Landesbibliographie MV

Einzelnachweis

  1. Mecklenburgisches Urkundenbuch (MUB) Band II, Schwerin 1864, Nr. 935, 983.