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Griechische Minderheit in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Griechisch geprägte Architektur in Jessentuki

Die griechische Minderheit in Russland und anderen Nachfolgestaaten der Sowjetunion ist eine griechischstämmige Minderheit, die heute aus mehreren hunderttausend Menschen besteht. Im Zuge des Zerfalls der Sowjetunion, emigrierte ein großer Teil der griechischen Minderheit nach Griechenland und Westeuropa.

Geschichte

Die griechische Minderheit in Russland und den Nachfolgestaaten der Sowjetunion ist sehr heterogen. Teilweise setzt sie sich aus seit Jahrhunderten dort ansässigen Pontos-Griechen zusammen. Schon Euripides’ „Iphigenie bei den Taurern“ spielt auf der heute zur Ukraine gehörenden Krim, auf der es bereits damals griechische Siedlungen gab. Auch Kyrill und Method, die maßgeblich zur Christianisierung der Ostslawen beitrugen, stammten aus Griechenland, die russische Kultur

Im 18. und 19. Jahrhundert setzte eine signifikante pontische Wanderbewegung aus dem Osmanischen Reich insbesondere nach Russland und die Kaukasusregion ein. In der Folge bildete sich dort gewissermaßen eine zweite pontische Kultur, die selbständig neben jener an der türkischen Schwarzmeerküste existierte und sich entwickelte. Die griechischen Dialekte dieser Gebiete gelten heute als die vitalste Form des Pontischen.

Bedingt durch Griechenverfolgungen im Osmanischen Reich 1914–1923 wanderten abermals tausende Griechen nach Russland bzw. in die Sowjetunion ein. Auch nach dem Ende des Griechischen Bürgerkriegs im Jahr 1949 setzte noch einmal eine Migrationswelle in Richtung Sowjetunion ein, etwa 10.000 griechische Kommunisten ließen sich in dieser Zeit in der Sowjetunion nieder.

In der Sowjetunion wurde die griechische Kultur, wie auch die Kultur vieler anderer Minderheiten, zunächst gefördert, unter Josef Stalin schlug dies ab den 1930er-Jahren allerdings in das Gegenteil um. Während des Zweiten Weltkriegs und kurz danach wurden hunderttausende Griechen auf dem Gebiet der Sowjetunion nach Zentralasien deportiert. Im Zuge der Entstalinisierung konnten sie jedoch wieder in ihre angestammten Siedlungsgebiete zurückkehren.

Im Laufe der Zeit assimilierte sich ein Großteil der griechischen Minderheit und spricht heute überwiegend Russisch[1], es gibt aber nach wie vor Teile der Minderheit, die pontisches Griechisch sprechen, ein noch kleinerer Teil ist turkophon.

Im Jahre 1989 lebten in Russland 40.000 Sprecher des Pontos-Griechischen, darunter jeweils 15.000 in der Region Krasnodar und bei Stawropol.[2] Bereits damals beherrschte der Großteil der griechischen Bevölkerungsgruppen allerdings kein Griechisch mehr.

1988 wurde die griechische Minderheit in der Sowjetunion auf knapp 500.000 geschätzt[3]. Der Großteil von ihnen lebte in Georgien (Abchasien), in den Region Stawropol und Krasnodar, in der Oblast Donezk, in Moskau sowie in Kasachstan.

Seit dem Zerfall der Sowjetunion ist ein großer Teil der Griechischstämmigen aus der gesamten Sowjetunion nach Griechenland und Westeuropa emigriert. Beispielsweise lebten 1989 noch etwa 100.000 Griechen in Georgien, bis zum Jahr 2002 war ihre Zahl auf etwa 15.000 zurückgegangen.[4] Einen ähnlichen Trend gab es auch bei den Russlanddeutschen und in geringerem Ausmaß bei der koreanischen Minderheit.

Die russische Volkszählung von 2010 ergab knapp 100.000 Griechen in Russland, wobei das griechische Außenministerium von einer bis zu doppelt so hohen Zahl ausgeht. In der Ukraine gaben beim Zensus 2001 etwa 91.500 Personen Griechisch als Nationalität an, wobei auch hier inoffizielle Schätzungen deutlich höher ausfallen. In Kasachstan wurde die Zahl der Griechen im Jahr 2010 auf knapp 13.000 geschätzt.

Bekannte Griechischstämmige aus Staaten der ehemaligen Sowjetunion

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. http://books.google.de/books?id=uwi-rv3VV6cC&pg=PA34&dq=Today+most+Greeks+in+the+former+USSR+speak&client=firefox-a&cd=3#v=onepage&q&f=false
  2. Christopher Moseley: Encyclopedia of the world's endangered languages. 2007. S. 265.
  3. http://www.ipw.uni-hannover.de/fileadmin/politische_wissenschaft/Dateien/luise_druke/nikolaidou_511_528.pdf
  4. Statistical Yearbook of Georgia 2007