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Gaskammer (Massenmord)

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Nationalsozialistische Massentötungen durch Giftgas

Gaskammern der Aktion T4

Aufgrund eines auf den 1. September 1939 rückdatieren Ermächtigungsschreibens von Adolf Hitler waren einzelne schwerstbehinderte Kinder als „lebensunwert“ durch Medikamente getötet worden. Die angebliche Euthanasie wurde mit der Aktion T4 zur Beseitigung von arbeitsunfähigen „Ballastexistenzen“ fortgesetzt.

Im „Alten Zuchthaus“ der Stadt Brandenburg wurde im Januar 1940 vor den Augen ausgewählter Ärzte erprobt, wie die zum „Gnadentod“ bestimmten Opfer am zweckmäßigsten zu töten seien. Während einer kleineren Gruppe Injektionen mit einer Mischung der Alkaloide Morphium und Scopolamin, so genanntes Morphium-Scopolamin in letaler Dosis injiziert wurde, wurden andere psychisch erkrankte Personen in einer dazu hergerichteten Gaskammer ums Leben gebracht. Das vom Kriminaltechnischen Institut der Reichskriminalpolizei (KTI Berlin) empfohlene Kohlenstoffmonoxidgas erwies sich als geeignet.

Das KTI trat später auch förmlich als Besteller auf, so dass die Wirtschaftsabteilung der T4 als eigentlicher Auftraggeber verborgen blieb. Das Kohlenstoffmonoxidgas wurde in handelsüblichen Druckflaschen von 40 Litern Rauminhalt (entsprechend ca. 6 Kubikmeter Gas) vom Werk Ludwigshafen der IG Farben geliefert.

In Brandenburg wurde die Gaskammer als Inhalationsraum bezeichnet, später als Baderaum getarnt und mit gekachelten Wänden und Duschattrappen ausgestattet. Dicht über dem Fußboden der Gaskammer war ein mehrfach durchbohrtes Rohr verlegt. Die Gasflaschen standen im Nebenraum; die Ventile wurden stets von einem Arzt bedient. - Über die Wirkungsweise des Gases gibt es widersprüchliche Aussagen. Während mehrere Mittäter als Zeugen vor Gericht behaupteten, dass die Opfer binnen 3 bis 15 Minuten sanft eingeschlafen seien, wollen andere bei den Menschen Atemnot und Krämpfe beobachtet haben.

Ab September 1940 wurden sogar die offiziell als arbeitsfähig eingestuften jüdischen Heilanstaltsinsassen nach Brandenburg geschafft und getötet. Als die „Euthanasieaktion“ in der Bevölkerung gerüchtweise bekannt wurde und Beunruhigung auslöste, beendete man am 24. August 1941 überall die Vergasungen. Nur wenige Monate später wurden jedoch mehrere Opfer nach Görden bei Brandenburg/Havel verlegt und dort vergast. Insgeheim gingen die Massentötungen auch andernorts weiter, indem man den Opfern ausreichende Nahrung vorenthielt oder ihnen missbräuchlich Medikamente verabreichte, um sie zu töten.

Für die NS-Tötungsanstalt Brandenburg werden insgesamt 9839 Opfer genannt, die durch Kohlenstoffmonoxid vergiftet wurden. Bei der NS-Tötungsanstalt Grafeneck, die im Dezember 1940 aufgelöst wurde, sind in den zehn Monaten ihres Bestehens 9839 Tötungen durch Gas nachweisbar. In der NS-Tötungsanstalt Hadamar, das die Nachfolge von Grafeneck übernahm, wurden mindestens 9839 Menschen in der Gaskammer umgebracht. Für die NS-Tötungsanstalt Bernburg werden 8601 Opfer genannt, die in der Gaskammer zu Tode gebracht wurden. Für die NS-Tötungsanstalt Hartheim, dessen Gaskammern 1940 und 1941 betrieben wurden, wird eine Gesamtzahl von 18269 angegeben. In der NS-Tötungsanstalt Sonnenstein, wo auch viele russische Kriegsgefangene in Rahmen der Aktion 14f13 vergast wurden, sind 13720 Menschen umgekommen.

