Kampfradler

ich halte den Begriff für nicht neutral und unter Begriffsfindung fallend. Wikipedia sollte es vermeiden Begriffe zu schaffen, die auf ein paar Zeitungsartikeln beruhen--Pm (Diskussion) 12:38, 25. Jan. 2013 (CET)

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Ein Kampfradler (auch Rüpelradler oder Radrowdy) ist ein Schlagwort aus der deutschen Verkehrspolitik und den Medien, das für eine Debatte über verkehrswidriges und aggressives Verhalten von Fahrradfahrern steht. Hintergrund ist die Zunahme des Anteils von Radfahrern im deutschen Straßenverkehr sowie die Wahrnehmung einer – so der deutsche Bundesverkehrsminister Ramsauer - „zunehmenden Verrohung“, die mit einer Missachtung von Verkehrsregeln und mangelndem Unrechtsbewusstsein einhergehe. Regelmäßig werden im Zusammenhang mit der Diskussion über die sogenannten Kampfradler oder Rüpel-Radler vermehrte Polizeikontrollen, höhere Strafen, Schulungen oder eine Kennzeichnungspflicht für Fahrradfahrer gefordert, so etwa von der Gewerkschaft der Polizei. Bekannt wurde das Schlagwort zunächst wohl durch eine anoyme Plakataktion mit dem Slogan „Kampf den Kampfradlern“ im Sommer 2011 im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg. Eine ähnliche Diskussion gab es in Österreich, wo Politiker der Wiener FPÖ „grüne Radrowdys stoppen“ wollen und dafür unter anderem Radkennzeichen forderten.

Die Benutzung des Schlagworts wird von einigen Kommentatoren als unfundiert, pauschal und polarisierend angesehen. Nach Auffassung des ADFC-Rechtsreferenten Roland Huhn sei die Missachtung von roten Ampeln durch Radfahrer seltener als Geschwindigkeitsüberschreitungen von Autofahrern. Grimme-Online-Preisträger Martin Randelshoff hebt in einem Beitrag zur „Kampfradler“-Diskussion hervor, dass Geschwindigkeitsmessungen gemeinhin als „Abzocke“ bezeichnet werden, wenn es um Verstöße gegen Regeln geht, die aus Sicht von Autofahrern unverständlich sind. In der Zeit und von Interessenvertretern der Radfahrer wurde eine Äußerung des Präsidenten des Verkehrsgerichtstags Kay Nehm kritisiert, nach der sich „kaum ein Radfahrer“ an Regeln wie Fahren mit Beleuchtung oder Rechtsfahrgebot halten würde. Nach einer Studie aus Freiburg würden tatsächlich 10% der Fahrradfahrer notorisch Verkehrsregeln missachten, die Mehrheit der Radler sich dagegen korrekt verhalten. Laut Daten des Statistischen Bundesamtes sind an zwei Dritteln der Unfälle von Fahrradfahrern Autofahrer beteiligt; nur bei einem Viertel der Unfälle liegt die Schuld beim Radfahrer. Zudem haben ca 90% der Fahrradfahrer auch einen Führerschein, bewegen sich also auch als Autofahrer im Verkehr.

Der Mobilitätsforscher Andreas Knie teilt Radfahrer in drei Gruppen ein, Umsteiger vom Auto, gelegentliche Benutzer öffentlicher Verkehrsmittel und „Hardcore-Radler“. Letztere würden in der politischen Diskussion als Kampfradler gebrandmarkt. Auch Autofahrer wären oft unachtsam, aber jeder Verkehrsteilnehmer sei von seinem Verkehrsmittel eingenommen. Nach der Unfallforschung der Versicherer ignorieren Fahrradfahrer insbesondere Verkehrsvorschriften, wenn sie sich sicher fühlen. Die Regelverletzungen würden dabei oft eine nicht nutzergerechte Gestaltung der Radverkehrsanlagen widerspiegeln. Vom VCD wird der CSU-Politiker Ramsauer, der den Begriff des „Kampfradlers“ prominent aufgegriffen hatte, für seine Kürzung der Mittel für den Radverkehr im Verkehrsetat kritisiert. Unter anderem wegen der Erhöhung der Kraftstoffpreise sowie der Verbreitung von Pedelecs gibt es in Deutschland seit Jahren einen Zuwachs an Fahrradfahrern, so dass die bisherige Fahrradinfrastruktur an Grenzen stößt.

Inzwischen sind einige Fahrradaktivisten dazu übergegangen den Begriff des Kampfradlers als Eigenbezeichnung affirmativ zu verwenden. Die herrschende Verkehrspolitik ließe ihnen keine Wahl als gegen bestimmte Regeln zu verstoßen, die Radfahrer im Straßenverkehr benachteiligen oder sogar gefährden würden.

Weblinks

• Kampfradler schulen. Interview mit dem Verkehrspsychologen Klaus-Peter Kalwitzki, In: Frankfurter Rundschau vom 29. September 2012.
• Martin Randelhoff: Der Systemische Fehler des Radverkehrs – Gastartikel zur “Kampf-Radler”-Debatte. Auf: Urbanophil. Netzwerk für urbane Kultur, 12. 4.2012.
• Aufruf der Kampfradler_Innen vom 24. April 2012.
• Kontroverse über "War on Britain's Roads"-Dokumentation des BBC. In: The Guardian vom 30. November 2012 (engl.).