Kompostierung
Unter Kompostierung oder Rotte versteht man die Zersetzung organischen Materials durch Destruenten (Mikroorganismen, Regenwürmern, Asseln und anderen Kleintiere). Das Endprodukt dieses Vorganges nennt man Kompost (lat. componere, zusammensetzen).
Mit Kompost ergänzt man den wichtigsten Bestandteil der oberen Bodenschichten, den Humus. Kompost hat eine relativ hohe Wasserspeicherkapazität, so dass Pflanzen Trockenperioden besser überdauern. Er hat oft einen hohen Gehalt an Nährelementen, insbesondere Phoshor und Kalium. Insgesamt ist fertiger Kompost - ergänzt man ihn mit einem Stickstoffdünger und mischt ihn mit Mutterboden ab- ein hervorragendes Düngemittel und ein ausgezeichneter Bodenverbesserer. Zu unterscheiden ist der Gartenkompost und der von u.A. kommunalen Entsorgern hergestellte Kompost. Die Gütegemeinschaft Kompost unterscheidet Frisch- und Fertigkompost, Mulch - und Substratkompost. Die Eigenschaften unterscheiden sich auch durch unterschiedliche Rottegrade oder Reifestadien, Rohstoffe und Absiebungen.
Die Kompostierung ist ein in der Natur unter Zufuhr von Sauerstoff (aerob) ablaufender Vorgang. Mikroorganismen bauen die strukturbildenden Bestandteile (Holz, Zellulose etc.) der Pflanzen ab. Die Biomasse wird wieder in ihre Einzelbestandteile zurückgeführt und ist steht dann z.T. den Pflanzen wieder als Nährstoff zur Verfügung.
Bei einem Mangel an Sauerstoff kommt es zur in der Regel unerwünschten Fäulnis. Die sauerstoff-freie Art der Verrottung (anaerob) kann gezielt erzeugt werden, indem Grüngut in einen luftdichten Fermenter gegeben wird. In diesem wandeln Bakterien das Grüngut in Gärgut um, wobei sie als Stoffwechselprodukte insbesondere Methan abgeben. Dieses kann anstelle von Erdgas für den Antrieb von Fahrzeugen oder für Heizzwecke verwendet werden. Gärgut wird in der Regel aerob nachkompostiert.
Kontrollierte Kompostierung

Im Garten, in der Landwirtschaft und in der Abfallwirtschaft wird die Kompostierung gezielt eingesetzt, um organische Substanzen schnell und kontrolliert in Erde umzuwandeln. Durch geeignete Belüftung kann eine (auch aufgrund von Geruchsabgabe) unerwünschte Fäulnis verhindert werden. Ebenso wichtig ist ein geregelter Feuchtigkeitshaushalt. Der Kompost darf während des Kompostiervorgangs weder austrocknen noch zu nass sein. Durch Wärmeisolierung kann gemäß der RGT-Regel die Kompostiergeschwindigkeit erhöht werden (Thermokomposter).
Auch die Mischung des Kompostierguts ist wichtig. Das Verhältnis von Stickstoff zu Kohlenstoff im Ausgangsmaterial muss ausgewogen sein, um den Mikroorganismen geeignete Nahrung zu bieten. Generell ist eine Mischung aus grünem Pflanzenmaterial und trockenem Pflanzenmaterial (z. B. Heu, Stroh), ggf auch stark zerkleinertes Astwerk und Tierstreu geeignet. Kaffeesatz lockt Würmer an und wirkt sich besonders positiv auf den Kompostiervorgang aus. Gekochte Speisereste oder Süßes im Kompost bergen die Gefahr, Ratten, Hunde oder Waschbären anzulocken. Kompost wird fälschlicherweise als Düngemittel bezeichnet. Richtig ist, daß er Mikroorganismen als Energiequelle dient. Aufgrund ihrer Lebensfunktion entstehen Stoffwechselprodukte, die höheren Pflanzen als Aufbaustoffe dienen.
Die Kompostierung kann sowohl hauptsächlich durch Bakterien und Pilze erfolgen als auch vornehmlich durch Regenwürmer (z. B. in der Wurmkiste).
Anfertigung eines Komposts für den Gemüse- und Obstgarten nach Alwin Seifert

Die Kompostmiete besteht aus einem sauberen Platz möglichst zentral im Garten und wird deswegen mit trittfesten Gewegplatten umrandet, unter denen die Regenwürmer auch gerne Zuflucht nehmen. Die Sohle von (bestenfalls mindestens zwei) bis zu 2 Meter breiten Haufen sind aus gutem Boden und mittigst etwas erhöht, damit sich keine übermäßige Feuchtigkeit ansammeln kann. Je nach Klima ist die Anlage unter Bäumen oder in einem windgeschützten Platz ratsam. Regenmengen bis 850 mm erfordern normalerweise keine Abdeckung mit einer Gewebeplane (ohne PVC !), es reicht die Abdeckung mit Rasenschnitt gegen zuviel Sonnenwärme und zur Isolation. Die Länge des Haufens beträgt für 100 qm Garten etwa 3-4 Meter. Zusätzlich wird eine Wasserstelle und ein Lagerplatz für Lehm benötigt. Silos (ohne PVC !) sind etwas platzsparender, auf Luft und Erdverbindung ist zu achten.