Gaswagen

Kurz nach der Besetzung Polens wurden die dortigen Heil- und Pflegeanstalten nach Opfern durchkämmt, die von den Nationalsozialisten als lebensunwert erachtet wurden. Diese wurden meist erschossen. Fast zeitgleich (das genaue Datum ist umstritten) mit den Probevergasungen vom Januar 1940 in Brandenburg/Havel wurde aber in Ostpreußen und Polen auch ein LKW-Anhänger als mobile Gaskammer eingesetzt. Es handelte sich hierbei um einen durch die Aufschrift “Kaiser’s Kaffee” getarnten Anhänger, in den reines Kohlenstoffmonoxidgas aus einigen in der Zugmaschine mitgeführten Stahlflaschen eingeleitet wurde. Dieses Gespann war nur wenige Monate in Benutzung, da die Anlieferung der Gasflaschen aus Ludwigsburg nicht praktikabel war.

Auf Anregung von Heinrich Himmler wurden im Herbst 1941 in Mogilew Tötungsversuche mit Autoabgasen durchgeführt, um die Erschießungskommandos künftig von ihren blutigen Mordtaten entlasten zu können. Am 3. November 1941 wurde ein Gaswagen in Sachsenhausen erprobt; dabei tötete man 30 russische Kriegsgefangene mit Motorabgasen. Im Dezember 1941 waren Gaswagen in Chelmno, in Riga und bei einigen Einsatzgruppen im Einsatz; ab 1942 tauchten Gaswagen bei den Einsatzgruppen in Weißrussland auf. Auch in Jugoslawien wurden sie eingesetzt.

Beim Bau dieser Gaswagen beriet das Kriminaltechnische Institut in Berlin die Auftraggeber. Das Referat II D 3 a des RSHA ließ sechs kleinere 3,5 to Lastwagen der Marke Diamond und Opel-Blitz umrüsten und bestellte Ende 1941 die ersten fünf von insgesamt 30 Saurer-Wagen, die doppelt so groß waren. In Chelmno war auch ein Renault-LKW mit Ottomotor eingesetzt.

Die Kastenaufbauten mit dicht schließender Flügeltür am Heck wurde von der Firma Gaubschat / Berlin-Neukölln geliefert. Die Umrüstung zum Gaswagen wurde in der Werkstatt des Referates II D 3a vorgenommen. Der Zeuge Wentritt schilderte dieses 1961 vor dem Gericht in Hannover so:

"Dort wurde am Auspuff ein Abgasschlauch angebracht, der von außen zum Boden des Wagens geführt wurde. In diesen Wagen bohrten wir ein Loch im Durchmesser von etwa 58 bis 60 mm, in Stärke des Auspuffrohrers. Im Wageninnern, über diesem Loch, wurde ein Metallrohr (Auspuffrohr) angeschweißt, das mit dem von außen herangeführten Abgasschlauch verbunden war bzw. verbunden werden konnte. Bei Anlassen des Motors und nach hergestellten Verbindungen gingen die Auspuffgase des Motors durch den Auspuff in den Abgasschlauch und von dort in das im Wageninneren angebrachte Auspuffrohr, wo das Gas sich dann verteilte."

Der Kastenanbau war innen mit Blech verkleidet und mit einem ausziehbaren Rost ausgestattet. Ein anfangs angebrachtes kleines Sichtfenster wurde bei späteren Versionen fortgelassen.

Je nach Größe der Wagen wurden 25 bis 50 Opfer zum Einsteigen genötigt. Der Motor wurde für wenigstens zehn Minuten im Leerlauf betrieben. Während dieser Zeit waren Schreie und Klopfen der eingeschlossenen Menschen zu hören, die in Todesangst zur fest verriegelten Tür drängten. Wenn der CO-Gehalt im Wagen den Wert von 1 Prozent überstiegen hatte, trat tiefe Bewusstlosigkeit und dann der Tod ein. Bei einem Otto-Motor war diese Zeit bereits nach drei Minuten erreicht.

