Citizen Kane
Film | |
Titel | Citizen Kane |
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Produktionsland | USA |
Originalsprache | Englisch |
Erscheinungsjahre | 1941 |
Länge | 113 Minuten |
Stab | |
Regie | Orson Welles |
Drehbuch | Herman J. Mankiewicz |
Produktion | Orson Welles |
Musik | Bernard Herrmann |
Kamera | Gregg Toland |
Schnitt | Robert Wise |
Besetzung | |
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Citizen Kane (zu deutsch etwa „Bürger Kane“) von 1941 ist das filmische Erstlingswerk des US-amerikanischen Regisseurs Orson Welles. Die Fachzeitschrift Sight & Sound des British Film Institute führt alle zehn Jahre eine Umfrage unter berühmten Regisseuren und Kritikern nach dem besten Film aller Zeiten durch. Seit 1962 wird die Liste durchgängig von Citizen Kane angeführt. Häufig wird der Film auch als das filmische Gegenstück zu James Joyces Roman Ulysses dargestellt.
Handlung
Die Handlung des Films zeichnet das Leben eines fiktiven, gleichwohl am realem Vorbild des US-amerikanischen Medienmagnaten und Präsidentschaftskandidaten William Randolph Hearst angelehnten Mannes nach. Der Film beginnt mit dem Tod von Charles Foster Kane. Im Verlauf des Filmes werden sodann in Rückblenden die Lebensstationen Kanes dargestellt. Eingebettet sind diese in eine Rahmenhandlung, in der ein Journalist, der für einen Nachruf recherchiert, der Herkunft von Kanes letztem Wort „Rosebud“ (Rosenknospe) auf den Grund zu gehen versucht. Innerhalb dieser Rahmenhandlung besucht er Archive, Bekannte und Weggefährten des Verstorbenen.
Jedoch kann ihm niemand über „Rosebud“ Auskunft erteilen. Für den Journalisten bleibt das Rätsel ungelöst, im Gegensatz zum Zuschauer, denn die letzte Einstellung des Filmes zeigt, wie der Kinderschlitten des achtjährigen Kane, der früh von seinen Eltern weggebracht und unter einem Vormund einer „guten Erziehung“ zugeführt wurde, zusammen mit anderen Hinterlassenschaften auf einem Haufen verbrannt wird. Der aufgemalte Name des Schlittens, ein Symbol für die unbeschwerte und unschuldliche Kindheit, ist „Rosebud“.
Filmhistorische Bedeutung
Welles reizte für den Film jedes existierende Stilmittel des Filmemachens in perfekter Weise aus und erfand einige neue hinzu, beispielsweise zusammen mit seinem Kameramann Gregg Toland die Verwendung der Schärfentiefe, die durch den Einsatz spezieller Kameraobjektive verbunden mit entsprechender Lichtführung Gegenstände in unterschiedlicher Entfernung gleichermaßen scharf zeichnete. Verschiedene Szenen wurden zudem in extremer Untersicht (von unten nach oben) gefilmt. Welles reizte auch die Möglichkeiten der Technik aus, um lange, ungeschnittene Szenen zu erreichen. Hierbei zeigt sich seine Vergangenheit als Theaterregisseur.
Nicht minder revolutionär war die Erzähltechnik des Films. Welles stellte sich und dem Zuschauer nicht mehr durch lineares Erzählen die Frage „Wie wird die Geschichte enden?“, sondern verriet bereits zu Beginn des Films ihr Ende, um im Anschluss daran die Frage „Wie ist es dazu gekommen?“ zu stellen. In der Folgezeit hat diese Technik auch im Mainstream-Kino Einzug gehalten, beispielsweise in James Camerons Film Titanic.
Wirkung auf die Zuschauer
Welles machte es dem Zuschauer äußerst schwer. Neben der bis heute unglaublich fortschrittlichen Bildsprache, der ungewohnten Erzähltechnik und dem massiven Einsatz neuester technischer Mittel entzog Welles dem Film das identifikatorische Moment, das dem Zuschauer erlaubt, sich mit mindestens einem der Charaktere quasi zu verbünden. Durch die fast teilnahmslose Erörterung der Geschichte, die kaum direkte emotionale Teilnahme erlaubt, erhöht Welles die Distanz zwischen Werk und Zuschauer.
Ein Mensch jedoch konnte sich in der Gestalt des Protagonisten Charles Foster Kane berechtigt wiedererkennen, nämlich der amerikanische Medienmogul William Randolph Hearst. Er versuchte den Film bereits während der Produktion zu verhindern oder zumindest zu beeinflussen. Welles aber war für den Film von seinem Studio RKO Pictures völlige kreative Freiheit garantiert worden und alle Versuche Hearsts, den Film zu verhindern, scheiterten. Hearst führte daraufhin in seinem Zeitungsimperium eine Kampagne, die Werbung für den Film verhinderte und Filmvertriebe sanktionierte, die den Film zeigten. Daraufhin blieb der Film einem weiten Publikum unzugänglich. Die Wut von Hearst ist nicht unverständlich, denn der Film ist durchaus keine wohlwollende Hommage – im Gegenteil, Kane wird als ein Mensch porträtiert, der im Laufe seines Lebens alle Ideale verrät und als machtversessener, kaltherziger Mann endet. Der Regisseur Kenneth Anger und der Schriftsteller Gore Vidal, ein Freund Hearsts, berichten darüber hinaus, dass Kanes letztes Wort auf dem Sterbebett „Rosebud“ (deutsch „Rosenknospe“), Hearst zur Raserei brachte, da es sein Kosename für die Klitoris seiner großen Liebe Marion Davies war, mit welcher der Citizen-Kane-Drehbuchautor Herman J. Mankiewicz wiederum befreundet war.