Zutaten:
- Laub muss dort wo es anfällt erst durchwelken, je nach Baumart wird es später aufgesetzt.
- Grünschnitt und Unkräuter, in verschiedenen Grössen mit Reisig vermischt zur Durchlüftung
- Holz in kleineren Größen bis hin zu verteilten Hobelspänen
- Küchenabfälle, aber am besten nur pestizid-freie Abfälle, so können schon die Schalen von Südfrüchten die Entwicklung der Mikroorganismen behindern, diese Abfälle im Zweifelsfall irgendwo jahrelang ablagern. Keine gekochten Speisereste, bringen zuviel Salz in den Haufen und locken Diebe an.
- Menschlicher Abort hat auf einem Gartenkompost aus seuchenhygienischen Gründen absolut nichts verloren
- Aus diesen möglichst heterogen Bestandteilen wird eine Schicht von ca. 20cm aufgeschichtet und ganz dünn ahnlich wie Puderzucker ein feines Kalkmehl aufgestreut.
- Darauf kommen etwa 200 g/m³ tierischer Mist oder tierische Abfälle wie Hornmehl oder Knochenmehl. Zu bedenken ist, das z. B. Medikamentenspuren auch wieder einen negativen Einfuss auf die Mikroorganismen im Komposthaufen haben können.
- Schliesslich kommt eine zentimeter dicke Schicht lehmige Erde darüber. Das Ganze wird durch Klopfen mit der Mistgabel vermischt. Alternativ kann auch Tierjauche auf den fertigen Haufen gegeben werde und statt Lehmerde verflüssigter Ton oder Montmorillonit (s.Bentonit, aber ohne chem. Zusätze!) als besonders guter Ton-Humus Komplexbildner gegeben werden.
So entsteht Schicht auf Schicht ein erstmal pyramidenähnlicher Haufen, der noch befeuchtet werden muss. Wird er zu trocken, entwickelt er zuviel Wärme, die nur bei Verdacht auf Unkrautsamen, Parasiten-Wurmeier oder Mückenlarven angebracht sein könnte. Wird er zu feucht, bekommt der Kompost zu wenig Luft und es entwickelt sich schädliche Fäulnis. Ein vorbildlich gepflegter Kompost entwickelt keine unangenehmen Gerüche.
Als Abdeckung empfiehlt sich eine luftige Lage samenfreier Rasenschnitt, so dass sich die Regenwürmer bei ca. 18 Grad Celsius so richtig wohlfühlen. Eventuell sollte der Kompost nun noch mit Regenwürmern und dem fertigen Kompost eines fortgeschritteneren Nachbars "beimpft" werden.
Haben die Regenwürmer den Haufen wieder verlassen, kann man den Haufen mit dem Rechen von oben nach unten einmal umsetzen. Im Sommer ist so nach sechs bis acht Wochen ein brauchbarer Wurmhumus entstanden, der in kleinsten Mengen ausgebracht die beste Basis für ein gesundes Pflanzenleben bietet.
Seifert betont, niemals direkt frische Grünmasse in den Boden einzubringen, dieses lockt u. a. Drahtwürmer und Maulwurfsgrillen. Grundsätzlich wandern alle landwirtschaftlichen Abfälle und auch die Zusatzstoffe nur über den Komposthaufen in den Boden.
Mit dieser Wirtschaftsweise erzielte Seifert (siehe Literatur) jahrelang auf einem ursprünglich ungeeigneten Boden z. B. mit der Kartoffel bis zu 550dz/ha, bei jährlich zunehmendem Nährstoffgehalt des Bodens.
Siehe auch
- Schwarzerde, Terra preta - Spezielle natürliche, komposthaltige Böden
- Löß, Gesteinsmehl, (Urgesteinsmehl), Tonmineral - Gesteinsarten und Mineralien
- Stickstofffixierung, Stickstoffkreislauf, Phosphorsäure - Chemische Hintergründe
- Zur Hygiene im Garten siehe z. B. Fuchsbandwurm u. a. unter Parasiten des Menschen
Literatur
Alwin Seifert: Gärtnern, Ackern - ohne Gift, Biederstein Verlag, München 1980 ISBN 3764201509
Weblinks
- Kompost und Abfall
- http://www.regenwurm.de
- http://www.bgkev.de/produkte/kompost/substratkompost.htm Gütegemeinschaft Kompost