Nach einem erhaltenen Dokument wurden binnen eines halben Jahres mit nur drei derartigen Gaswagen 97.000 Menschen getötet. Eine Besonderheit stellen die zwei (zeitweilig auch drei) Gaswagen in Chelmno/Kulmhof dar, die als stationäre Gaskammern eingesetzt wurden. Dort wurden allein im Januar 1941 10.003 Personen ermordet. Die Vernichtungsaktion wurde im März 1943 vorübergehend beendet, Ende Mai 1944 jedoch wieder aufgenommen und bis Januar 1945 fortgeführt. Zuverlässig belegt werden kann die Anzahl von 152.676 Opfern.

Gaskammern in Auschwitz

Himmler beauftragte Rudolf Höß, der als Kommandant im KZ Auschwitz I (Stammlager) sowie im Vernichtungslager KZ Auschwitz-Birkenau eingesetzt war, eine quasi industrielle Tötungsmethode zur Durchführung des Massenmordes an den Juden zu finden.

Für die Vergasungen in Auschwitz wurde ausschließlich das blausäurehaltige Entwesungsmittel Zyklon B benutzt. Der dem Mittel ursprünglich beigefügte Warn- und Riechstoff wurde vom Hersteller aufgrund kriegsbedingten Mangels reduziert und entfiel spätestens ab Juni 1944 gänzlich. Bereits ein Jahr früher, im Juni 1943, hatte es allerdings schon Lieferungen ohne Warnstoff nach Auschwitz gegeben, die Kurt Gerstein angefordert hatte.

Eine erste Massenvergasung fand im KZ Auschwitz I (Stammlager) statt. Ende des Jahres 1941, möglicherweise sogar schon Anfang September, wurden im Keller von Block 11 etwa 250 selektierte Kranke und 600 sowjetische Kommissare und Offiziere durch Zyklon B vergast.

  • Kurz danach wurde der Leichenkeller des Krematoriums im Stammlager, der über eine Entlüftungsanlage verfügte, zu einer Gaskammer umgerüstet, indem man drei Einschüttöffnungen in die Decke schlug. Dort wurden noch im Dezember 1941 etwa 900 russischen Kriegsgefangenen durch Gas ermordet. Diese erste Gaskammer in Auschwitz wurde bis zum April 1942 benutzt; das zugehörige Krematorium wurde im Juli 1943 entkernt und später zu einem Luftschutzbunker für die Wachmannschaft umgebaut. - Die heute im Stammlager gezeigte Gaskammer ist eine Rekonstruktion.

In Auschwitz-Birkenau gab es in sechs verschiedenen Gebäuden Gaskammern, die jedoch nicht alle zum gleichen Zeitpunkt benutzbar waren.

  • Im Frühjahr 1942 wurden in Auschwitz-Birkenau in einem Bauernhaus (dem „roten Haus“, oft auch als Bunker I bezeichnet) zwei Gaskammern eingerichtet und für Massentötungen benutzt. Dieses Gebäude wurde Ende 1942 abgebrochen.
  • Ende Juni 1942 wurden in einem zweiten Bauernhaus („weißes Haus“ oder Bunker II) vier Räume als Gaskammern genutzt. Diese Anlage wurde bis Frühjahr 1943 betrieben und ab Mai 1944 (unter der Bezeichnung Bunker V) zeitweilig wieder verwendet. Die Grundmauern dieses Anfang 1945 von der SS zerstörten Gebäudes sind freigelegt und umfassen eine Fläche von 105 Quadratmetern.

