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Makroevolution

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Makroevolution bezeichnet einen Evolutionsvorgang, der oberhalb der Art-Ebene stattfindet. Von der Makroevolution ist die Mikroevolution zu unterscheiden, die für Veränderungen innerhalb einer Art verantwortlich gemacht wird.

Evolutionsbiologen fassen unter dem Begriff "Makroevolution" Mechanismen zusammen, durch die neue höhere Taxa wie Gattungen, Familien, Ordnungen, Klassen oder Stämme entstehen, neue Anpassungszonen besiedelt werden oder Neubildungen wie die Flügel bei Vögeln oder die Beine bei landlebenden Wirbeltieren (Tetrapoden) auftreten.

Im Gegensatz dazu stehen die Vorgänge der Mikroevolution, die z.B. dazu führen, dass sich getrennte Populationen einer Art genetisch so auseinander entwickeln, dass sie zunächst Unterarten, bzw. getrennte Populationen, bilden und im weiteren Verlaufe eigene Arten ausbilden (siehe Artbildung).

Verwendung

Traditionelle Evolutionsbiologen gehen davon aus, dass die Vorgänge der Makroevolution nach den gleichen Prinzipien wie die der Mikroevolution ablaufen, es sich bei der Makroevolution also nur um eine Art Fortsetzung der Prozesse der Mikroevolution im größeren Maßstab handelt. Nur findet die Makroevolution im Gegensatz zur Mikroevolution meist in nicht überschaubaren Zeiträumen statt. Alternativ haben einige Biologen (darunter Richard Goldschmidt) versucht, die Phänomene der Makroevolution mit größeren Mutationssprüngen zu erklären.

Der Begriff "Makroevolution" wird sowohl von Evolutionsbiologen wie Ernst Mayr verwendet als auch von Kreationisten diskutiert. Einige Evolutionsbiologen vermeiden die Unterscheidung der Evolutionsprozesse in Mikro- und Makroevolution und sprechen eher von einem einzigen zusammenhängenden Mechanismus der Evolution, ausgehend von den Prozessen der Artbildung.

Die Makroevolution ist ein eigenes interdisziplinäres Forschungsgebiet an dem neben Biologen auch Wissenschaftler aus vielen verschiedenen Fachrichtungen mitarbeiten. So liefern z.B. Geologie, Stratigrafie und Geochemie Datierungen für das erste Auftreten von neuen Arten. Es werden regelmäßig neue Aufsätze und Bücher zu diesem Themengebiet verfasst. Auch gibt es eine Reihe von Symposien, auf denen neue Erkenntnisse zur Makroevolution ausgetauscht werden. [1]

Kreationistische Kritik

Kreationisten kritisieren, dass Makroevolution als Ergebnis vieler mikroevolutiver Vorgänge erklärt wird. Für eine derartige Annahme gebe es keine Grundlage. Vielmehr seien für Makroevolution andere Mechanismen notwendig als für Mikroevolution. Es wird darauf hingewiesen, dass es sich bei heute beobachtbaren Entwicklungen niemals um Neubildungen von Strukturen oder Organen handele, sondern nur um Optimierung und Spezialisierung bereits vorhandener "Baupläne". Ersteres wäre aber eine Voraussetzung für Makroevolution.

Während sie Mikroevolution anerkennen, bestreiten sie, dass es einen empirischen Nachweis für Makroevolution gibt und somit, dass Artbildung existiert. Allerdings verwenden sie eine eigene Definition von Art, die umfassender und flexibler ist als der biologische Artbegriff. Deshalb werden von Evolutionsforschern als Artbildung dargestellte Beobachtungen nicht als solche interpretiert. Der Hinweis auf Makroevolution, der durch Fossilien dokumentiert sei, wird von Kreationisten lediglich als Deutung im Rahmen der Evolutionstheorie und somit nicht aussagekräftig aufgefasst.

Evolutionsbiologen kritisieren, dass die Forderung nach einem empirischen Nachweis seinen Sinn verliere, weil bei jedem solchen Nachweis einfach die Grenze zwischen Mikro- und Makroevolution verschoben werde. Wenn die Grenze bei der biologischen Art gezogen wird, sei Makroevolution sehr wohl empirisch belegt. Sie halten die Begründung einer Makroevolution durch viele mikroevolutive Vorgänge für zulässig.

Verwendung des Begriffs zur Unterscheidung von Fachgebieten

Alternativ wird der Begriff Makroevolution verwendet, um verschiedene Fachgebiete und Methoden zu unterscheiden.

  • Makroevolution bezeichnet dabei den Bereich der Evolutionsbiologie, der einzigartige Phänomene der Evolution (Entstehung evolutionärer Neuheiten, Ursprung des Menschen etc.) untersucht. Da diese Phänomene der experimentellen Forschung nicht zugänglich sind, benutzt man die Methodik der erdgeschichtlichen Wissenschaften. Die Paläontologie ist ein typisches Fachgebiet, das mit der Methode der historischen Rekonstruktion arbeitet.
  • Mikroevolution bezeichnet danach den Bereich der Funktionsbiologie, der die Physiologie aller Vorgänge bei lebenden Organismen (Zellprozesse etc.) untersucht. Dieser Bereich kann mit den klassischen Methoden der Naturwissenschaft untersucht werden. Ein Fachgebiet, das mit dieser Methode arbeitet, ist die Genetik.