Interessanterweise enthält der Film auch einige Elemente aus der Biographie Orson Welles’: Genau wie Kane wuchs auch Welles ohne seine Eltern auf, und genau wie Kane erlebte Welles auch früh eine strahlende Karriere. Tragischerweise sollte auch das Ende des Films autobiographische Züge zeigen; nach der Auseinandersetzung mit Hearst verebbte Welles’ Karriere als Regisseur. Er wurde nach einer Schmierenkampagne in Hearsts Zeitungen als Kommunist vom FBI verdächtigt und blieb ohne neue Verträge. Im Alter war auch Welles ein verbitterter Mensch.
Obwohl der Film für neun Oscars nominiert war und zumindest einen für das beste Drehbuch erhielt, dauerte es nach diesem Flop ein paar Jahre, bevor sein Rang vor allem durch einige europäische Regisseure erkannt und er entsprechend gewürdigt wurde.
2003 erstellte die Bundeszentrale für politische Bildung in Zusammenarbeit mit zahlreichen Filmschaffenden einen Filmkanon für die Arbeit an Schulen und nahm diesen Film in ihre Liste mit auf.
Referenzen in anderen Werken
- Der Dokumentarfilm Citizen Black aus dem Jahr 2004 schildert Aufstieg und Fall des Zeitungsgiganten Conrad Black.
- Im Film Up! des amerikanischen Regisseurs Russ Meyer erwähnt eine Frau das Wort „Rosebud“, nachdem sie das Tattoo von Margo Winchester (Raven De La Croix) erblickt.
- In Folge 44, Mord per Telefon, der Krimiserie Columbo überführt der Inspektor einen Cineasten, der originale Filmutensilien sammelt. Sein Prunkstück ist der Schlitten aus Citizen Kane mit der Aufschrift „Rosebud“ (wenngleich dieser im Film verbrannte). Der Mörder richtet seine beiden Dobermänner darauf ab, auf den Befehl „Rosebud“ hin zu töten.
- In Folge 207, Regie: Al Bundy, der Sitcom Eine schrecklich nette Familie dreht der Schuhverkäufer Al Bundy den Kurzfilm „Sheos“. Sein letztes Wort in der Sterbeszene ist „Rosebud“.
- Die amerikanische Zeichentrickserie Die Simpsons zeigt viele Anspielungen auf Citizen Kane:
- In der Episode Rosebud versucht Montgomery Burns, seinen Teddybär Bobo wiederzufinden, den er als Kind verlor, als er von einer reichen Familie gekauft wurde.
- In einer anderen Episode verliert er bei der Wahl zum Gouverneur von Springfield und ruft: „I’m Charles Montgomery Burns!“
- In einer weiteren Episode lässt Homer Simpson als Unternehmer im Schneepfluggewerbe einen Werbespot produzieren. Dieser endet mit einer fallenden Schneekugel, dazu ein gehauchtes „Rosebud“. Auf die Frage Barts, worin der Sinn des Spots liege, antwortet Homer, er wisse es nicht – eine Anspielung auf das teilweise Unverständnis des damaligen Publikums gegenüber dem Film.
- In einer weiteren Folge besuchen die Simpsons ein Lokal, das sehr an das Fast-Food-Restaurant Planet Hollywood erinnert. Dort ist auch der Spazierstock (englisch: cane) aus Citizen Kane ausgestellt. Fälschlicherweise wendet Tochter Lisa ein, dass im Film kein solcher Stock zu sehen wäre.
- In einer Folge der Zeichentrickserie Ghostbusters spukt ein Geist in einem Landhaus umher, weil er seinen Schlitten mit dem Namen „Rosebud“ verloren hat.
- Das letzte Kapitel des Comics Onkel Dagobert – Sein Leben, seine Milliarden des amerikanischen Zeichners Don Rosa ist von Citizen Kane inspiriert worden.
- In ihrem Song The Union Forever verwendet die Rock-Band The White Stripes Zitate aus dem Film.
- Im Computer-Rollenspiel Final Fantasy 6 muss der Spielcharakter Locke drei Wörter für ein Passwort auswählen. Eines davon ist „Rosebud“.
- Im Computerspiel Die Sims ist „rosebud“ der Cheat, um ohne Arbeit zu Geld zu kommen.
- Ein Level des Computerspiels Oh No! More Lemmings heißt Citizen Lemming.
- In ihrem Song King of the Mountain, eine Hommage an Elvis Presley, singt Kate Bush In the snow with Rosebud.
Auszeichnungen
- 1941 – „NBR Award“ des National Board of Review, USA als bester Film
- 1941 – New York Film Critics Circle Awards als bester Film
- 1942 – Oscar für Herman J. Mankiewicz und Orson Welles für das Drehbuch
- 2001 – DVD Exclusive Awards für den Audio-Kommentar
Weblinks
- Vorlage:IMDb Titel
- Verzeichnis der Tonträger mit der Filmmusik
- Website zu Citizen Kane im Lehrangebot der Universität Düsseldorf