Am besten dokumentiert sind vier Krematorien (Nummer I bis IV) mit Gaskammern in Auschwitz-Birkenau, die zwischen März und Juni 1943 fertiggestellt wurden und für die man die Bauunterlagen aufgefunden hat. Einige Male wird dort die Tarnsprache außer acht gelassen; es wird über Arbeiten an der Gaskammer und beheizbare (!) Leichenkeller berichtet, ferner sind Empfangsbestätigungen für gasdichte Türen oder Bestellungen von Gasprüfgeräten für Cyanwasserstoff erhalten.

  • Die Krematorien I und II waren weitgehend baugleich und sollten nach Angabe der Firma J. A. Topf und Söhne eine Kapazität von je 1440 Leichenverbrennungen in 24 Stunden haben. Diese Werte wurden jedoch nicht erreicht; sie lagen um ein Drittel niedriger. Im Kellergeschoss befanden sich ein Auskleideraum sowie eine beheiz- und belüftbare Gaskammer. Ende 1943 wurden die etwa 210 Quadratmeter großen Gaskammern geteilt, so dass nun 500 bis 700 selektierte Erwachsene und Kinder eines Transports auf etwa 100 Quadratmetern zusammengedrängt und getötet werden konnten. Dazu wurde Zyklon B von oben in Schächte geschüttet und fiel in durchlochte Metallpfeiler. Der Tod trat nach Zeugenaussagen binnen 5 bis 15 Minuten ein. Nach 30 bis 40 Minuten Lüftungszeit mussten „Sonderkommandos“ (Häftlinge, die zur Arbeit in der Gaskammer gezwungen wurden) die Ermordeten herauszerren, ihnen Goldzähne herausreißen und die Leichen mit einem Lastenaufzug zu den Muffelöfen transportieren. - Im Dachgeschoss waren Räume für die Mitglieder des Sonderkommandos eingerichtet.
  • Die Krematorien III und IV waren für eine Verbrennungskapazität von je 768 Leichen innerhalb von 24 Stunden ausgelegt, die aber in der Praxis nicht erreicht wurde. Diese Bauten waren nicht unterkellert; ihnen war eine Baracke als Auskleideraum vorgeschaltet. Es gab jeweils zwei Gaskammern von je 100 Quadratmetern Fläche.

Zuerst wurden Frauen und Kinder in den angeblichen Duschraum geführt, danach die Männer hineingedrängt. Um die Opfer zu täuschen und eine Panik zu verhindern, welche den reibungslosen Ablauf des Massenmordes gestört hätte, waren mehrsprachige Schilder wie "Zum Bade" und „Zur Desinfektion“ angebracht. Gelegentlich gab es beruhigende Anweisungen zur Tarnung; potentielle Unruhestifter wurden gegebenenfalls zuvor ausgesondert und an einem anderen Ort erschossen.

Mit Sicherheit befanden sich in der Gaskammer des zuletzt fertiggestellten Krematoriums II (Fertigstellung 25. Juni 1943; Zählweise ohne das Krematorium im Stammlager) nicht funktionierende Duschbrausen. Dies ist mehrfach bezeugt und wird damit erklärt, dass anfänglich im Keller tatsächlich eine Duschanlage geplant war, um eine gerade aufgeflammte Fleckfieberepidemie durch verbesserte Hygiene bekämpfen zu können. - Es gibt mehrere Hinweise darauf, dass weitere Gaskammern zu einem späteren Zeitpunkt (nicht vor Herbst 1943) mit Brausekopfattrappen nachgerüstet wurden. Auch Rudolf Höß bestätigt dies mit seiner Beschreibung des Vernichtungsvorgangs: „ ...Die Juden (gingen) in die Gaskammer, die mit Brausen und Wasserleitungsröhren versehen völlig den Eindruck eines Baderaums machte.“

Am 7. Oktober 1944 wagten die Mitglieder des Sonderkommandos von Krematorium III einen Aufstand. Der Aufstand wurde niedergeschlagen, das Gebäude brannte aus und wurde abgerissen. Ende November wurden die Vergasungen auf Himmlers Geheiß eingestellt. Am 20. und 21. Januar 1945 wurden die Krematorien I, II und VI gesprengt. Wenngleich damit der unmittelbare Sachbeweis für die Existenz dieser Gaskammern vernichtet wurde, so lässt die Konvergenz der Beweise (Blaupausen, Korrespondenzen, Abrechnungen, Zeugenaussagen und Geständnisse der Täter) keinen vernünftigen Zweifel daran zu.

Gaskammern in Ostpolen

Im Rahmen der Aktion Reinhard, die SS-Brigadeführer Odilo Globocnik leitete, wurden in Ostpolen drei Vernichtungslager errichtet, für die später Christian Wirth als Inspekteur eingesetzt wurde.

Belzec

Im November 1941 wurde im Vernichtungslager Belzec eine Baracke als Gaskammer eingerichtet. Diese Baracke war 12 m lang und 8 m breit und in drei Kammern eingeteilt. Von einem Korridor aus gelangte man durch eine Tür in eine dieser Kammern, die eine zweite Tür an der Außenwand besaß. Diese schlug nach außen auf. Alle Türen waren dicht mit Gummi beschlagen und aus starkem Holz gefertigt. Die Zwischenräume der doppelschaligen Bretterwand waren mit Sand gefüllt. Im Inneren waren die Wände mit Pappe beschlagen, der Fußboden und die Seitenwände wurden bis zu einer Höhe von 1,10 m mit Zinkblech verkleidet. Zur Täuschung der Opfer waren Brausedüsen angebracht. Knapp über dem Fußboden verlief ein Rohr, aus dem Gas eingeleitet werden konnte.

Ende Februar wurden diese Gaskammern erprobt, indem man drei Transporte mit jeweils 400 bis 600 Juden ermordete. Anfangs verwendete man dazu Kohlenstoffmonoxidgas aus Flaschen, mit dem man bei der T4-Aktion bereits Erfahrungen gesammelt hatte. Kurze Zeit später wurden die Abgase eines Diesel-Panzermotors (“250 HP”) zum Vergasen benutzt.

Der organisierte fabrikmäßige Massenmord setzte mit einem Transport am 17. März 1942 ein. Während dieser Großaktion, die vier Wochen dauerte, wurden 80.000 Juden in Belzec umgebracht. Weitere 16.000 Juden wurden bis Mitte Juni 1942 ermordet; dann erfolgte ein Umbau der Gaskammern.

Das Holzgebäude wurde abgerissen und an seiner Stelle ein festes Gebäude von 24 m Länge und 10 m Breite gebaut. Es enthielt sechs Gaskammern unterschiedlicher Größe, die kaum höher als 2 m waren. Diese neuen Gaskammern konnten 1500 Menschen fassen. Die Vernichtungsaktion endete in Belzec Anfang Dezember 1942; bis März 1943 wurden Leichen exhumiert und verbrannt sowie die Gebäude abgerissen.

Sobibor

Im März 1942 begann der Bau des Vernichtungslagers Sobibor; es war Ende April einsatzbereit. Die ersten Gaskammern befanden sich in einem festen Ziegelsteingebäude mit Betonfundament. Innen gab es drei Gaskammern von je 16 Quadratmeter Größe. Die Angaben der später vor Gericht stehenden Täter über das Fassungsvermögen sind widersprüchlich und reichen von 40 bis über 150 Menschen, die in eine Kammer hineingepfercht werden konnten. Dem Eingang gegenüber gab es eine zweite Tür, aus der die Leichen herausgezerrt werden konnten. Diese wurden auf Loren geladen und in riesige Gruben geworfen. Ab Herbst 1942 wurden die Leichen in Gruben auf Rosten aus Eisenbahnschienen verbrannt.

Der Motor, dessen Abgase eingeleitet werden konnten, wird beschrieben als “schwerer russischer Benzinmotor mit mindestens 200 PS (V-Motor, 8 Zyl., wassergekühlt)”. Auf Anregung eines Chemikers wurde der Motor auf eine bestimmte Drehzahl eingestellt. Die Opfer waren angeblich nach 10 Minuten tot.

In einer ersten Phase zwischen Mai bis Juli 1942 wurden mindestens 77.000 Juden in Sobibor ermordet. Ende Juli 1942 war die Bahnstrecke Lublin-Chelm wegen Reparaturarbeiten nur zeitweilig befahrbar.

Im September 1942 wurden in Sobibor die alten Gaskammern ersetzt durch 6 neu erbaute, die je 16 Quadratmeter groß waren. Im Juli 1943 sollte Sobibor zu einem Arbeitslager umgewandelt werden, in dem Beutemunition gelagert und verarbeitet werden sollte. Ein Aufstand der jüdischen Häftlinge führte am 14. Oktober 1943 zum Ende des Lagers.

Treblinka

Mit der Errichtung eines dritten Vernichtungslagers begann man Ende Mai 1942 in Treblinka. Die Mordaktionen liefen im Juli 1942 an, obwohl das Lager noch nicht in allen Teilen fertig war. Die Gaskammern befanden sich in einem massiven Ziegelbau. Anfangs waren drei Gaskammern in Betrieb, von denen jede 4m mal 4m groß und 2,60 m hoch war. Die Wände waren bis zu einer bestimmten Höhe weiß verkachelt; Wasserleitungen und Duschköpfe erweckten den Anschein eines Bades. Wie in Sobibor gab es zwei schwere Türen in jeder Kammer. In einem angebauten Raum stand ein Dieselmotor, der giftiges Kohlenmonoxid erzeugte.

Die erste große Vernichtungsaktion in Treblinka dauerte vom 23. Juli bis 28. August 1942. Dabei wurden 268.000 Juden ermordet. Da die Gaskammern nicht ausreichten, wurden auch Erschießungen durchgeführt. Zum Ausheben von Gruben wurden Bagger eingesetzt, dennoch waren die Zustände so chaotisch, dass der Lagerkommandant abgelöst wurde. Ab Frühjahr 1943 begann man, die Leichen zu exhumieren und unter freiem Himmel zu verbrennen.

Noch während diese Vernichtungsaktion andauerte, wurde der Bau von 10 zusätzlichen Gaskammern in einem neuen Gebäude mit einer Gesamtfläche von 320 Quadratmetern vorangetrieben. In der Endphase des Lagers kam es am 2. August 1943 zu einem Aufstand der jüdischen Häftlinge. Bis dahin waren dort wohl mehr als 800.000 Menschen umgebracht worden.

Gaskammern in Konzentrationslagern

Majdanek

Im September oder Oktober 1942 (das genaue Datum ist umstritten) wurden in einer Holzbaracke im KZ Majdanek zwei provisorische Gaskammern eingerichtet, die später durch einen gemauerten Bau ersetzt wurden. Dieser besaß drei (nach manchen Angaben auch vier)unterschiedlich große Kammern mit einem Fassungsvermögen von 150 bis 300 Personen. Die Rechnungen für die Eisentüren mit Gummilippen sind erhalten geblieben.

Zur Tötung wurde anfangs Kohlenstoffmonoxidgas aus Stahlflaschen in die Kammern eingeleitet. Später kam Zyklon B zum Einsatz; bei niedrigen Außentemperaturen konnte dieses Präparat durch eine spezielle Einrichtung zum rascheren Ausgasen erwärmt werden. Da die Kapazität der Gaskammern begrenzt war, wurden größere Transporte von ausgemergelten sowjetischen Kriegsgefangenen und Juden aus Lublin nicht vergast, sondern in Kiesgruben erschossen.

Es sind nachweislich 7711 kg Zyklon B nach Majdanek geliefert worden, doch kann daraus nicht unmittelbar auf die Zahl der ermordeten Menschen geschlossen werden. Ein Großteil des Giftes dürfte bestimmungsgemäß zur Bekämpfung von Kleiderläusen und Entwesung von Baracken eingesetzt worden sein. Ein geringer Bruchteil der Menge des für warmblütige Lebewesen hochgiftigen Insektizids hätte bereits für die Tötung von hunderttausend Menschen ausgereicht. - Über die Zahl der Opfer, die in Majdanek bis zum Herbst 1943 mit unterschiedlichen Methoden getötet wurden, gibt es nur grobe Schätzungen. Man rechnet damit, dass rund 135.000 Menschen getötet wurden und weitere 135.000 verstarben.

Majdanek wird aufgrund der hohen Opferzahlen und der systematischen Ermordung von Juden als Vernichtungslager bezeichnet. Einige andere Konzentrationslager verfügten ebenfalls über Gaskammern. Diese wurden aber nicht systematisch zum Massenmord benutzt. In ihnen wurden Politkommissare und arbeitsuntaugliche Häftlinge beseitigt.


KZ Mauthausen

Seit Herbst 1941 gab es im Hauptlager des KZ Mauthausen eine Gaskammer, die im Keller des Krankenbaus lag. Der als Brausebad getarnte Raum war 3,80 m lang und 3,50 m breit. Die Schalter für Licht und Ventilation befanden sich außerhalb des Raumes. Von dort wurde auch das Blausäuregas eingeleitet. Das Präparat Zyklon B wurde hier nicht unmittelbar in den Raum geschüttet. Das Substrat wurde mit einer besonderen Vorrichtung zum raschen Ausgasen erwärmt und durch ein Rohr eingeleitet.

Die letzte Vergasung fand am 28. Juli 1945 statt. Danach wurden Teile der Einrichtung entfernt. Keiner der SS-Führer, die nach dem Kriege zur Verantwortung gezogen wurden, hat jedoch bestritten, dass in dieser Gaskammer Menschen umgebracht worden sind. Die Zahl der dort vergasten Opfer lässt sich nicht genau ermitteln; nach Gerichtsurteilen kann eine Mindestzahl von 3455 Menschen als sicher gelten.

Auch im Nebenlager Gusen soll es zu Vergasungen in einer Baracke gekommen sein. Mit Sicherheit wurde ein Gaswagen eingesetzt, der ausgemergelte Häftlinge von Gusen aus direkt ins Krematorium von Mauthausen lieferte.

Sachsenhausen

Ravensbrück

Stutthof

Neuengamme

Natzweiler

Sonderfall:Dachau

Literatur

  • Eugen Kogon, Hermann Langbehn, Adalbert Rückerl (Hg.): Nationalsozialistische Massentötungen durch Giftgas. S.Fischer Verlag, Frankfurt 1983, ISBN 3-10-040402-5 - (grundlegendes Werk für T4, Gaswagen, Vernichtungslager, Konzentrationslager + zahlr. Dokumente)
  • Quellen zu Gaswagen in: IMT (Hrsg.): Der Nürnberger Prozess. Nachdruck München 1989. ISBN 3-7735-2521-4 , Band XXVI, Seite 102-110, Dok. 501-PS
  • Mathias Beer: Die Entwicklung der Gaswagen beim Mord an den Juden. In: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte 35 (1987), Seite 403-417
  • Jean-Claude Pressac: Die Krematorien von Auschwitz. Die Technik des Massenmordes. Piper-Verlag, Neuausgabe München 1995, ISBN 3-492-12193-4 (Auswertung der Bauunterlagen / Fotos / unwiderlegbare Beweise für Existenz der Gaskammern)
  • Gideon Greif: Wir weinten tränenlos... Augenzeugenberichte des jüdischen "Sonderkommandos" in Auschwitz. Fischer TB 13914, 5. Aufl. Frankfurt 2003, ISBN 3-596-13914-7